903-906: Die Raffelstettener Zollordnung und der Export slawischer Sklaven in die islamische Sphäre: Unterschied zwischen den Versionen

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[§16] Archäologisch lassen sich für den südslawischen Siedlungsraum und insbesondere den Donauraum des 10. Jahrhunderts Hals-, Fuß- und Handgelenkfesseln aus Eisen nachweisen, die lange Zeit als Tierfesseln gedeutet wurden. Da sie aber teilweise Schlösser aufweisen, die für Tiere nicht notwendig sind, können sie in einen Zusammenhang mit dem Sklavenhandel gebracht werden. Für die mittel- und nordslawischen Siedlungsräume, etwa im slawisch-sächsischen Grenzgebiet und im Ostseeraum, lassen sich entsprechende Fesseln allerdings erst später, frühestens ab dem 11. Jahrhundert nachweisen.<ref name="ftn15">Henning, Gefangenenfesseln, S. 410-114.</ref> In diesem Raum sind allerdings bis nach Skandinavien große Hordenfunde arabisch-islamischer und auch persisch-islamischer Münzen gefunden worden.<ref name="ftn16">Illisch, Arabische Kupfermünzen, S. 296-301; McCormick; Origins, S. 369-379; Noonan, Fluctuations, S. 237-259; Noonan, When and How, S. 401-469.</ref> In seinem Reisebericht behauptet der oben erwähnte Ibrāhīm b. Yaʿqūb al-Isrāʾīlī al-Ṭarṭūšī sogar, in Mainz auf eine samanidische Münze aus dem transoxanisch-chorasanischen Raum gestoßen zu sein.<ref name="ftn17">Al-Qazwīnī, ''Kitāb Aṯār al-bilād'', ed. Ferdinand Wüstenfeld, Göttingen: Dieterichsche Buchhandlung, 1848, S. 409. Übersetzung: Georg Jacob, ''Arabische Berichte von Gesandten an germanische Fürstenhöfe im 9. und 10. Jahrhundert'', Leipzig, Berlin: Walter de Gruyter, 1927, S. 31.</ref> Diese Münzfunde lassen sich zwar nicht eindeutig dem Sklavenhandel zuweisen, suggerieren aber, dass im Austausch für bestimmte Exportwaren viel Edelmetall in die entsprechenden Fundgebiete geflossen war.<ref name="ftn18">Bálint, Einige Fragen, S. 105-131.</ref>
[§16] Archäologisch lassen sich für den südslawischen Siedlungsraum und insbesondere den Donauraum des 10. Jahrhunderts Hals-, Fuß- und Handgelenkfesseln aus Eisen nachweisen, die lange Zeit als Tierfesseln gedeutet wurden. Da sie aber teilweise Schlösser aufweisen, die für Tiere nicht notwendig sind, können sie in einen Zusammenhang mit dem Sklavenhandel gebracht werden. Für die mittel- und nordslawischen Siedlungsräume, etwa im slawisch-sächsischen Grenzgebiet und im Ostseeraum, lassen sich entsprechende Fesseln allerdings erst später, frühestens ab dem 11. Jahrhundert nachweisen.<ref name="ftn15">Henning, Gefangenenfesseln, S. 410-114.</ref> In diesem Raum sind allerdings bis nach Skandinavien große Hordenfunde arabisch-islamischer und auch persisch-islamischer Münzen gefunden worden.<ref name="ftn16">Illisch, Arabische Kupfermünzen, S. 296-301; McCormick; Origins, S. 369-379; Noonan, Fluctuations, S. 237-259; Noonan, When and How, S. 401-469.</ref> In seinem Reisebericht behauptet der oben erwähnte Ibrāhīm b. Yaʿqūb al-Isrāʾīlī al-Ṭarṭūšī sogar, in Mainz auf eine samanidische Münze aus dem transoxanisch-chorasanischen Raum gestoßen zu sein.<ref name="ftn17">Al-Qazwīnī, ''Kitāb Aṯār al-bilād'', ed. Ferdinand Wüstenfeld, Göttingen: Dieterichsche Buchhandlung, 1848, S. 409. Übersetzung: Georg Jacob, ''Arabische Berichte von Gesandten an germanische Fürstenhöfe im 9. und 10. Jahrhundert'', Leipzig, Berlin: Walter de Gruyter, 1927, S. 31.</ref> Diese Münzfunde lassen sich zwar nicht eindeutig dem Sklavenhandel zuweisen, suggerieren aber, dass im Austausch für bestimmte Exportwaren viel Edelmetall in die entsprechenden Fundgebiete geflossen war.<ref name="ftn18">Bálint, Einige Fragen, S. 105-131.</ref>


[§17] Neben dem schon oben erwähnten Prag spielte v. a. das etwa 500 Kilometer von Raffelstetten entfernte Venedig nachweisbar eine enorm wichtige Rolle als Umschlagplatz für den Sklavenhandel im südosteuropäischen Raum. Dem ''Liber Pontificalis'' zufolge versuchten Venezianer schon während der Amtszeit des Papstes Zacharias (sed. 741-752) männliche und weibliche Sklaven von Rom aus „nach Africa zu dem Volk der Heiden zu führen (''in Africam ad paganam gentem nitebantur deducere'').“<ref name="ftn19">Liber Pontificalis, lib. XCIII, cap. 222,XXII (Zacharias papa) (741-52), ed. L. Duchesne, Bd. 1, S. 433: „Porro eodem in tempore contigit plures Veneticorum hand Romanam advenisse in urbem negotiatores; et mercimonii nundinas propagantes, multitudinem mancipiorum, virilis scilicet et femini generis, emere visi sunt; quos et in Africam ad paganam gentem nitebantur deducere. Quo cognito, isdem sanctissimus pater fieri prohibuit, hoc iudicans quod iustum non esset ut Christi abluti baptismo paganis gentibus deservirent; datoque eisdem Veneticis pretio quod in eorum emptione se dedisse probati sunt, cunctos a iugo servitutis redemit atque more liberorum degendos absolvit.“ Übersetzung Paulus Diakonus und die übrigen Geschichtsschreiber der Langobarden, übers. von Otto Abel (Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 15), Leipzig 1939, S. 162.</ref> Der byzantinische Kaiser Leo V. verbot zwischen 814 und 820 gemeinsam mit dem venezianischen Dogen den Handel mit Muslimen.<ref name="ftn20">Leo V. Armenius Graecorum Imperator et Dux Venetorum subditis suis commercium Saracenorum interdicunt A.D. 814-820, ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. III, S. 4.</ref> Im so genannten ''Pactum Veneticum'' von 840 erhielt der Karolinger Lothar I. (regn. 822-855 als König von Italien) von den Venezianern unter dem Dogen Petrus Tradonicus (regn. ca. 835-864)<ref name="ftn21">Pozza, Tradonico.</ref> das Versprechen, dass Letztere wissentlich keine freien oder unfreien karolingischen Untertanen christlichen Glaubens in die Sklaverei verkaufen würden, so dass sie in die Gewalt von Heiden (''potestate paganorum'') fielen. Ferner versprachen sie, entlaufene Sklaven (''servi aut ancille'') zurückzugeben und das Einfangen solcher Sklaven mit Geld zu belohnen, ihr Verstecken oder gar Fluchthilfe mit einer Geldstrafe zu belegen.<ref name="ftn22">''Pactum Hlotharii I. (a 840)'', ed. Alfred Boretius, Victor Krause (MGH Leges: Capitularia Regum Francorum 2), Hannover: Hahn, 1897, Nr. 233, S. 130-135, hier: cap. 3: S. 131: “Similiter repromittimus vobis, ut homines christianos de potestate vel regno dominationis vestre scientes non emamus nec venundamus nec pro quolibet ingenio transponamus, ut captivitatem paciantur aut eos suus dominus perdat; sed neque aliquem christianum alicubi qualibet occasione transponabus ad hoc, ut propterea in potestate paganorum deveniat.”; ibid., cap. 10, S. 132: „Si servi aut ancille infra hoc spatium inter partes confugerint, cum omnibus rebus, quas detulerint secum, reddantur, et iudex, qui ipsos fugitivos reddiderit, pro unoquoque singulos auri solidos recipiat, sic tamen ut, si amplius requiritur, per sacramentum ydoneum dominis illorum satisfactum fiat. Si vero iudex ipsos fugitivos susceperit et eos reddere negaverit et exinde aliud confugium fecerint, pro unoquoque fugitivo auri solidi septuaginta duo componantur.“ Vgl. McCormick, ''Origins'', S. 730, 764.</ref> Der Chronik des Andrea Dandolo (gest. 1354) zufolge gingen Doge, Klerus und Volk Venedigs im Jahre 876 mit harten Strafen gegen venezianische Händler vor, die von Räubern und Piraten Sklaven (''mancipia'') aufkauften und verschifften.<ref name="ftn23">''Decretum Venetorum de abrogando mancipiorum commercie A.D. 876'', ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. VII, S. 5: „Quo tempore (Duce Urso Participacio I) mercatores Veneti lucri cupidi a piratis et latrunculis mancipia comparabant, et transfretantes de eis commercium faciebant. Cui manifesto facinori Duces obviare dispositi una cum clero et populo Venetiarum pie decreverunt, ne quis de mancipiis commercium faciat, vel in navibus recipia[n]t, imponentes graves poenas contrafacientibus.“ McCormick, ''Origins'', S. 765.</ref> Als unsicher eingestuft gilt ein venezianisches Dekret, dass den Venezianern im Juni 945 den Handel mit Sklaven verbot.<ref name="ftn24">''Decretum Venetorum de abrogando mancipiorum commercio A.D. 945. Jun.'', ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. XII, S. 16-17.</ref> Im Juni 960 wurde unter dem Dogen Petrus Candianus IV. ein weiteres ''Decretum Venetorum'' verabschiedet, das den Kauf, Verkauf sowie den Transport von Sklaven für andere Händler, darunter Griechen und Juden, verbot.<ref name="ftn25">''Decretum Veneotrum de abrogando mancipiorum commercie. A. D. 960'', ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. XIII, S. 17-25. McCormick, ''Origins'', S. 768.</ref> Diese Maßnahmen zur Einschränkung des Sklavenhandels können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Venedig im gesamten 10. Jahrhundert intensive Wirtschaftsbeziehungen nach Byzanz und in das muslimische Nordafrika pflegte.<ref name="ftn26">{{anchor|Toc511893419}} {{anchor|Toc67327143}} [https://wiki.uni-konstanz.de/transmed-de/index.php/971:_Das_Decretum_Venetorum_de_abrogando_Saracenorum_commercie_untersagt_den_Venezianern_Handel_mit_Muslimen#Schlagworte 971: Das Decretum Venetorum de abrogando Saracenorum commercie untersagt den Venezianern Handel mit Muslimen].</ref> Byzanz wird seine slawischen Sklaven allerdings nicht notwendigerweise über Venedig, sondern auch direkt auf dem Balkan erworben haben.<ref name="ftn27">Rotman, ''Byzantine Slavery'', S. 46: „Byzantium continually enslaved Slavs and Bulgars even after they had converted to Christianity. In fact, the political enslavement of the Balkans went hand in hand with their conversion.“; ibid., S. 59: „The Balkan region, and especially its Slavic and Bulgar populations, constituted the most important source of slaves for Byzantium.“</ref>  
[§17] Neben dem schon oben erwähnten Prag spielte v. a. das etwa 500 Kilometer von Raffelstetten entfernte Venedig nachweisbar eine enorm wichtige Rolle als Umschlagplatz für den Sklavenhandel im südosteuropäischen Raum. Dem ''Liber Pontificalis'' zufolge versuchten Venezianer schon während der Amtszeit des Papstes Zacharias (sed. 741-752) männliche und weibliche Sklaven von Rom aus „nach Africa zu dem Volk der Heiden zu führen (''in Africam ad paganam gentem nitebantur deducere'').“<ref name="ftn19">Liber Pontificalis, lib. XCIII, cap. 222,XXII (Zacharias papa) (741-52), ed. L. Duchesne, Bd. 1, S. 433: „Porro eodem in tempore contigit plures Veneticorum hand Romanam advenisse in urbem negotiatores; et mercimonii nundinas propagantes, multitudinem mancipiorum, virilis scilicet et femini generis, emere visi sunt; quos et in Africam ad paganam gentem nitebantur deducere. Quo cognito, isdem sanctissimus pater fieri prohibuit, hoc iudicans quod iustum non esset ut Christi abluti baptismo paganis gentibus deservirent; datoque eisdem Veneticis pretio quod in eorum emptione se dedisse probati sunt, cunctos a iugo servitutis redemit atque more liberorum degendos absolvit.“ Übersetzung Paulus Diakonus und die übrigen Geschichtsschreiber der Langobarden, übers. von Otto Abel (Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 15), Leipzig 1939, S. 162.</ref> Der byzantinische Kaiser Leo V. verbot zwischen 814 und 820 gemeinsam mit dem venezianischen Dogen den Handel mit Muslimen.<ref name="ftn20">Leo V. Armenius Graecorum Imperator et Dux Venetorum subditis suis commercium Saracenorum interdicunt A.D. 814-820, ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. III, S. 4.</ref> Im so genannten ''Pactum Veneticum'' von 840 erhielt der Karolinger Lothar I. (regn. 822-855 als König von Italien) von den Venezianern unter dem Dogen Petrus Tradonicus (regn. ca. 835-864)<ref name="ftn21">Pozza, Tradonico.</ref> das Versprechen, dass Letztere wissentlich keine freien oder unfreien karolingischen Untertanen christlichen Glaubens in die Sklaverei verkaufen würden, so dass sie in die Gewalt von Heiden (''potestate paganorum'') fielen. Ferner versprachen sie, entlaufene Sklaven (''servi aut ancille'') zurückzugeben und das Einfangen solcher Sklaven mit Geld zu belohnen, ihr Verstecken oder gar Fluchthilfe mit einer Geldstrafe zu belegen.<ref name="ftn22">''Pactum Hlotharii I. (a 840)'', ed. Alfred Boretius, Victor Krause (MGH Leges: Capitularia Regum Francorum 2), Hannover: Hahn, 1897, Nr. 233, S. 130-135, hier: cap. 3: S. 131: “Similiter repromittimus vobis, ut homines christianos de potestate vel regno dominationis vestre scientes non emamus nec venundamus nec pro quolibet ingenio transponamus, ut captivitatem paciantur aut eos suus dominus perdat; sed neque aliquem christianum alicubi qualibet occasione transponabus ad hoc, ut propterea in potestate paganorum deveniat.”; ibid., cap. 10, S. 132: „Si servi aut ancille infra hoc spatium inter partes confugerint, cum omnibus rebus, quas detulerint secum, reddantur, et iudex, qui ipsos fugitivos reddiderit, pro unoquoque singulos auri solidos recipiat, sic tamen ut, si amplius requiritur, per sacramentum ydoneum dominis illorum satisfactum fiat. Si vero iudex ipsos fugitivos susceperit et eos reddere negaverit et exinde aliud confugium fecerint, pro unoquoque fugitivo auri solidi septuaginta duo componantur.“ Vgl. McCormick, ''Origins'', S. 730, 764.</ref> Der Chronik des Andrea Dandolo (gest. 1354) zufolge gingen Doge, Klerus und Volk Venedigs im Jahre 876 mit harten Strafen gegen venezianische Händler vor, die von Räubern und Piraten Sklaven (''mancipia'') aufkauften und verschifften.<ref name="ftn23">''Decretum Venetorum de abrogando mancipiorum commercie A.D. 876'', ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. VII, S. 5: „Quo tempore (Duce Urso Participacio I) mercatores Veneti lucri cupidi a piratis et latrunculis mancipia comparabant, et transfretantes de eis commercium faciebant. Cui manifesto facinori Duces obviare dispositi una cum clero et populo Venetiarum pie decreverunt, ne quis de mancipiis commercium faciat, vel in navibus recipia[n]t, imponentes graves poenas contrafacientibus.“ McCormick, ''Origins'', S. 765.</ref> Als unsicher eingestuft gilt ein venezianisches Dekret, dass den Venezianern im Juni 945 den Handel mit Sklaven verbot.<ref name="ftn24">''Decretum Venetorum de abrogando mancipiorum commercio A.D. 945. Jun.'', ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. XII, S. 16-17.</ref> Im Juni 960 wurde unter dem Dogen Petrus Candianus IV. ein weiteres ''Decretum Venetorum'' verabschiedet, das den Kauf, Verkauf sowie den Transport von Sklaven für andere Händler, darunter Griechen und Juden, verbot.<ref name="ftn25">''Decretum Veneotrum de abrogando mancipiorum commercie. A. D. 960'', ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. XIII, S. 17-25. McCormick, ''Origins'', S. 768.</ref> Diese Maßnahmen zur Einschränkung des Sklavenhandels können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Venedig im gesamten 10. Jahrhundert intensive Wirtschaftsbeziehungen nach Byzanz und in das muslimische Nordafrika pflegte.<ref name="ftn26">[https://wiki.uni-konstanz.de/transmed-de/index.php/971:_Das_Decretum_Venetorum_de_abrogando_Saracenorum_commercie_untersagt_den_Venezianern_Handel_mit_Muslimen 971: Das Decretum Venetorum de abrogando Saracenorum commercie untersagt den Venezianern Handel mit Muslimen].</ref> Byzanz wird seine slawischen Sklaven allerdings nicht notwendigerweise über Venedig, sondern auch direkt auf dem Balkan erworben haben.<ref name="ftn27">Rotman, ''Byzantine Slavery'', S. 46: „Byzantium continually enslaved Slavs and Bulgars even after they had converted to Christianity. In fact, the political enslavement of the Balkans went hand in hand with their conversion.“; ibid., S. 59: „The Balkan region, and especially its Slavic and Bulgar populations, constituted the most important source of slaves for Byzantium.“</ref>  


[§18] Sklaven aus Europa wurden nicht nur über Prag und Venedig, sondern auch über das Frankenreich ausgeführt. Der arabisch-islamische Geograph Ibn Ḫurdāḏbah (gest. ca. 300/911) berichtet im Zusammenhang mit den so genannten radhanitischen Juden (''al-Yahūd al-Rāḏāniyya''), dass sie u. a. weibliche und männliche Sklaven (''al-ḫadam wa-l-ǧawārī wa-l-ġulmān'') aus dem Frankenreich im Westmeer (''min Firanǧa fī l-baḥr al-ġarbī'') nach Osten brächten.<ref name="ftn28">Ibn Ḫurdāḏbah, ''Kitāb al-Masālik wa-l-mamālik'', ed. Michael de Goeje, Leiden: Brill, 1896, S. 153.</ref> Liutprand von Cremona (gest. vor 972) berichtet bezüglich seiner im Jahre 949 im Auftrag König Berengars II. von Ivrea (regn. 950-966) durchgeführten Gesandtschaft nach Konstantinopel, dass er dem Kaiser Konstantin VII. (regn. 913-959, ab 945 als Alleinherrscher) u. a. vier „carzimasische“ Sklaven (''mancipia IIII<sup>or</sup> carzimasia'') als Gastgeschenk übergeben habe, von denen Henning aufgrund ihrer Bezeichnung vermutet, dass sie ursprünglich aus dem zentralasiatischen Choresmien (''Ḫwārazm'') stammten.<ref name="ftn29">Henning, Gefangenenfesseln, S. 417.</ref> „Carzimasier“, so Liutprand,  
[§18] Sklaven aus Europa wurden nicht nur über Prag und Venedig, sondern auch über das Frankenreich ausgeführt. Der arabisch-islamische Geograph Ibn Ḫurdāḏbah (gest. ca. 300/911) berichtet im Zusammenhang mit den so genannten radhanitischen Juden (''al-Yahūd al-Rāḏāniyya''), dass sie u. a. weibliche und männliche Sklaven (''al-ḫadam wa-l-ǧawārī wa-l-ġulmān'') aus dem Frankenreich im Westmeer (''min Firanǧa fī l-baḥr al-ġarbī'') nach Osten brächten.<ref name="ftn28">Ibn Ḫurdāḏbah, ''Kitāb al-Masālik wa-l-mamālik'', ed. Michael de Goeje, Leiden: Brill, 1896, S. 153.</ref> Liutprand von Cremona (gest. vor 972) berichtet bezüglich seiner im Jahre 949 im Auftrag König Berengars II. von Ivrea (regn. 950-966) durchgeführten Gesandtschaft nach Konstantinopel, dass er dem Kaiser Konstantin VII. (regn. 913-959, ab 945 als Alleinherrscher) u. a. vier „carzimasische“ Sklaven (''mancipia IIII<sup>or</sup> carzimasia'') als Gastgeschenk übergeben habe, von denen Henning aufgrund ihrer Bezeichnung vermutet, dass sie ursprünglich aus dem zentralasiatischen Choresmien (''Ḫwārazm'') stammten.<ref name="ftn29">Henning, Gefangenenfesseln, S. 417.</ref> „Carzimasier“, so Liutprand,  
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