Geburt Christi

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Abb. 1, Geburt Christi, Sarcophage de Marcus Claudianus, 330-335, Relief aus weißem Marmor, Pal. Massimo alle Terme. Bildquelle: Jean-Pol GRANDMONTN in [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons.

Maria und Josef mussten nach Bethlehem reisen, um sich in die Volkszählung einzutragen. Als sie dort ankamen, gab es in der Herberge keinen Platz mehr für sie. Deshalb fand die Geburt Jesu in einem Stall statt, wo Maria ihn in eine Krippe legte. Nach der Geburt kamen Hirten, um das neugeborene Kind zu sehen, da ihnen ein Engel von der Geburt des Erlösers berichtet hatte.

Abb. 2, Taddeo Gaddi: The Nativity, 1335, Farbe und Blattgold auf Holz, Größe o. A., Portland Art Museum, Oregon. Bildquelle: Daderot [CC0 1.0], via Wikimedia Commons.
Abb. 3, Simone dei Crocefissi: Nativity of Christ, um 1380, Tempera auf Holztafel, 25 x 46 cm, Uffizien, Florenz. Bildquelle: Sailko [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons.
Abb. 4, Linke vordere Ziboreumssäule von San Marco. Byzantinische Werkstatt: Nativitas, um 5. Jh., Alabaster, Basilica San Marco, Venedig. Bildquelle: Cioffi, Paul L. [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons.
Abb. 5, Giotto di Bondone: Die Geburt Christi, 1304/06, Wandmalerei, 185 x 200 cm, Teil des Freskenzyklus der Cappella degli Scrovegni, Padua. Bildquelle: Amandajm [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons.

Quellen

Die Geschichte der Geburt Christi ist im Neuen Testament der Bibel zu finden. Das Ereignis selbst wird hauptsächlich vom Evangelisten Lukas in Lk 2, 1-20 beschrieben. Er berichtet, dass Maria und Josef auf Reisen waren, als das Kind zur Welt kam. Sie fanden Unterkunft in einem Stall und legten das Kind in eine Krippe. Auch Matthäus beschreibt die Weihnachtsgeschichte in Mt 1, 18-25. Er berichtet, dass Maria schwanger wurde, während sie mit Josef verlobt war. Als Josef erfuhr, dass Maria schwanger war, entschied er sich, sie heimlich zu verlassen, aber ein Engel erschien ihm im Traum und sagte ihm, dass das Kind vom Heiligen Geist stamme und dass er es annehmen solle, was er daraufhin tat. Die Evangelisten Markus und Johannes hingegen, erwähnen Jesu Geburt an keiner Stelle. Beide beleuchten unterschiedliche Details, die in der Kunst wiedergefunden werden können.


Geburt Jesu im Lukas-Evangelium (Lk 2, 1-20)

„1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. 6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. 15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.“


Geburt Jesu im Matthäus-Evangelium (Mt 1, 18-25)

„18 Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist. 19 Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen. 20 Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. 21 Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden. 22 Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja 7,14): 23 »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns. 24 Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. 25 Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.“

Geschichte des Ereignisses

Die Geburt Jesu ist ein zentrales Ereignis in der christlichen Religion. Nach der Überlieferung wurden Maria und Josef, die Eltern Jesu, zur Zeit der römischen Herrschaft in Bethlehem auf ihrer Reise zur Volkszählung von einem Wirt abgewiesen und fanden schließlich in einem Stall Unterschlupf. Dort brachte Maria Jesus zur Welt und legte ihn in eine Krippe, da es im Stall keinen geeigneteren Platz für ihn gab. In dieser Nacht erschien den Hirten auf den Feldern um Bethlehem ein Engel, der ihnen die frohe Botschaft von der Geburt des Messias verkündete. Die Hirten eilten daraufhin zum Stall und verehrten das neugeborene Kind. Später kamen auch die Weisen aus dem Morgenland (), die dem Stern von Bethlehem folgten, um dem neugeborenen König ihre Gaben zu bringen. Die Geburt Jesu wird von Christen weltweit als ein Zeichen von Gottes Liebe zu den Menschen und als Beginn eines neuen Zeitalters des Heils und der Hoffnung gefeiert. Das Ereignis hat auch einen tiefen kulturellen Einfluss und wird in vielen Ländern mit unterschiedlichen Bräuchen und Traditionen begangen. Man kann die Geschichte der Geburt Jesu auch als "Geburtserzählung" oder "Geburtsgeschichte" bezeichnen, da das Wort "Weihnachten" in den Evangelien nicht erwähnt wird. Erst später wurde Weihnachten als Fest etabliert.

Verweis auf andere Bibelstellen

Die Geburt Christi ist eines der wichtigsten Ereignisse in der christlichen Religion und hat im Laufe der Geschichte viele Interpretationen und Geschichten hervorgebracht. Neben den Evangelien von Lukas und Matthäus berichten auch das Buch Jesaja, das Proto-Evangelium des Jakobus, das Pseudo-Matthäus-Evangelium, die Legenda Aurea und die Visionen der Hl. Birgitta über die Geburt Christi. Das Buch Jesaja beschreibt in Jesaja 1, 3 die Geburt eines Kindes, das als "Immanuel" bekannt ist, was "Gott ist mit uns" bedeutet. Dieses Kind soll ein Zeichen für das Volk Gottes sein und seine Geburt wird als ein Wunder betrachtet. Das Proto-Evangelium des Jakobus ist eine apokryphe Schrift, die um 150 n. Chr. entstanden ist. Sie beschreibt die Geburt Jesu aus der Sicht von Maria. Laut dieser Schrift war Maria jung und unverheiratet, als sie vom Heiligen Geist schwanger wurde. Sie brachte das Kind in einem Stall zur Welt und legte es in eine Krippe. Das Pseudo-Matthäus-Evangelium ist eine weitere apokryphe Schrift, die im 7. Jahrhundert entstanden ist. Sie beschreibt die Geburt Jesu aus der Sicht von Josef. Laut dieser Schrift war Josef zunächst wütend, als er erfuhr, dass Maria schwanger war, aber ein Engel erschien ihm im Traum und überzeugte ihn, das Kind anzunehmen. Die Schrift beschreibt auch, wie Josef und Maria auf ihrer Reise nach Bethlehem von Wundern begleitet wurden. Die Legenda Aurea ist eine Sammlung von Heiligengeschichten, die im 13. Jahrhundert von Jacobus de Voragine zusammengestellt wurde. Sie enthält eine ausführliche Beschreibung der Geburt Christi, einschließlich der Reise von Maria und Josef nach Bethlehem und der Geburt in einem Stall. Die Visionen der Hl. Birgitta sind eine Reihe von Visionen, die die heilige Birgitta von Schweden im 14. Jahrhundert hatte. In einer ihrer Visionen sah sie die Geburt Christi und beschrieb, wie Maria und Josef in einem Stall Zuflucht fanden und das Kind in eine Krippe legten. Sie beschrieb auch die Engel, die die Geburt ankündigten und die Hirten, die dem Kind huldigten.

Bildtradition

Frühchristlich-westliche Typen

Erhaltene Darstellungen der Geburt Christi finden wir seit dem ersten Drittel des 4. Jahrhunderts. Die wichtigsten Bildelemente der frühesten Darstellungen aus dieser Zeit sind das Jesuskind in der Krippe mit Ochse und Esel, welche auch als „Vertreter des Juden- und Heidentums“ gedeutet werden. Der Esel trägt nach diesem Denken die Last des Götzendienstes. Das Jesuskind liegt zwischen den beiden Tieren und befreit sie von ihrem Joch. Das könnte man auch im übertragenden Sinne verstehen: Jesus befreit die Menschen von Knechtschaft und schenkt ihnen Freiheit. Zu den weiteren Bildelementen zählen nach Lk 2, 8 ein oder mehrere Hirten. Die theologische Bedeutung der Gottesmutter Maria wird in der Bildkomposition nach den christologischen Auseinandersetzungen des 4. und 5. Jhdts. mehr betont. So ist sie, falls sie dargestellt ist, zwar immer noch am Bildrand, aber unmittelbar neben der Krippe zu finden. Die Geburtsszene bleibt bis zum 5. Jh. mit der Magieranbetung verbunden. Während Maria selten dargestellt wird, ist Joseph teilweise überhaupt nicht zu finden. Er ist erst ab dem 6. Jh. fester Bestandteil des Bildes. Das Jesuskind wurde entweder bereits in Windeln gelegt oder wird nach Lk 2, 7 (Vw n. o.?) in diese eingewickelt. In einigen Darstellungen liegt es auf einem Tuch, welches über die Krippe gelegt wurde. Häufig fällt das Tuch über die Krippe herab wie über einen Altar. Das Bild „Abb. 1“ ist eines der frühesten erhaltenen Geburtsbilder, das diesen Typus, der bis zum 6. Jh. verfolgt werden kann, zeigt. Die Ähnlichkeit der Krippe in einigen Darstellungen ist möglicherweise unter dem Einfluss der Theologie des 4. Jhdts. bewusst angestrebt worden. Christus selbst hat sich als das „lebendige Brot“ bezeichnet und damit ist schon im NT der sakramentale Charakter der Menschwerdung Christi angezeigt worden. Zusätzlich dazu wird dem frühen Darstellungstypus der Geburt Christi nicht selten ein Prophet beigestellt. Der Stall wird am dem 4. Jh. meist offen mit einem auf Stützen ruhenden Ziegeldach dargestellt.

5. Jh.

Die Darstellung der Geburt Christi und die der Magieranbetung wird nun nicht mehr so oft miteinander verbunden, sondern von zyklisch aufeinanderfolgenden Darstellungen abgelöst. Auch Joseph erscheint in den Darstellungen und ist gelegentlich durch Attribute wie eine Säge als Zimmermann gekennzeichnet. Man sieht nun häufiger Darstellungen, in denen Maria und Joseph sich gegenübersitzen. Die Krippe mit dem Jesuskind sowie Ochse und Esel sind zwischen ihnen wiederzufinden.

6. Jh.

Wie oben genannt, erhält Joseph ab dem 6. Jh. einen festen Platz im Bildtypus der Geburt Christi. Seine Stellung in der Komposition ist wechselnd. Manchmal ist er stehend dargestellt, in einer anderen Darstellung hockend auf dem Boden. Dieser Bildtypus ist bereits auf Elfenbeinreliefs des frühen Mittelalters sowie in der Monumentalkunst bis ans Ende des Mittelalters zu finden.

Hochgotik des 13. bis 14. Jhdts.

In der Hochgotik wird eine Veränderung in der Art der Darstellung erkennbar, für die höchstwahrscheinlich der Wunsch nach einer Vermenschlichung des Geburtsmysteriums eine Rolle spielte. Es wird nun bevorzugt, die Gottesmutter auf dem Bett oder Lager ruhend darzustellen. Diese Darstellung, die schon in den Bildwerken der frühmittelalterlichen und romanischen Kunst bevorzugt wird, bestimmt als neuer Typus um das 13. Jh. die Ikonographie der Geburt Christi.

14. Jh.

Erst im 14. Jh. taucht in Anlehnung an das 4. Jh. in der italienischen Kunst der Bildtypus der neben der Krippe sitzenden Gottesmutter wieder auf. Jedoch in abgewandelter Form, denn Maria und Joseph werden nun oft auf einem felsigen Boden sitzend dargestellt. Häufig sitzen sich die beiden gegenüber und schauen sich an. Vorbilder des italienischen Bildtypus mit der auf dem Boden sitzenden Maria sind entweder byzantinische, bei welchen Maria meist sitzend, oder frühere christliche Darstellungen, bei denen sie thronend dargestellt ist. Die ital. Kunst hält sich nicht mehr an die frühchristlichen Denkmäler, sondern stellt die Gottesmutter sitzend auf dem Boden dar, wodurch sich der Charakter der Bildaussage spürbar verändert. Es wird vor allem auf die Demut der Jungfrau und auf die Armut und Bedürftigkeit, in die Jesus hineingeboren wurde, angespielt. Auch das Sitzen auf dem Boden ist als Zeichen der Demut zu verstehen. Der italienische Typus ist fast ausschließlich in Italien zu finden und begegnet nur während des 14. und 15. Jhdts. Es wird deutlich eine religiöse Haltung erkennbar, welche auf den Mönch Bernhard von Clairvaux zurückgeht, der sich intensiv mit dem Mysterium der Geburt Christi beschäftigte. Die durch ihn angebahnte gefühlsbetonte religiöse Vorstellungswelt wird in der franziskanischen und dominikanischen Frömmigkeit weiterentwickelt und in der Kunst mit Darstellungen wie der auf dem Boden sitzenden Gottesmutter Maria gefestigt. In Franziskanerkirchen, aber vor allem in Dominikanerkirchen sind Darstellungen dieses Typus sehr häufig anzutreffen. Abb.2 aus dem Jahr 1335 zeigt Maria auf dem Boden sitzend und ihr Kind zärtlich im Arm haltend. Unterhalb der beiden sitzt Joseph auf einem Felsen. Im Gemälde von Simone die Crocefissi Ende des 14. Jhdts. (Abb.3) sitzen sich Maria und Joseph symmetrisch gegenüber, während Maria Joseph ein Stück überragt, was ihre Wichtigkeit hervorheben könnte. Sie ist auch diejenige, die das Kind in den Armen hält und zusätzlich mit den Wickeln beschäftigt ist. Bereits in der frühchristlichen Sarkophagplastik ist die Anwesenheit der Hirten ein typisches Attribut. Die anbetende Geste, die z.B Abb. 4???? WOOO zeigt, ist neu. Die Jungfrau hält das Kind auf dem Schoß und die Hirten schauen andächtig zu Jesus empor.


Orientalisch-byzantinische Darstellungen

Typen der Geburt Christi in der abendländischen Kunst

Quellen- / Literaturverzeichnis