Sexuelle Gewalt im Reinhart Fuchs

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Der vorliegende Artikel beschäftigt sich, anhand der Vergewaltigungsszene von Frau Hersant durch Reinhart Fuchs (V. 1168 -1182), mit dem Thema «sexuelle Gewalt im Tierepos Reinhart Fuchs». Hierbei soll erarbeitet werden, wie der Fuchs Reinhart durch die Vergewaltigung Frau Hersants, über den, ihm körperliche überlegenen, Wolf Isengrin triumphiert und dessen ganzen Familie große Schande bereitet. [Ruh 1980:22] Um dies zu erarbeiten, wird ebenfalls kurz die vorangegangene Szene betrachte, in welcher Isengrin durch eine List Reinharts seinen Schwanz verliert.


Einordnung der Textstelle

Die Vergewaltigung Frau Hersants durch Reinhart Fuchs ereignet sich nachdem der Wolf Isengrin durch eine List Reinharts seinen Schwanz verliert. Nachdem Isengrin in der Brunnen-Szene, durch eine weiter List Reinharts beinahe sein Leben gelassen hatte, schleppt er sich in den Wald zurück und klagte seiner Familie sein Leid und seine Schande. Frau Hersant zeigt sich erschüttert über den Verlust des Schwanzes ihres Mannes. In Isengrin regt sich große Wut auf Reinhart. Nachdem dieser ihn schon durch viele Listen in Bedrängnis gebracht hatte und offen um seine Frau geworben hatte, will er eine Bestrafung Reinharts. Daraufhin wird ein Gerichtstermin vom Luchs angeordnet, bei welchem Reinhart seine gerechte Strafe bekommen soll. Von diesem flieht Reinhart allerdings, woraufhin ihm die wütende Frau Hersant direkt in die Falle der Vergewaltigung nacheilt.

Textstelle der Vergewaltigungsszene

Mittelhochdeutsch Übersetzung
ver Hersant lief nach im drin Frau Hersant lief hinter ihm her,
mit alle wan vber den bvc. ganz bis zum Vorderteil. [Tip: "wan" formuliert eine Ausnahme]
do gewan si schire schande genuc: Da erwartete sie sofort großes Verderben:
sine mochte hin noch her, Weil sie weder vor noch zurück konnte,
Reinhart nam des gvten war, ergriff Reinhart die Gunst,
zv eime andern loche er vz spranc, sprang aus einem anderen Loch heraus
vf sine gevateren tet er einen wanc. und machte einen Sprung auf seine Gevatterin.
Isengrine ein herzen leit geschach: Isengrin wurde von Schmerz erfüllt,
er gebrvtete si, daz erz an sach. denn jener vergewaltigte sie, so dass er es mitansehen musste.
Reinhart sprach: ,vil libe vrvndin, Reinhart sagte: «Liebste Freundin,
ir schvlt talent mit mir sin Ihr solltet heute bei mir sein.
izn weiz niman, ob got wil, Es weiß niemand, so Gott will,
dvrch ewer ere ich iz gerne verhil.' um eurer Ehre willen würde ich es verheimlichen.»
vern Hersante schande was niht cleine, Frau Hersants Schande war riesig,
si beiz vor zorne in die steine, sie biss vor Zorn in die Steine,
ir kraft konnte ir nicht gefrvmen [1] Ihre Stärke nützte ihr jetzt allerdings nicht


Literatur

  1. Heinrich der Glîchezære: Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch, hg. v. Karl-Heinz Götter, Stuttgart 1995, V. 1168-1183

<HarvardReferences /> [*Ruh 1980:22] Ruh, Kurt: Höfische Epik des deutschen Mittelalters. Von den Anfängen bis zu Hartmann von Aue, Berlin 1980 (Grundlagen der Germanistik 25), S.22.