Liebestrennung (Gottfried von Straßburg, Tristan)

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Wie im Prolog des Tristanromans angekündigt ist ein wesentlicher Bestandteil der Minne-Konzeption Gottfrieds von Straßburgs der Gedanke des Getrenntsein des Liebenden. So heißt es dort : der inneclichen minne muot, so der in siner seneglot ie mere und mere brinnet, so er ie serer minnet.(111)

Diesem „siner seneglot“, also dem „Sehnsuchtsschmerz“ - unterliegen Tristan und Isolde am Ende des zweiten Bandes, nachdem sie ihr Leben getrennt von einander leben müssen.

In diesem Artikel soll der Umgang der beiden Liebenden mit dem Sehnsuchtsschmerz analysiert werden . Wichtig hierbei ist, wie der Gedanke der „triuwe“,- der Bewährung der Liebe, trotz körperlicher Trennung im Tristanroman umgesetzt wird.


Inhaltsverzeichnis

1. Das Motiv der Trennung

2. Der Abschied 2.1 Der Abschiedsmonolg Isoldes

3. Tristan in Arundel 3.1 Tristans Monolog


1.Das Motiv der Trennung

Gottfried von Straßburg beruft sich in seiner Liebesidee im Tristan auf die „Reinheit der Minne“. Wichtig hierfür sind die Faktoren der Einmaligkeit, der Einzigartigkeit der unbedingten Treue (Der Triuwe) , sowie der Leidensbereitschaft. (Weber S.46) Eine solche Liebe, die diese Faktoren erfüllt, kann nur durch die Trennung bewiesen werden. Tristans Flucht am Ende des zweiten Bandes ist eine wichtige Bewährungsprobe für die Liebenden und bedeutet einen neuen Lebensabschnitt für Beide.

Da es sich bei dem Tristanroman um ein Fragment handelt, kann in diesem Artikel nicht der letztendliche Ausgang der Situation geschildert werden. Doch die einzelnen Monologe der Liebenden zeigen den Umgang mit der Trennung und verdeutlichen, dass sich der Einzelne über den Anderen definiert,oder anders gesagt : „Wen man den anderen nicht mehr in seinen Armen hält, hält man nichts“(Haug S. 43)

In den zwei letzten Kapiteln: „Rückkehr und Trennung“, sowie „Isolde Weißhand“ ist es nicht mehr die Instanz der Huote- Überwachung, die Isolde und Tristan an der Erfüllung ihrer Liebe hindert, sondern das Aufdecken der Liebesbeziehung und die damit verbundenen gebrochenen gesellschaftlichen Tabus sind es, die Tristan letztendlich zur Flucht zwingen.

2.Der Abschiedsmonolog Isoldes

Nachdem Marke die Liebesbeziehung zwischen Isolde und Tristan endgültig aufgedeckt hat kündigt Tristan Isolde an, dass er nun für immer fort gehen muss. Er fordert einen Kuss zum Abschied von ihr. Bevor sie ihm diesen gewährt reflektiert sie in einem Abschiedsmonolog die Situation erstaunlich gefasst und nach vorne blickend. Sie beklagt sich nicht und bereut auch nichts von dem was geschehen ist .

Der Monolog wird mit der Warnung vor der Gefahr des Vergessens eingeleitet: herre , unser herze und unser sin diu sint dar zuo ze lange, ze anclich und ze ange an ein ander vervlizzen, daz s iemer suln gewizzen waz under in vergezzen si.'(18290)

Der Höhepunkt ihrer Treuebekenntnis ist das Beschreiben der gegenseitigen Verbundeheit, welche in dieser Aussage deutlich wird  :

wir ensin iemer beide der liebe unde der triuwe staete unde niuewe, diu lange und alse lange vrist so reine an uns gewesen ist. (18305)

Auch der Gedanke "ein Herz" zu sein wird wieder aufgegriffen : wart isot ie mit Tristane ein herze unde ein triuwe, so ist ez iemer niuwe

Nach dieser Schilderung jedoch, wendet sich der Monolog hin zu einer Mahnung. Isolde äußert ihre dringende Bitte: Ein Versprechen das Tristan ihr geben soll bevor sie ihn zum Abschied küsst:

doch will ich einer bete gern : sweclh enden landes ir gevart, daz ir iuch ,minin lip, bewart. wan swenne ich des verweiset bin so bin ich iuwer lip, da hin.

Sie verdeutlicht damit,dass sein Tod auch das Ende ihres Lebens bedeuten würde. Damit wird die sehr wichtige Todesmetaphorik wiederum aufgegriffen, die auch schon im Prolog angekündigt wurde. Der erste Teil des Monolgs konzentrierte sich auf die Verbundenheit durch Liebe , wohingegen im zweiten Teil des Monologs , der auch als eine Warnung bezeichet werden kann, der Todesgedanke eine wichtige Rolle spielt. Die Kontrastelip-leben-tot- werden somit sehr deutlich herausgestellt. (Wolf S. 242-243)

Zusammenfassend sind die Worte Isoldes ihr Glaubensbekentnis an die Unzerstörbarkeit der Liebe und an die absolute Triuwe . Auffällig ist wie viel Gewicht Gottfried damit der Frauenstimme zukommen lässt, da Tristan in diesem Abschnitt kaum Redeanteil hat. Am Ende des Monologs überreicht Isolde Tristan einen Ring zum Zeichen der Treue und bekräftigt ihre Worte mit einem Kuss, was ihr gemeinsames Versprechen besiegeln soll.