Matthäus (Evangelist): Unterschied zwischen den Versionen

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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==== Berufung ====
==== Berufung ====
Ein häufiges Thema in der Darstellung des Matthäus ist auch die Berufung zum Apostel durch Jesus, die in Mt 9,9 geschildert wird. Es wird vor allem in der Neuzeit dargestellt. So ist Matthäus zum Beispiel in dem Gemälde von Jan Sanders van Hemessen in einer Gruppe von anderen Zöllnern und deren Schuldnern abgebildet. Häufig bedeutet Jesus Matthäus mit einer Geste, ihm zu folgen, beispielsweise indem er auf ihn deutet. So halten in Hemessens Gemälde Jesus oben rechts und Matthäus unten links Blickkontakt, während Jesus in Richtung des Bildrands gestikuliert. Dabei gibt es einen Kontrast zwischen Jesus` einfacher Kleidung und der prunkvolleren von Matthäus. In der Berufungsszene wird Matthäus häufig noch als jüngerer Mann als sonst für ihn üblich dargestellt, so ist das auch bei Hemessen der Fall, Matthäus Bart ist hier noch nicht ergraut.
Ein Beispiel für eine weitere Darstellung von Matthäus` Berufung ist Caravaggios Gemälde in der Capella Contarelli der Chiesa St. Luigi dei Francesi in Rom. Hier erinnert die Geste, mit der Jesus Matthäus aus der rechten Bildhälfte aus auffordert, ihm zu folgen, an die Adams in der „Erschaffung Adams“ von Michelangelo. Dabei ist umstritten, bei welcher der dargestellten Figuren es sich tatsächlich um Matthäus handelt. Es könnte jedoch der bärtige Mann in der Mitte der Gruppe sein.
Neben dieser Darstellung von Matthäus` Berufung hängen in der gleichen Seitenkapelle ebenfalls ein Autorenbild und eine Darstellung seines Martyriums.


==== Märtyrertod ====
==== Märtyrertod ====

Version vom 27. März 2022, 18:27 Uhr


Matthäus ist einer der zwölf Apostel, vor seiner Berufung durch Jesus war er Zöllner (Mt 10, 2-3). Er galt lange als Verfasser des Matthäusevangeliums, das mit ‚Mt‘ abgekürzt wird, wird also als Evangelist angesehen. Die neuere Forschung ist sich jedoch nicht einig, ob der Apostel Matthäus tatsächlich der Verfasser des Evangeliums war. Da er aber für die längste Zeit als der Autor des Evangeliums angesehen wurde, wird in der Kunst kein Unterschied zwischen dem Apostel und dem Evangelisten gemacht.

Im Matthäusevangelium, dem ersten Evangelium des neuen Testaments, liegt der Fokus auf Jesu Menschwerdung als Messias. Seine Lehre wird in fünf hervorstechenden Reden übermittelt, von denen die Bergpredigt besonders bekannt ist.

Quellen

In drei der Evangelien des neuen Testaments wird Matthäus als Zöllner benannt. Er kommt in allen Apostellisten der Evangelien vor, ansonsten wird er in der Bibel nicht häufig erwähnt.

Abgesehen von den wenigen Bibelstellen, in denen Matthäus vorkommt, ranken sich Legenden um seine Biografie. Unter anderem äußern sich frühe christliche Gelehrte, wie beispielsweise Papias von Hierapolis, Ambrosius von Mailand und Clemens von Alexandria über ihn.

Schriften wie die Acta Sanctorum, eine Sammlung von Legenden über heilige Personen und ihre Martyrien erwähnen ihn. Auch die Legenda Aurea übte Einfluss auf die Ikonographie des Matthäus aus.

Leben und Wirken

Lebenslauf und Martyrium

Dem Matthäusevangelium nach ist Matthäus Zöllner in der Stadt Kafarnaum, am See Genezareth. Matthäus folgt Jesus' Aufforderung mit ihm zu kommen, nachdem er ihm an seiner Zollstelle sitzend begegnet (Mt 9,9).

Darauf berichtet die Bibel von einem Essen in Matthäus` Haus, bei dem auch andere „Zöllner und Sünder“ (Mt, 9, 10) anwesend sind. Zöllner wurden von den Juden verachtet, da sie durch ihren Beruf Gewinn in Kooperation mit den römischen Besatzern erlangten. Daher wurden sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Jesus wird von den Schriftgelehrten gefragt, warum er an einem Gastmahl mit Sündern teilnimmt. Er erklärt sich durch die Aussage: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ (Mt 9,12)

Nach seiner Berufung scheint Matthäus keine besonders hervorgehobene Rolle im Kreis der Jünger eingenommen zu haben, da er in der Bibel kaum namentlich erwähnt wird.

Andrea Orcagna and Jacopo di Cione, St. Matthew and Four Stories from His Life, Uffizi Florence. (Orcagna, Public domain, via Wikimedia Commons)

Laut Apollonius verfasst Matthäus in Jerusalem sein Evangelium auf Hebräisch. Daraufhin soll er im Jahr 42 n.Chr. Jerusalem verlassen haben. Verschiedenen Gelehrten zufolge war er danach als Missionar in Parthien, Persien oder Mesopotamien.

Matthäus werden auch Wundertaten zugeschrieben. In Äthiopien zähmt er so dem Gelehrten Rufinus nach beispielsweise Drachen. Außerdem bekehrt er dort den König Egippus, erweckt dessen Sohn wieder zum Leben und heilt seine Tochter Ephigenia vom Aussatz. Ephigenia tritt in ein Kloster ein. Nach dem Tod des Königs will dessen Bruder, Hirtacus, Ephigenia heiraten. Matthäus spricht sich während der Messe dagegen aus und wird von Hirtacus` Soldaten am Altar mit dem Schwert durchbohrt.

Auch andere Quellen berichten von einem Märtyrertod, sie sind sich jedoch nicht einig. Zeit und Ort von Matthäus` Tod sind nicht bekannt, möglicherweise wurde er jedoch in der Stadt Hierapolis in Syrien gesteinigt oder verbrannt. Sowohl die lateinische als auch die orthodoxe Kirche verehren ihn als Märtyrer.

Nach Clemens von Alexandria starb Matthäus allerdings friedlich. Laut ihm soll er außerdem Vegetarier und Asket gewesen sein.

Im Jahr 1084 wurde in Paestum gefunden, was man für Matthäus Gebeine hielt, diese wurden daraufhin nach Salerno überführt, wo sich damit bis heute seine Reliquien befinden. Matthäus wurde zum Schutzpatron der Stadt ernannt.

Identifikation mit Levi

Matthäus` Berufung wird auch in den anderen beiden synoptischen Evangelien des Markus (Mk 2, 14) und Lukas (Lk 5, 27) geschildert. Dabei wird jedoch statt Matthäus der Name Levi für den Zöllner verwendet. Bei Markus wird er als „Levi, de[r] Sohn des Alphäus“ (Mk 2, 14) beschrieben, der wiederum der Vater des Apostels Jakobus ist.

Es ist möglich, dass hier für den Zöllner nur ein anderer Name verwendet wird. Dafür, dass es sich um zwei unterschiedliche Personen handelt, spricht jedoch, dass es unwahrscheinlich ist, dass eine Person ohne weitere Erklärung zwei semitische Namen trägt. Wenn es sich um dieselbe Person handeln würde, würde die Benennung beispielsweise eher ‚Levi, der Matthäus genannt wird‘ lauten, ähnlich wie es für eine andere Person, die zwei Namen trägt der Fall ist, nämlich „Simon, genannt Petrus“ (Mt 4, 18).

Möglicherweise wurde der Autor des Matthäusevangeliums in diesem mit dem Zöllner Levi identifiziert, weil er als Verfasser des Evangeliums eine große Rolle für die frühe Kirchengemeinde spielte. Durch die Identifikation mit einem durch Jesus berufenen Apostel wird dem Evangelium so Legitimität verliehen.

Urheberschaft des Matthäusevangeliums

Tatsächlich entstand das Matthäusevangelium im Gegensatz zu Apollonius‘ bereits erwähnter Überlieferung vermutlich erst um 80 n. Chr. im heutigen Syrien, möglicherweise in der Stadt Antiochia.

Im zweiten Jahrhundert wurden die Evangelien des neuen Testaments für den Bibelkanon festgelegt, damit auch das Matthäusevangelium. Der Verfasser des Matthäusevangeliums wird in diesem nie namentlich erwähnt. Durch die Identifikation des Autors mit dem Apostel Matthäus, die auch einer der apostolischen Kirchenväter, Papias von Hierapolis, vornahm, wurde dem Evangelium Autorität verliehen. Eine von einem Apostel Christi verfasste Schrift wurde als besonders authentisch angesehen.

Durch die Zweiquellentheorie wurde festgestellt, dass das Matthäusevangelium unter anderem auf das Markusevangelium als Quelle zurückgreift. Wenn jedoch tatsächlich der Apostel Matthäus das Evangelium geschrieben hat, stellt sich die Frage, warum er auf einen Bericht von Markus zurückgreift, der im Gegensatz zu ihm kein direkter Augenzeuge von Jesus gewesen sein soll. Daher wird heute weitgehend davon ausgegangen, dass der eigentliche Verfasser des Evangeliums unbekannt ist.

Bildtraditionen

Attribute

Häufig wird Matthäus als älterer Mann mit gelockten grauen Haaren und Bart abgebildet. Die Darstellung als Greis geht möglicherweise darauf zurück, dass man im Mittelalter Matthäus (und in der byzantinischen Tradition auch Johannes) durch die ältere Darstellung als Apostel von Lukas und Markus abheben wollte, die als Apostelschüler jünger dargestellt wurden.

Wenn sein Martyrium gezeigt wird, trägt Matthäus häufig ein Messgewand oder römisch anmutende Kleidung wie eine Toga oder Tunika.

Frühe Darstellungen der Evangelisten aus dem vierten Jahrhundert zeigen sie mit Schriftrollen. Auch die Darstellung mit anderen Schreibutensilien ist möglich, typisch sind beispielsweise auch das Buch, Schreibfeder und Tintenfass.

Spezielle Attribute des Matthäus sind ein Geldbeutel oder Zählbrett, die auf seinen Beruf als Zöllner hinweisen.

Ein weiteres Attribut ist das Schwert, das seinen Märtyrertod symbolisiert. Auch eine Hellebarde oder eine Axt können dargestellt werden. Dieses Attribut wurde vom Martyrium des Matthias, der mit einem Beil enthauptet wurde, auf Matthäus übertragen. Vermutlich, um ihn von dem Apostel Paulus abzusetzen, dessen Attribut ebenfalls ein Schwert ist.

Matthäus` Evangelistensymbol ist der Mensch, da der Inhalt seines Evangeliums sich auf Jesu Menschwerdung fokussiert. Auch beginnt das Matthäusevangelium mit einer Auflistung der Vorfahren Jesu bis hin zu David und geht dann über in die Schilderung seiner Geburt.

Die Aufteilung der Evangelistensymbole war nicht immer einheitlich, so ordnete noch Augustinus beispielsweise anstatt Markus Matthäus den Löwen zu. Hieronymus und Gregor I legten die Zuordnung fest, die sich schließlich durchsetzte.

Die Evangelistensymbole werden häufig geflügelt dargestellt. Wenn der Mensch mit Flügeln abgebildet wird, ist er nicht mehr von einem Engel zu unterscheiden. Er kann so deshalb manchmal auch als Abbildung des Engels verstanden werden, der Matthäus das Evangelium diktiert haben soll und stellt so dessen göttliche Inspiration dar. Der Mensch allein kann als Symbol für Matthäus stellvertretend abgebildet werden oder als Attribut mit ihm zusammen. Manchmal wird er in schwebender oder thronender Haltung dargestellt.

Michelangelo Merisi di Caravaggio, Martyrdom des hl. Matthäus, Öl auf Leinwand, 323 × 343 cm, San Luigi dei Francesi, Rom. (Caravaggio, Public domain, via Wikimedia Commons)

Darstellungsmotive

Autorenbild

Typisch für die Evangelisten ist die schreibende Darstellung, bei der Verfassung des Evangeliums. Die Evangelisten und damit auch Matthäus werden so zum Beispiel häufig nach rechts gewendet an einem Schreibpult arbeitend oder auch in Gesten der Rede begriffen dargestellt. Daher ist eine Abbildung in sitzender Haltung besonders oft zu finden. So ist das Autorenbild, das in seiner Tradition auf die Antike zurückgeht, auch für Matthäus eine gängige Darstellung.

Ein Beispiel dafür ist die Abbildung im Evangeliar der Ada-Gruppe oder auch ein Gemälde Rembrandts, in dem ein Engel Matthäus beim Schreiben über die Schulter schaut.

Um den Akt der göttlichen Inspiration zu verdeutlichen, sind manchmal eine Taube oder Hand Gottes im Bild anwesend. Auch die Evangelistensymbole können für diese Inspiration stehen.

Besonders häufig kommt das Autorenbild in der Renaissance und im Barock vor. Vor allem ab dem Hochmittelalter ist außerdem eine ganzfigurige Darstellung ihrer Symbole im Autorenbild der Evangelisten üblich.

Berufung

Ein häufiges Thema in der Darstellung des Matthäus ist auch die Berufung zum Apostel durch Jesus, die in Mt 9,9 geschildert wird. Es wird vor allem in der Neuzeit dargestellt. So ist Matthäus zum Beispiel in dem Gemälde von Jan Sanders van Hemessen in einer Gruppe von anderen Zöllnern und deren Schuldnern abgebildet. Häufig bedeutet Jesus Matthäus mit einer Geste, ihm zu folgen, beispielsweise indem er auf ihn deutet. So halten in Hemessens Gemälde Jesus oben rechts und Matthäus unten links Blickkontakt, während Jesus in Richtung des Bildrands gestikuliert. Dabei gibt es einen Kontrast zwischen Jesus` einfacher Kleidung und der prunkvolleren von Matthäus. In der Berufungsszene wird Matthäus häufig noch als jüngerer Mann als sonst für ihn üblich dargestellt, so ist das auch bei Hemessen der Fall, Matthäus Bart ist hier noch nicht ergraut.

Ein Beispiel für eine weitere Darstellung von Matthäus` Berufung ist Caravaggios Gemälde in der Capella Contarelli der Chiesa St. Luigi dei Francesi in Rom. Hier erinnert die Geste, mit der Jesus Matthäus aus der rechten Bildhälfte aus auffordert, ihm zu folgen, an die Adams in der „Erschaffung Adams“ von Michelangelo. Dabei ist umstritten, bei welcher der dargestellten Figuren es sich tatsächlich um Matthäus handelt. Es könnte jedoch der bärtige Mann in der Mitte der Gruppe sein.

Neben dieser Darstellung von Matthäus` Berufung hängen in der gleichen Seitenkapelle ebenfalls ein Autorenbild und eine Darstellung seines Martyriums.

Märtyrertod

Quellen- / Literaturverzeichnis

Joachim Schäfer, Matthäus, in: Ökumenisches Heiligenlexikon, https://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Matthaeus.html, (05. 01. 2022).