711-745: Ibn al-Qūṭiyya zur Kooperation seiner westgotischen Vorfahren mit den muslimischen Eroberern: Unterschied zwischen den Versionen

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<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Bei Ibn al-Qūṭiyya (gest. 367/977) handelt es sich um einen in Sevilla geborenen und ausgebildeten muslimischen Gelehrten und einen in al-Andalus bekannten Autor von Gedichten, Werken zu Grammatik und Lexikographie, der in Córdoba auch das Amt eines Richters (''qāḍī'') innehatte.<ref name="ftn1">Bosch-Vilà, Ibn al-Ḳūṭiyya, S. 847.</ref> Im Allgemeinen wird er als Autor der hier zitierten „Geschichte der Eroberung von al-Andalus“ (''Tārīḫ iftitāḥ al-Andalus'') angesehen. Am Ende des einzigen überlieferten Manuskriptes wird das Werk als „Geschichte des Ibn al-Qūṭiyya“ (''tārīḫ Ibn al-Qūṭiyya'') bezeichnet. Dieses wird zu Anfang mit der Phrase eingeleitet „Es berichtete uns Abū Bakr Muḥammad b. ʿUmar b. ʿAbd al-ʿAzīz [b. al-Qūṭiyya].“<ref name="ftn2">Ibn al-Qūṭiyya, Tārīḫ, ed. al-Ibyārī, S. 29, 127.</ref> Diese Form der Einleitung impliziert, dass es sich bei dem erhaltenen Manuskript um eine von einem oder mehreren Schülern getätigte Abschrift des Werkes bzw. eine Form von „Vorlesungsmitschriften“ handelt, von der allerdings nicht klar ist, ob sie vom Autor selbst authentifiziert wurde. Die Tatsache, dass einige Zitate des Werkes bei späteren arabisch-islamischen Geschichtsschreibern im einzigen erhaltenen Manuskript nicht wiederzufinden sind, impliziert, dass wohl mehrere Varianten des Werkes in Umlauf waren. Damit stellt sich die Frage, ob man hier in der üblichen Weise von einer Autorenschaft sprechen kann. Soweit eine Datierung des Manuskriptes möglich ist, handelt es sich um eine korrumpierte Kurzversion einer Mit- oder Abschrift, die im oder nach dem 11. Jahrhundert hergestellt wurde.<ref name="ftn3">Ibn al-Qūṭīya, ''History'', übers. James, S. 18; König, Rückbindung, S. 132-133.</ref> </div>
<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Bei Ibn al-Qūṭiyya (gest. 367/977) handelt es sich um einen in Sevilla geborenen und ausgebildeten muslimischen Gelehrten und einen in al-Andalus bekannten Autor von Gedichten, Werken zu Grammatik und Lexikographie, der in Córdoba auch das Amt eines Richters (''qāḍī'') innehatte.<ref name="ftn1">Bosch-Vilà, Ibn al-Ḳūṭiyya, S. 847.</ref> Im Allgemeinen wird er als Autor der hier zitierten „Geschichte der Eroberung von al-Andalus“ (''Tārīḫ iftitāḥ al-Andalus'') angesehen. Am Ende des einzigen überlieferten Manuskriptes wird das Werk als „Geschichte des Ibn al-Qūṭiyya“ (''tārīḫ Ibn al-Qūṭiyya'') bezeichnet. Dieses wird zu Anfang mit der Phrase eingeleitet „Es berichtete uns Abū Bakr Muḥammad b. ʿUmar b. ʿAbd al-ʿAzīz [b. al-Qūṭiyya].“<ref name="ftn2">Ibn al-Qūṭiyya, Tārīḫ, ed. al-Ibyārī, S. 29, 127.</ref> Diese Form der Einleitung impliziert, dass es sich bei dem erhaltenen Manuskript um eine von einem oder mehreren Schülern getätigte Abschrift des Werkes bzw. eine Form von „Vorlesungsmitschriften“ handelt, von der allerdings nicht klar ist, ob sie vom Autor selbst authentifiziert wurde. Die Tatsache, dass einige Zitate des Werkes bei späteren arabisch-islamischen Geschichtsschreibern im einzigen erhaltenen Manuskript nicht wiederzufinden sind, impliziert, dass wohl mehrere Varianten des Werkes in Umlauf waren. Damit stellt sich die Frage, ob man hier in der üblichen Weise von einer Autorenschaft sprechen kann. Soweit eine Datierung des Manuskriptes möglich ist, handelt es sich um eine korrumpierte Kurzversion einer Mit- oder Abschrift, die im oder nach dem 11. Jahrhundert hergestellt wurde.<ref name="ftn3">Ibn al-Qūṭīya, ''History'', übers. James, S. 18; König, Rückbindung, S. 132-133.</ref> </div>


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Das Geschichtswerk enthält keine eigenständige Behandlung der vorislamischen Geschichte des spanischen Westgotenreiches in einem abgesonderten Kapitel, sondern beginnt direkt mit dem oben angeführten Zitat, also mit einer Erklärung der Begleitumstände der muslimischen Invasion. Hierauf folgen Ausführungen zum Witiza-Sohn Arṭabāš, zu den Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der ersten arabisch-berberischen Einwanderungswelle und der Gruppe von Syrern, die sich in den 740ern im Rahmen der Niederschlagung der großen Berberrevolte in Nordafrika und al-Andalus auf der Iberischen Halbinsel niederließen. Daraufhin erzählt das Werk eine Geschichte des umayyadischen al-Andalus bis zur Herrschaft des ʿAbd Allāh b. Muḥammad (regn. 275-300/888-912). Anders als das mehrbändige spätere Geschichtswerk des Ibn Ḥayyān (gest. 469/1076) handelt es sich bei dem Werk des Ibn al-Qūṭiyya allerdings nicht um eine möglichst vollständige politische Geschichte der Iberischen Halbinsel unter muslimischer Herrschaft, sondern um eine Sammlung von Anekdoten, die subtil moralisierend die Herrschaftsverhältnisse unter der Umayyadendynastie beleuchten.<ref name="ftn4">Ibn al-Qūṭīya, ''History'', übers. James, S. 41.</ref> Dieser eher freie Umgang mit historischer Überlieferung hat Ibn al-Qūṭiyya bei späteren Gelehrten wie Ibn al-Faraḍī (gest. 403/1018) den Ruf eingebracht, bei der Überlieferung historischer Traditionen nicht ganz sauber zu arbeiten.<ref name="ftn5">Vgl. König, Rückbindung, S. 130.</ref> Diese Hintergrundinformationen sind von Relevanz, sobald man sich der im zitierten Exzerpt dargestellten westgotischen Genealogie des Ibn al-Qūṭiyya zuwendet.</div>
<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Das Geschichtswerk enthält keine eigenständige Behandlung der vorislamischen Geschichte des spanischen Westgotenreiches in einem gesonderten Kapitel, sondern beginnt direkt mit dem oben angeführten Zitat, also mit einer Erklärung der Begleitumstände der muslimischen Invasion. Hierauf folgen Ausführungen zum Witiza-Sohn Arṭabāš, zu den Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der ersten arabisch-berberischen Einwanderungswelle und der Gruppe von Syrern, die sich in den 740ern anlässlich der Niederschlagung der großen Berberrevolte in Nordafrika und al-Andalus auf der Iberischen Halbinsel niederließen. Daraufhin erzählt das Werk eine Geschichte des umayyadischen al-Andalus bis zur Herrschaft des ʿAbd Allāh b. Muḥammad (regn. 275-300/888-912). Anders als das mehrbändige spätere Geschichtswerk des Ibn Ḥayyān (gest. 469/1076) handelt es sich bei dem Werk des Ibn al-Qūṭiyya allerdings nicht um eine möglichst vollständige politische Geschichte der Iberischen Halbinsel unter muslimischer Herrschaft, sondern um eine Sammlung von Anekdoten, die subtil moralisierend die Herrschaftsverhältnisse unter der Umayyadendynastie beleuchten.<ref name="ftn4">Ibn al-Qūṭīya, ''History'', übers. James, S. 41.</ref> Dieser eher freie Umgang mit historischer Überlieferung hat Ibn al-Qūṭiyya bei späteren Gelehrten wie Ibn al-Faraḍī (gest. 403/1018) den Ruf eingebracht, bei der Überlieferung historischer Traditionen nicht ganz sauber zu arbeiten.<ref name="ftn5">Vgl. König, Rückbindung, S. 130.</ref> Diese Hintergrundinformationen sind von Relevanz, sobald man sich der im zitierten Exzerpt dargestellten westgotischen Genealogie des Ibn al-Qūṭiyya zuwendet.</div>


== Inhalt & Quellenkontext ==
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