Der heilige Konrad (Stadtpatron von Konstanz)

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Der heilige Konrad am Rheinsteig in Konstanz Foto: Karin Kullmann

Bischof Konrad (901-975) wird schon zu Lebzeiten als Heiliger von seinen Zeitgenossen verehrt. Als Stadtpatron von Konstanz wird ihm zu Ehren, an seinem Gedenktag im November, das Konradifest gefeiert.


Quellen

Der Mönch Udalschalk aus Augsburg verfasst die Konradbiografie 1122. Er ist für die Vorarbeit zu Konrads Heiligsprechung verantwortlich und stellt nach Prüfung aller Dokumente eine Biografie Konrads zusammen. In der Biografie von 1122 wird erwähnt, dass er aus einem „alten alemannischen Adelsgeschlecht abstamme“[1]. Die Heiligsprechungsbulle von 28. März 1123 wird im Badischen Generallandesarchiv aufbewahrt.


Leben und Wirken

Seine Charakterzüge, seine Art mit Menschen umzugehen und sein karikatives Engagement verleihen ihm schon zu Lebzeiten das Ansehen eines Heiligen. Er suchte ein immer tieferes Einswerden mit Christus. Durch drei anstrengende Pilgerfahrten nach Jerusalem leistet er in großem Umfang Buße. Die Buße in der christlichen Vorstellung wird in der Apostelgeschichte wie folgt beschrieben: „Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesus Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gaben des Heiligen Geistes“[2]


Biografie

Konrad kommt um 901 als zweiter Sohn aus dem Geschlecht der Welfen, ein altes alemannisches Adelsgeschlecht, auf der Burg Altdorf (Weingarten) zur Welt[3].  Der Vater ist laut Sage „Graf Heinrich mit dem goldenen Pflug“[4], weil er nach einer Abmachung mit dem König Heinrich I. soviel Land bekommen würde, wie er an einem Mittag mit dem Pflug einkreisen könne. Seine List dabei war, sich einen kleinen goldenen Pflug schmieden zu lassen, mit dem er in der Tasche einen weiten Bogen im Ravensburger Land abritt. Der König erkennt das an und dies verhilft ihm zu Landbesitz. Die Eltern sind sehr religiös und gründen ein Frauenkloster in der Nähe der Burg.

Um eine höhere Bildung zu erlangen besucht er mit acht Jahren die Konstanzer Domschule. Er wird in Latein, Geometrie, Geographie, Naturkunde und Kirchengesang unterrichtet. Im Anschluss studiert er Theologie. Nach dem Studium wird er aufgrund seiner Leistung und Begabungen ca. 925 zum Priester geweiht[5].  Er wird Domherr und Mitglied des Konstanzer Domkapitels und steht als enger Vertrauter dem Bischof zu Seite.  Trotz seines jungen Alters gilt er als kluger Ratgeber in Entscheidungsfragen. 926 verwüsten „Ungarnhorden“[6] große Teile des Stadtgebietes durch Brand. Für die Nächstenhilfe und die Linderung des Elends setzt Konrad sich in höchstem Masse ein.

Mit 31 Jahren übernimmt er das Amt des Dompropstes zu dem er berufen wird. Damit hat er neben dem Bischof die meiste Verantwortung und Stellvertreterfunktion inne. Des Weiteren ist er für die Finanzverwaltung des Domkapitels zuständig.  

Nach dem Tod des Bischofs Noting 934 kommt es zur Neubesetzung des Amtes. Auf Anraten des Königs Heinrich I., wird Bischof Ulrich von Augsburg mit der Aufgabe betraut, die Wahlversammlung zum neuen Bischof zu leiten. Die Entscheidung fällt auf Konrad. Im Dezember 1934 betritt er den Konstanzer Bischofsstuhl. Sein Biograph Udalschalk erwähnt: „Gott gab uns einen Bischof, wie alle ihn sich gewünscht haben“[7]. Bischof Konrad bleibt einundvierzig Jahre im Amt.

Am 26. November 975 stirb er und wird an der Außenmauer der von ihm erbauten Mauritiusrotunde im Freien beerdigt. Wegen seiner „großen Demut und Selbstlosigkeit“[8] wollte Konrad nicht in der Heilig-Grab-Kapelle beerdigt werden.

Heiligsprechung im Jahr 1123

Nach seinem Tod 925 bleibt Konrad unvergesslich. Er war außerordentlich beliebt und es kommen sehr viele Menschen zu seiner Beerdigung. Auch in den späteren Jahren pilgern die Menschen an sein Grab, an dem sie Heilung von Gebrechen und Krankheiten erbitten. Für den Klerus und die Bürger ist er ein wahrer Heiliger.

Im Zuge der Neuweihung des Münsters 1089 werden seine Gebeine aus dem Grab genommen und in ein „Hochgrab aus Stein im Chor“[23] eingeschlossen. Diese Amtshandlung kam einer wirklichen Heiligsprechung gleich, die jedoch noch nicht rechtsgültig war. Am 28. März 1123 wird die Heiligsprechungsbulle von Papst Calixt II. ausgestellt und erreicht somit seiner Rechtsgültigkeit[24].

Grabkapelle

Nach der Heiligsprechung hat Konrad mit der Erweiterung der Krypta im Konstanzer Münster eine eigene Kapelle erhalten. Der Zugang zur Kapelle und der Weg dorthin führt über eine Treppe hinab in einen Vorraum, der als Weggabelung zur Krypta und zum Kreuzgang dient. Das Orginalgrab wurde zum Hochgrab umgebaut und 1875/78 in gotischer Form neugestaltet[25]. Konrad liegt auf einer Deckplatte des Grabmals in Stein gemeißelt. Seine Augen sind geschlossen, die Hände liegen gekreuzt auf seiner Brust und der Hirtenstab liegt auf der rechten Seite. In der Raummitte auf einem Marmorpostament steht ein goldener Schrein, in dem sein Schädel aufbewahrt wird.

Bildtraditionen

Spinne mit Kelch als Relief an der Holztüre des Eingangsportals am Münster in Konstanz Foto: Karin Kullmann

Attribute

  • Kelch mit einer Spinne darin
  • Mitra (liturgische Kopfbedeckung der Bischöfe)
  • Bischofsstab
  • Buch
Glasfenster, Heiliger Konrad mit Spinne, Pfarrkirche St. Hippolyt und Verena, Öhningen Foto: Karin Kullmann

Legende von der Spinne

Die Heiligsprechung beruht auf Wunder und der Verehrung der Mitmenschen. Ein wundersames Geschehen ereignet sich, während der Eucharistie an einem Osterfest, als plötzlich eine Spinne in den Messkelch fiel. Ohne Zögern trinkt Konrad, den Wein in Blut Christi verwandelt aus dem Krug und alle Beteiligten erblassen. Zu Mittag am Tisch sagte er: „In Bälde erwarte ich noch einen Gast“[26], er neigte sich und es kam die Spinne zum Vorschein, laut dem Biograph Udalschalk. Die Spinne konnte weiterleben und bestätigt die heilige Tat.

Darstellungsmotive

Der heilige Konrad wird oft mit dem Märtyrer Pelagius dargestellt. Pelagius wurde unter Kaiser Numerian gefangen und durch das Beil hingerichtet, weil er Christen Schutz gab [27]. Die Gebeine von Pelagius wurden von „Bischof Salomo III. um 900 in die Krypta der Münsterkirche überführt“[28]. Am Eingangsportal vom Konstanzer Münster befindet sich über den Türen als Holzschnitzerei der heilige Konrad mit seinen Attributen Kelch und Spinne und Pelagius mit Palmzweig. Die Türen sind aus Holz und zeigen Szenen aus dem Neuen Testament. In den einzelnen Bildfeldern treten aus dem Bildgrund plastische Figuren hervor.



[1] Erwin Keller: Der heilige Konrad von Konstanz. Zur Tausendjahrfeier seines Todes, Karlsruhe 1975, S. 10.

[2] Universität Innsbruck: Die Bibel in der Einheitsübersetzung. Die Apostelgeschichte, Apg 2,38, URL: https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/apg2.html#38 (Zugriffsdatum: 06.01.2022).

[3] Keller 1975, S.10.

[4] Ebd., S. 11.

[5] Vgl. Keller 1975, S. 21.

[6] Ebd., S. 22.

[7] Ebd., S. 25.

[8] Ebd., S. 105.

[9] Vgl. Ebd., S. 84

[10] Vgl. Ralf Seuffert: Konstanz 2000 Jahre Geschichte, Konstanz 2003, S. 18.

[11]  Vgl. Anke Naujokat: Non est hic. Leon Battista Albertis Tempietto in der Capella Rucellai, Aachen/Berlin/Brüssel 2011, S. 25.  

[12] Vgl. Naujokat 2011, S. 27.  

[13] Ebd., S. 51.

[14] Christoph Wetzel: Heiligenlegenden in der bildenden Kunst, Stuttgart 2011, S. 278.  

[15] Vgl. Seuffert 2003, S. 18.

[16] Vgl. Hermann Brommer / Emanuel Frey: Das Konstanzer Münster. Regensburg 2005, S. 77.

[17] Vgl. Brommer / Frey 2005, S. 77.

[18] Ebd.

[19] Herbert Reiners: Das Münster Unserer Lieben Frau Zu Konstanz. Die Kunstdenkmäler Südbadens, Konstanz 1955, S. 501.

[20] Anke Naujokat: Non est hic. Leon Battista Albertis Tempietto in der Capella Rucellai, Aachen/Berlin/Brüssel 2011, S. 25.

[21] Vgl. Reiners 1955, S. 506.

[22] Ebd.

[23] Keller 1975, S. 108.

[24] Conrad Gröber: Das Konstanzer Münster. Seine Geschichte und Beschreibung, Konstanz 1948, S. 197.

[25] Vgl. Universität Konstanz: LKM online tour guide. Tour Tod und Leben, Grab des Hl. Konrad URL: https://www.lkm.uni-konstanz.de/otg/karten.php?ID=1&item_ID=1004 (Zugriffsdatum: 06.01.2022)

[26] Keller 1975, S. 29.

[27] Vgl. Joachim Schäfer: Artikel Pelagius, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon. URL: https:// www. heiligenlexikon.de/BiographieP/Pelagius.htm (Zugriffsdatum 13.03.2022)

[28] Helmut Maurer/Wolfgang Müller/ Hugo Ott: Der heilige Konrad Bischof von Konstanz. Studien aus Anlass der tausendsten Widerkehr seines Todesjahres, Freiburg 1975, S. 47.

Literaturverzeichnis

Brommer, Hermann / Frey, Emanuel: Das Konstanzer Münster, Regensburg 2005.

Gröber, Conrad: Das Konstanzer Münster. Seine Geschichte und Beschreibung, Konstanz 1948.

Keller, Erwin: Der heilige Konrad von Konstanz. Zur Tausendjahrfeier seines Todes, Karlsruhe 1975.

Maurer, Helmut / Müller, Wolfgang / Ott,Hugo : Der heilige Konrad Bischof von Konstanz. Studien aus Anlass der tausendsten Widerkehr seines Todesjahres, Freiburg 1975.

Naujokat, Anke: Non est hic. Leon Battista Albertis Tempietto in der Capella Rucellai, Aachen/Berlin/Brüssel 2011.     

Reiners, Herbert: Das Münster Unserer Lieben Frau Zu Konstanz. Die Kunstdenkmäler Südbadens, Konstanz 1955.   

Seuffert, Ralf: Konstanz 2000 Jahre Geschichte, Konstanz 2003.

Wetzel, Christoph: Heiligenlegenden in der bildenden Kunst, Stuttgart 2011.