903-906: Die Raffelstettener Zollordnung und der Export slawischer Sklaven in die islamische Sphäre: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Markierungen: Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung
 
(4 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 40: Zeile 40:
[§16] Archäologisch lassen sich für den südslawischen Siedlungsraum und insbesondere den Donauraum des 10. Jahrhunderts Hals-, Fuß- und Handgelenkfesseln aus Eisen nachweisen, die lange Zeit als Tierfesseln gedeutet wurden. Da sie aber teilweise Schlösser aufweisen, die für Tiere nicht notwendig sind, können sie in einen Zusammenhang mit dem Sklavenhandel gebracht werden. Für die mittel- und nordslawischen Siedlungsräume, etwa im slawisch-sächsischen Grenzgebiet und im Ostseeraum, lassen sich entsprechende Fesseln allerdings erst später, frühestens ab dem 11. Jahrhundert nachweisen.<ref name="ftn15">Henning, Gefangenenfesseln, S. 410-114.</ref> In diesem Raum sind allerdings bis nach Skandinavien große Hordenfunde arabisch-islamischer und auch persisch-islamischer Münzen gefunden worden.<ref name="ftn16">Illisch, Arabische Kupfermünzen, S. 296-301; McCormick; Origins, S. 369-379; Noonan, Fluctuations, S. 237-259; Noonan, When and How, S. 401-469.</ref> In seinem Reisebericht behauptet der oben erwähnte Ibrāhīm b. Yaʿqūb al-Isrāʾīlī al-Ṭarṭūšī sogar, in Mainz auf eine samanidische Münze aus dem transoxanisch-chorasanischen Raum gestoßen zu sein.<ref name="ftn17">Al-Qazwīnī, ''Kitāb Aṯār al-bilād'', ed. Ferdinand Wüstenfeld, Göttingen: Dieterichsche Buchhandlung, 1848, S. 409. Übersetzung: Georg Jacob, ''Arabische Berichte von Gesandten an germanische Fürstenhöfe im 9. und 10. Jahrhundert'', Leipzig, Berlin: Walter de Gruyter, 1927, S. 31.</ref> Diese Münzfunde lassen sich zwar nicht eindeutig dem Sklavenhandel zuweisen, suggerieren aber, dass im Austausch für bestimmte Exportwaren viel Edelmetall in die entsprechenden Fundgebiete geflossen war.<ref name="ftn18">Bálint, Einige Fragen, S. 105-131.</ref>
[§16] Archäologisch lassen sich für den südslawischen Siedlungsraum und insbesondere den Donauraum des 10. Jahrhunderts Hals-, Fuß- und Handgelenkfesseln aus Eisen nachweisen, die lange Zeit als Tierfesseln gedeutet wurden. Da sie aber teilweise Schlösser aufweisen, die für Tiere nicht notwendig sind, können sie in einen Zusammenhang mit dem Sklavenhandel gebracht werden. Für die mittel- und nordslawischen Siedlungsräume, etwa im slawisch-sächsischen Grenzgebiet und im Ostseeraum, lassen sich entsprechende Fesseln allerdings erst später, frühestens ab dem 11. Jahrhundert nachweisen.<ref name="ftn15">Henning, Gefangenenfesseln, S. 410-114.</ref> In diesem Raum sind allerdings bis nach Skandinavien große Hordenfunde arabisch-islamischer und auch persisch-islamischer Münzen gefunden worden.<ref name="ftn16">Illisch, Arabische Kupfermünzen, S. 296-301; McCormick; Origins, S. 369-379; Noonan, Fluctuations, S. 237-259; Noonan, When and How, S. 401-469.</ref> In seinem Reisebericht behauptet der oben erwähnte Ibrāhīm b. Yaʿqūb al-Isrāʾīlī al-Ṭarṭūšī sogar, in Mainz auf eine samanidische Münze aus dem transoxanisch-chorasanischen Raum gestoßen zu sein.<ref name="ftn17">Al-Qazwīnī, ''Kitāb Aṯār al-bilād'', ed. Ferdinand Wüstenfeld, Göttingen: Dieterichsche Buchhandlung, 1848, S. 409. Übersetzung: Georg Jacob, ''Arabische Berichte von Gesandten an germanische Fürstenhöfe im 9. und 10. Jahrhundert'', Leipzig, Berlin: Walter de Gruyter, 1927, S. 31.</ref> Diese Münzfunde lassen sich zwar nicht eindeutig dem Sklavenhandel zuweisen, suggerieren aber, dass im Austausch für bestimmte Exportwaren viel Edelmetall in die entsprechenden Fundgebiete geflossen war.<ref name="ftn18">Bálint, Einige Fragen, S. 105-131.</ref>


[§17] Neben dem schon oben erwähnten Prag spielte v. a. das etwa 500 Kilometer von Raffelstetten entfernte Venedig nachweisbar eine enorm wichtige Rolle als Umschlagplatz für den Sklavenhandel im südosteuropäischen Raum. Dem ''Liber Pontificalis'' zufolge versuchten Venezianer schon während der Amtszeit des Papstes Zacharias (sed. 741-752) männliche und weibliche Sklaven von Rom aus „nach Africa zu dem Volk der Heiden zu führen (''in Africam ad paganam gentem nitebantur deducere'').“<ref name="ftn19">Liber Pontificalis, lib. XCIII, cap. 222,XXII (Zacharias papa) (741-52), ed. L. Duchesne, Bd. 1, S. 433: „Porro eodem in tempore contigit plures Veneticorum hand Romanam advenisse in urbem negotiatores; et mercimonii nundinas propagantes, multitudinem mancipiorum, virilis scilicet et femini generis, emere visi sunt; quos et in Africam ad paganam gentem nitebantur deducere. Quo cognito, isdem sanctissimus pater fieri prohibuit, hoc iudicans quod iustum non esset ut Christi abluti baptismo paganis gentibus deservirent; datoque eisdem Veneticis pretio quod in eorum emptione se dedisse probati sunt, cunctos a iugo servitutis redemit atque more liberorum degendos absolvit.“ Übersetzung Paulus Diakonus und die übrigen Geschichtsschreiber der Langobarden, übers. von Otto Abel (Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 15), Leipzig 1939, S. 162.</ref> Der byzantinische Kaiser Leo V. verbot zwischen 814 und 820 gemeinsam mit dem venezianischen Dogen den Handel mit Muslimen.<ref name="ftn20">Leo V. Armenius Graecorum Imperator et Dux Venetorum subditis suis commercium Saracenorum interdicunt A.D. 814-820, ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. III, S. 4.</ref> Im so genannten ''Pactum Veneticum'' von 840 erhielt der Karolinger Lothar I. (regn. 822-855 als König von Italien) von den Venezianern unter dem Dogen Petrus Tradonicus (regn. ca. 835-864)<ref name="ftn21">Pozza, Tradonico.</ref> das Versprechen, dass Letztere wissentlich keine freien oder unfreien karolingischen Untertanen christlichen Glaubens in die Sklaverei verkaufen würden, so dass sie in die Gewalt von Heiden (''potestate paganorum'') fielen. Ferner versprachen sie, entlaufene Sklaven (''servi aut ancille'') zurückzugeben und das Einfangen solcher Sklaven mit Geld zu belohnen, ihr Verstecken oder gar Fluchthilfe mit einer Geldstrafe zu belegen.<ref name="ftn22">''Pactum Hlotharii I. (a 840)'', ed. Alfred Boretius, Victor Krause (MGH Leges: Capitularia Regum Francorum 2), Hannover: Hahn, 1897, Nr. 233, S. 130-135, hier: cap. 3: S. 131: “Similiter repromittimus vobis, ut homines christianos de potestate vel regno dominationis vestre scientes non emamus nec venundamus nec pro quolibet ingenio transponamus, ut captivitatem paciantur aut eos suus dominus perdat; sed neque aliquem christianum alicubi qualibet occasione transponabus ad hoc, ut propterea in potestate paganorum deveniat.”; ibid., cap. 10, S. 132: „Si servi aut ancille infra hoc spatium inter partes confugerint, cum omnibus rebus, quas detulerint secum, reddantur, et iudex, qui ipsos fugitivos reddiderit, pro unoquoque singulos auri solidos recipiat, sic tamen ut, si amplius requiritur, per sacramentum ydoneum dominis illorum satisfactum fiat. Si vero iudex ipsos fugitivos susceperit et eos reddere negaverit et exinde aliud confugium fecerint, pro unoquoque fugitivo auri solidi septuaginta duo componantur.“ Vgl. McCormick, ''Origins'', S. 730, 764.</ref> Der Chronik des Andrea Dandolo (gest. 1354) zufolge gingen Doge, Klerus und Volk Venedigs im Jahre 876 mit harten Strafen gegen venezianische Händler vor, die von Räubern und Piraten Sklaven (''mancipia'') aufkauften und verschifften.<ref name="ftn23">''Decretum Venetorum de abrogando mancipiorum commercie A.D. 876'', ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. VII, S. 5: „Quo tempore (Duce Urso Participacio I) mercatores Veneti lucri cupidi a piratis et latrunculis mancipia comparabant, et transfretantes de eis commercium faciebant. Cui manifesto facinori Duces obviare dispositi una cum clero et populo Venetiarum pie decreverunt, ne quis de mancipiis commercium faciat, vel in navibus recipia[n]t, imponentes graves poenas contrafacientibus.“ McCormick, ''Origins'', S. 765.</ref> Als unsicher eingestuft gilt ein venezianisches Dekret, dass den Venezianern im Juni 945 den Handel mit Sklaven verbot.<ref name="ftn24">''Decretum Venetorum de abrogando mancipiorum commercio A.D. 945. Jun.'', ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. XII, S. 16-17.</ref> Im Juni 960 wurde unter dem Dogen Petrus Candianus IV. ein weiteres ''Decretum Venetorum'' verabschiedet, das den Kauf, Verkauf sowie den Transport von Sklaven für andere Händler, darunter Griechen und Juden, verbot.<ref name="ftn25">''Decretum Veneotrum de abrogando mancipiorum commercie. A. D. 960'', ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. XIII, S. 17-25. McCormick, ''Origins'', S. 768.</ref> Diese Maßnahmen zur Einschränkung des Sklavenhandels können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Venedig im gesamten 10. Jahrhundert intensive Wirtschaftsbeziehungen nach Byzanz und in das muslimische Nordafrika pflegte.<ref name="ftn26">{{anchor|Toc511893419}} {{anchor|Toc67327143}} [https://wiki.uni-konstanz.de/transmed-de/index.php/971:_Das_Decretum_Venetorum_de_abrogando_Saracenorum_commercie_untersagt_den_Venezianern_Handel_mit_Muslimen#Schlagworte 971: Das Decretum Venetorum de abrogando Saracenorum commercie untersagt den Venezianern Handel mit Muslimen].</ref> Byzanz wird seine slawischen Sklaven allerdings nicht notwendigerweise über Venedig, sondern auch direkt auf dem Balkan erworben haben.<ref name="ftn27">Rotman, ''Byzantine Slavery'', S. 46: „Byzantium continually enslaved Slavs and Bulgars even after they had converted to Christianity. In fact, the political enslavement of the Balkans went hand in hand with their conversion.“; ibid., S. 59: „The Balkan region, and especially its Slavic and Bulgar populations, constituted the most important source of slaves for Byzantium.“</ref>  
[§17] Neben dem schon oben erwähnten Prag spielte v. a. das etwa 500 Kilometer von Raffelstetten entfernte Venedig nachweisbar eine enorm wichtige Rolle als Umschlagplatz für den Sklavenhandel im südosteuropäischen Raum. Dem ''Liber Pontificalis'' zufolge versuchten Venezianer schon während der Amtszeit des Papstes Zacharias (sed. 741-752) männliche und weibliche Sklaven von Rom aus „nach Africa zu dem Volk der Heiden zu führen (''in Africam ad paganam gentem nitebantur deducere'').“<ref name="ftn19">Liber Pontificalis, lib. XCIII, cap. 222,XXII (Zacharias papa) (741-52), ed. L. Duchesne, Bd. 1, S. 433: „Porro eodem in tempore contigit plures Veneticorum hand Romanam advenisse in urbem negotiatores; et mercimonii nundinas propagantes, multitudinem mancipiorum, virilis scilicet et femini generis, emere visi sunt; quos et in Africam ad paganam gentem nitebantur deducere. Quo cognito, isdem sanctissimus pater fieri prohibuit, hoc iudicans quod iustum non esset ut Christi abluti baptismo paganis gentibus deservirent; datoque eisdem Veneticis pretio quod in eorum emptione se dedisse probati sunt, cunctos a iugo servitutis redemit atque more liberorum degendos absolvit.“ Übersetzung Paulus Diakonus und die übrigen Geschichtsschreiber der Langobarden, übers. von Otto Abel (Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 15), Leipzig 1939, S. 162.</ref> Der byzantinische Kaiser Leo V. verbot zwischen 814 und 820 gemeinsam mit dem venezianischen Dogen den Handel mit Muslimen.<ref name="ftn20">Leo V. Armenius Graecorum Imperator et Dux Venetorum subditis suis commercium Saracenorum interdicunt A.D. 814-820, ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. III, S. 4.</ref> Im so genannten ''Pactum Veneticum'' von 840 erhielt der Karolinger Lothar I. (regn. 822-855 als König von Italien) von den Venezianern unter dem Dogen Petrus Tradonicus (regn. ca. 835-864)<ref name="ftn21">Pozza, Tradonico.</ref> das Versprechen, dass Letztere wissentlich keine freien oder unfreien karolingischen Untertanen christlichen Glaubens in die Sklaverei verkaufen würden, so dass sie in die Gewalt von Heiden (''potestate paganorum'') fielen. Ferner versprachen sie, entlaufene Sklaven (''servi aut ancille'') zurückzugeben und das Einfangen solcher Sklaven mit Geld zu belohnen, ihr Verstecken oder gar Fluchthilfe mit einer Geldstrafe zu belegen.<ref name="ftn22">''Pactum Hlotharii I. (a 840)'', ed. Alfred Boretius, Victor Krause (MGH Leges: Capitularia Regum Francorum 2), Hannover: Hahn, 1897, Nr. 233, S. 130-135, hier: cap. 3: S. 131: “Similiter repromittimus vobis, ut homines christianos de potestate vel regno dominationis vestre scientes non emamus nec venundamus nec pro quolibet ingenio transponamus, ut captivitatem paciantur aut eos suus dominus perdat; sed neque aliquem christianum alicubi qualibet occasione transponabus ad hoc, ut propterea in potestate paganorum deveniat.”; ibid., cap. 10, S. 132: „Si servi aut ancille infra hoc spatium inter partes confugerint, cum omnibus rebus, quas detulerint secum, reddantur, et iudex, qui ipsos fugitivos reddiderit, pro unoquoque singulos auri solidos recipiat, sic tamen ut, si amplius requiritur, per sacramentum ydoneum dominis illorum satisfactum fiat. Si vero iudex ipsos fugitivos susceperit et eos reddere negaverit et exinde aliud confugium fecerint, pro unoquoque fugitivo auri solidi septuaginta duo componantur.“ Vgl. McCormick, ''Origins'', S. 730, 764.</ref> Der Chronik des Andrea Dandolo (gest. 1354) zufolge gingen Doge, Klerus und Volk Venedigs im Jahre 876 mit harten Strafen gegen venezianische Händler vor, die von Räubern und Piraten Sklaven (''mancipia'') aufkauften und verschifften.<ref name="ftn23">''Decretum Venetorum de abrogando mancipiorum commercie A.D. 876'', ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. VII, S. 5: „Quo tempore (Duce Urso Participacio I) mercatores Veneti lucri cupidi a piratis et latrunculis mancipia comparabant, et transfretantes de eis commercium faciebant. Cui manifesto facinori Duces obviare dispositi una cum clero et populo Venetiarum pie decreverunt, ne quis de mancipiis commercium faciat, vel in navibus recipia[n]t, imponentes graves poenas contrafacientibus.“ McCormick, ''Origins'', S. 765.</ref> Als unsicher eingestuft gilt ein venezianisches Dekret, dass den Venezianern im Juni 945 den Handel mit Sklaven verbot.<ref name="ftn24">''Decretum Venetorum de abrogando mancipiorum commercio A.D. 945. Jun.'', ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. XII, S. 16-17.</ref> Im Juni 960 wurde unter dem Dogen Petrus Candianus IV. ein weiteres ''Decretum Venetorum'' verabschiedet, das den Kauf, Verkauf sowie den Transport von Sklaven für andere Händler, darunter Griechen und Juden, verbot.<ref name="ftn25">''Decretum Veneotrum de abrogando mancipiorum commercie. A. D. 960'', ed. Gottlieb Tafel und Georg Thomas (Fontes rerum Austriacarum: Diplomataria et Acta, XII,1), Wien: Kaiserlich-Königliche Hof- und Staatsdruckerei, 1856, doc. XIII, S. 17-25. McCormick, ''Origins'', S. 768.</ref> Diese Maßnahmen zur Einschränkung des Sklavenhandels können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Venedig im gesamten 10. Jahrhundert intensive Wirtschaftsbeziehungen nach Byzanz und in das muslimische Nordafrika pflegte.<ref name="ftn26">[https://wiki.uni-konstanz.de/transmed-de/index.php/971:_Das_Decretum_Venetorum_de_abrogando_Saracenorum_commercie_untersagt_den_Venezianern_Handel_mit_Muslimen 971: Das Decretum Venetorum de abrogando Saracenorum commercie untersagt den Venezianern Handel mit Muslimen].</ref> Byzanz wird seine slawischen Sklaven allerdings nicht notwendigerweise über Venedig, sondern auch direkt auf dem Balkan erworben haben.<ref name="ftn27">Rotman, ''Byzantine Slavery'', S. 46: „Byzantium continually enslaved Slavs and Bulgars even after they had converted to Christianity. In fact, the political enslavement of the Balkans went hand in hand with their conversion.“; ibid., S. 59: „The Balkan region, and especially its Slavic and Bulgar populations, constituted the most important source of slaves for Byzantium.“</ref>  


[§18] Sklaven aus Europa wurden nicht nur über Prag und Venedig, sondern auch über das Frankenreich ausgeführt. Der arabisch-islamische Geograph Ibn Ḫurdāḏbah (gest. ca. 300/911) berichtet im Zusammenhang mit den so genannten radhanitischen Juden (''al-Yahūd al-Rāḏāniyya''), dass sie u. a. weibliche und männliche Sklaven (''al-ḫadam wa-l-ǧawārī wa-l-ġulmān'') aus dem Frankenreich im Westmeer (''min Firanǧa fī l-baḥr al-ġarbī'') nach Osten brächten.<ref name="ftn28">Ibn Ḫurdāḏbah, ''Kitāb al-Masālik wa-l-mamālik'', ed. Michael de Goeje, Leiden: Brill, 1896, S. 153.</ref> Liutprand von Cremona (gest. vor 972) berichtet bezüglich seiner im Jahre 949 im Auftrag König Berengars II. von Ivrea (regn. 950-966) durchgeführten Gesandtschaft nach Konstantinopel, dass er dem Kaiser Konstantin VII. (regn. 913-959, ab 945 als Alleinherrscher) u. a. vier „carzimasische“ Sklaven (''mancipia IIII<sup>or</sup> carzimasia'') als Gastgeschenk übergeben habe, von denen Henning aufgrund ihrer Bezeichnung vermutet, dass sie ursprünglich aus dem zentralasiatischen Choresmien (''Ḫwārazm'') stammten.<ref name="ftn29">Henning, Gefangenenfesseln, S. 417.</ref> „Carzimasier“, so Liutprand,  
[§18] Sklaven aus Europa wurden nicht nur über Prag und Venedig, sondern auch über das Frankenreich ausgeführt. Der arabisch-islamische Geograph Ibn Ḫurdāḏbah (gest. ca. 300/911) berichtet im Zusammenhang mit den so genannten radhanitischen Juden (''al-Yahūd al-Rāḏāniyya''), dass sie u. a. weibliche und männliche Sklaven (''al-ḫadam wa-l-ǧawārī wa-l-ġulmān'') aus dem Frankenreich im Westmeer (''min Firanǧa fī l-baḥr al-ġarbī'') nach Osten brächten.<ref name="ftn28">Ibn Ḫurdāḏbah, ''Kitāb al-Masālik wa-l-mamālik'', ed. Michael de Goeje, Leiden: Brill, 1896, S. 153.</ref> Liutprand von Cremona (gest. vor 972) berichtet bezüglich seiner im Jahre 949 im Auftrag König Berengars II. von Ivrea (regn. 950-966) durchgeführten Gesandtschaft nach Konstantinopel, dass er dem Kaiser Konstantin VII. (regn. 913-959, ab 945 als Alleinherrscher) u. a. vier „carzimasische“ Sklaven (''mancipia IIII<sup>or</sup> carzimasia'') als Gastgeschenk übergeben habe, von denen Henning aufgrund ihrer Bezeichnung vermutet, dass sie ursprünglich aus dem zentralasiatischen Choresmien (''Ḫwārazm'') stammten.<ref name="ftn29">Henning, Gefangenenfesseln, S. 417.</ref> „Carzimasier“, so Liutprand,  


<div style="margin-left:0.25cm;margin-right:0.25cm;">„aber nennen die Griechen jungfräuliche Eunuchen, deren männliche Geschlechtsteile amputiert worden sind. Diese pflegen die Kaufleute von Verdun aufgrund des unermesslichen Gewinns herzustellen (''facere'') und nach Spanien (''in Hispaniam'') auszuführen.“<ref name="ftn30">''Liutprandus, Antapodosis, ed. Joseph Becker (MGH SS rerum Germanicarum in usum scholarum, 41), Hannover, Leipzig: Hahn, 1915, lib. VI, cap. 6, S. 155-56: „Carzimasium autem Greci vocant amputatis virilibus et virga puerum eunuchum; quod Verdunenses mercatores ob inmensum lucrum facere et in Hispaniam ducere solent.“ Übersetzung adaptiert von: Aus Liutprand’s Werken, übers. Karl v. d. Osten-Sacken, neu bearb. von W. Wattenbach (Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 29), 5. Aufl., Leipzig: Dyk, 1940, lib. VI, cap. 6, S. 97.''</ref></div>
<div style="margin-left:0.25cm;margin-right:0.25cm;">„aber nennen die Griechen jungfräuliche Eunuchen, deren männliche Geschlechtsteile amputiert worden sind. Diese pflegen die Kaufleute von Verdun aufgrund des unermesslichen Gewinns herzustellen (''facere'') und nach Spanien (''in Hispaniam'') auszuführen.“<ref name="ftn30">Liutprandus, ''Antapodosis'', ed. Joseph Becker (MGH SS rerum Germanicarum in usum scholarum, 41), Hannover, Leipzig: Hahn, 1915, lib. VI, cap. 6, S. 155-156: „Carzimasium autem Greci vocant amputatis virilibus et virga puerum eunuchum; quod Verdunenses mercatores ob inmensum lucrum facere et in Hispaniam ducere solent.“ Übersetzung adaptiert von: ''Aus Liutprand’s Werken'', übers. Karl v. d. Osten-Sacken, neu bearb. von W. Wattenbach (Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, 29), 5. Aufl., Leipzig: Dyk, 1940, lib. VI, cap. 6, S. 97.</ref></div>


[§19] Die im Westfrankenreich gelegene Stadt Verdun wird u. a. auch in der ''Vita Iohannis abbatis Gorziensis'' als Stadt erwähnt, die besondere Beziehungen in das umayyadische Spanien pflegte. Als Otto I. in Reaktion auf eine Gesandtschaft ʿAbd al-Raḥmāns III. im Jahre 953 den Mönch Johannes nach Córdoba entsandte, diente ihm “ein Mann aus Verdun, der sich in Spanien auskannte” als Führer, dessen Name dann als Ermenhard angegeben wird.<ref name="ftn31">Iohannes sancti Arnulfi, ''Vita Iohannis abbatis Gorziensis'', ed. Peter Christian Jacobsen (MGH SS in rer. Germ. in us. schol. 81), § 116-117, S. 420-422: „ad hoc et quo Virdunensis quidam, gnarus partium Hispanarum, qui eos iussus erat deducere (…). Imperator (…) mandata cum litteris seu muneribus imperatoris ei committit, predictumque Virdunensem, cui nomen erat Ermenhardo, socium ob locorum regionumque notitiam facit (…).</ref> Auch wenn sich dies nicht verifizieren lässt, hat die Forschung wiederholt behauptet, es habe sich bei diesem Ermenhard um einen Sklavenhändler gehandelt.<ref name="ftn32">Borst, ''Lebensformen'', S. 829; Walther, Der gescheiterte Dialog, S. 31; dazu kritisch: Jacobsen, ''Die Geschichte'','' ''S. 44 FN 92, 422-423 FN 629, mit weiterer Literatur. </ref>
[§19] Die im Westfrankenreich gelegene Stadt Verdun wird u. a. auch in der ''Vita Iohannis abbatis Gorziensis'' als Stadt erwähnt, die besondere Beziehungen in das umayyadische Spanien pflegte. Als Otto I. in Reaktion auf eine Gesandtschaft ʿAbd al-Raḥmāns III. im Jahre 953 den Mönch Johannes nach Córdoba entsandte, diente ihm “ein Mann aus Verdun, der sich in Spanien auskannte” als Führer, dessen Name dann als Ermenhard angegeben wird.<ref name="ftn31">Iohannes sancti Arnulfi, ''Vita Iohannis abbatis Gorziensis'', ed. Peter Christian Jacobsen (MGH SS in rer. Germ. in us. schol. 81), § 116-117, S. 420-422: „ad hoc et quo Virdunensis quidam, gnarus partium Hispanarum, qui eos iussus erat deducere (…). Imperator (…) mandata cum litteris seu muneribus imperatoris ei committit, predictumque Virdunensem, cui nomen erat Ermenhardo, socium ob locorum regionumque notitiam facit (…).</ref> Auch wenn sich dies nicht verifizieren lässt, hat die Forschung wiederholt behauptet, es habe sich bei diesem Ermenhard um einen Sklavenhändler gehandelt.<ref name="ftn32">Borst, ''Lebensformen'', S. 829; Walther, Der gescheiterte Dialog, S. 31; dazu kritisch: Jacobsen, ''Die Geschichte'','' ''S. 44 FN 92, 422-423 FN 629, mit weiterer Literatur. </ref>
Zeile 114: Zeile 114:
Heyd, Wilhelm: ''Geschichte des Levantehandels im Mittelalter'', 2 Bde., Stuttgart: Verlag der J.G. Cotta’schen Buchhandlung, 1879.
Heyd, Wilhelm: ''Geschichte des Levantehandels im Mittelalter'', 2 Bde., Stuttgart: Verlag der J.G. Cotta’schen Buchhandlung, 1879.


Hoffmann, Johannes: Die östliche Adriaküste als Hauptnachschubbasis für den venezianischen Sklavenhandel bis zum Ausgang des elften Jahrhunderts, in: ''Abhandlungen der Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte'' 55 (1968), S: 165 – 181. [beim Dozenten, https://www.jstor.org/stable/20731047]
Hoffmann, Johannes: Die östliche Adriaküste als Hauptnachschubbasis für den venezianischen Sklavenhandel bis zum Ausgang des elften Jahrhunderts, in: ''Abhandlungen der Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte'' 55 (1968), S: 165 – 181, URL: https://www.jstor.org/stable/20731047.


Hrbek, I.: Die Slawen im Dienste der Fatimiden, in: ''Archív Orientálni'' 21,4 (1953), S. 543-581.
Hrbek, I.: Die Slawen im Dienste der Fatimiden, in: ''Archív Orientálni'' 21,4 (1953), S. 543-581.
Zeile 196: Zeile 196:
Verlinden, Charles: Wo, wann und warum gab es einen Grosshandel mit Sklaven während des Mittelalters?, in: ''Kölner Vorträge zur Wirtschaftsgeschichte'' 11 (1970), S. 4-17.
Verlinden, Charles: Wo, wann und warum gab es einen Grosshandel mit Sklaven während des Mittelalters?, in: ''Kölner Vorträge zur Wirtschaftsgeschichte'' 11 (1970), S. 4-17.


Walther, Helmut G.: Der gescheiterte Dialog. Das Ottonische Reich und der Islam, in: Albert Zimmermann et al (Hrsg.), ''Orientalische Kultur und europäisches Mittelalter'', Berlin/New York: De Gruyter, 1985, S. 20-44.|8=Byzanz, Embargo, Etymologie, Eunuchen, Fatimiden, Gefangenschaft, Handel, Händler, Juden, Kastration, Logistik, Menschenraub, Pirenne, Razzien, Salz, Ṣaqāliba, Sklaven, Sklaverei, Slawen, Transport, Unfreiheit, Venedig, Verkaufsverträge, Wirtschaft, Zoll.|3a=''[1.] Naves vero, que ab occidentalibus partibus, postquam egresse sint silvam Patavicam, et ad Rosdorf vel ubicumque sedere voluerint et mercatum habere, donent pro theloneo semidragmam, id est scoti I; si inferius ire voluerint ad Lintzam, de una navi reddant III semimodios, id est III scafilos de sale. De mancipiis vero et ceteris aliis rebus ibi nichil solvant, sed postea licentiam sedendi et mercandi habeant usque ad silvam Boemicam, ubicunque voluerint. (…)''|3b=''[3.] Si autem liber homo aliquis ipsum legittimum mercatum transierit nichil ibi solvens vel loquens et inde probatus fuerit, tollatur ab eo et navis et substantia. Si autem servus alicuius hoc perpetraverit, constringatur ibidem, donec dominus eius veniens dampnum persolvat, et postea ei exire liceat.''|3c=''[4.] Si autem Bawari vel Sclavi istius patrie ipsam regionem intraverint ad emenda victualia cum mancipiis vel cavallis vel bobus vel ceteris suppellectilibus suis, ubicunque voluerint in ipsa regione, sine theloneo emant, que necessaria sunt. (…)''|3d=''[6.] Sclavi vero, qui de Rugis vel de Boemanis mercandi causa exeunt, ubicunque iuxta ripam Danubii vel ubicunque in Rotalariis vel in Reodariis loca mercandi optinuerint, de sogma una de cera duas massiolas, quarum utraque scoti unum valeat; de onere unius hominis massiola una eiusdem precii:; si vero mancipia vel cavallos vendere voluerit, de una ancilla tremisam I, de cavallo masculino similiter, de servo saigam I, similis de equa. (…)''|3e=''[9.] Mercatores, id est Iudei et ceteri mercatores, undecunque venerint de ista patria vel de aliis patriis, iustum theloneum solvant tam de mancipiis, quam de aliis rebus, sicut semper in prioribus temporibus regum fuit.''|4a=[1.] Die Schiffe aus den westlichen Gegenden aber, die den Passauer Wald verlassen haben und bei Rosdorf oder wo immer landen und Markt halten wollten, geben als Zoll eine halbe Drachme (''semidragmam''), das ist ein Skot. Wenn sie weiter abwärts nach Linz fahren wollen, geben sie von jedem Schiff drei Halbmaße, das heißt drei Scheffel vom Salz. Für Sklaven (''mancipiis'') jedoch und alle anderen Waren geben sie nichts, sondern danach sollen sie die Erlaubnis haben, zu landen und Handel zu treiben bis zum böhmischen Wald, wo immer sie wollen. (…)|4b=[3.] Si autem liber homo aliquis ipsum legittimum mercatum transierit nichil ibi solvens vel loquens et inde probatus fuerit, tollatur ab eo et navis et substantia. Si autem servus alicuius hoc perpetraverit, constringatur ibidem, donec dominus eius veniens dampnum persolvat, et postea ei exire liceat.|4c=[4.] Wenn aber Bayern oder Slaven (''Sclavi'') aus diesem Land [d.h. dem Gebiet von Raffelstetten] jene Gegend aufsuchen, um Lebensmittel mit Sklaven (''mancipiis) oder Pferden oder Rindern oder übrigen Geräten (''suppelectibus'') zu kaufen, dann sollen sie, wo immer sie das in jener Gegend wollen, ohne Zoll kaufen, was sie brauchen. (…)|4d=[6.] Die Slaven (''Sclavi'') aber, die von den Rugiern/Rus (''Rugis'') oder den Böhmen (''Boemanis'') des Handels wegen kommen, sollen überall dort, wo sie am Ufer der Donau oder wo immer bei den Leuten von Rodel oder denen von Ried Marktplätze finden, von einer Saumtierlast zwei Klumpen Wachs abgeben, von denen jeder ein Skot wert ist; von der Last eines Menschen einen Klumpen dieses Wertes. Wenn einer aber Sklaven (''mancipia'') oder Pferde verkaufen will, zahlt er für eine Sklavin (''ancilla'') eine Tremise, für einen Hengst ebenso viel, für einen Sklaven (''servo'') eine Saige, ebenso viel für eine Stute. (…)|4e=[9.] Die Kaufleute, das heißt die Juden und die anderen Kaufleute, wo auch immer sie aus diesem Land oder aus anderen Ländern herkommen, zahlen den rechtmäßigen Zoll sowohl für Sklaven (''mancipiis'') wie für andere Waren, wie es immer in den Zeiten der früheren Könige war.}}
Walther, Helmut G.: Der gescheiterte Dialog. Das Ottonische Reich und der Islam, in: Albert Zimmermann et al (Hrsg.), ''Orientalische Kultur und europäisches Mittelalter'', Berlin/New York: De Gruyter, 1985, S. 20-44.|8=Byzanz, Embargo, Etymologie, Eunuchen, Fatimiden, Gefangenschaft, Handel, Händler, Juden, Kastration, Logistik, Menschenraub, Pirenne, Razzien, Salz, Ṣaqāliba, Sklaven, Sklaverei, Slawen, Transport, Unfreiheit, Venedig, Verkaufsverträge, Wirtschaft, Zoll.|3a=''[1.] Naves vero, que ab occidentalibus partibus, postquam egresse sint silvam Patavicam, et ad Rosdorf vel ubicumque sedere voluerint et mercatum habere, donent pro theloneo semidragmam, id est scoti I; si inferius ire voluerint ad Lintzam, de una navi reddant III semimodios, id est III scafilos de sale. De mancipiis vero et ceteris aliis rebus ibi nichil solvant, sed postea licentiam sedendi et mercandi habeant usque ad silvam Boemicam, ubicunque voluerint. (…)''|3b=''[3.] Si autem liber homo aliquis ipsum legittimum mercatum transierit nichil ibi solvens vel loquens et inde probatus fuerit, tollatur ab eo et navis et substantia. Si autem servus alicuius hoc perpetraverit, constringatur ibidem, donec dominus eius veniens dampnum persolvat, et postea ei exire liceat.''|3c=''[4.] Si autem Bawari vel Sclavi istius patrie ipsam regionem intraverint ad emenda victualia cum mancipiis vel cavallis vel bobus vel ceteris suppellectilibus suis, ubicunque voluerint in ipsa regione, sine theloneo emant, que necessaria sunt. (…)''|3d=''[6.] Sclavi vero, qui de Rugis vel de Boemanis mercandi causa exeunt, ubicunque iuxta ripam Danubii vel ubicunque in Rotalariis vel in Reodariis loca mercandi optinuerint, de sogma una de cera duas massiolas, quarum utraque scoti unum valeat; de onere unius hominis massiola una eiusdem precii:; si vero mancipia vel cavallos vendere voluerit, de una ancilla tremisam I, de cavallo masculino similiter, de servo saigam I, similis de equa. (…)''|3e=''[9.] Mercatores, id est Iudei et ceteri mercatores, undecunque venerint de ista patria vel de aliis patriis, iustum theloneum solvant tam de mancipiis, quam de aliis rebus, sicut semper in prioribus temporibus regum fuit.''|4a=[1.] Die Schiffe aus den westlichen Gegenden aber, die den Passauer Wald verlassen haben und bei Rosdorf oder wo immer landen und Markt halten wollten, geben als Zoll eine halbe Drachme (''semidragmam''), das ist ein Skot. Wenn sie weiter abwärts nach Linz fahren wollen, geben sie von jedem Schiff drei Halbmaße, das heißt drei Scheffel vom Salz. Für Sklaven (''mancipiis'') jedoch und alle anderen Waren geben sie nichts, sondern danach sollen sie die Erlaubnis haben, zu landen und Handel zu treiben bis zum böhmischen Wald, wo immer sie wollen. (…)|4b=[3.] Wenn aber ein freier Mann diesen rechtmäßigen Markt passiert und dort nichts zahlt oder deklariert und dessen überführt wird, werden sein Schiff und Eigentum (''substantia'') beschlagnahmt. Wenn das aber ein Sklave (''servus'') begeht, wird er dort verhaftet, bis sein Herr (''dominus'') kommt und die Strafe bezahlt, und danach darf er fortziehen.|4c=[4.] Wenn aber Bayern oder Slaven (''Sclavi'') aus diesem Land [d.h. dem Gebiet von Raffelstetten] jene Gegend aufsuchen, um Lebensmittel mit Sklaven (''mancipiis) oder Pferden oder Rindern oder übrigen Geräten (''suppelectibus'') zu kaufen, dann sollen sie, wo immer sie das in jener Gegend wollen, ohne Zoll kaufen, was sie brauchen. (…)|4d=[6.] Die Slaven (''Sclavi'') aber, die von den Rugiern/Rus (''Rugis'') oder den Böhmen (''Boemanis'') des Handels wegen kommen, sollen überall dort, wo sie am Ufer der Donau oder wo immer bei den Leuten von Rodel oder denen von Ried Marktplätze finden, von einer Saumtierlast zwei Klumpen Wachs abgeben, von denen jeder ein Skot wert ist; von der Last eines Menschen einen Klumpen dieses Wertes. Wenn einer aber Sklaven (''mancipia'') oder Pferde verkaufen will, zahlt er für eine Sklavin (''ancilla'') eine Tremise, für einen Hengst ebenso viel, für einen Sklaven (''servo'') eine Saige, ebenso viel für eine Stute. (…)|4e=[9.] Die Kaufleute, das heißt die Juden und die anderen Kaufleute, wo auch immer sie aus diesem Land oder aus anderen Ländern herkommen, zahlen den rechtmäßigen Zoll sowohl für Sklaven (''mancipiis'') wie für andere Waren, wie es immer in den Zeiten der früheren Könige war.}}
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Transmed Wiki. Durch die Nutzung von Transmed Wiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.

Navigationsmenü