Jagd (Gottfried von Straßburg, Tristan)
Dieser Artikel behandelt die Verwendung des Jagdmotives in Gottfried von Straßburgs Tristan.
Verwendung des Jagdmotives in der mittelalterlichen Literatur
Das Motiv der Jagd ist ein in der mittelalterlichen Literatur häufig wiederkehrendes Thema. Im Mittelpunkt der Darstellung steht zumeist die Jagd als Teil höfischer Gesellschaftsrituale. Die Jagd fungiert in der Regel als Handlungsgerüst im Rahmen der feudalen Unterhaltungskultur. So wird Siegfried im Nibelungenlied während der Jagd hinterhältig ermordet und steht somit sinnbildlich für den Niedergang der höfischen Gesellschaft im weiteren Handlungsverlauf. Im Eneasroman Heinrichs von Veldeke werden Eneas und Dido während eines Unwetters von der Jagdgesellschaft getrennt und schlafen im Folgenden miteinander. Das führt zu Problemen, da Dido eigentlich schon einem anderen Mann versprochen ist. Auch hier zeigt sich, dass mit einer reibungslos ablaufenden Jagd ein Funktionieren der Gesellschaft zusammenhängt und erst durch die Trennung von der Jagdgesellschaft wird das unhöfische Verhalten der Protagonisten möglich gemacht.
Metaphorik der Jagd im Tristan
Anders, als in den meisten anderen mittelalterlichen Werken zieht sich das Motiv der Jagd im Tristan durch den gesamten Roman. Wie ein Leitmotiv umrahmen verschiedene Jagdszenarien wichtige Schritte im Handlungsverlauf. Bereits die Einführung Tristans in die Hofgesellschaft Markes geschieht während einer Treibjagd auf einen Hirsch. Tristans Jagdkünste sind denen von Markes Jägern überlegen, wie durch seine Demonstration des Entbästens des Hirsches gezeigt wird. Auch die Minnegrotte gegen Ende der Handlung steht ganz im Zeichen der Jagd, sie wurde von Tristan während der Jagd entdeckt:
dâ wiste Tristan lange ê wol
in einem wilden berge ein hol,
daz haete er z'einen stunden
von âventiure vunden.
dô was er dâ geriten jagen
und haete in sîn wec dar getragen (T 16683 - 16688)
Marjodos Traum
Drachenkampf
Nach dem Kampf mit dem Drachen schneidet Tristan auf Raten Brangänes dem Drachen die Zunge heraus. Die Tatsache, dass er damit den Beweis für die Tötung bringt und nicht etwa der Truchsess mit dem Kopf des Drachen geht auf einen alten Jagdbrauch zurück. In der griechischen Mythologie erschlug der Held Alkathoos einen Löwen, der das Land bedrohte. Nachdem der Löwe besiegt war gaben viele Andere an, den Löwen erlegt zu haben, doch "Alkathos zog die dem Untier ausgeschnittene Zunge aus seinem Reisesack und strafte so die Schelme Lügen (...)." [1]
Fußnoten
- ↑ Burkardt Krause, 1996 zitiert Karl Meuli, Griechische Opferbräuche