Beowulf

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Stoffkreis

Entstehungsgeschichte und Eckdaten

Inhalt und Struktur mit Textbeispiel

Die Kämpfe mit den Monstern

Kampf mit Grendel

Grendels Mutter

Der Kampf mit dem Drachen

Die Funktion der Monster im Werk

Das Motiv des imperfekten Helden im Ausgang des Werkes

Normalerweise werden die Drachen am Ende einer Geschichte getötet. Zahlreiche Beispiele bestätigen diese Regel, etwa die Legende um den heiligen Silvester, Tristan oder das Nibelungenlied. Beowulf stellt jedoch eine Ausnahme dar, denn hier stirbt der Held am Ende des Werkes, indem er von dem Drachen, gegen den er gerade ankämpft, getötet wird. Beowulf stirbt kurz nach dem Kampf an den Verletzungen, die der Drache ihm zugefügt hat. Dieser Ausgang stellt eine Besonderheit da, die sich ansonsten nur noch bei Otnit finden lässt, der ebenfalls durch einen Drachen getötet wird. Er wird von diesem während er schläft zu seinen Jungen gebracht, die ihn aus seiner Rüstung heraussaugen, bis er schließlich den Tod findet. Diese beiden Helden stechen hervor, denn normalerweise wird der Drache in der mittelalterlichen Literatur von einem Helden oder einem Heiligen besiegt. Durch den Kampf mit dem Drachen kann sich der Held bewähren, etwa bei der Brautwerbung oder während seiner Ausbildung als Ritter. Der Drache trägt hier somit zur Entwicklung des Helden bei. Indem der Heilige in der Literatur den Drachen besiegt, findet eine Legitimation des Christentums statt. Der Drache stellt dabei eine Figur des Bösen dar, die nur aus der Hölle stammen kann. Indem ein Heiliger den Drachen besiegt, kann die Macht der Kirche und des christlichen Glaubens aufgezeigt werden. Im Heldenepos Beowulf jedoch stirbt der Held. Er kann sich nicht gegen den Drachen bewähren und stirbt im Kampf gegen ihn. Noch tragischer ist die Niederlage des Otnit, denn dieser stirbt nicht im Kampf, sondern wird im Schlaf von einem Drachen umgebracht.

Wenn der Drache im Beowulf weder der Bewährung des Helden, noch der Legitimation der christlichen Kirche dient, so stellt sich die Frage, welche Funktion der Drache im Werk hat und warum Beowulf am Ende des Epos sterben muss. Dadurch, dass Beowulf am Ende des Werkes stirbt, stellt er einen imperfekten Helden dar. Er hat zwar zuvor bereits viele Kämpfe gewonnen, letztendlich kann er sich jedoch nicht gegen seinen Endgegner, den Drachen, bewähren. Der Tod wird normalerweise negativ konnotiert. Dass Beowulf stirbt, kann als Fehler, Beziehungsweise Imperfektion des Helden angesehen werden. Fraglich ist, was es mit dem Motiv des imperfekten Helden im Beowulf auf sich hat. Der Drache im Werk stirbt zwar letztendlich auch, er wird von Beowulf und seinem Neffen gemeinschaftlich getötet, noch bevor Beowulf den Wunden aus dem Kampf erliegt. Der Glaube an Gott ist im Werk omnipotent. [1]. Auch Beowulf ist ein gottesfürchtiger König. Für ihn bedeutet der Tod demnach nicht die letzte Station und das Ende aller Dinge, da er an einen Himmel glaubt. Er sieht demnach dem Tod mutig entgegen und mit dem Wissen, dass er den Drachen getötet hat, auch wenn er dabei ebenfalls sterben muss, und für sein zurückbleibendes Volk den Drachenschatz geborgen hat, den sein Neffe dem Volk zu Gute kommen lassen wird, kann er beruhigt in den Tod gehen[2], denn seinem hinterbliebenen Neffen und seinem Volk geht es gut und Beowulf kann trotzdem als Held sterben. So ist Beowulf zwar ein imperfekter Held, jedoch ist er trotzdem ein Held und ein perfekter Christ, der seine Pflicht über den Tod hinaus erfüllt und sich in Gottes Hände begibt. Um diese Gottesfürchtigkeit und die Präsenz Gottes über den Tod hinaus zu zeigen, muss Beowulf sterben, was diesen jedoch in ein gutes Licht rückt und für diesen ein gutes Ende bedeutet. Demnach hat das Motiv des imperfekten Helden hier keine negative Bedeutung. Durch seinen Tod wird Beowulf noch einmal erhöht und die Erwartungen des christlichen Glaubens werden in seinem Tod widergespiegelt und glorifiziert.

  1. GARDE, Judith. Christian and Folkloric Tradition in the Beowulf: Death and the Dragon Episode. Literature and theology, 1997, 11. Jg., Nr. 4, S. 325.
  2. GARDE, Judith. Christian and Folkloric Tradition in the Beowulf: Death and the Dragon Episode. Literature and theology, 1997, 11. Jg., Nr. 4, S. 341.