Der Rosengarten zu Worms (A) — Übersetzung

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Bemerkung

Auf dieser Seite erarbeiten Teilnehmer des Proseminars "Einführung in die Heldenepik: Der Rosengarten zu Worms" eine eigenständige Übersetzung des Rosengartens ins Neuhochdeutsche.


Übersetzung

Anmerkungen

  1. nach [Holz 1982]


Textausgabe

<HarvardReferences /> [*Holz 1982] Die Gedichte vom Rosengarten zu Worms, hg. von Georg Holz. Nachdruck der Ausgabe Halle 1893, Hildesheim [u.a.] 1982.

Strophe Rosengarten (A)[1] Übersetzung
Str. 1 Ein stat lit an dem Rine, diu ist so wünnesam /
und ist geheizen Wormze. sie weiz noch manec man.
darinne saz ein recke, der hete stolzen muot:
er war geheizen Gibeche un was ein künec guot
Eine Stadt liegt am Rhein, welche sehr schön ist und Worms heißt. Jedermann kennt sie. Dort gab es einen stolzen Helden, der Gibeche hieß und ein mächtiger König war.
Str. 2 Der hete bi siner vrouwen dri süne hochgeborn
und ouch ein schoenez megedin. durch die wart verlorn
manec küener degen so man uns von in seit
Kriemhilt was si geheizen, diz keiserliche meit.
Dieser hatte seiner Gattin drei adelige Söhne und ein Mädchen (eine Jungfrau) geschenkt. Durch sie gingen, wie man sagt, schon einige mutige Krieger verloren. Dieses königliche Mädchen hieß Kriemhilt.
Str. 3 Sie begunde vrien ein stolzer wigant,
der was geheizen Sivrit, ein helt ûz Niderlant.
der pflac sô grozer sterke, daz er die lewen vienc
und sie mit den zegeln über die mûren hienc.
Ein stolzer Kämpfer wollte sie heiraten,

der Sivrit genannt wurde, ein Held vom Niederrhein.
Dieser hatte eine so große Kraft, dass er Löwen fing
und sie an den Zügeln über die Mauern hielt.

Str. 4 Dô wart ir von dem Berner wunders vil geseit.
si gedâhte ir manege liste, diu keiserlîche meit,
wie si ze samene braehte die zwêne küenen man,
durch daz man saehe, von welhem daz beste würde getân.
Da wurden ihr von dem Berner viele Heldentaten erzählt.
Mit ihrem scharfen Verstand überlegte sich die kaiserliche Jungfrau, wie sie
die zwei tapferen Männer zusammen bringen könnte, um zu sehen
wer der bessere sein würde.
Str. 11 Dô sprach der helt Walther, ein küener degen guot:
'solhe wiedertrutze durch iuweren übermuot
enpietet ir rîchen künegen, die iu sint unbekannt?
man vünde noch snelle helde, die vüeren durch diu lant,
Da sprach der Held Walther, ein kühner und ehrenhafter Krieger:
'Seid ihr so hochmütig, mächtigen Königen, die ihr nicht einmal
kennt, eine solche Herausforderung zu unterbreiten?
Man fände schnell allerhand Ritter, die durch das Land zögen,
Str. 12 Die wol getörsten vehten vor künegen hôchgemuot.
Gevrieschen'z die Wülfingen, ez diuhte sie niemer guot
her Dietrîch von Berne und sîne dienestman,
die hânt bî unsern zîten daz beste ie getân.
doch nur die Dümmsten sind stolz vor Königen zu kämpfen.
Erführen es die Wülflinge, so würde es ihnen ehrenlos erscheinen,
Herrscher Dietrich von Bern und sein Gefolge
haben zu unseren Zeiten das Größte geleistet.
Str. 13 Ervüeren sie diu maere, sie vüeren über Rîn.
Des müeste enkelten manec helt, des sült ir sicher sîn:
der anger würde geroetet und von bluote naz.'
dô sprach diu küneginne: 'wie möhte uns wesen baz!
Hörten sie die Geschichte, so würden sie über den Rhein kommen.
Mancher Ritter müsste dafür büßen, das sollte euch gewiss sein:
der Garten würde rot gefärbt und getränkt werden vom Blut.'
Da sprach die Königin: 'Was gibt es Besseres für uns!
Str. 54 'Nummer dumme amen!' sô sprach her Dietrich,
'wie sint diese vrouwen so rehte wunderlich,
das ir vil selten keiniu will nemen einen man,
ich enhabe mit ime gestriten oder muoz in noch bestan.
'In Gottes Namen!', sagte Herrscher Dietrich,
'Wie wahrhaftig unbegreiflich sind diese Edelfrauen,
dass von ihnen selten eine keinen Mann nehmen will,
mit dem ich gekämpft habe oder den ich noch bekämpfen werde.
Str. 61 Der edeln herzoginne zergienc ir gleite zehant.
si gienc mit trûregem muote, dâ sie Wolfharten vant.
si sprach: `Wolfhart, herre, lâz dir sin gekleit,
vil tugendhafter ritter, daz min herzeleit.´
Die noble Herzogin nahm die Situation selbst in die Hand.
Mit mutiger Entschlossenheit ging sie zu Wolfhart.
Sie sagte: „Höre meine Klage an,
du mutiger Held, was dir mein Herz zu sagen hat.“
Str. 62 Si sprach: ´der Bernære versinnet sich niht baz,
er hât gein den gesten gewendet sinen haz.
nu hilf den edeln gesten, des hâst du êre und vrum,
sô will ich dir ze lône geben minen magetuom.´
Sie sagte: „Der Berner kann sich nicht besinnen.
Er hat seinen Hass gegen die Gäste gerichtet.
Jetzt hilf den edlen Gästen, dadurch erhältst du Ehre und Ruhm.
Dann möchte ich dir zum Lohn meine Jungfräulichkeit geben.“
Str. 70 'Wir müezen zu dem Rine', sprach der Hiltebrant,
'da sül wir helme houwen', so sprach der wigant,
'daz daz bluot dahin vliuzet und git den widerswal'.
'danc habe', sprach do Wolfhart,'so wil ich uf die wal'.
„Wir müssen zum Rhein“, sagte Herr Hiltebrant,
"um da ein paar Helme einzuschlagen". Der Krieger sagte weiter noch:
"Dass das Blut nur so dahinfließt und die Gier zurück strömt
Wolfhart sprach ihm seinen Dank aus und sagte: "So will ich auf das Schlachtfeld!"
Str. 71 'Wol dan,ir werten geste', sprach Wolfhart sa zehant,
'leit abe und lat behalten iuwer stehelin gewant
und ezzet mines herren brot und trinket sinen win,
man git es iu willecliche, swie lange ir hie wellet sin'.
"Also dann, Liebe Gäste", sagte Wolfhart sogleich,
"Leider aber, habt ihr eure stählernen Rüstungen an gelassen
und esst das Essen meines Vorgesetzten (Herren) und trinkt auch seinen Wein,
Man gibt euch das freiwillig, solange ihr hier sein wollt".
Str. 72 Des vröuten sich die geste mit vroelicher art.
vil manec liehter halsberc do behalten wart.
pfeller unde samit leiten sie mit vröuden an.
man sach die edeln geste zühtecliche gan.
Wegen dieser Worte freuten sich die Gäste auf eine lebhafte Art und Weise.
Dennoch blieb der ein, oder andere Teil der Rüstung, die den Hals und Oberkörper bedeckte, doch angezogen.
Feines, kostbares Seidenzeug und Samt zogen sie gerne an.
Man konnte beobachten, wie sie sich der Etikette entsprechend verhielten.
Str. 73 Do gap man den küenen recken ein groze kraft,
daz man uf der vürsten hove heizet wirtschaft.
do beliben sie ze Berne unz an den zehnden tac,
die wile manec ritter it in kurzewile pflac.
Dann gab man den ehrenhaften Kriegern eine große Kraft (?...eine große Motivation??)
Die man am Hof des Fürsten Wirtschaft nannte.
Dann blieben sie zehn Tage lang in Bern
Bis das Anwesen einige Ritter mit Langeweile plagte.
Str. 74 Zehen hunderrt marc goldes gap in der Berne do
die hochgelobten geste machete er alle vro
und kleite sie alle geliche in guot pfellergewant,
beslagen wol mit golde: daz namen sie zehant.
Da gab der Berner ihnen 10 000 Goldmark
und machte den hochgewürdigten Gästen eine Freude
und kleidete sie alle mit kostbaren Gewändern.
Völlig mit Gold überschüttet nahmen sie es sogleich an.
Str. 75 Do gienc der herzoge mit vünf hundert siner man
vil gezogenliche vür den Berner stan.
er sprach: 'vil edeler vürste, möht ez in hulden sin,
den urloup heten wir gerne: wir wollten an den Rin'.
Da ging der Hezrog mit 500 seiner Männer
die für den berner stramm standen.
Er sagte: "Edler Fürst, kann es in ihrem Sinne sein,
wenn wir gerne die Erlaubnis hätten an den Rhein gehen zu können.
Str. 76 Do sprach der Voget von Berne, der degen unverzeit:
'min urloup und min hulde diu istiu unverseit.
ich geleite iuch uz mimlande mit vünf hundert man.
welt ir hie langer beliben, daz ist liebe mir getan'
Da sagte der Fürst von Bern, der unerschorckene Krieger:
Sowhol meine Erlaubnis zu gehen, als auch mein Wohlwollen bleibt euch verwehrt.
ICh werde euch mit 500 Man aus meine Land geleiten/begleiten.
Hättet ihr länger bleiben wollen, hättet ihr mir eine große Freude bereitet".
Str. 77 Des dankete im tugentlche der herzoge Sabin:
'vil edeler voget von Berne, wir wolten an den Rin'
die herren von dem Rine wurden in stahel do gekleit.
der edel vürste von Berne do selbe mit in reit
In seiner Besonnenheit dankte ihm der Herzog Sabin:
"Edeslter HErzog von bern, wir wollten an den Rhein".
Die Männer vom Rhein legten darauf ihre Rüstungen an
und der edle Fürst von Bern ritt mit ihnen mit.
Str. 78 Mit vünf hundert siner man, so er sie tiurest vant.
er geleite sie mit eren durch Lampartenlant.
do sie von Berne kamenund Garte sahen an,
do sprach der herzoge ze dem Berner lobesam:
Mit 500 seiner Männer, die er unbedingt dabei haben wollte.
Er führte sie ausgezeichnet durch die Lombardei.
Als sie aus Bern ankamen und den Garten erblickten,
sagte der Herzog zum Berner feierlich:
Str. 79 'Nu keret wider, herre, heim in iuwer lant,
ir hat uns verre gedient mit [iuwren] helden hochgenant.
swaz ir nu welt enpieten der keiserlichen meit,
daz wirt ir endeliche da von mir geseit'
"Herr, nun kehrt wieder in eure Heimat/euer Land zurück.
Ihr habt uns gut geholfen mit euren tapferen Helden.
Was ihr dem kaiserlichen Mädchen anbieten wollt,
ich habe es der Herrin bereits ausgerichet.
Str. 80 Do sprach der Bernaer: 'nu saget der Künegin,
si müeze ir widertrutze selbe triben in,
die si mir hat enpoten in min eigen lant.
des mac wol entkelten manec küener wigant.
Da sagte der Berner: "Nun richte der Königin aus:
Dass sie ihren Widerstand/Trotz, wieder loswerden muss,
den sie mir in mein eigenes Land gebracht hat.
Das sollte so manchen Helden entlohnen.
Str. 81 Saget ir, ich habe ze Berne rosen also vil,
wan daz ich irhochvart nht übersehen wil.
sehzec tusent recken bringe ich über Rin
die wol getürren vehten umb rosenkrenzelin.
Teilt ihr mit, dass ich in Bern genauso viele Rosen habe,
dass man ihre Pracht nicht übersehen kann.
Sechzig Tausend Krieger bringe ich über den Rhein mit,
damit sie utiig um Rosenkränze kämpfen (fechten)
Str. 82 Dannoch bringe ich zwelve uf den grüenen plan,
die in dem rosengarten wol ir zwelve getürren bestan'
urloup nam mit zühten der von Brabant.
der edel vürste von Berne reit heim in sin lant.
Dann bringe ich noch Zwölf auf den grünen Platz (Garten?)
die in dem Rosengarten ihre Zwölf tapfer überwinden werden".Der von Brabant nahm höflich Abschied
und der edle Fürst von Bern kehrte in sein Land zurück.
Str. 83 Kriemhilte der küneginne wurden diu maere geseit,
des vröute sich heimliche diu keiserliche meit.
Kriemhilt diu küneginne do niht langer beit,
it ir juncvrouwen si sich do bereit.
Der Königin Kriemhilte wurden die Neuigkeiten mitgeteilt,
wobei sie sich über die Nachrichten heimlich freute (ins Fäustchen lachte)
Kriemhilt, die Königin, zögerte nicht lange,
bisweilen tauschte sie sich mit ihren Beraterinnen aus.
Str. 84 Diu junge herzoginne gienc ir an der hant,
die wolte si ze wibe geben deme von Brabant.
[diu selbe junvvrouwe truoc ein kleit an,
dardurch da schein ir lip, der was so wolgetan.
Die junge Herzogin, die sie dem von Brabant zur Frau geben wollte,
nahm ihre Hand.
Die besagte Frua hatte ein Kleid an,
welches ihre schöne Gestalt/Figur betonte.
Str. 85 Ir arme waren wiz, blanc als ein hermelin.
under den juncvrouwen mohte si i diu schoenste sin.]
mit den slben meiden si ime engegene ginec,
wie rehte güetliche in diu künegin enpfienc:
Ihre Arme waren so weiß, so weiß (weiser als?) wie Hermelinfell.
Unter den jungen Frauen war sie die Schönste.
Mit den gleichen jungen Frauen, mit denen sie Zeit verbrachte (???)
Die Königin empfieng ihn freundlich:
Str. 86 'Wis gote willekommen,ein herzoge uz Brabant!
waz enpiutet uns der von Berne in unser eigen lant?'
er sprach: 'edeliu künegin, des werdet itr wol gewar,
er wil vür iuch bringen eine ungevüege schar.
"Grüß Gott Herzog aus Brabant!
Was bietet uns der von Bern auf unserem eigenen Boden an?"
Er sagte: "Eure Hoheit, ihr solltet euer Augenmerk darauf richten,
dass der Berner wegen Euch eine ungestüme Horde her bringen will.
Str. 87 Iu enpiutet der von Berne, vil edeliu künegin,
ir müezet iuweern widertutz triben wider in,,
den ir im hat enpoten in sin eigen lant,
und des müge wol enkelten manec stolzer wigant.
Eure Majestät, es bittet euch der Berner,
dass sie den Unmut abwenden, den Sie in sein Land gebracht haben
und dass, das so manchen stolzen Helden entlohnen sollte.
Str. 88 Er sprichet, er habe ze Berne rosen also vil,
wan daz er iuwer hochvart niht übersehen wil.
sehzec tusent recken bringet er über Rin,
die wol getürren vehten umb rosenkrenzelin.
Er behauptete, er hätte ni Bern so viele Rosen
dass er eure Pracht (an Rosen) gar nicht sehen will.
Sechzig Tausend Mann wird er über den Rhein hier her bringen,
die mutig um die Rosenkränze kämpfen sollen.
Str. 89 Darzuo bringet er zwelve 8f den grüenen plan,
die in dem rosengarten iuwer zwelve wol türren bestan'.
'wol mich, ein werder vürste, ein herzoge uz Brabant,
daz ich dich ie gein Berne ze Boten han gesant!
Des Weiteren bringt er noch zwölf Weitere,
die im Rosengarten eure zwölf Mutigsten besiegen sollen".
"Zolle mir Anerkennung, werter Fürst, Herzog aus Brabant,
dass ich dich jemals als Boten nach Bern geschickt habe!
Str. 90 Des gat ez an ein houwen, daz man siht daz bluot,
so siht man helme schroten manegen ritter guot.
swer vrume boten sendet, der verliuset niht daran.
nu wil ich dir geben, swaz ich dir gelobet han'.
Dabei handelt es sich um eine Schlacht, bei der man viel Blut fließen shen wird.
Wo Hellebarden so manchen tapferen Krieger verwunden werden.
Wer Boten schickt, die brauchbar sind, hat nichts zu verlieren.
Nun will ich dir geben, was ich dir versprochen habe".
Str. 105 'Noch weiz ich dort einen, vor deme ich sorge han:
wer sol uns in den rôsen den zwelften held bestân?
der ist geheizen Walther von dem Wasgenstein
und ist an dem Rîne der küensten recken ein.'
"Einen kenne ich dort noch, vor dem ich Sorge habe:
Wer soll für uns im Rosengarten den zwölften Helden überwältigen?
Dessen Name ist Walther von dem Wasgenstein
und er ist am Rhein einer der tapfersten Krieger."
Str. 106 'Deme ich sînen kempfen, weiz got, niht vinden kann,
was Dietleip von Stîre, der ist ein starker man.
hülf uns der degen junge, vil lieber herre min,
so möhten wir mit vröuden wol riten an den Rin.'
"Für ihn kann ich, weiß Gott, keinen Kämpfer finden,
außer Dietleip von Steiermark, der ein starker Mann ist.
Sollte uns dieser junge Ritter helfen, mein lieber Herr,
so können wir gewiss voller Freude an den Rhein reiten."
Str. 107 Dô sprach der wol gezogene von Berne her Dietrich:
'ich hân ime gedienet kleine, daz riuwet iezuo mich,
wist er diu rehten maere von Kriemhilte übermuot,
so rite mit uns an den Rin der edel degen guot.
Da sprach der wohlerzogene Fürst Dietrich von Berne:
"Ich habe ihm nur kurze Zeit gedient, das bedauere ich jetzt.
Wüsste er die wahren Geschichten von Kriemhilts Hochmut,
würde der mächtige und ehrenhafte Ritter mit uns an den Rhein reiten.
Str. 108 Hêt ich nu einen boten', sprach her Dietrich,
'der mir wolte werben die boteschaft endelich,
mit deme sô wolte ich teilen bürge unde lant.'
dô sprach der junge Sigestap: 'ich wirbe ez al zehant.'
Hätte ich doch nur einen Boten", sprach Herr Dietrich,
"der mir die Botschaft unverzüglich überbringen könnte,
so würde ich Burg und Landbesitz mit ihm teilen."
Da sprach der junge Sigestap: "Ich überbringe die Botschaft auf der Stelle."
Str. 109 Des dankete ime in zühten der Berner unverzeit.
Sigestap der junge gein Stire balde reit,
er suochte Dietleiben, den vil snellen degen.
gein vünf hundert rittern was er in strîte erwegen.
Das dankte ihm der Berner in Ehrerbietung.
Der Jüngling Sigestap ritt bald in die Steiermark,
und suchte Dietleib,den sehr gewandten Kämpfer.
Dieser konnte sich in der Schlacht gegen fünfhundert Ritter behaupten.
Str. 110 Sigestap der junge gein Stîre geriten kam,
als eime degen küene harte wol gezam.
dô enpfienc in tugentlîche Biterolf zehant,
er vrâgete in der maere: diu tete er ime bekant.
Der junge Sigestap kam in die Steiermark geritten,
und taugte so zu einem ganz besonders tapferen Krieger .
Da empfing ihn Biterolf auf der Stelle edelmütig
und fragte nach der Geschichte: Er machte sie ihm bekannt.
Str. 111 Dô sprach der alte Biterolf: 'ir müget tôren sin,
daz ir durch rôsen willen ritet an den Rin,
und daz ir welt volgen einer unsinnigen meit
diu durch ir grôze affenheit daz mort zesamene treit.'
Da sagte der alte Biterolf: "Ihr müsst verrückt sein,
dass ihr wegen Rosen an den Rhein reitet
und dass Ihr einer irren Jungfrau folgt,
die durch ihre große Albernheit ein Blutbad verursacht."
Str. 112 Dô sprach aber Sigestap: 'ez enwirt mir niemer leit.
ich bin deste holder der keiserlîchen meit,
daz si gerne siht vehten die recken unverzeit.
des versuochet dâ manec ritter die sîne manheit.'
Da aber sprach Sigestap: "Es tut mir nicht mehr leid.
Umso mehr bin ich der herrlichen Jungfrau wohlgesonnen,
dass sie gerne die furchtlosen Helden kämpfen sieht.
Da möchte mancher Ritter seine Männlichkeit auf die Probe stellen."
Str. 113 Do sprach der alte Biterolf: 'got gebe iu allen heil,
daz ir von dem Rine bringet rosen ein michel teil.
Dietlein ist niht hie heime, er ist ze Bechelar
bi dem milten marcgraven, daz sage ich dir vürwar.'
Da sagte der alte Biterolf: Gott schütze euch alle,
auf, dass ihr vom Rhein eine große Anzahl Rosen mitbringt.
Dietleip ist nicht zu Hause, er ist in Bechelaren
bei dem freigebigen Marktgrafen, das kannst du mir glauben.".
Str. 114 Sigestrap der junge urloup von dannen nam
und reit hin gein Bechelaren, der degen lobesam.
do enpfienc in tugentliche der [milte] marcgrave starc
und darzuo manec ritter, ir keiner daz verbarc.'
Daraufhin nahm der junge Sigestap Abschied
und der ruhmreiche Ritter ritt weiter nach Bachelaren.
Edel empfing ihn dort der [freigebige und] starke Marktgraf
und dazu mancher Ritter, wie nicht zu übersehen war.
Str. 115 Sie vrâgeten in der maere, diu wurden in kunt getân.
dô der milte marcgrâve diu maere dô vernam,
er sprach: 'ritet ir ze dem Rîne, daz ist kintllch getân,
ir möhtet alsô sanfte ze Berne rôsen gezogen hân.
Sie fragten ihn nach den Geschichten, diese wurden ihnen bekannt gemacht.
So vernahm auch der freigebige Markgraf diese Geschichten
und sprach: "Es ist unüberlegt, an den Rhein zu reiten.
Ihr mögt also gerne Rosen nach Bern bringen.
Str. 116 Die zwelve in dem garten sint mir wol bekant,
daz sint wol die küensten, die haben alliu lant.
werdet ir in dem garten sigelôs oder erslagen,
sô wirt alliu disiu werlt ir spot ûf iuch tragen,
[daz ir alle volget einer vâlandin
und welt durch rôsen willen riten an den Rin.']
Ich kenn die Zwölf in dem Garten sehr gut,
sie sind wohl die Tapfersten aller Länder.
Bleibt ihr im Garten sieglos oder werdet erschlagen,
so wird euch der Spott der ganzen Welt zu Teil.
[dass ihr alle einer Teufelin folgt
und wegen Rosen an den Rhein reiten wollt."]
Str. 117 Dô sprach Sigestap der junge: 'des hân wir uns erwegen,
daz wir in dem garten strîtes wellen pflegen,
swer uns hât vür tôren, der tôret sêre daran,
sie slahent uns niht sêre, komen wir ûf den plân,
[wir hân in schiere vergolten mit starken siegen grôz,
wir machen sie under den helmen aller vröuden blôz.]
Da sprach der junge Sigestap: "Wir haben uns dazu entschieden,
dass wir im Garten kämpfen wollen.
Wer uns für Dummköpfe hält,der täuscht sich darin gewaltig.
Sie werden uns nicht viel Schaden zufügen, wenn wir auf den Kampfplatz kommen.
[Wir werden uns in aller Schnelle mit gewaltigen Schlägen rächen
und entledigen sie unter den Helmen aller Freuden.]
Str. 118 Vünde ich niuwan Dietleiben, den küenen jungen man,
ob er uns in dem garten wolte bî gestân,
zergangen waer unser swaere', sprach der vürste klâr,
'und vröute sich min gemüete, daz sage ich iu vürwar.'
Fände ich doch nur Dietleib, den tapferen, jungen Mann,
wenn er uns im Garten beistehen wolle,
wäre unser Kummer vergessen", sprach der Fürst mit Nachdruck,
"und mein Gemüt wäre erheitert, das könnt ihr mir glauben."
Str. 119 Des dankete ime mit zühten der milte marcman:
'Dietleip ist niht hie heime, wil ich dich wizzen lân:
er ist ze den Sibenbürgen, dâ ist er worden wunt
von eime merwunder des lîbes ungesunt.'
Dafür dankte ihm der gütige Markgraf mit Höflichkeit:
"Du sollst wissen, dass Dietleip nicht zu Hause ist.
Er ist in Sibenbürgen, da wurde er krank
von einem Meerungeheuer des schädlichen Leibes."
Str. 120 Dô sprach Sigestap der junge: 'ich muoz ze ime dar.
jâ sol man in den rôsen werden wol gewar,
.........................................................
swenn einer gein dem andern durch die rôsen beginnet.'
Da sprach der junge Sigestap: Ich muss zu ihm gehen.
Ja man soll sich im Rosengarten auf etwas gefasst machen,
.........................................................
wenn einer nach dem anderen wegen den Rosen loslegt."
Str. 121 Dô sprach der marcgrâve: 'got gebe iu allen heil,
daz ir von dem Rîne bringet rôsen ein michel teil,
ich spriche ez zewâre, ich gan iu der êren wol.'
Sigestap reit von dannen, als er von rehte sol.
Da sprach der Markgraf: Gott schütze euch alle,
auf dass ihr vom Rhein eine große Anzahl Rosen mitbringt.
Ich sage es euch fürwahr, ich gönne euch die Ehren sehr.
Sigestap ritt davon, um der Pflicht nachzukommen.
Str. 122 Er wolte zen Sibenbürgen, dô er gein Wiene kam,
dô vant er Dietleiben vor eime münster stân.
dâ wart er schône enpfangen von dem degene dô.
daz er in hête vunden, des wâren sie beide vrô.
Er wollte nach Siebenbürgen, als er nach Wien kam,
dort fand er Dietleiben vor einem Münster stehend.
Er wurde von dem Helden freundlich empfangen
und beide waren sie froh, dass er ihn gefunden hatte.
Str. 123 Do vrâgete er in der maere, diu wurden im kunt getan.
'welher ist der eine, der mich sol bestân?'
'er ist geheizen Walther von dem Wasgenstein
und ist an dem Rîne der küensten vürsten ein.'
Dietleiben fragte nach der Geschichte und sie wurde ihm bekannt gemacht.
"Welcher ist derjenige, der gegen mich antreten soll?"
"Sein Name ist Walther von dem Wasgenstein
und er ist am Rhein einer der tapfersten Fürsten."
Str. 124 'Jâ daz tuon ich gerne, ich hoere von deme wol sagen,
er habe bî sinen zîten recken vil erslagen,
und sleht er mich ze tôde, er ist ein biderman.
ich wil in ûf mîne triuwe willeclîche bestân.'
"Ja das mache ich gerne, ich höre gewiss von ihm,
er habe zu seiner Zeit viele Ritter getötet.
Und sollte er mich zu Tode schlagen, ist er ein Ehrenmann.
Bei meiner Ehre, ich will entschlossen gegen ihn antreten.
Str. 131 'Noch hêten sie niht alle die zwelfe ûz erkorn.
‚wie bringen wir ûz dem klôster den münech wolgeborn
Do zogete der von Berne mit sehze tûsent man
Vil balde gein Inselbürge ûf einen grüenen plân
Noch hatte sie nicht alle zwölf erwählt.
„Wie bringen wir den adligen Mönch aus dem Kloster dazu?“
Da brach der Herr von Berne mit 16.000 Mann
schon bald nach Inselbürge auf einer grünen Ebene auf.
--Loreley (Diskussion) 22:55, 2. Dez. 2016 (CET)
Str. 132 'Dô sluoc man ûf den herren vil manec schoene gezelt,
Vür daz selbe klôster ûf ein wîtez velt
Dô gienc der münech Ilsân eines morgens vür ein wer:
Er sach ûf der heiden ligen ein vil breitez her
Da schlug das Heer viele schöne Zelte auf
Vor dem selben Kloster auf einem weiten Feld
Da ging der Mönch Ilsan eines Morgens für eine Gabe.
Er sah auf der Wiese ein breites Heer lagern. --Loreley (Diskussion) 19:14, 5. Dez. 2016 (CET)
Str. 133 Sie lâgen ûf ir eigen, daz was im alsô zorn.
‚waz diutet disiu hervart?’ Sprach der münech ûzerkorn,
‚ach richer got von himel, wie sol es nu ergân?
Nu ware ich gein gote vil gerne ein guoter man.
Sie lagen auf ihrem Grundstück, was in ihn zornig machte.
„Was bedeutet dieses Geschehen?“, sprach der auserwählte Mönch.
„Ach prächtiger Gott im Himmel, was soll nun geschehen?
Nun war ich vor Gott gerne ein guter Mann. --Loreley (Diskussion) 16:17, 7. Dez. 2016 (CET)
Str. 134 Des enwellen übel herren und boese liute niht
Ich hebe mich wider an den mort, swaz mir dâvon geschiht.’
Dô verkêrte sich diu varwe an dem grimmen man:
Gel und bi wilen grüene sîn varwe wart getân.
Deshalb wollte ich schlechte Herren und böse Töne nicht.
Ich denke wieder an den Totschlag, was mir deshalb auch wiederfahren wird.“
Da wandelte sich das Gesicht des grimmigen Mannes.
Gelb und sogar grün wurde sein Gesicht. --Loreley (Diskussion) 14:54, 8. Dez. 2016 (CET)
Str. 150 Dar sülzn wir zwelve bringen,
die sie türren dâ bestân.
der Rosen ze eime kranze
gît man dâ ie dem man,
ein helsen und ein küssen
von der künegin.
ouch sol er vor der recken
getiuret iemer sin.
Str. 165 'Dô riten gein dem Rine die sehzec tûsent man.
sie sâhen manegen bûren neben in ze acker gân.
dirre herren site was guot und wol geriht:
keime armen manne nâmen sie des sinen niht.'
Da ritten sechzig tausend Mann in Richtung Rhein,
sie sahen manchen Bauern neben ihnen im Acker gehen.
Dieser Herren Sitte war wohlwollend und gut gesinnt:
Keinem armen Mann nahmen sie den Erlös weg.
Str. 156 'Dô sprach der abbet:'herre, ez enist niht unser reht,
daz wir iht süln vehten. wir in gotes kneht.
wir süln tac unde naht ze dinste sin bereit
dem gote der uns geschaffen hat. der münech si iu verseit'
Da sagte der Abt: "Herr, es ist nicht unser Recht zu kämpfen
denn wir sind Gottes Knechte.
Wir sollen Tag und Nacht zum Dienst unseres Schöpfers bereit stehen.
Ansonsten soll dir dass Mönchtum verwehrt sein.
Str. 158 Da sprach der abbet schiere: 'vil lieber bruoder min
welt ir mir danne bringen ein rozenkrenzelin
der wile wellen wir büezen, sit ir gerne ritet da'
Dis begunden lachen dei herren alle gar.
Da sprach der Abt sogleich: "Mein lieber Bruder,
würdet Ihr mir dann einen Rosenkranz bringen?
Bis dahin werden wir Buße tun, obwohl ihr dahinreitet".
Da spotteten alle Herren.