785-791: Papst Hadrian I. kritisiert einen Verfall christlicher Glaubenslehre und -praxis im muslimischen al-Andalus: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 70: Zeile 70:
Hadrians Brief ist als Machtdemonstration, aber auch als Kommunikationsversuch eines Papstes zu sehen, der diese Veränderungen aus der Distanz beobachtete und verurteilte, aber auch nur teilweise nachvollziehen konnte. Hadrian rief den Klerus Spaniens nicht nur zur Rückkehr zu etablierten Glaubensinhalten und –praktiken auf. Er forderte auch eine kaum realistisch umzusetzende Distanzierung von den so genannten „Heiden“ und damit Widerstand gegen den gefundenen ''modus vivendi ''zwischen Eroberern und Eroberten. Sein Brief dokumentiert einen in Ansätzen und verschiedenen Facetten zu beobachtenden Transkulturationsprozess auf der Iberischen Halbinsel, ferner die unterschiedliche Ausdifferenzierung von Christentümern unter christlicher und muslimischer Herrschaft.<ref name="ftn84">Vgl. hierzu das Konzept sich diversifizierender Mikro-Christenheiten in Brown, ''Rise of Western Christendom'', S. 355-380.</ref> Anhand des Briefes lässt sich diskutieren, inwieweit der islamische Monotheismus auf christliche Doktrinen unter oder in Nachbarschaft zur muslimischen Herrschaft einwirkte. Auch vermittelt er einen Eindruck davon, wie die neue Herrschaftskonstellation auf der Iberischen Halbinsel nach Asturien, das Frankenreich und Rom ausstrahlte und in diesen Gegenden Reaktionen und Bemühungen provozierte, in die kirchlichen Verhältnisse des frühen umayyadischen Emirats einzugreifen.<ref name="ftn85">Vgl. Aillet, Pope Hadrian’s Epistles, S. 341: „The answer to Egila also uniquely documents the intense doctrinal debate that was taking place within the church in al-Andalus a few decades after the Muslim conquest, and complements contemporary Mozarabic Latin sources. The challenge of living under Muslim rule led the weakened clergy of al-Andalus to consider the various aspects of canon law that affected coexistence, such as those that dealt with sharing food and entering into matrimonial alliances. Coexistence with Islam had theological consequences, both direct and indirect.“</ref>|6=''Codex Carolinus'' (ep. 95: Hadrianus episcopus … omnibus orthodoxis episcopis per universam Spaniam commorantibus), ed. Wilhelm Gundlach (MGH Epp. 3, Epistolae Merowingici et Karolini Aevi I), Berlin: Weidmann, 1892, S. 636-643.
Hadrians Brief ist als Machtdemonstration, aber auch als Kommunikationsversuch eines Papstes zu sehen, der diese Veränderungen aus der Distanz beobachtete und verurteilte, aber auch nur teilweise nachvollziehen konnte. Hadrian rief den Klerus Spaniens nicht nur zur Rückkehr zu etablierten Glaubensinhalten und –praktiken auf. Er forderte auch eine kaum realistisch umzusetzende Distanzierung von den so genannten „Heiden“ und damit Widerstand gegen den gefundenen ''modus vivendi ''zwischen Eroberern und Eroberten. Sein Brief dokumentiert einen in Ansätzen und verschiedenen Facetten zu beobachtenden Transkulturationsprozess auf der Iberischen Halbinsel, ferner die unterschiedliche Ausdifferenzierung von Christentümern unter christlicher und muslimischer Herrschaft.<ref name="ftn84">Vgl. hierzu das Konzept sich diversifizierender Mikro-Christenheiten in Brown, ''Rise of Western Christendom'', S. 355-380.</ref> Anhand des Briefes lässt sich diskutieren, inwieweit der islamische Monotheismus auf christliche Doktrinen unter oder in Nachbarschaft zur muslimischen Herrschaft einwirkte. Auch vermittelt er einen Eindruck davon, wie die neue Herrschaftskonstellation auf der Iberischen Halbinsel nach Asturien, das Frankenreich und Rom ausstrahlte und in diesen Gegenden Reaktionen und Bemühungen provozierte, in die kirchlichen Verhältnisse des frühen umayyadischen Emirats einzugreifen.<ref name="ftn85">Vgl. Aillet, Pope Hadrian’s Epistles, S. 341: „The answer to Egila also uniquely documents the intense doctrinal debate that was taking place within the church in al-Andalus a few decades after the Muslim conquest, and complements contemporary Mozarabic Latin sources. The challenge of living under Muslim rule led the weakened clergy of al-Andalus to consider the various aspects of canon law that affected coexistence, such as those that dealt with sharing food and entering into matrimonial alliances. Coexistence with Islam had theological consequences, both direct and indirect.“</ref>|6=''Codex Carolinus'' (ep. 95: Hadrianus episcopus … omnibus orthodoxis episcopis per universam Spaniam commorantibus), ed. Wilhelm Gundlach (MGH Epp. 3, Epistolae Merowingici et Karolini Aevi I), Berlin: Weidmann, 1892, S. 636-643.


''Codex epistolaris Carolinus: Frühmittelalterliche Papstbriefe an die Karolingerherrscher'', hrsg./übers. Florian Hartmann und Tina Orth-Müller, Darmstadt: WBG, 2017, ep. 95-97, S. 390-417 [lateinischer Text mit deutscher Übersetzung]
''Codex epistolaris Carolinus: Frühmittelalterliche Papstbriefe an die Karolingerherrscher'', hrsg./übers. Florian Hartmann und Tina Orth-Müller, Darmstadt: WBG, 2017, ep. 95-97, S. 390-417 [lateinischer Text mit deutscher Übersetzung].


''Codex Epistolaris Carolinus. Letters from the popes to the Frankish rulers, 739-791'', übers. Rosamond McKitterick, Dorine van Pollard, Richard Price (Translated Texts for Historians, 77), Liverpool: Liverpool University Press, 2021 (englische Übersetzung].|7=Aillet, Cyrille: ''Les Mozarabes. Christianisme, islamisation et arabisation en péninsule Ibérique'', Madrid: Casa de Velázquez, 2010.
''Codex Epistolaris Carolinus. Letters from the popes to the Frankish rulers, 739-791'', übers. Rosamond McKitterick, Dorine van Pollard, Richard Price (Translated Texts for Historians, 77), Liverpool: Liverpool University Press, 2021 (englische Übersetzung].|7=Aillet, Cyrille: ''Les Mozarabes. Christianisme, islamisation et arabisation en péninsule Ibérique'', Madrid: Casa de Velázquez, 2010.
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Transmed Wiki. Durch die Nutzung von Transmed Wiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.

Navigationsmenü