1233: Der Johanniterorden in der Krone Aragón garantiert den Muslimen von Cervera ihr Siedlungsrecht: Unterschied zwischen den Versionen

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[§2] Der katalanische Begriff ''Cartes de Poblament'' (Kast.: ''Cartas pueblas'', Dt. etwa: „Ansiedlungsurkunden“) bezeichnet Dokumente, mit denen der König oder ein anderer Landesherr den Mitgliedern einer oder mehrerer Gemeinden das Siedlungsrecht in seinem Herrschaftsgebiet unter bestimmten Bedingungen (weiter-)gewährte. Zu den Empfängern gehörten allerdings nicht nur ansässige muslimische Gemeinden, sondern ebenso christliche, jüdische oder muslimische Neusiedlergruppen die sich an bestimmten Orten niederließen. Obwohl diese Schriftstücke formal vonseiten der Herrschenden ausgestellt wurden, sollten sie keinesfalls als einseitige Gunsterweise, sondern vielmehr als das beurkundete Endergebnis oft langwieriger und hart geführter Verhandlungen betrachtet werden, an denen alle beteiligten Parteien ihren Anteil hatten. Aus dem Königreich València kennen wir bis zum Ende der Regierungszeit Jakobs I. 1276 rund 170 solcher Dokumente, von denen etwa 30 für muslimische Empfänger ausgestellt wurden. Unter letzteren ist die hier zu behandelnde Urkunde für Cervera (''Ǧarbayra'') das älteste bekannte Exemplar.<ref name="ftn3">Die wichtigsten Editionswerke sind: Guinot Rodríguez (Hrsg.),'' Cartes de poblament'' und Febrer Romaguera, Manuel Vicente (Hrsg.): ''Cartas pueblas de las morerías valencianas y documentación complementaria (1234–1372)'', Zaragoza: Anubar, 1991. Eine generelle Einführung zur Quellengruppe bietet Guinot Rodríguez, Cartes de poblament.</ref>
[§2] Der katalanische Begriff ''Cartes de Poblament'' (Kast.: ''Cartas pueblas'', Dt. etwa: „Ansiedlungsurkunden“) bezeichnet Dokumente, mit denen der König oder ein anderer Landesherr den Mitgliedern einer oder mehrerer Gemeinden das Siedlungsrecht in seinem Herrschaftsgebiet unter bestimmten Bedingungen (weiter-)gewährte. Zu den Empfängern gehörten allerdings nicht nur ansässige muslimische Gemeinden, sondern ebenso christliche, jüdische oder muslimische Neusiedlergruppen die sich an bestimmten Orten niederließen. Obwohl diese Schriftstücke formal vonseiten der Herrschenden ausgestellt wurden, sollten sie keinesfalls als einseitige Gunsterweise, sondern vielmehr als das beurkundete Endergebnis oft langwieriger und hart geführter Verhandlungen betrachtet werden, an denen alle beteiligten Parteien ihren Anteil hatten. Aus dem Königreich València kennen wir bis zum Ende der Regierungszeit Jakobs I. 1276 rund 170 solcher Dokumente, von denen etwa 30 für muslimische Empfänger ausgestellt wurden. Unter letzteren ist die hier zu behandelnde Urkunde für Cervera (''Ǧarbayra'') das älteste bekannte Exemplar.<ref name="ftn3">Die wichtigsten Editionswerke sind: Guinot Rodríguez (Hrsg.),'' Cartes de poblament'' und Febrer Romaguera, Manuel Vicente (Hrsg.): ''Cartas pueblas de las morerías valencianas y documentación complementaria (1234–1372)'', Zaragoza: Anubar, 1991. Eine generelle Einführung zur Quellengruppe bietet Guinot Rodríguez, Cartes de poblament.</ref>


[§3] Das Dokument wurde durch Hug de Fullalquer, den Meister des Johanniterordens in Aragón und Katalonien (sed. 1230–1245), ausgestellt, der nicht nur in seinem eigenen Recht, sondern im Namen seiner Ordensbrüder urkundete. Der Johanniterorden in der Krone Aragón war einer von zahlreichen Ablegern, die der einst auf die sogenannten Kreuzfahrerstaaten in der Levante beschränkte Ritterorden im Verlauf des 12. und 13. Jahrhundert in vielen Regionen Europas gegründet hatte. Der Zweig im Osten der Iberischen Halbinsel existierte bereits seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ihre Ordensmeister unterhielten zumeist enge Beziehungen zu den Herrschern der Krone Aragón, die die Ordensbrüder nicht selten mit militärischen Aufgaben, wie der Teilnahme an Kriegszügen oder der Übernahme grenznaher Festungen, betrauten.<ref name="ftn4">Siehe dazu weiterführend Bonet Donato, ''Orden del Hospital''<nowiki>; in unserem Kontext insbesondere Guinot Rodríguez, Orden de San Juan del Hospital. Einen breiten Überblick über die Aktivitäten des Ordens auf der Iberischen Halbinsel bietet Barquero Goñi, Orden militar de San Juan.</nowiki></ref> Die Beziehung zwischen Hug de Fullalquer und dem während seiner Amtszeit herrschenden König Jakob I. (regn. 1213–1276)<ref name="ftn5">Katalan.: Jaume I., Aragones.: Chaime I., Kast.: Jaime I., Engl.: James I.</ref> kann als besonders eng bezeichnet werden, hatte der Monarch sich doch persönlich für die Wahl des Kastellans von Amposta zum Ordensmeister eingesetzt. In der Amtszeit Hugs beteiligte sich der Orden engagiert an den Eroberungszügen der Krone und wurde im Gegenzug immer wieder mit großzügigen Privilegien bedacht.<ref name="ftn6">Über die enge Beziehung zwischen beiden Akteuren berichtet auch der König selbst in seinem autobiographisch ausgerichteten ''Llibre dels feits'': ''Les quatre grans cròniques. I. Llibre dels feits del rei En Jaume'', ed. Ferran Soldevila unter Mitarbeit v. Jordi Bruguera und María Teresa Ferrer i Mallol, Barcelona: Institut d’Estudis Catalans, 2008, cap. 95, S. 189–190; englische Übersetzung: ''The Book of Deeds of James I of Aragon. A Translation of the Medieval Catalan Llibre dels Fets'', ed. Damian J. Smith und Helena Buffery, Farnham: Ashgate, 2003, cap. 95, S. 114–115. Vgl. weiterführend Bonet Donato, Hospitalers, insbes. 342–349; zum Ordensmeister selbst Conca und Guia, Hug de Forcalquer.</ref>  
[§3] Das Dokument wurde durch Hug de Fullalquer, den Meister des Johanniterordens in Aragón und Katalonien (sed. 1230–1245), ausgestellt, der nicht nur in seinem eigenen Recht, sondern im Namen seiner Ordensbrüder urkundete. Der Johanniterorden in der Krone Aragón war einer von zahlreichen Ablegern, die der einst auf die sogenannten Kreuzfahrerstaaten in der Levante beschränkte Ritterorden im Verlauf des 12. und 13. Jahrhundert in vielen Regionen Europas gegründet hatte. Der Zweig im Osten der Iberischen Halbinsel existierte bereits seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Ihre Ordensmeister unterhielten zumeist enge Beziehungen zu den Herrschern der Krone Aragón, die die Ordensbrüder nicht selten mit militärischen Aufgaben, wie der Teilnahme an Kriegszügen oder der Übernahme grenznaher Festungen, betrauten.<ref name="ftn4">Siehe dazu weiterführend Bonet Donato, ''Orden del Hospital''<nowiki>; in unserem Kontext insbesondere Guinot Rodríguez, Orden de San Juan del Hospital. Einen breiten Überblick über die Aktivitäten des Ordens auf der Iberischen Halbinsel bietet Barquero Goñi, Orden militar de San Juan.</nowiki></ref> Die Beziehung zwischen Hug de Fullalquer und dem während seiner Amtszeit herrschenden König Jakob I. (regn. 1213–1276)<ref name="ftn5">Katalan.: Jaume I., Aragones.: Chaime I., Kast.: Jaime I., Engl.: James I.</ref> kann als besonders eng bezeichnet werden, hatte der Monarch sich doch persönlich für die Wahl des Kastellans von Amposta zum Ordensmeister eingesetzt. In der Amtszeit Hugs beteiligte sich der Orden engagiert an den Eroberungszügen der Krone und wurde im Gegenzug immer wieder mit großzügigen Privilegien bedacht.<ref name="ftn6">Über die enge Beziehung zwischen beiden Akteuren berichtet auch der König selbst in seinem autobiographisch ausgerichteten "Buch der Taten": ''Les quatre grans cròniques. I. Llibre dels feits del rei En Jaume'', ed. Ferran Soldevila unter Mitarbeit v. Jordi Bruguera und María Teresa Ferrer i Mallol, Barcelona: Institut d’Estudis Catalans, 2008, cap. 95, S. 189–190; englische Übersetzung: ''The Book of Deeds of James I of Aragon. A Translation of the Medieval Catalan Llibre dels Fets'', ed. Damian J. Smith und Helena Buffery, Farnham: Ashgate, 2003, cap. 95, S. 114–115. Vgl. weiterführend Bonet Donato, Hospitalers, insbes. 342–349; zum Ordensmeister selbst Conca und Guia, Hug de Forcalquer.</ref>  


[§4] Ausgestellt wurde die Carta de Poblament für die muslimische Gemeinde von Cervera (''Ǧarbayra''), dem heutigen Cervera del Maestre/Maestrat (Comarca Baix Maestrat, Provinz Castelló, Comunitat Valenciana), für die die Ausstellung des Dokuments mit der Unterstellung unter die Herrschaft des Ordens einherging.
[§4] Ausgestellt wurde die Carta de Poblament für die muslimische Gemeinde von Cervera (''Ǧarbayra''), dem heutigen Cervera del Maestre/Maestrat (Comarca Baix Maestrat, Provinz Castelló, Comunitat Valenciana), für die die Ausstellung des Dokuments mit der Unterstellung unter die Herrschaft des Ordens einherging.
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