Minnetrank (Gottfried von Straßburg, Tristan)

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Der Minnetrank ist der zentrale Gegenstand in Gottfried von Straßburgs Tristan. Erst durch die Einnahme des für Marke und Isolde gedachten Trankes durch Tristan und Isolde kommt die Geschichte des heimlichen Liebespaares überhaupt zustande.

Der Trank

Die Zutaten für den „tranc von minnen“ (11435) werden nicht genannt. Zur Herstellung wird nur erwähnt, dass er „betihtete“ (=kunstreich) (11432) hergestellt und „mit alsô cleinen sinnen ûf geleit und vor bedâht“ (=mit so feinem Verstand gewählt und ausgedacht) (11436f.) worden war. Die Wirkung des Trankes wird dagegen eindringlich geschildert:

mit sweme sîn ieman getranc,
den muose er âne sînen danc
vor allen dingen meinen
und er dâ wider in einen.
(11439ff.)

Jeder also, der diesen Trank mit jemand anderem zu sich nahm, war gezwungen diesen zu lieben, ob er nun wollte oder nicht. Ab diesem Zeitpunkt würde es für beide nur noch „ein tôt unde ein leben, ein triure, ein vröude“ (11443f.) geben. Eine zeitliche Begrenzung des Minnezaubers wird dabei nicht genannt, sodass davon ausgegangen werden kann, dass die Wirkung dauerhaft anhält.

Inhalt

Die heilkundige Isolde stellt vor der Abreise Tristans und Isoldes nach Cornwall einen Minnetrank her. Den in ein kleines Glasgefäß gefüllten Trank, übergibt sie Brangäne mit dem Auftrag ihn Marke und Isolde nach deren Hochzeitnacht zu trinken zu geben. Zwei Mal warnt sie Brangäne eindringlich davor, keinen anderen davon trinken zu lassen: „bewar mit allem vlîze daz es ieman enbîze.“ (=Verhindere unbedingt, dass jemand davon trinkt) (11457) sowie „bewar daz, daz sîn mit in zwein ieman enbîze.“ (Achte darauf, dass außer den beiden davon niemand trinkt.) (11464f.). Während einer Pause bei der Überfahrt lässt Brangäne den Trank jedoch unbeaufsichtigt stehen. Als der durstige Tristan nach etwas zu trinken verlangt, bekommt er von einer der Hofdamen den vermeintlichen Wein gebracht. Dies führt dazu, dass Tristan und Isolde zusammen den Minnetrank trinken und infolgedessen in Liebe zueinander verfallen.

Bedeutung des Trankes

Die Bedeutung des Minnetranks und der damit einhergehende Beginn der Liebe zwischen Tristan und Isolde wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Hierbei haben sich besonders zwei Sichtweisen herauskristallisiert: Die einen sehen den Minnetrank als Initialwirkung der Liebe an, die anderen sehen in ihm ausschließlich ein Symbol der Liebe.

Minnetrank als Initialzündung

Minnetrank als Symbol

Vergleich mit den Darstellungen in anderen Tristanversionen

Primärlektüre

Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980 (RUB 4471-3).