827: Das Chronicon Salernitanum über die Eroberung Siziliens durch die Muslime: Unterschied zwischen den Versionen

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Dass Euphemios bei dem anonymen Autor zunächst als Beschädigter erscheint, der erst nach erfahrenem Unrecht auf Rache sinnt und daher mit dem König in ''Africa'' paktiert, unterscheidet sich von den byzantinischen und arabisch-islamischen Darstellungen, in denen er als Krimineller und Verräter bzw. als Überläufer charakterisiert wird. Im ''Chronicon Salernitanum'' werden „der andere Mann“ und zumal das „Griechlein“ als Übeltäter bewertet, die mit ihrer Gier – nach einer Frau einerseits und nach Geld andererseits – Krieg ausgelöst und so der Bevölkerung Leid zugefügt haben. Die abfällige Verwendung des Diminutivs ''Graeculus'' für den Repräsentanten der Byzantiner unterstreicht die negative Wahrnehmung, ja Verachtung ihrer politischen Führung seitens des Salernitaner Autors. Der „Barbarenkönig“ erscheint als außenstehende dritte Partei, die von den inner-sizilischen Konflikten profitierte und das Bündnis mit Euphemios als willkommene Möglichkeit ansah, sein Territorium zu vergrößern. Dabei betont der Anonymus, die Bevölkerung Siziliens habe mit Widerstand auf die Eroberer reagiert. Der Hinweis darauf, sie hätten sich überdies neuerdings in Burgen und Festungen zurückgezogen, kann archäologisch nachgewiesen werden und wird in der Sizilienforschung unter dem Begriff des ''incastellamento'' gefasst.<ref name="ftn19">Maurici, ''Castelli''.</ref> Vor allem im Osten der Insel blieb das griechische Christentum in diesen Befestigungen bis über die islamische Herrschaft hinweg bestehen.
Dass Euphemios bei dem anonymen Autor zunächst als Beschädigter erscheint, der erst nach erfahrenem Unrecht auf Rache sinnt und daher mit dem König in ''Africa'' paktiert, unterscheidet sich von den byzantinischen und arabisch-islamischen Darstellungen, in denen er als Krimineller und Verräter bzw. als Überläufer charakterisiert wird. Im ''Chronicon Salernitanum'' werden „der andere Mann“ und zumal das „Griechlein“ als Übeltäter bewertet, die mit ihrer Gier – nach einer Frau einerseits und nach Geld andererseits – Krieg ausgelöst und so der Bevölkerung Leid zugefügt haben. Die abfällige Verwendung des Diminutivs ''Graeculus'' für den Repräsentanten der Byzantiner unterstreicht die negative Wahrnehmung, ja Verachtung ihrer politischen Führung seitens des Salernitaner Autors. Der „Barbarenkönig“ erscheint als außenstehende dritte Partei, die von den inner-sizilischen Konflikten profitierte und das Bündnis mit Euphemios als willkommene Möglichkeit ansah, sein Territorium zu vergrößern. Dabei betont der Anonymus, die Bevölkerung Siziliens habe mit Widerstand auf die Eroberer reagiert. Der Hinweis darauf, sie hätten sich überdies neuerdings in Burgen und Festungen zurückgezogen, kann archäologisch nachgewiesen werden und wird in der Sizilienforschung unter dem Begriff des ''incastellamento'' gefasst.<ref name="ftn19">Maurici, ''Castelli''.</ref> Vor allem im Osten der Insel blieb das griechische Christentum in diesen Befestigungen bis über die islamische Herrschaft hinweg bestehen.


Die Eroberung Siziliens im ''Chronicon Salernitanum'' endet mit einer Schuldzuweisung: Ein einziger Bösewicht, das „Griechlein“, habe zahlreiche Tränen verursacht und eine Spaltung verursacht, wo vormalig Einheit geherrscht habe. Diese zusammenfassende Bewertung der Ereignisse legt der Verfasser dem Herzog Sico von Benevent (regn. 817-832) in den Mund, der unmittelbar daran anschließend vorausgesagt habe, dass bald auch die Langobarden durch das Schwert getrennt würden. Der Anonymus scheint mit dieser Vorausdeutung nicht etwa auf das Erstarken der Muslime und die daraus resultierenden militärischen Konfrontationen anzuspielen. Viel mehr verweist er auf die bevorstehenden Revolten unter Sicos Sohn Siculf, die in den folgenden Kapiteln ausführlich geschildert werden und in der Abspaltung des Fürstentums Salerno mündeten. So leitet der Autor aus der islamischen Eroberung Siziliens eine moralische Lehre ab und projiziert diese auf die politischen Entwicklungen seiner Heimat. Dass zu Beginn der Geschichte der Kampf um eine Frau als Kriegsbegründung angeführt wird, ist dabei ein Motiv, dass sich auch in anderen Eroberungserzählungen finden lässt.<ref name="ftn20">[[711: Ibn ʿAbd al-Ḥakam zur Kollaboration Julians bei der muslimischen Invasion der Iberischen Halbinsel]].</ref>|6=''Chronicon Salernitanum. A Critical Edition with Studies on Literary and Historical Sources and on Language'', ed. Ulla Westerbergh (Acta Universitatis Stockholmiensis. Studia latina Stockholmiensia 3), Stockholm: Almqvist & Wiksell International, 1956.
Die Eroberung Siziliens im ''Chronicon Salernitanum'' endet mit einer Schuldzuweisung: Ein einziger Bösewicht, das „Griechlein“, habe zahlreiche Tränen und eine Spaltung verursacht, wo vormalig Einheit geherrscht habe. Diese zusammenfassende Bewertung der Ereignisse legt der Verfasser dem Herzog Sico von Benevent (regn. 817-832) in den Mund, der unmittelbar daran anschließend vorausgesagt habe, dass bald auch die Langobarden durch das Schwert getrennt würden. Der Anonymus scheint mit dieser Vorausdeutung nicht etwa auf das Erstarken der Muslime und die daraus resultierenden militärischen Konfrontationen anzuspielen. Viel mehr verweist er auf die bevorstehenden Revolten unter Sicos Sohn Siculf, die in den folgenden Kapiteln ausführlich geschildert werden und in der Abspaltung des Fürstentums Salerno mündeten. So leitet der Autor aus der islamischen Eroberung Siziliens eine moralische Lehre ab und projiziert diese auf die politischen Entwicklungen seiner Heimat. Dass zu Beginn der Geschichte der Kampf um eine Frau als Kriegsbegründung angeführt wird, ist dabei ein Motiv, dass sich auch in anderen Eroberungserzählungen finden lässt.<ref name="ftn20">[[711: Ibn ʿAbd al-Ḥakam zur Kollaboration Julians bei der muslimischen Invasion der Iberischen Halbinsel]].</ref>|6=''Chronicon Salernitanum. A Critical Edition with Studies on Literary and Historical Sources and on Language'', ed. Ulla Westerbergh (Acta Universitatis Stockholmiensis. Studia latina Stockholmiensia 3), Stockholm: Almqvist & Wiksell International, 1956.


''Chronicon Salernitanum ''(sec. X), ed. Arturo Carucci, Salerno: Edizioni Salernum, 1988.
''Chronicon Salernitanum ''(sec. X), ed. Arturo Carucci, Salerno: Edizioni Salernum, 1988.


''Chronicon Salernitanum'', ed. Georg Heinrich Pertz (MGH SS 3), Hannover: Hahn’sche Buchhandlung, 1839, S. 467-561.|7=<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Cicco, Giuseppe Gianluca: La Langobardi meridionale e le relazioni commerciali nell’area mediterranea: il caso di Salerno, in: ''Reti Medievali Rivista 10'' (2009), S. 59-87.</div>
''Chronicon Salernitanum'', ed. Georg Heinrich Pertz (MGH SS 3), Hannover: Hahn’sche Buchhandlung, 1839, S. 467-561.|7=Cicco, Giuseppe Gianluca: La Langobardi meridionale e le relazioni commerciali nell’area mediterranea: il caso di Salerno, in: ''Reti Medievali Rivista'' 10 (2009), S. 59-87.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Delogu, Paulo: ''Mito di una città meridionale (Salerno, secoli VIII-XI)'', Neapel: Liguori, 1977.</div>
Delogu, Paulo: ''Mito di una città meridionale: Salerno (secoli VIII-XI)'', Neapel: Liguori, 1977.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Delogu, Paulo: La conquista dell’Italia meridionale come ideologia storiografica, in: ''Rassegna storica Salernitana N.S.'' 11 (1994), S. 211-221.</div>
Delogu, Paulo: La conquista dell’Italia meridionale come ideologia storiografica, in: ''Rassegna storica Salernitana N.S.'' 11 (1994), S. 211-221.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Falkenhausen, Vera von: I Langobardi meridionali, in: Giuseppe Galasso (Hrsg.), ''Il Mezzogiorno dai Bizantini a Federico II.'' (Storia d’Italia 3), Turin: Giulio Einaudi, 1983, S. 249-364.</div>
Falkenhausen, Vera von: I Langobardi meridionali, in: Giuseppe Galasso (Hrsg.), ''Il Mezzogiorno dai Bizantini a Federico II.'' (Storia d’Italia 3), Turin: Giulio Einaudi, 1983, S. 249-364.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Kreutz, Barbara: ''Before the Normans: Southern Italy in the Ninth and Tenth Centuries'' (The Middle Ages Series), Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 1996. </div>
Kreutz, Barbara: ''Before the Normans: Southern Italy in the Ninth and Tenth Centuries'' (The Middle Ages Series), Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 1996.  


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Kujawiński, Jakub: Le immagini dell’«altro» nella cronachistica del Mezzogiorno Longobardo, in: ''Rivista storica italiana'' 118/3 (2006), S. 767-815.</div>
Kujawiński, Jakub: Le immagini dell’«altro» nella cronachistica del Mezzogiorno Longobardo, in: ''Rivista storica italiana'' 118/3 (2006), S. 767-815.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Manitius, Max: ''Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters'', Bd. 2: Von der Mitte des 10.&nbsp;Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Kampfes zwischen Kirche und Staat, München: C.H. Beck, ND 1976, S. 197-203.</div>
Manitius, Max: ''Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters'', Bd. 2: ''Von der Mitte des 10. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Kampfes zwischen Kirche und Staat'', München: C.H. Beck, ND 1976.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Maurici, Ferdinando: ''Castelli medievali in Sicilia. Dai bizantini ai normanni'' (La Pietra Vissuta 5), Palermo 1992.</div>
Maurici, Ferdinando: ''Castelli medievali in Sicilia. Dai bizantini ai normanni'' (La Pietra Vissuta 5), Palermo 1992.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Metcalfe, Alex: ''The Muslims of Medieval Italy'' (The New Edinburgh Islamic Surveys), Edinburgh: EUP, 2009.</div>
Metcalfe, Alex: ''The Muslims of Medieval Italy'' (The New Edinburgh Islamic Surveys), Edinburgh: EUP, 2009.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Nef, Annliese: Reinterpreting the Aghlabids’ Sicilian Policy (827–910), in: Glaire Anderson, Corisande Fenwick, Mariam Rosser-Owen (Hrsg.), ''The Aghlabids and their Neighbours: Art and Material Culture in 9th-century North Africa'', Leiden: Brill, 2017, S. 76-87.</div>
Nef, Annliese: Reinterpreting the Aghlabids’ Sicilian Policy (827–910), in: Glaire Anderson, Corisande Fenwick, Mariam Rosser-Owen (Hrsg.), ''The Aghlabids and their Neighbours: Art and Material Culture in 9<sup>th</sup>-century North Africa'', Leiden: Brill, 2017, S. 76-87.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Palmieri, Stefano: L’identità del cronista salernitano. A proposito di un libro recente sul principato langobardo di Salerno, in: ''Rassegna storica Salernitana N.S. 11'' (1994), S. 225-232.</div>
Palmieri, Stefano: L’identità del cronista salernitano. A proposito di un libro recente sul principato langobardo di Salerno, in: ''Rassegna storica Salernitana N.S.'' 11 (1994), S. 225-232.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Oldoni, Massimo: ''Anonimo Salernitano del X secolo'', Neapel: Guida, 1972.</div>
Oldoni, Massimo: ''Anonimo Salernitano del X secolo'', Neapel: Guida, 1972.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Pohl, Walter: ''Werkstätte der Erinnerung. Montecassino und die Gestaltung der langobardischen Vergangenheit ''(Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. Ergänzungsband 39), München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2001. </div>
Pohl, Walter: ''Werkstätte der Erinnerung. Montecassino und die Gestaltung der langobardischen Vergangenheit'' (Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. Ergänzungsband 39), München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2001.  


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Prigent, Vivien: La carrière du toumarque Euphèmios, basileus des Romains, in: Andrè Jacob, Jean-Marie Martin, Gislaine Noyé (Hrsg.), ''Histoire et culture dans l’Italie byzantine. Acquis et nouvelles recherches'' (Collection de l’École française de Rome 363), Rom: École française de Rome, 2006, S. 279-317.</div>
Prigent, Vivien: La carrière du toumarque Euphèmios, basileus des Romains, in: Andrè Jacob, Jean-Marie Martin, Gislaine Noyé (Hrsg.), ''Histoire et culture dans l’Italie byzantine. Acquis et nouvelles recherches'' (Collection de l’École française de Rome 363), Rom: École française de Rome, 2006, S. 279-317.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Prigent, Vivien: Pour en finir avec Euphèmios, basileus des Romains, in: ''Mélanges de l’Ecole française de Rome. Moyen-Age'' ''118/2'' (2006), S. 375-380.</div>
Prigent, Vivien: Pour en finir avec Euphèmios, basileus des Romains, in: ''Mélanges de l’Ecole française de Rome. Moyen-Age'' ''118/2'' (2006), S. 375-380.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Taviani-Carozzi, Huguette: ''La principaut lombarde de Salerne'' ''(IXe-XIe)'', Bd. 2: Pouvoir et societé en Italie lombarde meridionale (Collection de l’École française de Rome 152), Rom: École Française de Rome, 1991, hier bes. S. 62-95.</div>
Taviani-Carozzi, Huguette: ''La principaut lombarde de Salerne (IX<sup>e</sup>-XI<sup>e</sup>)'', Bd. 2: ''Pouvoir et societé en Italie lombarde meridionale'' (Collection de l’École française de Rome 152), Rom: École Française de Rome, 1991.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Treadgold, Warren, ''The Byzantine Revival. 740–842'', Stanford: Standford University Press, 1988, bes. S. 249-254.</div>|8=Sizilien, Nordafrika (Ifrīqiya), Benevent, Salerno, arabisch-islamische Expansion, Flotte, Euphemios, Byzantiner, Flotte, Rechtfertigung und Motive von Eroberung, Kollaboration, sexuelle Gewalt|3a=''Per idem tempus Agarenorum gens Siciliam invaserunt. Sed quomodo terram illam actriverunt, nunc materiam subministremus. Erat vir predives quidam in Sicilie finibus, Eufimius nomine; disponsavit puellam, Homonizam nomine gerente, mire pulcritudinis. Illo denique tempore quidam Greculus Siciliam preerat. Accepta pecunia ab alio viro, disponsatam Eufimii auferens atque alius viri eam denique tradidit.''|3b=''Quod dum in patulo exiit atque Eufimii nunciatum fuisset, talia nimirum verba depromsit: "Meam namque fedastis uxorem; hoc pereat anno, si non fedare facio plurimorum uxores!" Quapropter cum servis suis navem ascendit Africamque properavit, atque regi terre illius huius modi verba depromsit: „Multarum navium dirige mecum, quatenus spaciosa terra vestre dicioni commictam.“ Ut rex barbarus talia audiens, nimis gavisus est, atque sine mora omnis navalis exercitus iussit congregare in unum.''|3c=''Dum fuissent nimirum congregati in unum, rex ille barbarus huiusmodi exorsus verba: "Omne consilium ab isto meo viroque amico percipite, atque eius iussa quasi mea metuite." Et hec dicens, non exigua dona eorum silicet condonavit, sed amplissima plus omnibus Eufimius dedit. Cum vero Siciliam properassent, protinus eam videlicet invaserunt, atque multaque opes ibidem silicet reppererunt; ingrediuntur, multorum populorum faciunt strages, vix paucis evadentibus, qui nuper (per) tutissima castra et moncium confugerunt iuga.''|3d=''Sed et ipsum Greculum ibidem negaverunt [eher: necaverunt?] ceterisque illius sequaces, atque ab illo tempore Siciliam dominare ceperunt. Audito hoc, princeps Sico valde est exinde mestus, atque coronam in suo capite iam minime posuit, predicens futurum gladium inter agmina Longobardorum. Pro una denique puella sunt aliorum multeque denique viduate. Et qui antea omnes in unum inter se epulabant et exultabant, postmodum pro unum Greculum immensas lacrimas effundebant.''|4a=Zu jener Zeit fiel das Volk der Hagarenen in Sizilien ein. Wie sie denn aber jenes Land aufrieben, dazu liefern wir nun den Bericht: Am äußeren Rand Siziliens gab es einen sehr reichen Mann mit dem Namen Euphemios. Er verlobte sich mit einem Mädchen, das den Namen Homoniza trug und von außerordentlicher Schönheit war. In dieser Zeit stand Sizilien irgendein Griechlein vor. Nachdem er Geld von einem anderen Mann empfangen hatte, raubte er die Verlobte des Euphemios und übergab sie dann dem anderen Mann.|4b=Als dies schließlich unter der Allgemeinheit bekannt und dem Euphemios mitgeteilt wurde, stieß er freilich mit folgenden Worten hervor: „Meine Frau habt ihr wahrlich geschändet. Dieses Jahr soll zugrunde gehen, wenn ich nicht die Frauen vieler schänden lasse.“ Deshalb bestieg er mit seinen Sklaven ein Schiff, eilte nach Afrika und unterbreitete dem König jenes Landes derartige Worte: „Sende mit mir zahlreiche Schiffe, so werde ich ein großes, weites Land unter eure Macht stellen“. Und als der Barbarenkönig solches hörte, freute er sich gewaltig und befahl, dass sich ohne Verzug die ganze Flotte zusammenziehen solle.|4c=Als sie freilich zusammen versammelt waren, begann jener Barbarenkönig mit derartigem Worten: „Nehmt jede Anweisung von diesem meinen Mann und Freund und fürchtet seine Befehle, als wenn es meine wären.“ Und wie er dieses sagte, überließ er ihnen natürlich keine geringfügigen Gaben, sondern viel prächtigere als alles, was Euphemios gegeben hatte. Als sie aber nach Sizilien eilten, überfielen sie es offenbar sogleich und trafen, wie es scheint, auf starken Widerstand. Sie drangen vor, machten zahlreiche Völker untertan, mit Mühe konnten wenige fliehen, die unlängst in die zahlreichen Kastelle und Joche der Berge entflohen sind.|4d=Aber sie verleugneten [töteten] daselbst auch das Griechlein und seine übrigen Begleiter, und von dieser Zeit an begannen sie, über Sizilien zu herrschen. Nachdem er das gehört hatte, war Fürst Sico schließlich sehr traurig, und er trug kaum mehr die Krone auf seinem Haupt, nachdem er vorausgesagt hatte, dass zukünftig das Schwert zwischen den Scharen der Langobarden sein würde. Schließlich sind wegen eines Mädchens andere und bald viele Witwen geworden. Und jene, die früher alle gemeinsam gespeist und gejauchzt haben, vergossen später zahlreiche Tränen wegen eines Griechleins.}}
Treadgold, Warren, ''The Byzantine Revival. 740–842'', Stanford: Standford University Press, 1988.|8=Sizilien, Nordafrika (Ifrīqiya), Benevent, Salerno, arabisch-islamische Expansion, Flotte, Euphemios, Byzantiner, Flotte, Rechtfertigung und Motive von Eroberung, Kollaboration, sexuelle Gewalt|3a=''Per idem tempus Agarenorum gens Siciliam invaserunt. Sed quomodo terram illam actriverunt, nunc materiam subministremus. Erat vir predives quidam in Sicilie finibus, Eufimius nomine; disponsavit puellam, Homonizam nomine gerente, mire pulcritudinis. Illo denique tempore quidam Greculus Siciliam preerat. Accepta pecunia ab alio viro, disponsatam Eufimii auferens atque alius viri eam denique tradidit.''|3b=''Quod dum in patulo exiit atque Eufimii nunciatum fuisset, talia nimirum verba depromsit: "Meam namque fedastis uxorem; hoc pereat anno, si non fedare facio plurimorum uxores!" Quapropter cum servis suis navem ascendit Africamque properavit, atque regi terre illius huius modi verba depromsit: „Multarum navium dirige mecum, quatenus spaciosa terra vestre dicioni commictam.“ Ut rex barbarus talia audiens, nimis gavisus est, atque sine mora omnis navalis exercitus iussit congregare in unum.''|3c=''Dum fuissent nimirum congregati in unum, rex ille barbarus huiusmodi exorsus verba: "Omne consilium ab isto meo viroque amico percipite, atque eius iussa quasi mea metuite." Et hec dicens, non exigua dona eorum silicet condonavit, sed amplissima plus omnibus Eufimius dedit. Cum vero Siciliam properassent, protinus eam videlicet invaserunt, atque multaque opes ibidem silicet reppererunt; ingrediuntur, multorum populorum faciunt strages, vix paucis evadentibus, qui nuper (per) tutissima castra et moncium confugerunt iuga.''|3d=''Sed et ipsum Greculum ibidem negaverunt [eher: necaverunt?] ceterisque illius sequaces, atque ab illo tempore Siciliam dominare ceperunt. Audito hoc, princeps Sico valde est exinde mestus, atque coronam in suo capite iam minime posuit, predicens futurum gladium inter agmina Longobardorum. Pro una denique puella sunt aliorum multeque denique viduate. Et qui antea omnes in unum inter se epulabant et exultabant, postmodum pro unum Greculum immensas lacrimas effundebant.''|4a=Zu jener Zeit fiel das Volk der Hagarenen in Sizilien ein. Wie sie denn aber jenes Land aufrieben, dazu liefern wir nun den Bericht: Am äußeren Rand Siziliens gab es einen sehr reichen Mann mit dem Namen Euphemios. Er verlobte sich mit einem Mädchen, das den Namen Homoniza trug und von außerordentlicher Schönheit war. In dieser Zeit stand Sizilien irgendein Griechlein vor. Nachdem er Geld von einem anderen Mann empfangen hatte, raubte er die Verlobte des Euphemios und übergab sie dann dem anderen Mann.|4b=Als dies schließlich unter der Allgemeinheit bekannt und dem Euphemios mitgeteilt wurde, stieß er freilich mit folgenden Worten hervor: „Meine Frau habt ihr wahrlich geschändet. Dieses Jahr soll zugrunde gehen, wenn ich nicht die Frauen vieler schänden lasse.“ Deshalb bestieg er mit seinen Sklaven ein Schiff, eilte nach Afrika und unterbreitete dem König jenes Landes derartige Worte: „Sende mit mir zahlreiche Schiffe, so werde ich ein großes, weites Land unter eure Macht stellen“. Und als der Barbarenkönig solches hörte, freute er sich gewaltig und befahl, dass sich ohne Verzug die ganze Flotte zusammenziehen solle.|4c=Als sie freilich zusammen versammelt waren, begann jener Barbarenkönig mit derartigem Worten: „Nehmt jede Anweisung von diesem meinen Mann und Freund und fürchtet seine Befehle, als wenn es meine wären.“ Und wie er dieses sagte, überließ er ihnen natürlich keine geringfügigen Gaben, sondern viel prächtigere als alles, was Euphemios gegeben hatte. Als sie aber nach Sizilien eilten, überfielen sie es offenbar sogleich und trafen, wie es scheint, auf starken Widerstand. Sie drangen vor, machten zahlreiche Völker untertan, mit Mühe konnten wenige fliehen, die unlängst in die zahlreichen Kastelle und Joche der Berge entflohen sind.|4d=Aber sie verleugneten [töteten] daselbst auch das Griechlein und seine übrigen Begleiter, und von dieser Zeit an begannen sie, über Sizilien zu herrschen. Nachdem er das gehört hatte, war Fürst Sico schließlich sehr traurig, und er trug kaum mehr die Krone auf seinem Haupt, nachdem er vorausgesagt hatte, dass zukünftig das Schwert zwischen den Scharen der Langobarden sein würde. Schließlich sind wegen eines Mädchens andere und bald viele Witwen geworden. Und jene, die früher alle gemeinsam gespeist und gejauchzt haben, vergossen später zahlreiche Tränen wegen eines Griechleins.}}
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