Bernerton

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Der Bernerton, in der älteren Forschung auch Berner Weise genannt, ist ein Strophengebilde, das in der aventiurehaften Dietrichepik entstand.

Eine Strophe besteht aus 13 Verszeilen. Sie beginnt mit zwei Dreierversgruppen: A (1-3) und A (4-6) mit Schweifreim. (aabccb) Darauf folgt eine siebenzeilige Versgruppe B (7-13), die aus einer Kreuzreimgruppe B(7-10) (dede) und einer Waisenterzine B (11-13) (fxf) besteht. Alternativ zur Waisenterzine sind die beiden Schlussverse auch als Langzeile zu deuten lesbar, sodass sich nun ein Paarreim ergibt.

In den Ausgängen wechseln männliche und weibliche Kadenzen, wobei die männlichen mit Ausnahme des letzten vierhebig sind, die weiblichen dagegen dreihebig. (klingend ebenfalls vierhebig). Im älteren Sigenot findet sich die Kombination einer männlichen Kadenz in Vers 12 mit einer Dreihebigkeit in Vers 13. In der Virginal erscheint die Waisenterzine mit männlicher Kadenz in Vers 12 und Vierhebigkeit in Vers 13. Eine weibliche Kadenz in Vers 12 mit Vierhebigkeit in Vers 13 lässt sich im Eckenlied auffinden. [Heinzle 1999]100-103

Die ältere Forschung sah Albrecht von Kemenâten als Urheber des Bernertons an. In seinem Goldemar findet sich allerdings nur die jüngere Variante des Bernertons mit Kreuzreim im Abgesang auf.

Strophenbeispiele

(Älterer Sigenot, Strophe 17):
Do sprach der ritter unverzait
"Helt, das sol dir sin gesait:
Hiltebrant bin ich gehaissen
Und bin von Garten oech geborn.
Du la dirs niht wesen zorn:
Ze manhait wil ich raisen
den vil lieben herren min.
Der ist geboren von Berne,
her Dietherich ist der name sin.
Ich dien im harte gerne,
so ich iemer aller beste kan."
Sin swert zuht er drate
und luf den risen an.[Lienert 2020]
(Meerwunder, Strophe 8 / Versbereich 92-104):
Do sprach der edel furst so zart,
Der was ein here in Lampart:
"So zichet mit mir heime,
Und al ewr sorg die sey gelegen.
Man sol ewr tugentlichen pflegen
Als zarten frawen reine."
Sie sprach: "mein her, des danck euch got,
Edler her so lobesane.
Det ichs verleit, so sturb doch dot
Doheym mein lieber mane.
Do ich heut morgen von ym ging,
Doch gab er mir lieblich sein kuss,
Mit armen schon er mich umbfing.[Kofler 2006]
(Goldemar, Strophe 9):
Goldemâr spranc vür den berc.
ein rîcher künec was daz getwerc,
gewaltec wilder liute.
er sprach 'hœrent, ir riter vil guot,
5ir mugt wol hân eins löuwen muot.
vernement waz ich diu diute.
ich bin iu, herre, daz ist wâr,
ze strîte niht gewahsen:
iurn schilt und iuwern helm sô klâr
10den vüerent hin ze Sahsen.
dâ zerbrechent ir iur sper:
ir vindent strîtes an mir niht'
sprach Goldemâr der künic hêr.[Zupitza 1870]

Literatur

<harvardreferences />

Primärtexte

[*Kofler 2006] Kofler, Walter: Das Meerwunder, in: Das Dresdener Heldenbuch und die Bruchstücke des Berlin-Wolfenbütteler Heldenbuchs. Edition und Digitalfaksimile, hg. von Walter Kofler, Stuttgart 2006. S. 236–234.
[*Lienert 2020] Sigenot, hg. von Elisabeth Lienert, Elisa Pontini und Stephanie Baumgarten, Berlin/Boston 2020. (Texte und Studien zur mittelhochdeuten Heldenepik, Bd. 12)
[*Zupitza 1870] Dietrichs Abenteuer von Albrecht von Kemenaten nebst den Bruchstücken von Dietrich und Wenezlan, hg. von Julius Zupitza, Berlin 1870. (Deutsches Heldenbuch, Fünfter Teil)

Sekundärliteratur

[*de Boor 1962] de Boor, Helmut: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter, hg. von Helmut de Boor und Richard Newald, München 1962. (Geschichte der deutschen Literatur, Bd. 3)
[*Heinzle 1999] Heinzle, Joachim: Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrichepik, Berlin/New York 1999.