Richard Wagners "Parsifal"

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Von einem Literaturwissenschaftlichen Standpunkt aus, soll Richard Wagners romantische Oper "Parsifal" mit dem ursprünglichen Werk Wolframs - Parzival - verglichen werden. Der Artikel setzt sich dabei zum Ziel, die deutlich spürbaren thematischen Abänderung in Wagners Adaption von Wolframs Epos herauszuarbeiten und zu deuten.

Wagners Rezeption und Aneignung des Parzivalsstoffes

Ausgangssituation: Wolframs Parzival - Ein Werk des Mittelalters

Auf die dem Parzival innewohnenden Thematiken soll an dieser Stelle nur sehr oberflächlich und rudimentär eingegangen werden.[1] Hauptaugenmerk dieses Abschnitts liegt darauf, den Parzival mit seinen bestimmenden Motiven als Produkt seiner Zeit, des Hochmittelalters, zu verorten. Für die Leitthemen des Mittelalters bezeichnend, sind auch im Parzival die große Konflikte in der Beziehung zwischen Individuum und Gott, sowie im Verhältnis von Weltlichkeit und Geistlichkeit zu sehen.[2][Wynn 1983: S. 433f.]

Verarbeitung: Rezeptionsgeschichte und Aneignungsprozess

Wagner kommt erstmals 1845 mit dem Parzivalepos Wolframs in Kontakt. Nachdem Karl Lachmann 1833 die erste kritische Ausgabe des Parzival herausgegeben hatte, wurde sie zunächst 1841 von San Marte und 1842 ein weiteres Mal von Karl Simrock übersetzt.[Wapnewski 1978b: S. 205f.] Beide Übersetzungen scheint Wagner gelesen zu haben,[Wagner 1976: S. 315] ergänzt durch den "ebenso irregeleiteten wie irreführenden" Gervinus und seine Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen, die in fünf Bänden von 1835-1840 erschien.[Wynn 1983: S. 438] Von dem Werk tief bewegt, regt sich in ihm dennoch die Sehnsucht nach eigener Gestaltung, ja Umgestaltung des Wolframschen Werkes.[3] Die Umarbeitung des Stoffes nach eigener Konzeption erwies sich aber als schwieriger als zunächest gedacht: Die erste Urfassung seiner Skizzen, die 1857 fertig gestellt worden sein soll, wurden durch Wagner wieder verworfen und ist heute nicht erhalten. Und so dauerte es weitere acht Jahre, bis der erste Prosaentwurf Wagner 1865 endlich fertig gestellt wurde.[Wynn 1983: S. 445]Doch dieser brach dafür auch mit allem vorher Bekannten aus dem Werk Wolframs; eine direkte Verbindung ist lediglich über vereinzelte Motive und die verbliebenen sechs Namen Wolframs Epos herzustellen.[4] Die Änderungen im Einzelnen erläutert der Abschnitt X.

Produkt: Wagners romantische Oper Parsifal - Ein Werk des ausgehenden 19. Jahrhunderts

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu an anderer Stelle ausführlicher: Das Gottesbild Parzivals, Schuld, Sühne und Erlösung, Die Darstellung des Orients im Parzival, Parzivals Schuld. Neben dieser kleinen Auswahl an literaturwissenschaftlichen Artikeln zum Parzival Wolframs, sei an dieser Stelle noch auf die Inhaltsangabe des "Parzivals" verwiesen, sowie auf die Dachseite Wolframs von Eschenbach Parzival, die den Anspruch hegt, alle Artikel dieses Wikis zum Parzival aufzulisten.
  2. Vgl. dazu die Artikel: Parzivals Gotteszweifel und den Abschnitt Zum Verhältnis von Geistlichkeit und Weltlichkeit
  3. "Bald regte aber die Sehnsucht nach eigener Gestaltung des von mir Erschauten sich so stark"[Wagner 1976: S. 315]
  4. "[...] und wenn die Namen der sechs Personen der Handlung andere wären als die gegebenen, würde es für den Literaturkritiker nicht unbedingt offensichtlich sein, daß es in der Hauptsache Wolframs Werk ist, das hinter dem Wagnerschen Musikdrama steht."[Wynn 1983: S. 431]

Literaturverzeichnis

<HarvardReferences />

[*Kühnel 1989] Kühnel, Jürgen: Parsifal. Erlösung dem Erlöser. Von der Aufhebung des Christentums in das Kunstwerk Richard Wagners, in: Müller, Ursula/Müller, Ulrich (Hrsg.): Richard Wagner und sein Mittelalter, Salzburg 1989, 171-227.

[*Mertens 1989] Mertens, Volker: Richard Wagner und das Mittelalter, in: Müller, Ursula/Müller, Ulrich (Hrsg.): Richard Wagner und sein Mittelalter, Salzburg 1989, 9-84.

[*Mertens 1986] Mertens, Volker: Richard Wagner und das Mittelalter. Parsifal: Vom ritterlichen Weltroman zum Mysterienspiel, in: Müller, Ulrich/Wapneski, Peter (Hrsg.): Wagner Handbuch, Stuttgart 1986, 50-55.

[*Müller 1980] Vom Roman Wolframs von Eschenbach und vom Musikdrama Richard Wagners, in: Stein, Peter u.a.(Hrsg.): Sprache, Text, Geschichte. Beiträge zur Mediävistik und germanistischen Sprachwissenschaft aus dem Kreis der Mitarbeiter 1964-1979 des Instituts für Germanistik an der Universität Salzburg, Göppingen 1980, 479-502.

[*Müller 1989] Müller, Ulrich: Vom Parzival zum Liebesverbot. Richard Wagners Umgang mit dem Mittelalter - vier Thesen, in: Müller, Ursula/Müller, Ulrich (Hrsg.): Richard Wagner und sein Mittelalter, Salzburg 1989, 85-101.

[*Seelig 1983] Seelig, Wolfgang: Ambivalenz und Erlösung. Parsifal, Bonn 1983.

[*Wagner 1976] Wagner, Richard: Mein Leben, hg. u. kommentiert von M. Gregor-Dellin, München 1976.

[*Wapnewski 1978a] Wapnewski, Peter: Parzival und Parsifal oder Wolframs Held und Wagners Erlöser, in: Kunze, Stefan (Hrsg.): Richard Wagner. Von der Oper zum Musikdrama, Bern 1978, 47-60.

[*Wapnewski 1978b] Wapnewski, Peter: Der traurige Gott. Richard Wagner in seinen Helden, München 1978.

[*Wynn 1983] Wynn, Marianne: Mittelalterliche Literatur in der Rezeption. Richard Wagner und Wolframs Parzival, in: Archiv für Kulturgeschichte 65 (1983), 431-449.

Weblinks

http://www.digizeitschriften.de/dms/toc/?PPN=PPN391118072_0065