Der Ring der Nibelungen (Nibelungenlied)
Einleitung
Bedeutung des Ringes im Mittelalter
Bedeutung des Ringes in den Heldenliedern der Älteren Edda
Dass dem Ring Andvaranutr in der Liedersammlung der Älteren Edda, überliefert im Codes Regius in der zweiten Hälfte des 13.Jahrhunderts, eine besondere Bedeutung für die Handlung der Erzählung zu kommt, zeigt sich an mehreren Stellen der gesammelten Lieder. So zeichnet sich die Rolle des Ringes auf die Erzählhandlung der Überlieferungsgemeinschaft, insbesondere in den Liedern über Sigurds Jugend (Das Reginnlied, Das Fafnirlied), indem mit ihm ein Fluch verbunden ist, auf Grund dessen dieser zu einem entscheidenden Unglücksmotiv wird, aber auch in dem er bei Liedern um Sigurds Tod (Das Kurze Sigurdlied, Brynhilds Helfahrt) sowie in den beiden Liedern über den Untergang der Giuungen bzw. Niflungen ( Altlilied und Atlamal) , als heroisches Erkennungszeichen Sigurds fungiert. [Hammer 2018] In dem Reginsmal wird die Hintergrunds Geschichte des Drachenhorts mythologisch eingeführt sowie aufgedeckt, wie es zu dem Fluch, welcher auf dem Ring Andvaranutr lastet, gekommen ist. Hier berichtet Reginn, der Ziehvater Sigurds, von dem Ereignis, wie die drei Götter Odin, Hörnir und Loki seinen Bruder Otr getötet haben, welcher in einer Ottergestalt umherwandelte und auf Grund dessen diese seinem Vater Heidmarr Verwandtenbuße schuldeten. Loki wurde ausgesandt, um den Otterbalg mit Gold zu füllen, welches er von dem Zwerg Andwari, welcher in Gestalt eines Hechtes umherwandelte, erpresste. Andwari gab dem Gott das Gold, dass er besaß, versuchte jedoch vergeblich den Ring Anwaraneut zurückzuhalten: Aber als er das Gold entrichtet hatte, da hatte er einen Ring zurückbehalten und den nahm ihm Loki [Krause 2011: S.94] Doch Andvari belegte den Ring mit einem Fluch, welcher von da an, wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung wirkt: [Hammer 2018] Das Gold, das Gust besaß, wird zwei Brüdern den Tod bringen und acht Edlen Streit [Krause 2011: S.94] Das Gold ist dir nun gegeben, und große Buße hast du für mein Haupt; deinem Sohn wird es kein Glück schaffen, es bringt euch beiden den Tod [Krause 2011: S.95]
Doch nicht auf dem Gold im Allgemeinen lastet Andwaris Fluch, sondern auf dem Ring Andwaranaut im Speziellen, welcher Andwari vergeblich versucht vor den Göttern zurückzuhalten. Erst Andvari belegt den Ring, welcher den Hort komplett macht, mit dem oben genannten Fluch. Auch im weiteren Verlauf wird durch die Vorgeschichte durch Reginn, abermals deutlich, dass der Ring, welcher zeichenhaft für den gesamten Hort steht, mit Mord und Habgier besetzt ist. So sind Heidmarr, Reginn und Fafnir im weiteren Verlauf ebenfalls vom Goldrausch befallen. Heidmarr enthält Reginn und Fafnir ihren Anteil an der Verwandtenbuße vor und beansprucht den Hort für sich allein. Folgend tötet Fafnir seinen Vater, verbirgt den Hort vor Reginn und verwandelt sich in einen Drachen, um diesen zu beschützen. Daraufhin stachelt Reginn Sigurd, im Fafnirslied, auf seinen Bruder Fafnir zu töten und an seiner statt Vaterrache zu nehmen. Von den Meisen erfährt Sigurd, von der List Reginns, und tötet diesen daraufhin ebenfalls und bemächtigt sich des gesamten Hortes. [Hammer 2018]
Insbesondere der Ring Andwaranaut betont diese Habgier und den Goldrausch, da er nicht nur von Andvari sondern auch von Odin zurückgehalten wird:[Hammer 2018] Aber als das geschehen war, trat Hreidmarr vor und sah ein Barthaar. Er befahl es zu bedecken. Da zog Odin den Ring Andwaraneut hervor und bedeckte das Haar [Krause 2011: S.95] Auch weist jeder Übergeber des Hortes bereits auf den Fluch des Ringes und dem damit verbundenen Unheil hin:[Hammer 2018] Das Gold ist die nun gegeben, und große Buße hast du für mein Haupt; deinem Sohn wird es kein Glück schaffen, es bringt euch beiden den Tod[Krause 2011: S.95] Das klingende Gold und der glutrote Schatz, dich werden diese Ringe töten [Krause 2011: S.108] Wie sich sehen lässt ist die Weitergabe des Ringes, welcher verbunden mit dem Hort ist, von Anfang an mit Mord und Habgier verbunden. Es wird deutlich, dass sich bereits in dem Reginslied und Fafnirslied, Andvaris Fluch bereits schon zum Teil erfüllt hat, denn er kostete Heidmarr, Fafnir und Reginn das Leben und deutet das vermeintliche Unheil Sigurds voraus. Somit ist der Ring durch den Fluch Andvaris ein handlungsauslösendes Element, welches eine Untat nach der anderen bewirkt und somit großen Einfluss auf die Handlungsweise der auftauchenden Figuren nimmt.[Hammer 2018]
In weiteren Liedern der Überliefreungsgemeinschaft der Edda-Lieder, wird des Öfteren der Schatz erwähnt oder es tauchen Ringe an zentralen Stellen der Handlung auf und nehmen wichtige Funktionen ein. Jedoch stehen diese nicht unbedingt mit dem Fluch des Hortes in Verbindung, sondern nehmen eher die Funktion von heroischen Erkennungsträgern ein. So versinnbildlicht der Ring Andvaranaut und der damit verbundene Schatz die heroische Stärke Sigurds, findet aber auch anderweitigen Einsatz zum Beispiel im Atlilied als Warnzeichen Gudruns an ihre Brüder Gunnar und Högni (wobei unklar ist, ob es sich wirklich um den Ring Andvaranaut handelt).[Hammer 2018]
Der Ring in der Volsungasaga
Bedeutung des Ringes im Nibelungenlied
Auch im Nibelungenlied nimmt ein Ring, die Funktion eines Erkennungsträgers ein und fungiert als ein zentrales Beweisstück im Königinnenstreit. Jedoch unterscheidet sich der Ring, von dem im Nibelungenlied die Sprache ist, grundlegend von dem Ring Andvaranaut in den Edda-Liedern. So ist zum Beispiel von der Vorgeschichte des Hortes im Nibelungenlied nur knapp die Rede und es wird nicht explizit erwähnt, dass ein Ring auf dem ein Fluch lastet Bestandteil des Hortes ist. Zentrale Bestandteile des Hortes sind stattdessen diverse andere magische Gegenstände wie beispielsweise der Tarnmantel oder das Schwert Balmunc.[Hammer 2018]
Quellen & Literatur
<HarvardReferences />
- [*Hammer 2018] Hammer, Andreas: Der Ring der Nibelungen: Der Ring als Ding und Akteur in den skandinavischen und deutschen Version des ,Nibelungenstoffes‘, in: Sebastian Brather, Wilhelm Heizmann und Steffen Patzold (Hg.): Reallexikon der germanischen Altertumskunde-Ergänzungbände, Berlin/Boston 2018, S. 97-115.
- [*Krause 2011] . Das Reginnlied, in: Reclam; Arnulf Krause: Die Heldenlieder der Älteren Edda, Ditzingen 2011.