Erzählen und Erklären des Grals
Dieser Artikel soll einen Überblick verschaffen über die Sitzung vom 20.05. und dazu anregen, die Ergebnisse weiter zu diskutieren.
Ausgehend von der Textstelle des Gralsrituals (V. 232-240,12) und der Erklärung Trevrizents (IX. 468,12-471,29)sollen die zwei unterschiedlichen Arten, wie vom Gral erzählt wird untersuchen.
1. Unterschiede zwischen Erzählen und Erklären Mit dem Erzählen wird oft ein spannender und persönlicher Stil verbunden, es kann unterschiedliche Wissenshorizinte abdecken und beruht auf Reflexionen über die Welt. Es ist nicht zwingend formal, kann lückenhaft sein und vermittelt Ideen. Erzählen beruht auf Erfahrung (experientiality: wer kann den Begriff erklären?). Dem gegenüber steht bei der Erklärung die Wissensvermittlung und die Deutungshoheit über das Wissen im Vordergrund. Deshalb ist der Stil sachlich, objektiv und kurz. Die Erklärung ist methodisch angelegt, damit der Inhalt verstanden wird. Sie ist auf Vollständigkeit ausgerichtet und will Wissen weitergeben.
2. Die Szene des Gralsrituals (V. 232-240,12) 2.1. Welche Informationen enthält die Textstelle bezüglich des Grals? Die Beschreibung des zeremoniellen Ablaufs der Begegnung der Gesellschaft mit dem Gral nimmt einen großen Stellenwert ein. Das Speisewunder durch den Gral und der Ablauf der Bewirtung wird geschildert. So erfährt man die genaue Anzahl und die Ordnung innerhalb der Teilnehmer, aber auch die Eigenschaften, Z.B. die kiusche, die die Gralsträger haben müssen. Es werden sehr viele Details beschrieben, über die Kleidung, die Stoffe und das Material. 2.2. Wie wird erzählt? Wie oben ausgeführt ist der Stil detailliert. Die überwiegende Zeitform ist die Vergangenheit, ein Wechsel ins Präsens erfolgt, wenn der Erzähler die Rezipienten direkt anspricht, z.B. hoert mêr (237,21), nu hoert (238,2). Der Annahme, dass das Geschehen aus der Sicht Parzivals geschildert wird[1] steht entgegen, dass Vieles erzählt wird, was gegen Parzival als Wissensfilter spricht (z.B.238,21-24)
- ↑ Knäble, Susanne: Erzählen vom Gral und seinen wundern (Buch?). S.170.