653: Papst Martin I. leugnet in einem Brief die Kollaboration mit den expandierenden Sarazenen: Unterschied zwischen den Versionen

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Unklar ist, wer mit den Sarazenen genau gemeint ist. Geht es hier um christliche Araber unter byzantinischer Herrschaft, wie sie möglicherweise auch nach der arabisch-islamischen Expansion noch existierten?<ref name="ftn6">Vgl. Kawar, Djabala b. al-Ayham, S. 354.</ref> Oder sind hier die expandierenden Muslime gemeint, die seit 636 den syrisch-palästinensischen Raum unter ihrer Kontrolle hatten, seit 639 nach Ägypten und seit Beginn der 640er nach Nordwestafrika vorstießen?<ref name="ftn7">Noth, Der frühe Islam, S. 59-60.</ref> Unklar ist ferner, in welche Region Martin kommuniziert haben soll. Der Vita Martins im ''Liber Pontificalis'' zufolge soll der mit Martin kooperierende Exarch Olympios nämlich nach Sizilien gezogen sein, um dort gegen Sarazenen zu kämpfen, die dabei waren, die Insel in Besitz zu nehmen.<ref name="ftn8">''Liber pontificalis'', ed. Louis Duchesne, 3 Bde., Paris: de Boccard, 1955-57, Bd. 1, cap. LXXVI (133),VII, S. 338: “Videns ergo Olympios exarchus quia manus Dei circumtegebat Martinum sanctissimum papam, necesse habuit se cum pontifice concordare et omnia quae ei iussa fuerant eidem sanctissimo viro indicare. Qui facta pace cum sancta Dei ecclesia, colligens exercitum, profectus est Siciliam adversus gentem Saracenorum qui ibidem inhabitabant. Et peccato faciente maior interitus in exercitu Romano provenit. Et post hoc isdem exarchus morbo interiit.”</ref> Dieser Bericht erscheint allerdings deswegen unglaubwürdig, weil für die Periode vor 655 keine muslimischen Angriffe auf Sizilien dokumentiert sind. Ibn ʿAbd al-Ḥakam (257/871), der früheste arabisch-islamische Chronist der muslimischen Expansion nach Westen, berichtet lediglich für das Jahr 35/655, also für das Todesjahr Martins, von der Angst der Bevölkerung Siziliens vor einem bevorstehenden muslimischen Angriff, erwähnt davor aber keine muslimische Präsenz auf der Insel.<ref name="ftn9">Ibn ʿAbd al-Ḥakam, ''Futūḥ Miṣr wa-aḫbāruhā'', ed. Charles Torrey, Kairo: Madbūlī, 1999 (ND von New Haven 1922), S. 191. Vgl. König, ''Arabic-Islamic Views'', S. 40, FN 94.</ref> Rotter findet es unlogisch, dass Martin die Feinde seine Verbündeten Olympios unterstützt haben soll. Er geht daher von einem Missverständnis bzw. einem konstruierten Vorwurf aus: „Möglicherweise liegt demnach in Konstantinopel vor Prozeßbeginn in der öffentlichen Meinung eine Verwechslung – und ist sie auch nur konstruiert! – in der Weise vor, daß man eine finanzielle Unterstützung der Gegner durch den Papst annimmt und als solche, gemäß der überaus brisanten Situation an den nächsten Grenzen, alleine die Sarazenen vor Augen hat. Bis zur gerichtlichen Verhandlung sind dann freilich die tatsächlichen Verhältnisse recherchiert und die offenkundigen Widersprüche geklärt.“<ref name="ftn10">Rotter, ''Abendland und Sarazenen'', S. 186.</ref>
Unklar ist, wer mit den Sarazenen genau gemeint ist. Geht es hier um christliche Araber unter byzantinischer Herrschaft, wie sie möglicherweise auch nach der arabisch-islamischen Expansion noch existierten?<ref name="ftn6">Vgl. Kawar, Djabala b. al-Ayham, S. 354.</ref> Oder sind hier die expandierenden Muslime gemeint, die seit 636 den syrisch-palästinensischen Raum unter ihrer Kontrolle hatten, seit 639 nach Ägypten und seit Beginn der 640er nach Nordwestafrika vorstießen?<ref name="ftn7">Noth, Der frühe Islam, S. 59-60.</ref> Unklar ist ferner, in welche Region Martin kommuniziert haben soll. Der Vita Martins im ''Liber Pontificalis'' zufolge soll der mit Martin kooperierende Exarch Olympios nämlich nach Sizilien gezogen sein, um dort gegen Sarazenen zu kämpfen, die dabei waren, die Insel in Besitz zu nehmen.<ref name="ftn8">''Liber pontificalis'', ed. Louis Duchesne, 3 Bde., Paris: de Boccard, 1955-57, Bd. 1, cap. LXXVI (133),VII, S. 338: “Videns ergo Olympios exarchus quia manus Dei circumtegebat Martinum sanctissimum papam, necesse habuit se cum pontifice concordare et omnia quae ei iussa fuerant eidem sanctissimo viro indicare. Qui facta pace cum sancta Dei ecclesia, colligens exercitum, profectus est Siciliam adversus gentem Saracenorum qui ibidem inhabitabant. Et peccato faciente maior interitus in exercitu Romano provenit. Et post hoc isdem exarchus morbo interiit.”</ref> Dieser Bericht erscheint allerdings deswegen unglaubwürdig, weil für die Periode vor 655 keine muslimischen Angriffe auf Sizilien dokumentiert sind. Ibn ʿAbd al-Ḥakam (257/871), der früheste arabisch-islamische Chronist der muslimischen Expansion nach Westen, berichtet lediglich für das Jahr 35/655, also für das Todesjahr Martins, von der Angst der Bevölkerung Siziliens vor einem bevorstehenden muslimischen Angriff, erwähnt davor aber keine muslimische Präsenz auf der Insel.<ref name="ftn9">Ibn ʿAbd al-Ḥakam, ''Futūḥ Miṣr wa-aḫbāruhā'', ed. Charles Torrey, Kairo: Madbūlī, 1999 (ND von New Haven 1922), S. 191. Vgl. König, ''Arabic-Islamic Views'', S. 40, FN 94.</ref> Rotter findet es unlogisch, dass Martin die Feinde seine Verbündeten Olympios unterstützt haben soll. Er geht daher von einem Missverständnis bzw. einem konstruierten Vorwurf aus: „Möglicherweise liegt demnach in Konstantinopel vor Prozeßbeginn in der öffentlichen Meinung eine Verwechslung – und ist sie auch nur konstruiert! – in der Weise vor, daß man eine finanzielle Unterstützung der Gegner durch den Papst annimmt und als solche, gemäß der überaus brisanten Situation an den nächsten Grenzen, alleine die Sarazenen vor Augen hat. Bis zur gerichtlichen Verhandlung sind dann freilich die tatsächlichen Verhältnisse recherchiert und die offenkundigen Widersprüche geklärt.“<ref name="ftn10">Rotter, ''Abendland und Sarazenen'', S. 186.</ref>


Die Forschung liefert aber auch andere Interpretationen des Briefes, die entweder in den syrisch-palästinensischen Raum oder nach Nordafrika verweisen: Zum einen wird der Kollaborationsvorwurf aus einer kollektivpsychologischen Spannungslage des byzantinischen Reiches heraus erklärt. Wolfram Brandes etwa auf den durch die muslimische Expansion ausgelösten Schock, der bei manchen zu Endzeitstimmung, bei anderen zu der Erkenntnis geführt habe, Gott strafe das Reich für seine sich u. a. in theologischen Verirrungen manifestierenden Sünden. In dieser Interpretation werden die Prozesse gegen Martin I. und seinen anti-monotheletischen Mitstreiter Maximos Homologetes (Confessor) zu einer Form der „juristischen Krisenbewältigung“, also einer Art psychologischen Überreaktion auf eine Zeit der extremen Verunsicherung.<ref name="ftn11">Brandes, Krisenbewältigung, S. 148-51, 153-4, 159-77.</ref> Nicola Clarke geht einen Schritt weiter, indem sie verschiedene Kollaborationsvorwürfe der Expansionsperiode, darunter auch die gegen Martin I., als zeitgenössischen Versuch charakterisiert, Niederlagen gegen die expandierenden Muslime nicht auf deren tatsächliche Stärke, sondern v. a. auf das Versagen bestimmter Verantwortungsträger zurückzuführen, um auf diese Weise das eigene Selbstbewusstsein zu stärken und die Hoffnung aufrecht zu erhalten, dass die Muslime doch nicht unbesiegbar seien.<ref name="ftn12">Clarke, ''The Muslim Conquest'', S. 107.</ref> Robert Hoyland wiederum nimmt einerseits an, dass es sich um einen fingierten Kollaborationsvorwurf handeln könnte, der dazu gedient hätte, einen unliebsamen Querulanten aus dem Weg zu schaffen. Dennoch hält er es auch für möglich, dass Martin I. tatsächlich versucht haben könnte, mit den expandierenden Muslimen in Kontakt zu treten, so wie auch andere Zeitgenossen versucht hätten, mit den neuen Herrschaftseliten zu einem Ausgleich zu kommen. Die gegen Martin gerichteten Vorwürfe seien damit durchaus ernst zu nehmen.<ref name="ftn13">Hoyland, ''Seeing Islam'', S. 75-76.</ref> Hoyland verweist in diesem Zusammenhang auf mehrere griechisch verfasste Briefe, die von anderen Forschern ohne weitere Begründung als potenziell unauthentisch angesehen werden.<ref name="ftn14">Conte, Martin I., Sp. 341; Winkelmann (Hrsg.), ''Prosopographie'', S. 185.</ref> Diese in Mignes ''Patrologia latina'' edierten Briefe sind allesamt an Adressaten gerichtet, die sich schon unter muslimischer Herrschaft befanden. Ein Informationsschreiben zu den Entscheidungen der Lateransynode von 649 wendet sich an die Kirche von Carthago, das 647-48 zum ersten Mal von muslimischen Truppen angegriffen wurde.<ref name="ftn15">Martinus I., ep. 4 ad ecclesiam Carthaginensem, ed. Jacques-Paul Migne (Patrologia Latina 87), Paris: Migne, 1863, Sp. 145-54; vgl. Kaegi, ''Muslim Expansion'', S. 116-44.</ref> In einem weiteren Schreiben an Johannes, den Bischof von Philadelphia (ʿAmmān), schickt Martin diesem nicht nur die Akten der Lateransynode, sondern ernennt diesen zu seinem Vikar und verleiht ihm das Recht, Bischöfe und Presbyter zu ernennen – anscheinend eine Gegenmaßnahme gegen von „Häretikern“ durchgeführte Bischofswahlen in der Region.<ref name="ftn16">Martinus I., ep. 5 ad Ioannem episcopum Philadelphiae, ed. Jacques-Paul Migne (Patrologia Latina 87), Paris: Migne, 1863, Sp. 153–64.</ref> Ein weiterer Brief gebietet dem Bischof Theodorus im syrischen Ḥisbān, gegen Häretiker vorzugehen und den Anweisungen des eben erwähnten Johannes Folge zu leisten.<ref name="ftn17">Martinus I., ep. 6 ad Theodorum episcopum Esbuntiorum, ed. Jacques-Paul Migne (Patrologia Latina 87), Paris: Migne, 1863, Sp. 164–65.</ref> Gleiches wird von einem gewissen Georgios, dem Archimandriten im Kloster des hl. Theodosius eingefordert.<ref name="ftn18">Martinus I., ep. 8 ad Georgium archimandritam monasterii sancti Theodosii, ed. Jacques-Paul Migne (Patrologia Latina 87), Paris: Migne, 1863, Sp. 167-68.</ref> Ebenso werden die Kirchen von Antiochia und Jerusalem über die Entscheidungen der Lateransynode informiert, die Weihen der Bischöfe Macedonius von Antiochia und Petrus von Alexandria als falsch angeprangert und wiederum Gehorsam gegenüber dem Vikar Johannes von ʿAmmān eingefordert.<ref name="ftn19">Martinus I., ep. 11 ad ecclesiam Jerosolymitanam et Antiochenam, ed. Jacques-Paul Migne (Patrologia Latina 87), Paris: Migne, 1863, Sp. 175–80.</ref> Diese Briefe deuten tatsächlich sehr stark darauf hin, dass Martin in einer Art anti-monotheletischen Kampagne im nun unter muslimischer Herrschaft stehenden syrisch-palästinensischen Gebiet alternative kirchliche Strukturen aufzubauen, die einen Kollaborationsvorwurf seitens Konstantinopels durchaus plausibel erscheinen lassen würden. Auch Walter Kaegi hält dies nicht für ausgeschlossen. Mit Verweis auf die These Fred Donners, die frühen Muslime seien weniger als deutlich andersartige Religionsgruppe, denn vielmehr als Vertreter einer monotheistischen Reformbewegung aufgetreten<ref name="ftn20">Vgl. Donner, The Islamic Conquests, S. 28–51. Ausführlicher: Donner, ''Muhammad and the Believers''.</ref>, hält auch er Kommunikationsversuche seitens der betroffenen kirchlichen Autoritäten mit den muslimischen Eliten für durchaus plausibel, auch im Falle Martins. Seiner Ansicht nach könnte man spekulieren, es handle sich bei dem von Martin erwähnten ''tomus'' um „a papal effort to communicate with Muslims in an era in which proto-Muslim beliefs and practices were assumed to be in flux and therefore malleable.“<ref name="ftn21">Kaegi, Seventh-Century Identities, S. 168-69.</ref>|6=<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Martinus I. papa, ep. 14 ad Theodorem, ed. Jacques-Paul Migne (Patrologia Latina 87), Paris: Migne, 1863, Sp. 197-200.</div>
Die Forschung liefert aber auch andere Interpretationen des Briefes, die entweder in den syrisch-palästinensischen Raum oder nach Nordafrika verweisen: Zum einen wird der Kollaborationsvorwurf aus einer kollektivpsychologischen Spannungslage des byzantinischen Reiches heraus erklärt. Wolfram Brandes etwa auf den durch die muslimische Expansion ausgelösten Schock, der bei manchen zu Endzeitstimmung, bei anderen zu der Erkenntnis geführt habe, Gott strafe das Reich für seine sich u. a. in theologischen Verirrungen manifestierenden Sünden. In dieser Interpretation werden die Prozesse gegen Martin I. und seinen anti-monotheletischen Mitstreiter Maximos Homologetes (Confessor) zu einer Form der „juristischen Krisenbewältigung“, also einer Art psychologischen Überreaktion auf eine Zeit der extremen Verunsicherung.<ref name="ftn11">Brandes, Krisenbewältigung, S. 148-51, 153-4, 159-77.</ref> Nicola Clarke geht einen Schritt weiter, indem sie verschiedene Kollaborationsvorwürfe der Expansionsperiode, darunter auch die gegen Martin I., als zeitgenössischen Versuch charakterisiert, Niederlagen gegen die expandierenden Muslime nicht auf deren tatsächliche Stärke, sondern v. a. auf das Versagen bestimmter Verantwortungsträger zurückzuführen, um auf diese Weise das eigene Selbstbewusstsein zu stärken und die Hoffnung aufrecht zu erhalten, dass die Muslime doch nicht unbesiegbar seien.<ref name="ftn12">Clarke, ''The Muslim Conquest'', S. 107.</ref> Robert Hoyland wiederum nimmt einerseits an, dass es sich um einen fingierten Kollaborationsvorwurf handeln könnte, der dazu gedient hätte, einen unliebsamen Querulanten aus dem Weg zu schaffen. Dennoch hält er es auch für möglich, dass Martin I. tatsächlich versucht haben könnte, mit den expandierenden Muslimen in Kontakt zu treten, so wie auch andere Zeitgenossen versucht hätten, mit den neuen Herrschaftseliten zu einem Ausgleich zu kommen. Die gegen Martin gerichteten Vorwürfe seien damit durchaus ernst zu nehmen.<ref name="ftn13">Hoyland, ''Seeing Islam'', S. 75-76.</ref> Hoyland verweist in diesem Zusammenhang auf mehrere griechisch verfasste Briefe, die von anderen Forschern ohne weitere Begründung als potenziell unauthentisch angesehen werden.<ref name="ftn14">Conte, Martin I., Sp. 341; Winkelmann (Hrsg.), ''Prosopographie'', S. 185.</ref> Diese in Mignes ''Patrologia latina'' edierten Briefe sind allesamt an Adressaten gerichtet, die sich schon unter muslimischer Herrschaft befanden. Ein Informationsschreiben zu den Entscheidungen der Lateransynode von 649 wendet sich an die Kirche von Carthago, das 647-48 zum ersten Mal von muslimischen Truppen angegriffen wurde.<ref name="ftn15">Martinus I., ep. 4 ad ecclesiam Carthaginensem, ed. Jacques-Paul Migne (Patrologia Latina 87), Paris: Migne, 1863, Sp. 145-54; vgl. Kaegi, ''Muslim Expansion'', S. 116-44.</ref> In einem weiteren Schreiben an Johannes, den Bischof von Philadelphia (ʿAmmān), schickt Martin diesem nicht nur die Akten der Lateransynode, sondern ernennt diesen zu seinem Vikar und verleiht ihm das Recht, Bischöfe und Presbyter zu ernennen – anscheinend eine Gegenmaßnahme gegen von „Häretikern“ durchgeführte Bischofswahlen in der Region.<ref name="ftn16">Martinus I., ep. 5 ad Ioannem episcopum Philadelphiae, ed. Jacques-Paul Migne (Patrologia Latina 87), Paris: Migne, 1863, Sp. 153–64.</ref> Ein weiterer Brief gebietet dem Bischof Theodorus im syrischen Ḥisbān, gegen Häretiker vorzugehen und den Anweisungen des eben erwähnten Johannes Folge zu leisten.<ref name="ftn17">Martinus I., ep. 6 ad Theodorum episcopum Esbuntiorum, ed. Jacques-Paul Migne (Patrologia Latina 87), Paris: Migne, 1863, Sp. 164–65.</ref> Gleiches wird von einem gewissen Georgios, dem Archimandriten im Kloster des hl. Theodosius eingefordert.<ref name="ftn18">Martinus I., ep. 8 ad Georgium archimandritam monasterii sancti Theodosii, ed. Jacques-Paul Migne (Patrologia Latina 87), Paris: Migne, 1863, Sp. 167-68.</ref> Ebenso werden die Kirchen von Antiochia und Jerusalem über die Entscheidungen der Lateransynode informiert, die Weihen der Bischöfe Macedonius von Antiochia und Petrus von Alexandria als falsch angeprangert und wiederum Gehorsam gegenüber dem Vikar Johannes von ʿAmmān eingefordert.<ref name="ftn19">Martinus I., ep. 11 ad ecclesiam Jerosolymitanam et Antiochenam, ed. Jacques-Paul Migne (Patrologia Latina 87), Paris: Migne, 1863, Sp. 175–80.</ref> Diese Briefe deuten tatsächlich sehr stark darauf hin, dass Martin in einer Art anti-monotheletischen Kampagne im nun unter muslimischer Herrschaft stehenden syrisch-palästinensischen Gebiet alternative kirchliche Strukturen aufzubauen, die einen Kollaborationsvorwurf seitens Konstantinopels durchaus plausibel erscheinen lassen würden. Auch Walter Kaegi hält dies nicht für ausgeschlossen. Mit Verweis auf die These Fred Donners, die frühen Muslime seien weniger als deutlich andersartige Religionsgruppe, denn vielmehr als Vertreter einer monotheistischen Reformbewegung aufgetreten<ref name="ftn20">Vgl. Donner, The Islamic Conquests, S. 28–51. Ausführlicher: Donner, ''Muhammad and the Believers''.</ref>, hält auch er Kommunikationsversuche seitens der betroffenen kirchlichen Autoritäten mit den muslimischen Eliten für durchaus plausibel, auch im Falle Martins. Seiner Ansicht nach könnte man spekulieren, es handle sich bei dem von Martin erwähnten ''tomus'' um „a papal effort to communicate with Muslims in an era in which proto-Muslim beliefs and practices were assumed to be in flux and therefore malleable.“<ref name="ftn21">Kaegi, Seventh-Century Identities, S. 168-69.</ref>|6=<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Martinus I. papa, ''ep. 14 ad Theodorem'', ed. Jacques-Paul Migne (Patrologia Latina 87), Paris: Migne, 1863, Sp. 197-200.</div>


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Anastasius Bibliotecarius, Narrationes de exilio sancti Martini, ed. Bronwen Neil, ''Seventh-Century Popes and Martyrs: The Political Hagiography of Anastasius Bibliothecarius'', Turnhout: Brepols, 2006, S. 167-171. </div>
<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Anastasius Bibliotecarius, Narrationes de exilio sancti Martini, ed. Bronwen Neil, ''Seventh-Century Popes and Martyrs: The Political Hagiography of Anastasius Bibliothecarius'', Turnhout: Brepols, 2006, S. 167-171. </div>
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