Matthäus (Evangelist): Unterschied zwischen den Versionen

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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=== Attribute ===
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Häufig wird Matthäus als grauhaariger, älterer Mann mit typischen Zöllnerattributen wie einem Geldbeutel oder Zählbrett dargestellt. (Die byzantinische Tradition wich von der Darstellung als älterer Mann ab, bis sich das im 12. Jhd. vereinheitlichte.) Wenn sein Martyrium dargestellt wird, trägt er häufig ein Messgewand oder römisch anmutende Kleidung.
Häufig wird Matthäus als älterer Mann mit gelockten grauen Haaren und Bart abgebildet. Die Darstellung als Greis geht möglicherweise darauf zurück, dass man im Mittelalter Matthäus (und in der byzantinischen Tradition auch Johannes) durch die ältere Darstellung als Apostel von Lukas und Markus abheben wollte, die als Apostelschüler jünger dargestellt wurden.


Ein weiteres Attribut ist das Schwert oder eine Hellebarde, möglicherweise um auf seinen Märtyrertod hinzuweisen.
Wenn sein Martyrium gezeigt wird, trägt Matthäus häufig ein Messgewand oder römisch anmutende Kleidung wie eine Toga oder Tunika.


Auch mit den für Evangelisten typischen Attributen wie Buch und Schreibfeder oder Tintenfass kann er abgebildet werden.
Frühe Darstellungen der Evangelisten aus dem vierten Jahrhundert zeigen sie mit Schriftrollen. Auch die Darstellung mit anderen Schreibutensilien ist möglich, typisch sind beispielsweise auch das Buch, Schreibfeder und Tintenfass.


Sein Evangelistensymbol ist der Mensch, da der Inhalt des Matthäusevangeliums sich auf Jesu Menschwerdung fokussiert. (Das Matthäusevangelium beginnt mit einem Bericht Jesu Geburt.) Matthäus kann entweder als dieses Symbol selbst dargstellt werden oder wird mit ihm als Attribut dargestellt. Seit dem vierten Jahrhundert werden die Evangelistenattribute häufig geflügelt dargestellt. Wenn der Mensch mit Flügeln dargestellt wird, ist er nicht mehr von einem Engel zu unterscheiden. Manchmal wird er deshalb auch als Abbildung des Engels verstanden, der Matthäus das Evangelium diktiert haben soll.
Spezielle Attribute des Matthäus sind ein Geldbeutel oder Zählbrett, die auf seinen Beruf als Zöllner hinweisen.


[[Datei:1023px-The Martyrdom of Saint Matthew-Caravaggio (c. 1599-1600).jpg|mini|Michelangelo Merisi di Caravaggio, Martyrdom des hl. Matthäus, Öl auf Leinwand, 323 × 343 cm, San Luigi dei Francesi, Rom. (Caravaggio, Public domain, via Wikimedia Commons)]]
Ein weiteres Attribut ist das Schwert, das seinen Märtyrertod symbolisiert. Auch eine Hellebarde oder eine Axt können dargestellt werden. Dieses Attribut wurde vom Martyrium des Matthias, der mit einem Beil enthauptet wurde, auf Matthäus übertragen. Vermutlich, um ihn von dem Apostel Paulus abzusetzen, dessen Attribut ebenfalls ein Schwert ist.
 
Matthäus` Evangelistensymbol ist der Mensch, da der Inhalt seines Evangeliums sich auf Jesu Menschwerdung fokussiert. Auch beginnt das Matthäusevangelium mit einer Auflistung der Vorfahren Jesu bis hin zu David und geht dann über in die Schilderung seiner Geburt.
 
Die Aufteilung der Evangelistensymbole war nicht immer einheitlich, so ordnete noch Augustinus beispielsweise anstatt Markus Matthäus den Löwen zu. Hieronymus und Gregor I legten die Zuordnung fest, die sich schließlich durchsetzte.
 
Die Evangelistensymbole werden häufig geflügelt dargestellt. Wenn der Mensch mit Flügeln abgebildet wird, ist er nicht mehr von einem Engel zu unterscheiden. Er kann so deshalb manchmal auch als Abbildung des Engels verstanden werden, der Matthäus das Evangelium diktiert haben soll und stellt so dessen göttliche Inspiration dar. Der Mensch allein kann als Symbol für Matthäus stellvertretend abgebildet werden oder als Attribut mit ihm zusammen. Manchmal wird er in schwebender oder thronender Haltung dargestellt.[[Datei:1023px-The Martyrdom of Saint Matthew-Caravaggio (c. 1599-1600).jpg|mini|Michelangelo Merisi di Caravaggio, Martyrdom des hl. Matthäus, Öl auf Leinwand, 323 × 343 cm, San Luigi dei Francesi, Rom. (Caravaggio, Public domain, via Wikimedia Commons)]]


=== Darstellungsmotive ===
=== Darstellungsmotive ===

Version vom 27. März 2022, 18:13 Uhr


Matthäus ist einer der zwölf Apostel, vor seiner Berufung durch Jesus war er Zöllner (Mt 10, 2-3). Er galt lange als Verfasser des Matthäusevangeliums, das mit ‚Mt‘ abgekürzt wird, wird also als Evangelist angesehen. Die neuere Forschung ist sich jedoch nicht einig, ob der Apostel Matthäus tatsächlich der Verfasser des Evangeliums war. Da er aber für die längste Zeit als der Autor des Evangeliums angesehen wurde, wird in der Kunst kein Unterschied zwischen dem Apostel und dem Evangelisten gemacht.

Im Matthäusevangelium, dem ersten Evangelium des neuen Testaments, liegt der Fokus auf Jesu Menschwerdung als Messias. Seine Lehre wird in fünf hervorstechenden Reden übermittelt, von denen die Bergpredigt besonders bekannt ist.

Quellen

In drei der Evangelien des neuen Testaments wird Matthäus als Zöllner benannt. Er kommt in allen Apostellisten der Evangelien vor, ansonsten wird er in der Bibel nicht häufig erwähnt.

Abgesehen von den wenigen Bibelstellen, in denen Matthäus vorkommt, ranken sich Legenden um seine Biografie. Unter anderem äußern sich frühe christliche Gelehrte, wie beispielsweise Papias von Hierapolis, Ambrosius von Mailand und Clemens von Alexandria über ihn.

Schriften wie die Acta Sanctorum, eine Sammlung von Legenden über heilige Personen und ihre Martyrien erwähnen ihn. Auch die Legenda Aurea übte Einfluss auf die Ikonographie des Matthäus aus.

Leben und Wirken

Lebenslauf und Martyrium

Dem Matthäusevangelium nach ist Matthäus Zöllner in der Stadt Kafarnaum, am See Genezareth. Matthäus folgt Jesus' Aufforderung mit ihm zu kommen, nachdem er ihm an seiner Zollstelle sitzend begegnet (Mt 9,9).

Darauf berichtet die Bibel von einem Essen in Matthäus` Haus, bei dem auch andere „Zöllner und Sünder“ (Mt, 9, 10) anwesend sind. Zöllner wurden von den Juden verachtet, da sie durch ihren Beruf Gewinn in Kooperation mit den römischen Besatzern erlangten. Daher wurden sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Jesus wird von den Schriftgelehrten gefragt, warum er an einem Gastmahl mit Sündern teilnimmt. Er erklärt sich durch die Aussage: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ (Mt 9,12)

Nach seiner Berufung scheint Matthäus keine besonders hervorgehobene Rolle im Kreis der Jünger eingenommen zu haben, da er in der Bibel kaum namentlich erwähnt wird.

Andrea Orcagna and Jacopo di Cione, St. Matthew and Four Stories from His Life, Uffizi Florence. (Orcagna, Public domain, via Wikimedia Commons)

Laut Apollonius verfasst Matthäus in Jerusalem sein Evangelium auf Hebräisch. Daraufhin soll er im Jahr 42 n.Chr. Jerusalem verlassen haben. Verschiedenen Gelehrten zufolge war er danach als Missionar in Parthien, Persien oder Mesopotamien.

Matthäus werden auch Wundertaten zugeschrieben. In Äthiopien zähmt er so dem Gelehrten Rufinus nach beispielsweise Drachen. Außerdem bekehrt er dort den König Egippus, erweckt dessen Sohn wieder zum Leben und heilt seine Tochter Ephigenia vom Aussatz. Ephigenia tritt in ein Kloster ein. Nach dem Tod des Königs will dessen Bruder, Hirtacus, Ephigenia heiraten. Matthäus spricht sich während der Messe dagegen aus und wird von Hirtacus` Soldaten am Altar mit dem Schwert durchbohrt.

Auch andere Quellen berichten von einem Märtyrertod, sie sind sich jedoch nicht einig. Zeit und Ort von Matthäus` Tod sind nicht bekannt, möglicherweise wurde er jedoch in der Stadt Hierapolis in Syrien gesteinigt oder verbrannt. Sowohl die lateinische als auch die orthodoxe Kirche verehren ihn als Märtyrer.

Nach Clemens von Alexandria starb Matthäus allerdings friedlich. Laut ihm soll er außerdem Vegetarier und Asket gewesen sein.

Im Jahr 1084 wurde in Paestum gefunden, was man für Matthäus Gebeine hielt, diese wurden daraufhin nach Salerno überführt, wo sich damit bis heute seine Reliquien befinden. Matthäus wurde zum Schutzpatron der Stadt ernannt.

Identifikation mit Levi

Matthäus` Berufung wird auch in den anderen beiden synoptischen Evangelien des Markus (Mk 2, 14) und Lukas (Lk 5, 27) geschildert. Dabei wird jedoch statt Matthäus der Name Levi für den Zöllner verwendet. Bei Markus wird er als „Levi, de[r] Sohn des Alphäus“ (Mk 2, 14) beschrieben, der wiederum der Vater des Apostels Jakobus ist.

Es ist möglich, dass hier für den Zöllner nur ein anderer Name verwendet wird. Dafür, dass es sich um zwei unterschiedliche Personen handelt, spricht jedoch, dass es unwahrscheinlich ist, dass eine Person ohne weitere Erklärung zwei semitische Namen trägt. Wenn es sich um dieselbe Person handeln würde, würde die Benennung beispielsweise eher ‚Levi, der Matthäus genannt wird‘ lauten, ähnlich wie es für eine andere Person, die zwei Namen trägt der Fall ist, nämlich „Simon, genannt Petrus“ (Mt 4, 18).

Möglicherweise wurde der Autor des Matthäusevangeliums in diesem mit dem Zöllner Levi identifiziert, weil er als Verfasser des Evangeliums eine große Rolle für die frühe Kirchengemeinde spielte. Durch die Identifikation mit einem durch Jesus berufenen Apostel wird dem Evangelium so Legitimität verliehen.

Urheberschaft des Matthäusevangeliums

Tatsächlich entstand das Matthäusevangelium im Gegensatz zu Apollonius‘ bereits erwähnter Überlieferung vermutlich erst um 80 n. Chr. im heutigen Syrien, möglicherweise in der Stadt Antiochia.

Im zweiten Jahrhundert wurden die Evangelien des neuen Testaments für den Bibelkanon festgelegt, damit auch das Matthäusevangelium. Der Verfasser des Matthäusevangeliums wird in diesem nie namentlich erwähnt. Durch die Identifikation des Autors mit dem Apostel Matthäus, die auch einer der apostolischen Kirchenväter, Papias von Hierapolis, vornahm, wurde dem Evangelium Autorität verliehen. Eine von einem Apostel Christi verfasste Schrift wurde als besonders authentisch angesehen.

Durch die Zweiquellentheorie wurde festgestellt, dass das Matthäusevangelium unter anderem auf das Markusevangelium als Quelle zurückgreift. Wenn jedoch tatsächlich der Apostel Matthäus das Evangelium geschrieben hat, stellt sich die Frage, warum er auf einen Bericht von Markus zurückgreift, der im Gegensatz zu ihm kein direkter Augenzeuge von Jesus gewesen sein soll. Daher wird heute weitgehend davon ausgegangen, dass der eigentliche Verfasser des Evangeliums unbekannt ist.

Bildtraditionen

Attribute

Häufig wird Matthäus als älterer Mann mit gelockten grauen Haaren und Bart abgebildet. Die Darstellung als Greis geht möglicherweise darauf zurück, dass man im Mittelalter Matthäus (und in der byzantinischen Tradition auch Johannes) durch die ältere Darstellung als Apostel von Lukas und Markus abheben wollte, die als Apostelschüler jünger dargestellt wurden.

Wenn sein Martyrium gezeigt wird, trägt Matthäus häufig ein Messgewand oder römisch anmutende Kleidung wie eine Toga oder Tunika.

Frühe Darstellungen der Evangelisten aus dem vierten Jahrhundert zeigen sie mit Schriftrollen. Auch die Darstellung mit anderen Schreibutensilien ist möglich, typisch sind beispielsweise auch das Buch, Schreibfeder und Tintenfass.

Spezielle Attribute des Matthäus sind ein Geldbeutel oder Zählbrett, die auf seinen Beruf als Zöllner hinweisen.

Ein weiteres Attribut ist das Schwert, das seinen Märtyrertod symbolisiert. Auch eine Hellebarde oder eine Axt können dargestellt werden. Dieses Attribut wurde vom Martyrium des Matthias, der mit einem Beil enthauptet wurde, auf Matthäus übertragen. Vermutlich, um ihn von dem Apostel Paulus abzusetzen, dessen Attribut ebenfalls ein Schwert ist.

Matthäus` Evangelistensymbol ist der Mensch, da der Inhalt seines Evangeliums sich auf Jesu Menschwerdung fokussiert. Auch beginnt das Matthäusevangelium mit einer Auflistung der Vorfahren Jesu bis hin zu David und geht dann über in die Schilderung seiner Geburt.

Die Aufteilung der Evangelistensymbole war nicht immer einheitlich, so ordnete noch Augustinus beispielsweise anstatt Markus Matthäus den Löwen zu. Hieronymus und Gregor I legten die Zuordnung fest, die sich schließlich durchsetzte.

Die Evangelistensymbole werden häufig geflügelt dargestellt. Wenn der Mensch mit Flügeln abgebildet wird, ist er nicht mehr von einem Engel zu unterscheiden. Er kann so deshalb manchmal auch als Abbildung des Engels verstanden werden, der Matthäus das Evangelium diktiert haben soll und stellt so dessen göttliche Inspiration dar. Der Mensch allein kann als Symbol für Matthäus stellvertretend abgebildet werden oder als Attribut mit ihm zusammen. Manchmal wird er in schwebender oder thronender Haltung dargestellt.

Michelangelo Merisi di Caravaggio, Martyrdom des hl. Matthäus, Öl auf Leinwand, 323 × 343 cm, San Luigi dei Francesi, Rom. (Caravaggio, Public domain, via Wikimedia Commons)

Darstellungsmotive

In ein Buch schreibend (für Evangelisten typische Darstellung)

Berufung zum Apostel durch Jesus

Märtyrertod

Quellen- / Literaturverzeichnis

Joachim Schäfer, Matthäus, in: Ökumenisches Heiligenlexikon, https://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Matthaeus.html, (05. 01. 2022).