Morgan (Gottfried von Straßburg, Tristan)
Morgan ("meergeboren" [1]) ist die Figur eines bretonischen Herzogs, der sich mit den Regenten des Landes Parmenien (zunächst Riwalin, später Tristan) in einem beständigen Machtkampf befindet.
Riwalin und Morgan
Das Verhältnis zwischen Morgan und Riwalin ist ausschlaggebend für Tristans Rache an Morgan.
Lehnsverhältnis
Riwalin und Morgen befinden sich in einem Abhängigkeitsverhältnis, das sich aus der Übergabe eines Landes von Morgan an Riwalin ergibt:
- und haete ein sunderes lant
- von eines Britûnes hant
- und solte dem sîn untertân:
- der selbe hiez li duc Morgân. (Verse 331-334)
Riwalin steht somit unter der Lehnsherrschaft von Morgan und ist ihm Treue und Gefolgschaft schuldig. [2] Morgan hat demnach mehr Macht und mehr Einfluss als Riwalin, der ihm dienen muss. Nach der geltenden Ordnung im deutschen Lehnsrecht im Mittelalter kann Morgan, unter Berücksichtigung der Stellung von Riwalin und Rual, im dritten Heerschild eingeordnet werden. [3]. Er befindet sich somit eine Stufe über dem Heerschild, der den üblichen Herzögen zukommt. Dies verdeutlicht noch einmal seine besondere Verfügungsgewalt, die er als Herzog ausübt. Ob Morgan selbst einem weiteren Lehnsherren untersteht, wie es üblicherweise sein müsste, geht aus dem Text nicht hervor.[4]
Riwalins Auflehnung gegen das Lehnsverhältnis
Drei Jahre nach seiner Schwertleite zum Ritter beginnt Riwalin einen Krieg mit Morgan. Der Erzähler gibt an dieser Stelle an, nichts über die Motive Riwalins zu wissen. Es bleibt unklar, ob Morgan ihn zu diesem Schritt reizt und Riwalin aus Not handelt, oder ob der Angriff aus "übermuot" (Vers 342) erfolgt. Riwalin greift Morgan jedoch "als einen schuldegen man" an (Vers 346), also in der Art und Weise, als ob Morgan den Kampf durch eine Verletzung des Lehnsverhältnnisses provoziert hätte. Der Verlauf des Angriffs wird vom Erzähler zunächst als äußerst erfolgreich für Riwalin beschrieben. Morgans Burgen und Städte werden eingenommen, außerdem werden Güter und Geld so stark vermehrt, dass das Heer vergrößert werden kann. Jedoch setzt sich Morgan standhaft zur Wehr, bekommt ebenfalls Städte und Burgen unter seine Gewalt und beraubt sie. Das Kräfteverhältnis scheint zunächst ausgeglichen, dennoch ist Morgan Riwalin unterlegen[5]. Morgan lenkt schließlich zu Verhandlungen ein und für die Zeit von einem Jahr wird Frieden vereinbart.
Literatur und Fußnoten
- ↑ Vgl. Gottfried von Straßburg: Tristan. Band 3. Kommentar. Hrsg. von Rüdiger Krohn. Stuttgart 2008. S. 40
- ↑ Vgl. Weddige, Hilkert: Einführung in die Germanistische Mediävistik. München 2006. S.162 ff.
- ↑ Vgl: Combridge, Rosemary Norah: Das Recht im Tristan Gottfrieds von Strassburg.Berlin 1964². S. 15 bis 19.
- ↑ Ebd. S. 17.
- ↑ Hollandt, Gisela: Die Hauptgestalten in Gottfrieds Tristan.Berlin 1966. S.16.