797-802: Notkers Gesta Karoli Magni zum Gesandtenaustausch zwischen Karl dem Großen und Hārūn al-Rašīd: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Kapitel LAT-DE TAB-2|Till Kalkbrenner|Notker Balbulus, ''Gesta Karoli Magni imperatoris'', ed. Haefele (MGH SS rer. Germ. NS 12), lib. II, cap. 8, S. 59-62. Übersetzung nach W. Wattenbach (Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 26), Leipzig 1940, Buch II, cap. 8, S. 54-58.|5===Autor/in & Werk==
{{Kapitel LAT-DE TAB-2|Till Kalkbrenner|Notker Balbulus, ''Gesta Karoli Magni imperatoris'', ed. Hans F. Haefele (MGH SS rer. Germ. NS 12), Berlin: Weidmann, 1959 (1962), lib. 2, cap. 8, S. 59-62. Übersetzung nach Wattenbach, Wilhelm: ''Notker der Stammler. Mönch von Sankt Gallen über die Taten Karls des Großen'' (Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 26), Leipzig: Alfred Lorenz, <sup>6</sup>1940, lib. 2, S. 54-58.|5===Autor/in & Werk==
Notker, genannt Balbulus, der Stammler, war ein in Sankt Gallen wirkender Mönch. Geboren wurde er wahrscheinlich im Jahre 840. Er entstammte einer einflussreichen Grundherrenfamilie, welche bei Jonschwil, nahe Sankt Gallen heimisch war. Informationen über sein Leben lassen sich hauptsächlich aus autobiographischen Bemerkungen in seinen Werken ziehen. Sein Todestag, der 6. April 912, ist das einzige gesicherte Datum seines Lebens.<ref name="ftn1">Ochsenbein und Schmuki, ''Notkere'', S. 17-18. Notkers Todestag war im Nekrolog des Klosters Sankt Gallen vermerkt worden.</ref> Nachdem er früh verwaist war, kam er zuerst in die Obhut eines Kriegers namens Adalbert, bevor er dem Kloster Sankt Gallen beitrat. Dort erhielt er eine umfangreiche Ausbildung und trat als Urkundenschreiber, Bibliothekar und Hospitar in Erscheinung. Besondere Wirkung entfaltete er jedoch als Erzieher und Lehrer für jüngere Mönche.<ref name="ftn2">Haefele und Gschwind-Giesinger, Notker, Sp. 1289-1290.</ref> Mehrere seiner Schüler bekleideten später hohe Kirchenämter im süddeutsch-alpinen Raum, so zum Beispiel Hartmann (gest. 925), Abt von Sankt Gallen, und Salomo III. (gest. 919/920), Bischof von Konstanz.<ref name="ftn3">Haefele und Gschwind-Giesinger, Notker, Sp. 1289-1290.</ref> 1215 gab es den ersten Versuch einer Kanonisierung Notkers durch Abt Ulrich IV. von Sankt Gallen (gest. 1220), im Zusammenhang damit lieferte ein unbekannter Mönch die ''Vita Notkeri Balbuli''. 1513 erfolgte die Seligsprechung.<ref name="ftn4">Stotz, Notker.</ref>
Notker, genannt Balbulus, der Stammler, war ein in Sankt Gallen wirkender Mönch. Geboren wurde er wahrscheinlich im Jahre 840. Er entstammte einer einflussreichen Grundherrenfamilie, welche bei Jonschwil, nahe Sankt Gallen heimisch war. Informationen über sein Leben lassen sich hauptsächlich aus autobiographischen Bemerkungen in seinen Werken ziehen. Sein Todestag, der 6. April 912, ist das einzige gesicherte Datum seines Lebens.<ref name="ftn1">Ochsenbein und Schmuki, ''Notkere'', S. 17-18. Notkers Todestag war im Nekrolog des Klosters Sankt Gallen vermerkt worden.</ref> Nachdem er früh verwaist war, kam er zuerst in die Obhut eines Kriegers namens Adalbert, bevor er dem Kloster Sankt Gallen beitrat. Dort erhielt er eine umfangreiche Ausbildung und trat als Urkundenschreiber, Bibliothekar und Hospitar in Erscheinung. Besondere Wirkung entfaltete er jedoch als Erzieher und Lehrer für jüngere Mönche.<ref name="ftn2">Haefele und Gschwind-Giesinger, Notker, Sp. 1289-1290.</ref> Mehrere seiner Schüler bekleideten später hohe Kirchenämter im süddeutsch-alpinen Raum, so zum Beispiel Hartmann (gest. 925), Abt von Sankt Gallen, und Salomo III. (gest. 919/920), Bischof von Konstanz.<ref name="ftn3">Haefele und Gschwind-Giesinger, Notker, Sp. 1289-1290.</ref> 1215 gab es den ersten Versuch einer Kanonisierung Notkers durch Abt Ulrich IV. von Sankt Gallen (gest. 1220), im Zusammenhang damit lieferte ein unbekannter Mönch die ''Vita Notkeri Balbuli''. 1513 erfolgte die Seligsprechung.<ref name="ftn4">Stotz, Notker.</ref>


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Im darauffolgenden Kapitel 9 wird über eine weitere Episode des diplomatischen Kontakts zwischen Kaiser und Kalif berichtet. Karl schickt eine Gesandtschaft zum Kalifen. Unter den fränkischen Geschenken befinden sich Jagdhunde von besonderer Wildheit und Geschwindigkeit, welche sich der Kalif explizit gewünscht haben soll. Die Fähigkeiten der Hunde werden bereits am Tag nach der Ankunft der fränkischen Gesandten auf die Probe gestellt, als der Kalif und die Gesandten zur Löwenjagd ausreiten. Die Hunde werden auf den Löwen gehetzt. Während sie diesen festhalten, töten die fränkischen Gesandten das gefährliche Tier mit Schwertern. Der Kalif ist von dieser kleinen Probe fränkischer Stärke, die natürlich auf die Macht Karls zurückverweist, so beeindruckt, dass er nach einem Geschenk sucht, welches dem ihm dargebrachten ebenbürtig ist. Notker lässt den Kalifen ausrufen:  
Im darauffolgenden Kapitel 9 wird über eine weitere Episode des diplomatischen Kontakts zwischen Kaiser und Kalif berichtet. Karl schickt eine Gesandtschaft zum Kalifen. Unter den fränkischen Geschenken befinden sich Jagdhunde von besonderer Wildheit und Geschwindigkeit, welche sich der Kalif explizit gewünscht haben soll. Die Fähigkeiten der Hunde werden bereits am Tag nach der Ankunft der fränkischen Gesandten auf die Probe gestellt, als der Kalif und die Gesandten zur Löwenjagd ausreiten. Die Hunde werden auf den Löwen gehetzt. Während sie diesen festhalten, töten die fränkischen Gesandten das gefährliche Tier mit Schwertern. Der Kalif ist von dieser kleinen Probe fränkischer Stärke, die natürlich auf die Macht Karls zurückverweist, so beeindruckt, dass er nach einem Geschenk sucht, welches dem ihm dargebrachten ebenbürtig ist. Notker lässt den Kalifen ausrufen:  
<div style="margin-left:0.5cm;margin-right:0.5cm;">„Gebe ich ihm das Land, das Gott Abraham verhieß und Josua gab, so kann er es doch wegen der weiten Entfernung nicht vor den Barbaren schützen. (…) Aber trotzdem will ich versuchen, in dieser Art seiner Freigiebigkeit zu entsprechen. Ich will das Land in seine Gewalt geben und sein Sachwalter darüber sein.“<ref name="ftn14">Notker, ''Gesta'', ed. Haefele, lib. II, cap. 9, S. 64: „Si terram promissam Abrahe et exhibitam Iosue dedero illi, propter longiquitatem locorum non potest eam defensare a babaris (…). Sed tamen hoc modo liberalitati eius gratificari temptabo: dabo quidem illam in eius potestatem et ego advocatus eius ero super eam (…).“</ref></div>
<div style="margin-left:0.5cm;margin-right:0.5cm;">„Gebe ich ihm das Land, das Gott Abraham verhieß und Josua gab, so kann er es doch wegen der weiten Entfernung nicht vor den Barbaren schützen. (…) Aber trotzdem will ich versuchen, in dieser Art seiner Freigiebigkeit zu entsprechen. Ich will das Land in seine Gewalt geben und sein Sachwalter darüber sein.“<ref name="ftn14">Notker, ''Gesta'', ed. Haefele, lib. 2, cap. 9, S. 64: „Si terram promissam Abrahe et exhibitam Iosue dedero illi, propter longiquitatem locorum non potest eam defensare a babaris (…). Sed tamen hoc modo liberalitati eius gratificari temptabo: dabo quidem illam in eius potestatem et ego advocatus eius ero super eam (…).“</ref></div>


Der bei Notker berichtete Gesandtenaustausch lässt sich in eine Reihe von Gesandtschaften einordnen, welche zwischen 797 und 808 stattfanden. Bereits 765-768 gab es einen ersten diplomatischen Kontakt zwischen den karolingischen Franken unter Pippin dem Jüngeren (regn. 751-768 als König) und dem Abbasidenkalifat unter al-Manṣūr (regn. 136-158/754-775).<ref name="ftn15">''Chronicarum quae dicuntur Fredegarii Scholastici libri IV. cum Continuationibus'', ed. Bruno Krusch (MGH SS rer. Merov. 2), Hannover: Hahn, 1888, cap. 51, S. 191-192. Siehe dazu: McCormick, Pippin III and al-Mansur, S. 221-241.</ref> Knapp dreißig Jahre später unternahm Pippins Sohn einen erneuten diplomatischen Vorstoß in diese Richtung. Die Reichsannalen (''Annales Regni Francorum'') berichten davon, dass Karl der Große 797 eine Gesandtschaft zum Kalifen ausgeschickt hatte.<ref name="ftn16">Borgolte, ''Gesandtenaustausch'', S. 116. Die Reichsannalen berichten dies im Eintrag für das Jahr 801. ''Annales Regni Francorum'', ed. Georg Heinrich Pertz; Friedrich Kurze (MGH SS rer. Germ. 6), Hannover: Hahn, 1895, a. 801, S. 114, S. 116.</ref> Die abbasidische Gegengesandtschaft traf in Begleitung der fränkischen Gesandten 801 bei Karl ein, als dieser sich auf der Rückreise aus Rom befand.<ref name="ftn17">''Annales Regni Francorum'', ed. Pertz und Kurze, a. 801, S. 114, S. 116.</ref> Die Geschenke erreichten Aachen etwa ein Jahr später (802). Ihren Transport hatte ein Jude namens Isaak (''Isaac Judeus'') organisiert, welcher 797 als Teil der fränkischen Gesandtschaft aufgebrochen war.<ref name="ftn18">''Annales Regni Francourm'', ed. Pertz und Kurze, a. 802, S. 117.</ref> Die Reichsannalen nennen ebenfalls einen Elefanten unter den Geschenken und geben ihm sogar den Namen ''Abul Abaz'', was eine Transkription des arabischen Namens „Abū l-ʿAbbās“ (Vater des ʿAbbās) darstellt und damit auf die Abbasidendynastie verweist. Die Reichsannalen datieren den Tod des Elefanten auf das Jahr 810.<ref name="ftn19">''Annales Regni Francourm'', ed. Pertz und Kurze, a. 810, S. 131.</ref>
Der bei Notker berichtete Gesandtenaustausch lässt sich in eine Reihe von Gesandtschaften einordnen, welche zwischen 797 und 808 stattfanden. Bereits 765-768 gab es einen ersten diplomatischen Kontakt zwischen den karolingischen Franken unter Pippin dem Jüngeren (regn. 751-768 als König) und dem Abbasidenkalifat unter al-Manṣūr (regn. 136-158/754-775).<ref name="ftn15">''Chronicarum quae dicuntur Fredegarii Scholastici libri IV. cum Continuationibus'', ed. Bruno Krusch (MGH SS rer. Merov. 2), Hannover: Hahn, 1888, cap. 51, S. 191-192. Siehe dazu: McCormick, Pippin III and al-Mansur, S. 221-241.</ref> Knapp dreißig Jahre später unternahm Pippins Sohn einen erneuten diplomatischen Vorstoß in diese Richtung. Die Reichsannalen (''Annales Regni Francorum'') berichten davon, dass Karl der Große 797 eine Gesandtschaft zum Kalifen ausgeschickt hatte.<ref name="ftn16">Borgolte, ''Gesandtenaustausch'', S. 116. Die Reichsannalen berichten dies im Eintrag für das Jahr 801. ''Annales Regni Francorum'', ed. Georg Heinrich Pertz; Friedrich Kurze (MGH SS rer. Germ. 6), Hannover: Hahn, 1895, a. 801, S. 114, S. 116.</ref> Die abbasidische Gegengesandtschaft traf in Begleitung der fränkischen Gesandten 801 bei Karl ein, als dieser sich auf der Rückreise aus Rom befand.<ref name="ftn17">''Annales Regni Francorum'', ed. Pertz und Kurze, a. 801, S. 114, S. 116.</ref> Die Geschenke erreichten Aachen etwa ein Jahr später (802). Ihren Transport hatte ein Jude namens Isaak (''Isaac Judeus'') organisiert, welcher 797 als Teil der fränkischen Gesandtschaft aufgebrochen war.<ref name="ftn18">''Annales Regni Francourm'', ed. Pertz und Kurze, a. 802, S. 117.</ref> Die Reichsannalen nennen ebenfalls einen Elefanten unter den Geschenken und geben ihm sogar den Namen ''Abul Abaz'', was eine Transkription des arabischen Namens „Abū l-ʿAbbās“ (Vater des ʿAbbās) darstellt und damit auf die Abbasidendynastie verweist. Die Reichsannalen datieren den Tod des Elefanten auf das Jahr 810.<ref name="ftn19">''Annales Regni Francourm'', ed. Pertz und Kurze, a. 810, S. 131.</ref>
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Für das Jahr 808 lässt sich noch eine letzte Gesandtschaft des Patriarchen an Karl nachweisen. Diese wird in einem Brief Papst Leos III. (sed. 795-816) an Karl erwähnt.<ref name="ftn27">''Epistolae selectae pontificum Romanorum Carolo Magno et Ludowico Pio regnantibus scriptae'', ed. Karl Hampe (MGH Epp. 5: Epistolae Karolini aevi 3), Berlin: Weidmann, 1899, ep. 8, S. 66-67.</ref> Nach 808 ist für die Herrschaftsperiode Karls, der sechs Jahre später starb, keine Gesandtschaft zwischen Kaiser, Kalif und Patriarch mehr dokumentiert. Erst unter Ludwig dem Frommen (regn. 813/814-840 als Kaiser) erscheint im Jahre 831 erneut eine Gesandtschaft aus dem Kalifat, welches zu der Zeit von al-Maʾmūn (regn. 198-218/813-833) beherrscht wurde.<ref name="ftn28">Borgolte, ''Gesandtenaustausch'', S. 111-112.</ref> Diese Gesandtschaft bestand aus Christen und Muslimen und sollte einen nicht näher spezifizierten Friedensvertrag schließen.<ref name="ftn29">Borgolte, ''Gesandtenaustausch'', S. 112-113.</ref> Damit endete der Gesandtenaustausch zwischen abbasidischen Kalifen und fränkischen Königen bzw. Kaisern.<ref name="ftn30">Allerdings kam es möglicherweise noch 293/906 zu einer Gesandtschaft der karolingischen Markgräfin Bertha von Tuszien an den abbasidischen Kalifen al-Muktafī bi-llāh, die allerdings nur in zwei arabisch-islamischen Quellen überliefert ist. Vgl. König, ''Arabic-Islamic Views'', S. 14, S. 200-201. </ref>
Für das Jahr 808 lässt sich noch eine letzte Gesandtschaft des Patriarchen an Karl nachweisen. Diese wird in einem Brief Papst Leos III. (sed. 795-816) an Karl erwähnt.<ref name="ftn27">''Epistolae selectae pontificum Romanorum Carolo Magno et Ludowico Pio regnantibus scriptae'', ed. Karl Hampe (MGH Epp. 5: Epistolae Karolini aevi 3), Berlin: Weidmann, 1899, ep. 8, S. 66-67.</ref> Nach 808 ist für die Herrschaftsperiode Karls, der sechs Jahre später starb, keine Gesandtschaft zwischen Kaiser, Kalif und Patriarch mehr dokumentiert. Erst unter Ludwig dem Frommen (regn. 813/814-840 als Kaiser) erscheint im Jahre 831 erneut eine Gesandtschaft aus dem Kalifat, welches zu der Zeit von al-Maʾmūn (regn. 198-218/813-833) beherrscht wurde.<ref name="ftn28">Borgolte, ''Gesandtenaustausch'', S. 111-112.</ref> Diese Gesandtschaft bestand aus Christen und Muslimen und sollte einen nicht näher spezifizierten Friedensvertrag schließen.<ref name="ftn29">Borgolte, ''Gesandtenaustausch'', S. 112-113.</ref> Damit endete der Gesandtenaustausch zwischen abbasidischen Kalifen und fränkischen Königen bzw. Kaisern.<ref name="ftn30">Allerdings kam es möglicherweise noch 293/906 zu einer Gesandtschaft der karolingischen Markgräfin Bertha von Tuszien an den abbasidischen Kalifen al-Muktafī bi-llāh, die allerdings nur in zwei arabisch-islamischen Quellen überliefert ist. Vgl. König, ''Arabic-Islamic Views'', S. 14, S. 200-201. </ref>


Eine ältere, ebenfalls literarische Verarbeitung des Gesandtenaustauschs zwischen dem Kaiser und dem Kalifen lässt sich in Einhards (gest. 840) Karlsvita finden.<ref name="ftn31">Einhardus, ''Vita Karoli Magni'', ed. Georg Heinrich Pertz; Georg Waitz (MGH SS rer. Germ. 25), Hannover/ Leipzig: Hahn’sche Buchhandlung, 61911, cap. 16, S. 19.</ref> Diese berichtet von der zweiten Gesandtschaft Karls, welche mit Geschenken für das Heilige Grab und den Ort der Auferstehung aufgebrochen sein soll. Nachdem sie diese überbracht hätten, seien die Gesandten auch zu Hārūn al-Rašīd gekommen und hätten ihm einen Wunsch ihres Herrn ausgerichtet. Was genau sich Karl von Hārūn gewünscht haben soll, wird jedoch nicht berichtet. Der Kalif soll die Wünsche und Erwartungen des Kaisers jedoch übertroffen haben: „So bewilligte er ihnen nicht bloß, was von ihnen begehrt wurde, sondern auch, dass jene heilige und heilsbringende Stätte unter seine [d.h. Karls] Gewalt komme.“<ref name="ftn32">Einhardus, ''Vita Karoli Magni'', ed. Pertz und Waitz, cap. 16, S. 19: „Non solum quae petebantur fieri permisit, sed etiam sacrum illum et salutarem locum, ut illius potestati adscriberetur, concessit (…).” Übersetzung: Zangl/ Abel, Kaiser Karls Leben, S. 24.</ref> Auf welche heilige Stätte sich diese Stelle genau bezieht, bleibt allerdings unklar. Weiter heißt es nur, dass Hārūn eigene Gesandte mit Geschenken zusammen mit den Gesandten des Kaisers zurückgeschickt habe. An dieser Stelle erwähnt Einhard auch, dass der Kalif einige Jahre zuvor bereits seinen einzigen Elefanten an den Kaiser geschickt habe.
Eine ältere, ebenfalls literarische Verarbeitung des Gesandtenaustauschs zwischen dem Kaiser und dem Kalifen lässt sich in Einhards (gest. 840) Karlsvita finden.<ref name="ftn31">Einhardus, ''Vita Karoli Magni'', ed. Georg Heinrich Pertz; Georg Waitz (MGH SS rer. Germ. 25), Hannover/ Leipzig: Hahn’sche Buchhandlung, <sup>6</sup>1911, cap. 16, S. 19.</ref> Diese berichtet von der zweiten Gesandtschaft Karls, welche mit Geschenken für das Heilige Grab und den Ort der Auferstehung aufgebrochen sein soll. Nachdem sie diese überbracht hätten, seien die Gesandten auch zu Hārūn al-Rašīd gekommen und hätten ihm einen Wunsch ihres Herrn ausgerichtet. Was genau sich Karl von Hārūn gewünscht haben soll, wird jedoch nicht berichtet. Der Kalif soll die Wünsche und Erwartungen des Kaisers jedoch übertroffen haben: „So bewilligte er ihnen nicht bloß, was von ihnen begehrt wurde, sondern auch, dass jene heilige und heilsbringende Stätte unter seine [d.h. Karls] Gewalt komme.“<ref name="ftn32">Einhardus, ''Vita Karoli Magni'', ed. Pertz und Waitz, cap. 16, S. 19: „Non solum quae petebantur fieri permisit, sed etiam sacrum illum et salutarem locum, ut illius potestati adscriberetur, concessit (…).” Übersetzung: Zangl/ Abel, Kaiser Karls Leben, S. 24.</ref> Auf welche heilige Stätte sich diese Stelle genau bezieht, bleibt allerdings unklar. Weiter heißt es nur, dass Hārūn eigene Gesandte mit Geschenken zusammen mit den Gesandten des Kaisers zurückgeschickt habe. An dieser Stelle erwähnt Einhard auch, dass der Kalif einige Jahre zuvor bereits seinen einzigen Elefanten an den Kaiser geschickt habe.


Die meisten der weiteren fränkischen Quellen, die vom Gesandtenaustausch zwischen Karl dem Großen und Hārūn al-Rašīd berichten, sind von den Reichsannalen abhängig, so zum Beispiel die ''Annales qui dicuntur Einhardi'', die ''Annales Maximiani'', die ''Chronica sive chronographia universalis'', das ''Chronicon Moissiacense'' und die ''Annales de gestis Caroli Magni imperatoris'' des Poeta Saxo.<ref name="ftn33">Siehe Borgolte, ''Gesandtenaustausch'', S. 47, Fn. 236.</ref> Die einzige bedeutende Ausnahme stellt das ''Breue commemoratorium'' dar, bei welchem es sich um ein administratives Dokument gehandelt haben muss. Wie weiter unten behandelt, könnte dieses weiteren Aufschluss über den Zweck des Gesandtenaustausches geben.
Die meisten der weiteren fränkischen Quellen, die vom Gesandtenaustausch zwischen Karl dem Großen und Hārūn al-Rašīd berichten, sind von den Reichsannalen abhängig, so zum Beispiel die ''Annales qui dicuntur Einhardi'', die ''Annales Maximiani'', die ''Chronica sive chronographia universalis'', das ''Chronicon Moissiacense'' und die ''Annales de gestis Caroli Magni imperatoris'' des Poeta Saxo.<ref name="ftn33">Siehe Borgolte, ''Gesandtenaustausch'', S. 47, Fn. 236.</ref> Die einzige bedeutende Ausnahme stellt das ''Breue commemoratorium'' dar, bei welchem es sich um ein administratives Dokument gehandelt haben muss. Wie weiter unten behandelt, könnte dieses weiteren Aufschluss über den Zweck des Gesandtenaustausches geben.
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Schon Einar Joranson kam 1927 in seiner Kritik der Protektorats-These nicht umhin festzustellen, dass jede Interaktion zwischen Karl und Hārūn politisch belastet gewesen sein musste.<ref name="ftn59">Joranson, Frankish Protectorate, S. 116-121. Siehe dazu: Borgolte: ''Gesandtenaustausch'', S. 8.</ref> Diese Einschätzung lag darin begründet, dass sowohl die karolingischen Franken als auch die Abbasiden im umayyadischen Emirat von Córdoba und dem byzantinischen Kaiserreich gemeinsame Konkurrenten hatten. Nach dem Sturz der Umayyaden-Dynastie durch die Abbasiden in Syrien, dem bisherigen politischen Zentrum des Kalifats, hatte sich der junge Umayyade ʿAbd al-Raḥmān b. Muʿāwiya (regn. 138–172/756–788) nach Al-Andalus geflüchtet, dort die Herrschaft an sich gerissen und das unabhängige Emirat von Córdoba etabliert, welches bis Anfang des 11. Jahrhunderts die Iberische Halbinsel dominierte.<ref name="ftn60">Molina, Umayyads in Spain, S. 847-853.</ref> Bereits die Existenz dieses unabhängigen, von Vertretern der gestürzten Umayyaden-Dynastie regierten Emirats musste eine Bedrohung für die Abbasiden darstellen. Auch Karl der Große stand mit den spanischen Umayyaden im Konflikt, zwischen 778 und 801 führte er immer wieder Krieg gegen die muslimische Macht an seiner Südwestgrenze.<ref name="ftn61">Fleckenstein, Karl, Sp. 956-966. Siehe dazu: [https://wiki.uni-konstanz.de/transmed-de/index.php/812:_Eine_Anweisung_Karls_des_Gro%C3%9Fen_bez%C3%BCglich_immigrierter_Hispani 812: Eine Anweisung Karls des Großen bezüglich immigrierter Hispani].</ref> Von den Umayyaden hatten die Abbasiden den Konflikt mit Byzanz „geerbt“, welcher seit den 630ern, dem Beginn der arabisch-islamischen Expansion, andauerte und immer wieder aufflammte. Byzanz, dessen Lage zwischenzeitlich sehr prekär war, konnte sich 747 mit einem bedeutenden Seesieg vor Zypern einen größeren Spielraum verschaffen. Zur Zeit der besprochenen Gesandtschaften kontrollierte die byzantinische Flotte das östliche Mittelmeer.<ref name="ftn62">Borgolte, ''Gesandtenaustausch'', S. 55.</ref> Auch Karl war immer wieder mit den Byzantinern in Konflikt geraten, was sich noch verschärfte, nachdem er ab 800 die Kaiserwürde für sich beanspruchte. Dieser schwelende Konflikt konnte erst 812 gelöst werden.<ref name="ftn63">Fleckenstein, Karl, Sp. 956-966.</ref> Vor diesem Hintergrund erscheint es durchaus einleuchtend, dass die Gesandtschaften von 797 und 802 dazu dienen sollten, ein Bündnis zu schmieden oder Aktionen gegen die gemeinsamen Konkurrenten zu koordinieren. In zeitgenössischen oder späteren Quellen gibt es jedoch keinerlei Anhaltspunkt dafür, dass derartige Themen von den Gesandtschaften besprochen wurden.
Schon Einar Joranson kam 1927 in seiner Kritik der Protektorats-These nicht umhin festzustellen, dass jede Interaktion zwischen Karl und Hārūn politisch belastet gewesen sein musste.<ref name="ftn59">Joranson, Frankish Protectorate, S. 116-121. Siehe dazu: Borgolte: ''Gesandtenaustausch'', S. 8.</ref> Diese Einschätzung lag darin begründet, dass sowohl die karolingischen Franken als auch die Abbasiden im umayyadischen Emirat von Córdoba und dem byzantinischen Kaiserreich gemeinsame Konkurrenten hatten. Nach dem Sturz der Umayyaden-Dynastie durch die Abbasiden in Syrien, dem bisherigen politischen Zentrum des Kalifats, hatte sich der junge Umayyade ʿAbd al-Raḥmān b. Muʿāwiya (regn. 138–172/756–788) nach Al-Andalus geflüchtet, dort die Herrschaft an sich gerissen und das unabhängige Emirat von Córdoba etabliert, welches bis Anfang des 11. Jahrhunderts die Iberische Halbinsel dominierte.<ref name="ftn60">Molina, Umayyads in Spain, S. 847-853.</ref> Bereits die Existenz dieses unabhängigen, von Vertretern der gestürzten Umayyaden-Dynastie regierten Emirats musste eine Bedrohung für die Abbasiden darstellen. Auch Karl der Große stand mit den spanischen Umayyaden im Konflikt, zwischen 778 und 801 führte er immer wieder Krieg gegen die muslimische Macht an seiner Südwestgrenze.<ref name="ftn61">Fleckenstein, Karl, Sp. 956-966. Siehe dazu: [https://wiki.uni-konstanz.de/transmed-de/index.php/812:_Eine_Anweisung_Karls_des_Gro%C3%9Fen_bez%C3%BCglich_immigrierter_Hispani 812: Eine Anweisung Karls des Großen bezüglich immigrierter Hispani].</ref> Von den Umayyaden hatten die Abbasiden den Konflikt mit Byzanz „geerbt“, welcher seit den 630ern, dem Beginn der arabisch-islamischen Expansion, andauerte und immer wieder aufflammte. Byzanz, dessen Lage zwischenzeitlich sehr prekär war, konnte sich 747 mit einem bedeutenden Seesieg vor Zypern einen größeren Spielraum verschaffen. Zur Zeit der besprochenen Gesandtschaften kontrollierte die byzantinische Flotte das östliche Mittelmeer.<ref name="ftn62">Borgolte, ''Gesandtenaustausch'', S. 55.</ref> Auch Karl war immer wieder mit den Byzantinern in Konflikt geraten, was sich noch verschärfte, nachdem er ab 800 die Kaiserwürde für sich beanspruchte. Dieser schwelende Konflikt konnte erst 812 gelöst werden.<ref name="ftn63">Fleckenstein, Karl, Sp. 956-966.</ref> Vor diesem Hintergrund erscheint es durchaus einleuchtend, dass die Gesandtschaften von 797 und 802 dazu dienen sollten, ein Bündnis zu schmieden oder Aktionen gegen die gemeinsamen Konkurrenten zu koordinieren. In zeitgenössischen oder späteren Quellen gibt es jedoch keinerlei Anhaltspunkt dafür, dass derartige Themen von den Gesandtschaften besprochen wurden.


Ein weiterer Grund für die Gesandtschaften könnte sich in einer Erklärung Einhards und im Entstehungskontext von Notkers ''Gesta'' finden. Einhard leitet das 16. Kapitel seiner Karlsvita damit ein, dass er, Karl, „den Ruhm seiner Herrschaft auch noch durch die freundschaftlichen Verbindungen mit mehreren Königen und Völkerschaften“ erhöhen konnte.<ref name="ftn64">Einhardus, ''Vita Karoli Magni'', ed. Pertz und Waitz, cap. 16, S. 19: „Auxit etiam gloriam regni sui quibusdam regibus ac gentibus per amicitiam sibi conciliates.“ Übersetzung: Zangl/ Abel, Kaiser Karls Leben, S. 24.</ref> Einhard (gest. 840) schrieb seine Vita in den Jahrzehnten nach Karls Tod, er hatte sich jedoch bereits seit 796/797 am Hof aufgehalten.<ref name="ftn65">Fleckenstein, Einhard, Sp. 1737-1739.</ref> Es ist also durchaus denkbar, dass Einhard hier Vorstellungen dokumentiert, welche zu Lebzeiten Karls am Hof zu Aachen gepflegt wurden. Der einleitende Satz lässt sich durchaus so verstehen, dass die freundschaftlichen Außenbeziehungen aus der Perspektive des Hofes den Ruhm des Kaisers mehrten, auch abseits jeden praktischen Nutzens. Besondere Beachtung scheint dabei dem Austausch wertvoller Gaben geschenkt worden zu sein. Sowohl die Reichsannalen als auch Einhards ''Vita'' und Notkers ''Gesta'' enthalten Aufzählungen solcher Geschenke. Die Reichsannalen berichten zweimal vom Elefanten Abul Abaz, bei seiner Ankunft werden weitere, nicht nähere spezifizierte Geschenke genannt.<ref name="ftn66">''Annales Regni Francorum'', ed. Pertz und Kurze, a. 801, S. 116; a. 802, S. 117.</ref> Die Beschreibung der Geschenke, welche 807 von der gemischten Gesandtschaft des Patriarchen und des Kalifen überbracht wurden, fällt weitaus detaillierter aus. Es werden ein prachtvolles Zelt, dessen Materialien und sogar die Schnüre beschrieben, kostbare Seidengewänder, Duftstoffe, Messingleuchter, Salben und Balsam aufgezählt. Eine Wasseruhr, die auch unter den Geschenken ist, erhält sogar eine ausführliche Beschreibung in den sonst so knapp gehaltenen Reichsannalen.<ref name="ftn67">''Annales Regni Francorum'', ed. Pertz und Kurze, a. 807, S. 123-124.</ref> Auch Einhard berichtet von kostbaren Gewändern und Duftstoffen und erwähnt im Nebensatz auch den einige Jahre zuvor erhaltenen Elefanten.<ref name="ftn68">Einhardus, ''Vita Karoli Magni'', ed. Pertz und Waitz, cap. 16, S. 19.</ref> Notker kombiniert in seinem Bericht Details der ersten Gesandtschaft wie den Elefanten und die Zahl der Gesandten mit Geschenken von der Liste der Reichsannalen für die zweite Gesandtschaft. Die „persischen“ Gesandten sollen einen Elefanten, eine unbestimmte Anzahl Affen, Balsam, Narden, verschiedene Salben, Gewürze, Duftstoffe und Heilmittel nach Aachen gebracht haben.<ref name="ftn69">Notker, ''Gesta'', ed. Haefele, lib. II, cap. 8, S. 61.</ref> Bei den Affen dürfte es sich um eine Hinzufügung Notkers handeln, um die Liste der Geschenke noch exklusiver erscheinen zu lassen. Dieser Austausch exklusiver Geschenke soll jedoch, laut Notker, auch in die andere Richtung funktioniert haben. So berichten uns die ''Gesta'', dass Karl Hārūn Pferde, friesische Tücher, spanische Maultiere und Jagdhunde geschickt haben soll. Letztere soll sich Hārūn explizit gewünscht haben.<ref name="ftn70">Notker, ''Gesta'', ed. Haefele, lib. II, cap. 9, S. 63.</ref> Einhard hingegen berichtet in seiner Karlsvita nur von Geschenken Karls für das Heilige Grab und die Auferstehungskirche, jedoch nicht von Geschenken für den Kalifen.<ref name="ftn71">Einhardus, ''Vita Karoli Magni'', ed. Pertz und Waitz, cap. 16, S. 19.</ref> Sowohl in den Reichsannalen als auch in Einhards und Notkers literarischen Werken kommt die Vorstellung zum Ausdruck, dass ein diplomatischer Austausch inklusive Gabentausch zum Prestigegewinn des Herrschers beitragen konnte. Wenn Karl wirklich Geschenke vom Kalifen erhielt und ihm seinerseits Geschenke schickte, so demonstrierte er einen imperialen Gestus, der dazu dienen sollte, sich selbst auf eine Stufe mit dem Kalifen zu stellen. Damit hätten die Gesandtschaft sozusagen einen Selbstzweck besessen.
Ein weiterer Grund für die Gesandtschaften könnte sich in einer Erklärung Einhards und im Entstehungskontext von Notkers ''Gesta'' finden. Einhard leitet das 16. Kapitel seiner Karlsvita damit ein, dass er, Karl, „den Ruhm seiner Herrschaft auch noch durch die freundschaftlichen Verbindungen mit mehreren Königen und Völkerschaften“ erhöhen konnte.<ref name="ftn64">Einhardus, ''Vita Karoli Magni'', ed. Pertz und Waitz, cap. 16, S. 19: „Auxit etiam gloriam regni sui quibusdam regibus ac gentibus per amicitiam sibi conciliates.“ Übersetzung: Zangl/ Abel, Kaiser Karls Leben, S. 24.</ref> Einhard (gest. 840) schrieb seine Vita in den Jahrzehnten nach Karls Tod, er hatte sich jedoch bereits seit 796/797 am Hof aufgehalten.<ref name="ftn65">Fleckenstein, Einhard, Sp. 1737-1739.</ref> Es ist also durchaus denkbar, dass Einhard hier Vorstellungen dokumentiert, welche zu Lebzeiten Karls am Hof zu Aachen gepflegt wurden. Der einleitende Satz lässt sich durchaus so verstehen, dass die freundschaftlichen Außenbeziehungen aus der Perspektive des Hofes den Ruhm des Kaisers mehrten, auch abseits jeden praktischen Nutzens. Besondere Beachtung scheint dabei dem Austausch wertvoller Gaben geschenkt worden zu sein. Sowohl die Reichsannalen als auch Einhards ''Vita'' und Notkers ''Gesta'' enthalten Aufzählungen solcher Geschenke. Die Reichsannalen berichten zweimal vom Elefanten Abul Abaz, bei seiner Ankunft werden weitere, nicht nähere spezifizierte Geschenke genannt.<ref name="ftn66">''Annales Regni Francorum'', ed. Pertz und Kurze, a. 801, S. 116; a. 802, S. 117.</ref> Die Beschreibung der Geschenke, welche 807 von der gemischten Gesandtschaft des Patriarchen und des Kalifen überbracht wurden, fällt weitaus detaillierter aus. Es werden ein prachtvolles Zelt, dessen Materialien und sogar die Schnüre beschrieben, kostbare Seidengewänder, Duftstoffe, Messingleuchter, Salben und Balsam aufgezählt. Eine Wasseruhr, die auch unter den Geschenken ist, erhält sogar eine ausführliche Beschreibung in den sonst so knapp gehaltenen Reichsannalen.<ref name="ftn67">''Annales Regni Francorum'', ed. Pertz und Kurze, a. 807, S. 123-124.</ref> Auch Einhard berichtet von kostbaren Gewändern und Duftstoffen und erwähnt im Nebensatz auch den einige Jahre zuvor erhaltenen Elefanten.<ref name="ftn68">Einhardus, ''Vita Karoli Magni'', ed. Pertz und Waitz, cap. 16, S. 19.</ref> Notker kombiniert in seinem Bericht Details der ersten Gesandtschaft wie den Elefanten und die Zahl der Gesandten mit Geschenken von der Liste der Reichsannalen für die zweite Gesandtschaft. Die „persischen“ Gesandten sollen einen Elefanten, eine unbestimmte Anzahl Affen, Balsam, Narden, verschiedene Salben, Gewürze, Duftstoffe und Heilmittel nach Aachen gebracht haben.<ref name="ftn69">Notker, ''Gesta'', ed. Haefele, lib. 2, cap. 8, S. 61.</ref> Bei den Affen dürfte es sich um eine Hinzufügung Notkers handeln, um die Liste der Geschenke noch exklusiver erscheinen zu lassen. Dieser Austausch exklusiver Geschenke soll jedoch, laut Notker, auch in die andere Richtung funktioniert haben. So berichten uns die ''Gesta'', dass Karl Hārūn Pferde, friesische Tücher, spanische Maultiere und Jagdhunde geschickt haben soll. Letztere soll sich Hārūn explizit gewünscht haben.<ref name="ftn70">Notker, ''Gesta'', ed. Haefele, lib. 2, cap. 9, S. 63.</ref> Einhard hingegen berichtet in seiner Karlsvita nur von Geschenken Karls für das Heilige Grab und die Auferstehungskirche, jedoch nicht von Geschenken für den Kalifen.<ref name="ftn71">Einhardus, ''Vita Karoli Magni'', ed. Pertz und Waitz, cap. 16, S. 19.</ref> Sowohl in den Reichsannalen als auch in Einhards und Notkers literarischen Werken kommt die Vorstellung zum Ausdruck, dass ein diplomatischer Austausch inklusive Gabentausch zum Prestigegewinn des Herrschers beitragen konnte. Wenn Karl wirklich Geschenke vom Kalifen erhielt und ihm seinerseits Geschenke schickte, so demonstrierte er einen imperialen Gestus, der dazu dienen sollte, sich selbst auf eine Stufe mit dem Kalifen zu stellen. Damit hätten die Gesandtschaft sozusagen einen Selbstzweck besessen.


Eine bisher wenig bearbeitete Quelle, das ''Breue commemoratorium'', könnte weiteren Aufschluss über Karls Motive geben. Das ''Breue'' stellt eine Kompilation mehrerer Texte in lateinischer Sprache aus dem frühen neunten Jahrhundert dar. Gefunden wurde es in Basel, im fränkischen Herrschaftsgebiet. Eine kritische Edition samt Übersetzung wurden erst 2011 von Michael McCormick erstellt. Es handelt sich bei dem ''Breve'' um eine Erfassung des Zustandes des Patriarchats von Jerusalem am Anfang des neunten Jahrhunderts. Die Dokumente erfassen die einzelnen Kirchen- und Klostergebäude, sowie sonstige Liegenschaften, den Personalbestand und die jährlichen Ausgaben des Patriarchats von Jerusalem. Darüber hinaus enthalten sie auch noch genaue Maße der wichtigsten Kirchen, sowie die dringlichsten baulichen Mängel.<ref name="ftn72">McCormick, ''Survey'', S. XVIII.</ref>
Eine bisher wenig bearbeitete Quelle, das ''Breue commemoratorium'', könnte weiteren Aufschluss über Karls Motive geben. Das ''Breue'' stellt eine Kompilation mehrerer Texte in lateinischer Sprache aus dem frühen neunten Jahrhundert dar. Gefunden wurde es in Basel, im fränkischen Herrschaftsgebiet. Eine kritische Edition samt Übersetzung wurden erst 2011 von Michael McCormick erstellt. Es handelt sich bei dem ''Breve'' um eine Erfassung des Zustandes des Patriarchats von Jerusalem am Anfang des neunten Jahrhunderts. Die Dokumente erfassen die einzelnen Kirchen- und Klostergebäude, sowie sonstige Liegenschaften, den Personalbestand und die jährlichen Ausgaben des Patriarchats von Jerusalem. Darüber hinaus enthalten sie auch noch genaue Maße der wichtigsten Kirchen, sowie die dringlichsten baulichen Mängel.<ref name="ftn72">McCormick, ''Survey'', S. XVIII.</ref>
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Notker Balbulus, ''Gesta Karoli Magni imperatoris'', ed. Hans F. Haefele (MGH SS rer. Germ. NS 12), Berlin: Weidmann, 1959 (1962).
Notker Balbulus, ''Gesta Karoli Magni imperatoris'', ed. Hans F. Haefele (MGH SS rer. Germ. NS 12), Berlin: Weidmann, 1959 (1962).
Notker Balbulus, ''Monumenta Carolina'', ed. Philippe Jaffé (Bibl. rer. Germ. 4), Berlin: Weidmann, 1867, S.631-700.


Notker Balbulus, ''Gesta Karoli Magni imperatoris'', ed. Georg Heinrich Pertz (MGH SS 2), Hannover: Hahn, 1829, S.731-763.
Notker Balbulus, ''Gesta Karoli Magni imperatoris'', ed. Georg Heinrich Pertz (MGH SS 2), Hannover: Hahn, 1829, S.731-763.
Notker Balbulus, ''Monumenta Carolina'', ed. Philippe Jaffé (Bibl. rer. Germ. 4), Berlin: Weidmann, 1867, S.631-700.


Rau, Reinhold: ''Quellen zur Karolingischen Reichsgeschichte. Dritter Teil'', Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, <sup>2</sup>1969.
Rau, Reinhold: ''Quellen zur Karolingischen Reichsgeschichte. Dritter Teil'', Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, <sup>2</sup>1969.


Wattenbach, Wilhelm: ''Notker der Stammler, Mönch von Sankt Gallen über die Taten Karls des Großen'' (Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 26), Leipzig: Alfred Lorenz, <sup>6</sup>1940.|7=Borgolte, Michael: ''Der Gesandtenaustausch der Karolinger mit den Abbasiden und mit den Patriarchen von Jerusalem'',München: Arbeo, 1976.
Wattenbach, Wilhelm: ''Notker der Stammler. Mönch von Sankt Gallen über die Taten Karls des Großen'' (Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 26), Leipzig: Alfred Lorenz, <sup>6</sup>1940.|7=Borgolte, Michael: ''Der Gesandtenaustausch der Karolinger mit den Abbasiden und mit den Patriarchen von Jerusalem'',München: Arbeo, 1976.


Bréhier, Louis: ''L’église et l’Orient au Moyen Âge. Les Croisades'', Paris: Victor Lecoffre / J. Gabalda, 1907.
Bréhier, Louis: ''L’église et l’Orient au Moyen Âge. Les Croisades'', Paris: Victor Lecoffre / J. Gabalda, 1907.
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Semmler, Josef: Der vorbildliche Herrscher in seinem Jahrhundert. Karl der Große, in: Hans Hecker (Hrsg.),''Der Herrscher. Leitbild und Abbild in Mittelalter und Renaissance'', Düsseldorf: Droste, 1990, S. 43-58.
Semmler, Josef: Der vorbildliche Herrscher in seinem Jahrhundert. Karl der Große, in: Hans Hecker (Hrsg.),''Der Herrscher. Leitbild und Abbild in Mittelalter und Renaissance'', Düsseldorf: Droste, 1990, S. 43-58.


Stotz, Peter: Notker der Stammler. Notker Balbulus, in: ''Historisches Lexikon der Schweiz'',Version vom 09.09.2010, <span style="color:#000080;"><u>http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10222.php</u></span> (Zugriff: 28.08.2019).|8=Abbasiden, Aachen, Bagdad, Diplomatie, Elefant, Franken, Fürstenspiegel, Gabentausch, Gesandte, Geschenke, Geographie, Grabeskirche, Heiliges Grab, Herrschertugenden, Historiographie, Jerusalem, Juden, Legitimation, Patriarch, Prestige, Vorbilder, Wissen über Andere|3a=''Per idem tempus etiam a legati Persarum ad eum directi sunt. Qui situm Francię nescientes pro magno duxerunt, sic litus Italię propter famositatem Romę, cui tunc illum imperare cognoverant, apprehendere valuissent. Cumque episcopis Campanie vel Tuscię, Emilię vel Ligurię Burgundieque sive Gallię simul et abbatibus vel comitibus causam adventus sui indicassent dissimulanterque ab eisdem suscepti vel expulsi fuissent, tandem post anni revolutum circulum apud Aquasgrani famosissimum virtutibus Karolum defessi et nimio defecti reppererunt circuitu. Venerunt autem lluc in maioris XLmę ebdomada maiore. Nuntiatique imperatori dilati sunt ab eius conspectu usque in vigiliam paschę. Cumque in festivitate praecipua incomparabilis ille incomparabiliter adornatus fuisset, iussit introduci personas eius gentis, quę cuncto quondam esset orbi terribilis. Quibus tamen excellentissimus Karolus ita terrificus videbatur prae omnibus, quasi numquam regem vel imperatorem vidissent. Quos ille blande susceptos hoc munere ditavit, ut quasi unus de filiis eius ubicum que vellent ambulandi et singula quęque perspiciendi et quę - cumque rogandi vel interrogandi licentiam haberent. Quo tripudio gestientes ipsi adherere, ipsum inspicere ipsum magnitudinem risum retinere nequeuntes complosis manibus aiebant: 'Prius terreos tantum homines vidimus, nunc autem aureum'. Deinde ad singulos procerum accedentes novitatemque vestimentorum sive armorum admirati ad mirabiliorem sunt augustum regressi. Quod cum eadem nocte et sequenti dominica iugiter in ęcclesia facerent, in ipsa sacrosancta die ad opipare convivium opulentissimi Karoli cum Francię Europęve proceribus sunt invitati. Sed tamen rerum miraculo perculsi propemodum exsurrexere ieiuni. (…)''|3b=''Attulerunt autem Persę imperatori elephantum et simias, opobalsamum, nardum unguentaque varia, pigmenta, odoramenta vel medicamenta diversissima, adeo ut orientem evacuasse et occidentem viderentur implesse. Cumque multa apud imperatorem amiliaritate uti cepissent, quadam die cum iam lętiores essent et grecingario fortiori incaluissent, ad Karolum, serietate sobrietateque semper armatum, ioculariter hęc prolocuti sunt: 'Magna quidem est, o imperator, potentia vestra, sed multo minor rumore, quo apud orientalia regna diffamati polletis'. Quo ille audito et profundissima indignatione dissimulata ioculariter inquisivit ab eis: 'Cur ita, filii meis, dicitis? vel hoc vobis unde videtur?' At illi repetentes a principio narraverunt ei cuncta, quę sibi in cismarinis partibus contigerunt, dicentes: 'Nos Persę vel Medi Armeniique vel Indi, Parthi et Elamitę omnesque orientales multo magis vos quam dominatorem nostrum Aaron timemus . De Macedonibus autem vel Achivis quid dicamus? Qui iam iamque magnitudinem vestram plus se fluctibus Ionii oppressuram pavitant. Insulani autem omnes, per quos iter habuimus, ad obsequium vestrum ita prompti sunt et intenti, quasi in palacio vestro nutriti fuerint et beneficiis ingentibus honorati. Istarum autem partium primores, ut nobis videtur, non satis curant de vobis, nisi tantum in praesentia vestra. Nam cum eis utpote peregrini perinde suggereremus, ut aliquid nobis humanitatis in vestri amore, quia vos quęreremus, exhibere dignarentur, inadiutos et vacuos dimiserunt'. Tunc imperator omnes comites et abbates, per quos idem missi profecti sunt, cunctis honoribus denudavit. Episcopos autem infinitę pecunię multavit vel dampnavit. Legatos vero cum ingenti cautela et honore ad usque proprios fines deduci praecepit.''|4a=Zu gleicher Zeit wurden auch Gesandte der Perser an ihn geschickt. Diese kannten die Lage des Frankenlandes nicht, und hielten es für ein großes, wenn es ihnen gelänge, das Ufer Italiens zu erreichen, um des Ruhmes der Stadt Rom willen, über welche er [Karl] herrschte, wie sie erfahren hatten. Und da sie den Bischöfen von Campanien und Tuscien, Emilien und Ligurien, und von Burgund und Gallien, auch den Äbten und Grafen, die Ursache ihrer Ankunft angezeigt hatten, und von ihnen in hinterlistiger Weise bald aufgenommen, bald abgewiesen waren, fanden sie endlich nach Verlauf eines vollen Jahres zu Aachen den durch seine Tugenden hochberühmten Karl, ganz ermüdet und erschöpft durch den weiten Umweg. Sie kamen aber dort an in der großen Woche des großen Fastens, und da man sie dem Kaiser gemeldet hatte, hieß er sie bis zum Osterabend warten. Als nun an diesem Hauptfeste jener unvergleichliche Mann ganz unvergleichlich geschmückt war, befahl er, die Männer aus jenem Volk hereinzuführen, welches einst dem ganzen Erdkreis furchtbar war. Dennoch erschien ihnen der herrliche Karl so schrecklich vor allen andern, als ob sie noch nie vorher einen König oder Kaiser gesehen hätten. Er aber nahm sie freundlich auf und gewährte ihnen die Gunst, dass sie wie seine Söhne Freiheit hatten hinzugehen wohin sie wollten, und sich alles zu betrachten, auch nach jedem zu fragen und nachzuforschen. Voll Freude darüber, zogen sie es allen Schätzen des Orients vor, in seiner Nähe zu bleiben, ihn zu betrachten, ihn zu bewundern. Und auf den Söller steigend, der das Hauptgebäude der Kirche umgibt, schauten sie hinab auf die Geistlichkeit und das Heer, und immer wieder zum Kaiser zurückkehrend, machten sie der Größe ihrer Freude in Lachen Luft, und die Hände zusammenschlagend sagten sie: ‚Früher haben wir nur Menschen von Erde gesehen, jetzt aber einen goldenen.‘ Dann traten sie zu den einzelnen Fürsten, bewunderten die Neuheit der Gewänder und Waffen, und kamen wieder zu dem noch wunderbareren Kaiser zurück. Als sie solches in der Nacht und am folgenden Sonntag in der Kirche fortwährend getan hatten, wurden sie am heiligsten Tage selbst zu einem herrlichen Mahl des reichen Karl mit den Fürsten des Frankenlandes oder ganz Europas eingeladen. Aber durch die wunderbaren Dinge waren sie doch so betäubt, dass sie sich fast nüchtern wieder erhoben. (…)|4b=Die Perser aber brachten dem Kaiser einen Elefanten und Affen, Balsam, Narden und verschiedene Salben, Gewürze, Wohlgerüche und die mannigfachen Heilmittel, so dass sie den Orient ausgeleert und den Westen angefüllt zu haben schienen. Und da sie sehr vertraut mit dem Kaiser zu verkehren anfingen, sprachen sie eines Tages, als sie schon fröhlicher waren und von starkem Graecinger [Bier oder Wein?] erhitzt, zum Karl, der immer mit Ernst und Mäßigkeit gewappnet war, scherzhafter Weise solche Worte: ‚Sehr groß ist freilich eure Macht, oh Kaiser, aber doch viel kleiner als der Ruf, der von euch die Reiche des Orients erfüllt hat.‘ Als jener das vernommen hatte, verbarg er seinen tiefen Unwillen und fragte sie scherzend: ‚Warum sprechet ihr so, meine Söhne? oder warum erscheint euch das so?‘ Jene aber, von Anfang anhebend, erzählten ihm alles, was ihnen diesseits des Meeres begegnet war, und sagten: ‚Wir Perser und Meder, Armenier und Inder, Parther und Elamiter und alle Völker des Ostens, fürchten euch noch viel mehr als unsern Herrn, den Aaron. Von den Makedoniern aber oder Griechen, was sollen wir von denen sagen? Die schon von Tag zu Tag größere Furcht empfinden, von euerer Größe verschlungen zu werden, als von den Fluten des Ionischen Meeres. Auf den Inseln aber, die wir auf unserer Reise berührt haben, sind alle so bereit zu euerem Dienst und so eifrig, als wären sie in euerer Pfalz aufgewachsen und mit allen Wohltaten überhäuft. Aber hier zu Lande scheint es uns, dass die Großen nicht viel um euch sich kümmern, ausgenommen in eurer Gegenwart. Denn wenn wir, als Fremde, sie zuweilen ersuchten, uns um euretwillen, da wir ja euch aufsuchen wollten, einige Freundlichkeit zu erweisen, so ließen sie uns ohne Hilfe und Beistand ziehen.‘ Da enthob der Kaiser alle Grafen und Äbte, bei denen die Gesandten auf ihrer Reise vorgesprochen hatten, ihrer sämtlichen Ehren; die Bischöfe aber strafte er mit unfassbar hohen Geldsummen. Aber die Gesandten ließ er mit großer Sorgfalt und vielen Ehren bis zu ihrer Grenze zurückgeleiten.}}
Stotz, Peter: Notker der Stammler. Notker Balbulus, in: ''Historisches Lexikon der Schweiz'',Version vom 09.09.2010, <span style="color:#000080;"><u>http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10222.php</u></span> (Zugriff: 28.08.2019).|8=Abbasiden, Aachen, Bagdad, Diplomatie, Elefant, Franken, Fürstenspiegel, Gabentausch, Gesandte, Geschenke, Geographie, Grabeskirche, Heiliges Grab, Herrschertugenden, Historiographie, Jerusalem, Juden, Legitimation, Patriarch, Prestige, Vorbilder, Wissen über Andere|3a=''Per idem tempus etiam a legati Persarum ad eum directi sunt. Qui situm Francię nescientes pro magno duxerunt, sic litus Italię propter famositatem Romę, cui tunc illum imperare cognoverant, apprehendere valuissent. Cumque episcopis Campanie vel Tuscię, Emilię vel Ligurię Burgundieque sive Gallię simul et abbatibus vel comitibus causam adventus sui indicassent dissimulanterque ab eisdem suscepti vel expulsi fuissent, tandem post anni revolutum circulum apud Aquasgrani famosissimum virtutibus Karolum defessi et nimio defecti reppererunt circuitu. Venerunt autem lluc in maioris XLmę ebdomada maiore. Nuntiatique imperatori dilati sunt ab eius conspectu usque in vigiliam paschę. Cumque in festivitate praecipua incomparabilis ille incomparabiliter adornatus fuisset, iussit introduci personas eius gentis, quę cuncto quondam esset orbi terribilis. Quibus tamen excellentissimus Karolus ita terrificus videbatur prae omnibus, quasi numquam regem vel imperatorem vidissent. Quos ille blande susceptos hoc munere ditavit, ut quasi unus de filiis eius ubicum que vellent ambulandi et singula quęque perspiciendi et quę - cumque rogandi vel interrogandi licentiam haberent. Quo tripudio gestientes ipsi adherere, ipsum inspicere ipsum magnitudinem risum retinere nequeuntes complosis manibus aiebant: 'Prius terreos tantum homines vidimus, nunc autem aureum'. Deinde ad singulos procerum accedentes novitatemque vestimentorum sive armorum admirati ad mirabiliorem sunt augustum regressi. Quod cum eadem nocte et sequenti dominica iugiter in ęcclesia facerent, in ipsa sacrosancta die ad opipare convivium opulentissimi Karoli cum Francię Europęve proceribus sunt invitati. Sed tamen rerum miraculo perculsi propemodum exsurrexere ieiuni. (…)''|3b=''Attulerunt autem Persę imperatori elephantum et simias, opobalsamum, nardum unguentaque varia, pigmenta, odoramenta vel medicamenta diversissima, adeo ut orientem evacuasse et occidentem viderentur implesse. Cumque multa apud imperatorem amiliaritate uti cepissent, quadam die cum iam lętiores essent et grecingario fortiori incaluissent, ad Karolum, serietate sobrietateque semper armatum, ioculariter hęc prolocuti sunt: 'Magna quidem est, o imperator, potentia vestra, sed multo minor rumore, quo apud orientalia regna diffamati polletis'. Quo ille audito et profundissima indignatione dissimulata ioculariter inquisivit ab eis: 'Cur ita, filii meis, dicitis? vel hoc vobis unde videtur?' At illi repetentes a principio narraverunt ei cuncta, quę sibi in cismarinis partibus contigerunt, dicentes: 'Nos Persę vel Medi Armeniique vel Indi, Parthi et Elamitę omnesque orientales multo magis vos quam dominatorem nostrum Aaron timemus . De Macedonibus autem vel Achivis quid dicamus? Qui iam iamque magnitudinem vestram plus se fluctibus Ionii oppressuram pavitant. Insulani autem omnes, per quos iter habuimus, ad obsequium vestrum ita prompti sunt et intenti, quasi in palacio vestro nutriti fuerint et beneficiis ingentibus honorati. Istarum autem partium primores, ut nobis videtur, non satis curant de vobis, nisi tantum in praesentia vestra. Nam cum eis utpote peregrini perinde suggereremus, ut aliquid nobis humanitatis in vestri amore, quia vos quęreremus, exhibere dignarentur, inadiutos et vacuos dimiserunt'. Tunc imperator omnes comites et abbates, per quos idem missi profecti sunt, cunctis honoribus denudavit. Episcopos autem infinitę pecunię multavit vel dampnavit. Legatos vero cum ingenti cautela et honore ad usque proprios fines deduci praecepit.''|4a=Zu gleicher Zeit wurden auch Gesandte der Perser an ihn geschickt. Diese kannten die Lage des Frankenlandes nicht, und hielten es für ein großes, wenn es ihnen gelänge, das Ufer Italiens zu erreichen, um des Ruhmes der Stadt Rom willen, über welche er [Karl] herrschte, wie sie erfahren hatten. Und da sie den Bischöfen von Campanien und Tuszien, Emilien und Ligurien, und von Burgund und Gallien, auch den Äbten und Grafen, die Ursache ihrer Ankunft angezeigt hatten, und von ihnen in hinterlistiger Weise bald aufgenommen, bald abgewiesen waren, fanden sie endlich nach Verlauf eines vollen Jahres zu Aachen den durch seine Tugenden hochberühmten Karl, ganz ermüdet und erschöpft durch den weiten Umweg. Sie kamen aber dort an in der großen Woche des großen Fastens, und da man sie dem Kaiser gemeldet hatte, hieß er sie bis zum Osterabend warten. Als nun an diesem Hauptfest jener unvergleichliche Mann ganz unvergleichlich geschmückt war, befahl er, die Männer aus jenem Volk hereinzuführen, welches einst dem ganzen Erdkreis furchtbar war. Dennoch erschien ihnen der herrliche Karl so schrecklich vor allen anderen, als ob sie noch nie vorher einen König oder Kaiser gesehen hätten. Er aber nahm sie freundlich auf und gewährte ihnen die Gunst, dass sie wie seine Söhne Freiheit hatten hinzugehen wohin sie wollten, und sich alles zu betrachten, auch nach jedem zu fragen und nachzuforschen. Voll Freude darüber, zogen sie es allen Schätzen des Orients vor, in seiner Nähe zu bleiben, ihn zu betrachten, ihn zu bewundern. Und auf den Söller steigend, der das Hauptgebäude der Kirche umgibt, schauten sie hinab auf die Geistlichkeit und das Heer, und immer wieder zum Kaiser zurückkehrend, machten sie der Größe ihrer Freude in Lachen Luft, und die Hände zusammenschlagend sagten sie: ‚Früher haben wir nur Menschen von Erde gesehen, jetzt aber einen goldenen.‘ Dann traten sie zu den einzelnen Fürsten, bewunderten die Neuheit der Gewänder und Waffen, und kamen wieder zu dem noch wunderbareren Kaiser zurück. Als sie solches in der Nacht und am folgenden Sonntag in der Kirche fortwährend getan hatten, wurden sie am heiligsten Tage selbst zu einem herrlichen Mahl des reichen Karl mit den Fürsten des Frankenlandes oder ganz Europas eingeladen. Aber durch die wunderbaren Dinge waren sie doch so betäubt, dass sie sich fast nüchtern wieder erhoben. (…)|4b=Die Perser aber brachten dem Kaiser einen Elefanten und Affen, Balsam, Narden und verschiedene Salben, Gewürze, Wohlgerüche und mannigfache Heilmittel, so dass sie den Orient ausgeleert und den Westen angefüllt zu haben schienen. Und da sie sehr vertraut mit dem Kaiser zu verkehren anfingen, sprachen sie eines Tages, als sie schon fröhlicher waren und von starkem Graecinger [Bier oder Wein?] erhitzt, zu Karl, der immer mit Ernst und Mäßigkeit gewappnet war, scherzhafter Weise solche Worte: ‚Sehr groß ist freilich eure Macht, oh Kaiser, aber doch viel kleiner als der Ruf, der von euch die Reiche des Orients erfüllt hat.‘ Als jener das vernommen hatte, verbarg er seinen tiefen Unwillen und fragte sie scherzend: ‚Warum sprecht ihr so, meine Söhne? oder warum erscheint euch das so?‘ Jene aber, von Anfang anhebend, erzählten ihm alles, was ihnen diesseits des Meeres begegnet war, und sagten: ‚Wir Perser und Meder, Armenier und Inder, Parther und Elamiter und alle Völker des Ostens, fürchten euch noch viel mehr als unseren Herrn, den Aaron. Von den Makedoniern aber oder Griechen, was sollen wir von denen sagen? Die schon von Tag zu Tag größere Furcht empfinden, von eurer Größe verschlungen zu werden, als von den Fluten des Ionischen Meeres. Auf den Inseln aber, die wir auf unserer Reise berührt haben, sind alle so bereit zu eurem Dienst und so eifrig, als wären sie in eurer Pfalz aufgewachsen und mit allen Wohltaten überhäuft. Aber hier zu Lande scheint es uns, dass die Großen nicht viel um euch sich kümmern, ausgenommen in eurer Gegenwart. Denn wenn wir, als Fremde, sie zuweilen ersuchten, uns um euretwillen, da wir ja euch aufsuchen wollten, einige Freundlichkeit zu erweisen, so ließen sie uns ohne Hilfe und Beistand ziehen.‘ Da enthob der Kaiser alle Grafen und Äbte, bei denen die Gesandten auf ihrer Reise vorgesprochen hatten, ihrer sämtlichen Ehren; die Bischöfe aber strafte er mit unfassbar hohen Geldsummen. Aber die Gesandten ließ er mit großer Sorgfalt und vielen Ehren bis zu ihrer Grenze zurück geleiten.}}
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