1233: Der Johanniterorden in der Krone Aragón garantiert den Muslimen von Cervera ihr Siedlungsrecht: Unterschied zwischen den Versionen

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[§23] Neben allen Zugeständnissen hinsichtlich der autonomen Administration innergemeindlicher Angelegenheiten mussten die Vertreter der Aljamas aber auch bestimmte Neuerungen hinnehmen, wenn die neuen Landesherren sie mit Nachdruck einforderten. Sowohl in Cervera als auch in Xivert setzten die Ordensleitungen etwa durch, die Ämter des ''Saio''/''Saig'' und des ''amīn'' mit muslimischen Kandidaten ihrer Wahl zu besetzen. Ihre Aufgabenfelder wurden durch die stipulierten Bestimmungen nur vage definiert und betrafen offenbar vorrangig die Durchsetzung finanzieller, gerichtlicher und administrativer Interessen der Ordensleitung.<ref name="ftn44">Vgl. den Quellentext oben: „Item, dabimus omnibus mauris scilicet toti aljama, unum Alaminum et unum Saionem de sua lege pro negotiis que inter vos et ipsos fuerint faciendi et pro gubernandum mauros. (…)“ mit Guinot Rodríguez (Hrsg.), ''Cartes de Poblament'', Nr. 10, S. 103–104: “Ceterum, sarraceni predicti habeant Alaminum ad incautandum et accipiendum iura dominorum fratrum, et saionem et ianitorem sive portarium in suo arravallo et isti tres sint mauri aut de castro Exiverti aut de loco alio, sicut ad officium istud poterint inveniri.”</ref>  
[§23] Neben allen Zugeständnissen hinsichtlich der autonomen Administration innergemeindlicher Angelegenheiten mussten die Vertreter der Aljamas aber auch bestimmte Neuerungen hinnehmen, wenn die neuen Landesherren sie mit Nachdruck einforderten. Sowohl in Cervera als auch in Xivert setzten die Ordensleitungen etwa durch, die Ämter des ''Saio''/''Saig'' und des ''amīn'' mit muslimischen Kandidaten ihrer Wahl zu besetzen. Ihre Aufgabenfelder wurden durch die stipulierten Bestimmungen nur vage definiert und betrafen offenbar vorrangig die Durchsetzung finanzieller, gerichtlicher und administrativer Interessen der Ordensleitung.<ref name="ftn44">Vgl. den Quellentext oben: „Item, dabimus omnibus mauris scilicet toti aljama, unum Alaminum et unum Saionem de sua lege pro negotiis que inter vos et ipsos fuerint faciendi et pro gubernandum mauros. (…)“ mit Guinot Rodríguez (Hrsg.), ''Cartes de Poblament'', Nr. 10, S. 103–104: “Ceterum, sarraceni predicti habeant Alaminum ad incautandum et accipiendum iura dominorum fratrum, et saionem et ianitorem sive portarium in suo arravallo et isti tres sint mauri aut de castro Exiverti aut de loco alio, sicut ad officium istud poterint inveniri.”</ref>  


[§24] Diese Beobachtungen decken sich mit dem generellen Wissensstand zu beiden Funktionären: Die Befugnisse des vergleichsweise selten nachzuweisenden ''Saio''/''Saig'' betrafen hauptsächlich die Durchsetzung strafgerichtlicher Anordnungen in Vertretung des Landesherrn.<ref name="ftn45">In dieser Funktion begegnet 1266 auch ein christlicher Amtsträger in València (''Balansiya''): Guinot Rodríguez, Enric (Hrsg.):'' Pergamins, processos i cartes reials. Documentació dispersa valenciana del segle XIII'', València: PUV, 2010, Nr. 2, S. 34–35; siehe zudem weiterführend ''L’Islam'', Bd. 1, S. 353; und Burns, ''Colonialism'', S. 265, FN. 46.</ref> Das Amt des wesentlich häufiger anzutreffenden ''amīn'' umfasste in almohadischer Zeit vorrangig Aufgaben aus dem Bereich der Finanzverwaltung, so etwa die Eintreibung von Steuern innerhalb der Gemeinde. Unter christlicher Oberherrschaft weitete sich dieser Aufgabenbereich zunehmend in unterschiedliche, oft nur schwer zu greifende Richtungen aus, bis das Amt im 14./15. Jahrhundert zu einer hohen Führungsposition innerhalb der valèncianischen Aljamas wurde. In der hier relevanten Zeitspanne um die Mitte des 13. Jahrhunderts können wir den ''amīn'' bereits in zahlreichen Aljamas als wichtigsten Kontaktmann der Krone oder anderer Landesherren greifen, ohne dass generalisierende Aussagen über die Herkunft, die genauen Befugnisse oder das Ansehen der jeweiligen Amtsträger innerhalb der Gemeinde möglich wären. Im Gegenteil scheint das Recht zur Besetzung des Amtes zwischen der Krone, den Muslimen und den jeweiligen Landesherren stets hart umkämpft gewesen zu sein, wie sich an unterschiedlichen Übereinkünften für zahlreiche Siedlungszentren ablesen lässt.<ref name="ftn46">Vgl. etwa die königlichen Bestallungsurkunden für Amtsträger in Ibi (1261), Quart de Poblet (1262) und Chelva (1269), in: Burns (Hrsg.), ''Diplomatarium'', Bd. 2, Nr. 355, 399, S. 300–301, 342–343, Bd. 3, Nr. 871, S. 444, mit den Regelungen in den Ansiedlungsurkunden für Uixó (''Šūn'', 1250), Xàtiva (''Šāṭiba'', 1252) und Bunyol (''al-Bunyūl'', 1254), in: Guinot Rodríguez (Hrsg.), ''Cartes de Poblament'', Nr. 84, 96, 105, S. 224–226, 247–250, 265–266, sowie einem Streit zwischen der Krone und einem auf Zeit eingesetzten Landesherren (Pego/''Baġu'', 1259): Burns (Hrsg.), ''Diplomatarium'', Bd. 2, Nr. 218, S. 185. Vgl. zudem Burns, ''L’Islam'', Bd. 1, S. 362, Bd. 2, S. 140–146; Burns, ''Colonialism'', S. 248–254; Guichard, ''Al-Andalus'', S. 341–342, FN. 2; sowie aus einer weiteren Perspektive Cahen, ''Amīn''.</ref>
[§24] Diese Beobachtungen decken sich mit dem generellen Wissensstand zu beiden Funktionären: Die Befugnisse des vergleichsweise selten nachzuweisenden ''Saio''/''Saig'' betrafen hauptsächlich die Durchsetzung strafgerichtlicher Anordnungen in Vertretung des Landesherrn.<ref name="ftn45">In dieser Funktion begegnet 1266 auch ein christlicher Amtsträger in València (''Balansiya''): Guinot Rodríguez, Enric (Hrsg.):'' Pergamins, processos i cartes reials. Documentació dispersa valenciana del segle XIII'', València: PUV, 2010, Nr. 2, S. 34–35; siehe zudem weiterführend ''L’Islam'', Bd. 1, S. 353; und Burns, ''Colonialism'', S. 265, FN. 46.</ref> Das Amt des wesentlich häufiger anzutreffenden ''amīn'' umfasste in almohadischer Zeit vorrangig Aufgaben aus dem Bereich der Finanzverwaltung, so etwa die Eintreibung von Steuern innerhalb der Gemeinde. Unter christlicher Oberherrschaft weitete sich dieser Aufgabenbereich zunehmend in unterschiedliche, oft nur schwer zu greifende Richtungen aus, bis das Amt im 14./15. Jahrhundert zu einer hohen Führungsposition innerhalb der valèncianischen Aljamas wurde. In der hier relevanten Zeitspanne um die Mitte des 13. Jahrhunderts können wir den ''amīn'' bereits in zahlreichen Aljamas als wichtigsten Kontaktmann der Krone oder anderer Landesherren greifen, ohne dass generalisierende Aussagen über die Herkunft, die genauen Befugnisse oder das Ansehen der jeweiligen Amtsträger innerhalb der Gemeinde möglich wären. Im Gegenteil scheint das Recht zur Besetzung des Amtes zwischen der Krone, den Muslimen und den jeweiligen Landesherren stets hart umkämpft gewesen zu sein, wie sich an unterschiedlichen Übereinkünften für zahlreiche Siedlungszentren ablesen lässt.<ref name="ftn46">Vgl. etwa die königlichen Bestallungsurkunden für Amtsträger in Ibi (1261), Quart de Poblet (1262) und Chelva (1269), in: Burns (Hrsg.), ''Diplomatarium'', Bd. 2, Nr. 355, 399, S. 300–301, 342–343, Bd. 3, Nr. 871, S. 444, mit den Regelungen in den Ansiedlungsurkunden für Uixó (''Šūn'', 1250), Xàtiva (''Šāṭiba'', 1252) und Bunyol (''al-Bunyūl'', 1254), in: Guinot Rodríguez (Hrsg.), ''Cartes de Poblament'', Nr. 84, 96, 105, S. 224–226, 247–250, 265–266, sowie einem Streit zwischen der Krone und einem auf Zeit eingesetzten Landesherren (Pego/''Baġu'', 1259): Burns (Hrsg.), ''Diplomatarium'', Bd. 2, Nr. 218, S. 185. Vgl. zudem Burns, ''L’Islam'', Bd. 1, S. 362, Bd. 2, S. 140–146; Burns, ''Colonialism'', S. 248–254; Guichard, ''Al-Andalus'', S. 341–342, FN. 2; sowie aus einer weiteren Perspektive Cahen, Amīn.</ref>


[§25] Über die weiteren Beziehungen zwischen dem Johanniterorden und den Muslimen von Cervera sind wir nur lückenhaft unterrichtet. Wie bereits erwähnt, erwirkte die Ordensführung 1235 eine erneute Besitzbestätigung durch die Krone<ref name="ftn47">Huici Miranda und Cabanes Pecourt (Hrsg.), Documentos, Bd. 1, Nr. 226, S. 372.</ref> und förderte die Ansiedlung christlicher Siedler in der Region über die Vergabe großzügiger Privilegien.<ref name="ftn48">Vgl. etwa Guinot Rodríguez (Hrsg.), ''Cartes de Poblament'', Nr. 12, 15, 21–22, 35, 82, S. 106–108, 111–113, 120–125, 146–147, 220–221.</ref> Auch die Beziehungen zur Führung der Aljama scheinen zunächst stabil geblieben zu sein, wie eine 1237 beurkundete Besitzübertragung von Ländereien im Umland der Siedlung an den örtlichen ''faqīh''(-''qāḍī'') verdeutlicht.<ref name="ftn49">García Edo, Actitud, App., Nr. 1, S. 316, ausgestellt für einen namentlich nicht genannten “alfachim de Cervaria“, dessen Identifizierung mit dem oben genannten Abinfaur/Ibn Fawwār hypothetisch bleiben muss.</ref> Aus den Jahrzehnten danach haben wir jedoch keine nennenswerten Informationen über die weitere Entwicklung der Gemeinde.
[§25] Über die weiteren Beziehungen zwischen dem Johanniterorden und den Muslimen von Cervera sind wir nur lückenhaft unterrichtet. Wie bereits erwähnt, erwirkte die Ordensführung 1235 eine erneute Besitzbestätigung durch die Krone<ref name="ftn47">Huici Miranda und Cabanes Pecourt (Hrsg.), Documentos, Bd. 1, Nr. 226, S. 372.</ref> und förderte die Ansiedlung christlicher Siedler in der Region über die Vergabe großzügiger Privilegien.<ref name="ftn48">Vgl. etwa Guinot Rodríguez (Hrsg.), ''Cartes de Poblament'', Nr. 12, 15, 21–22, 35, 82, S. 106–108, 111–113, 120–125, 146–147, 220–221.</ref> Auch die Beziehungen zur Führung der Aljama scheinen zunächst stabil geblieben zu sein, wie eine 1237 beurkundete Besitzübertragung von Ländereien im Umland der Siedlung an den örtlichen ''faqīh''(-''qāḍī'') verdeutlicht.<ref name="ftn49">García Edo, Actitud, App., Nr. 1, S. 316, ausgestellt für einen namentlich nicht genannten “alfachim de Cervaria“, dessen Identifizierung mit dem oben genannten Abinfaur/Ibn Fawwār hypothetisch bleiben muss.</ref> Aus den Jahrzehnten danach haben wir jedoch keine nennenswerten Informationen über die weitere Entwicklung der Gemeinde.
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