Individualität und Rollenspiel: Die Mehrfachkodierungen des Ichs (Dante Alighieri, Vita nova)
Dieser Artikel ist in Bearbeitung.
Einleitung
Das Subjekt spielt in Dantes Werk "Vita nova" eine eminent wichtige Rolle. Dies verdeutlicht etwa die Tatsache, dass im Mittelpunkt ein mehrfach kodiertes Ich steht, das in verschiedene Rollen schlüpft, verschiedene Rollen innehat. Welche Ich-Entwürfe präsentiert uns Dante und welche Schwierigkeiten ergeben sich, wenn sie sich in einem Namen zu Wort melden?[1]
Ich-Entwürfe Dantes in der Vita nova
Autor-Ich
Beim Autor des Werks Vita nova handelt es sich um den historischen Dante Alighieri, der die Liebe des Protagonisten "Dante" zu Beatrice beschreibt. Dante wechselt in seinem Werk zwischen Prosa und Dichtung, letztere in Form von Sonetten. Michael Schwarze greift in seinem Aufsatz den Begriff "Organisationszentrum der Darstellung" auf, ohne ihn näher zu erläutern. Da er zusätzlich dem Ich die Rollen des Protagonisten und des Sprechers zuweist, könnte das "Organisationszentrum der Darstellung" auf den Autor bezogen werden. Als Organisator ist es dem Autor möglich, verschiedene Rollen zu vergeben, den Sprecher vom Protagonisten zu unterscheiden oder sie auch in einer Person zu vereinen. Die Frage nach der Fiktionalität des Werks ist bis heute nicht vollends geklärt und wirft immer wieder Diskussionen auf, näher ausgeführt wird diese Frage im Artikel über die Figur Dantes . Daher ist es durchaus möglich, dass es sich bei Autor-Ich, Sprecher-Ich und Protagonisten-Ich um ein und dieselbe Person handelt. Bewiesen ist dies allerdings nicht.
Sprecher-Ich
Protagonisten-Ich
Exkurs: Divina Commedia (Die göttliche Komödie)
Nach Michael Schwarze liegt auch im Werk Divina Commedia eine Autofiktion vor, die dem Ich mehere Rollen zuweist. Das Werk Dantes wird gewissermaßen als Fortsetzung der "spirituellen Autobiografie"[Schwarze 2011: 2] Vita nova gesehen. Das Ich namens "Dante" berichtet davon, wie es "auf dem Weg durch die Hölle einem dunklen Wald von Verfehlungen entkam, wie es auf dem Gipfel des Fegefeuers letzlich versöhnliche Aufnahme durch Beatrice erfuhrt, bevor es schließlich im Paradies Gottes ansichtig wurde." [Schwarze 2011: 2 ] Das Ich tritt unter anderem als Schüler "Vergils" in der Rolle des Dichters und Liebenden sowie als Erzähler/Sprecher auf, welcher den Leser durch die Darstellung führt.
Primärliteratur
- Alighieri, Dante: Das neue Leben - Vita nova, aus dem Italienischen übersetzt von Hanneliese Hinderberger, Manesse Verlag, Zürich, 1995
Forschungsliteratur
- Kartschoke, Dieter: Ich-Darstellung in der volkssprachigen Literatur, in: van Dülmen, Richard (Hrsg.): Entdeckung des Ich. Die Geschichte der Individualisierung vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien, 2001, S.61-78
- Schwarze, Michael: Dantes Poetik des Ich, in: Bartoli Kuchner, Simona (Hg.): Das Subjekt in Literatur und Kunst. Festschrift für Peter V. Zima, Tübingen 2011, S. 1-26
Einzelnachweise
<HarvardReferences /> [*Schwarze 2011] Schwarze, Michael: Dantes Poetik des Ich, in: Bartoli Kuchner, Simona (Hg.): Das Subjekt in Literatur und Kunst. Festschrift für Peter V. Zima, Tübingen 2011, S. 1-26
- ↑ Im Folgenden soll der literarische Dante im Gegensatz zum historischen Dante in Anführungszeichen gesetzt werden um Verwirrungen zu vermeiden.