Die "Vita Nova" als Prosimetrum (Dante Alighieri, Vita Nova)

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Einleitung

Dantes Vita Nova ist ein Prosimetrum.[Prill 1999: S. 34] In Prosa und Lyrik wird ein Ausschnitt aus dem Leben „Dantes“[1] erzählt. „Dante“, der Ich-Erzähler, berichtet in einer Rückschau über vergangene Ereignisse. Es heißt, das Geschriebene sei ein Buch seiner Erinnerungen („libro de la mia memoria“[VN:1]).

In diesem Artikel sollen Überlegungen zur Wahl der Mischform (Prosimetrum) angestellt werden. Zunächst soll dafür ein Blick auf die Tradition, in der sich die Vita Nova befindet (vidas und razos; ragione und divisione), geworfen werden, um daraufhin weitere Bedeutungsmöglichkeiten der Prosa im Kontext des Gesamttextes offenlegen zu können.

In der Tradition von vidas und razos

Inhaltlich geht es in der Vita Nova vordergründig um „Dante“ und seine Liebe zu Beatrice. In dieser Autobiographie wird nur über Ereignisse gesprochen, die im Zusammenhang mit der Liebesgeschichte und der Dichtung über diese stehen. Der Autor führt in seinem Vorwort an, dass der Leser nur diejenigen Worte finden würde, die er nachzuzeichnen gedenke.[VN:1] Es wird also erkenntlich, dass er nach konkreten Kriterien selektiert haben muss und dem Leser eine bestimmte Auswahl seiner „memoria“ präsentiert. Ist diese Auswahl nach der Hauptthematik des Werkes (die Liebe und die Dichtung zu Ehren der Liebe) gestaltet worden? Der Verlauf der Geschichte lässt uns dies annehmen, da sie mit dem Verlieben in Beatrice anfängt und mit der Hoffnung aufhört, sie wiedersehen zu können.[VN:42] Offenkundig steht die Vita Nova in der Tradition der italienischen Liebesdichtung. Die Gedichte sind dem dolce stil nuovo zuzuordnen, den Dante Alighieri prägte und vor allem seinen Namen gab.[Friedrich 1964: 87][2] Die Gedichte behandeln klassische Liebesthemen wie das Leid und die Freude eines Verliebten, oder Aspekte wie die Hoffnung und das Warten auf die Gunst der Frau. Alighieri hat die Gedichte der Vita Nova aus seiner lyrischen Produktion seit 1283 ausgewählt und sie in den Jahren zwischen 1293 und 1295 zum Gesamtwerk der Vita Nova geformt.[Frenz 2009] Diese Vorgehensweise lässt stark den Gedanken aufkommen, dass Alighieri seine Gedichte im Nachhinein besser „verpacken“ beziehungsweise darstellen wollte und somit eine alte Methode der Troubadourdichter wählte: Die Gestalt der vidas und razos. Die vidas sind eine Kombination aus Lebensdaten der Liederdichter und fabulöse Erfindungen von Liebesabenteuern, die dazu dienten, das Interesse an den alten Troubadours wach zu halten.[Kasten 1988: 181-182] Die razos, Kommentare zu den einzelnen Liedern, die dem Vortrag vorangestellt wurden, dienten wie die vidas auch der Interessensteigerung, aber vor allem war es ihr Zweck, den Inhalt der Lieder zu erklären, indem sie ihn auf vermeintlich zugetragene Begebenheiten bezogen und „realistisch“ ausdeuteten.[Kasten 1988: 182] Die Funktionen der vidas und razos lassen sich unschwer auch in der Vita Nova erkennen. Der Leser bekommt gleich zu Beginn des Werkes Informationen zum Leben des Autors. Man erfährt, dass die Vita Nova aus der eigenen Erinnerung geschrieben ist, also eine Art Autobiographie ist, was natürlich an die vidas denken lässt. Auch der Titel an sich, Vita Nova, ruft diese Assoziation hervor. Die Verknüpfung der Lieder bzw. des Sängers mit einer konkreten Person weckt die Neugier und das Interesse des Lesers. Der Sänger ist nicht mehr nur eine gesichtslose Figur, sondern genau identifizierbar. Dasselbe gilt natürlich auch für die besungene Herrin, die üblicherweise immer unter dem Schutz der Anonymität steht und nun einen Namen bekommt. All diese Fakten führen zu einem intensiven "Eintauchen" des Lesers in den Text. Der Text wird erfahrbarer. Die der vidas zuzuordnenden Abschnitte sind in der Vita Nova sehr ausführlich. Die Gedichte werden in einen genauen Kontext des Geschehens eingebettet. Diese Absätze nehmen aber auch immer die Gefühlslage und Gedanken des Sängers zu dem Zeitpunkt des Geschehens und der Dichtung auf. Durch diese Erläuterungen erhalten die Lieder an sich nochmal einen viel tieferen Sinngehalt und führen den Leser gleichzeitig bei seiner Lektüre. Vor allem die razos sorgen für ein besseres Verständnis der Lieder, indem sie die Inhalte der Lieder wiedergeben und gliedern. So zum Beispiel im 9. Kapitel, in dem genau gesagt wird, dass sich das Sonett in drei Teile aufspaltet und das Gedicht zuerst das Treffen mit Amor, dann das Gespräch des Sängers mit ihm sowie das erneute Verschwinden Amors thematisiert.[VN:9] Die Beschäftigung mit vidas und razos zeigt, dass sich durch sie der Inhalt und die Struktur der Gedichte besser verstehen lässt, als wenn sie für sich alleine stehen würden und zudem wird dem Rezipienten im Vorfeld eine Interpretations- bzw. Verständnishilfe angeboten.

'ragione' und 'divisione'

Abb. 1: 'ragione' und 'divisione' als Rahmung von Lyrik

Die Lyrik der Vita Nova ist in epische Prosa eingebettet. In seinem Aufsatz „The Vita Nuova as a Lyric Narrative“ hat sich Vincent Moleta näher mit den, die Lyrik umrahmenden, Textgliedern auseinandergesetzt. Moleta unterteilt diesen Rahmen in 'ragione' und 'divisione': „as a rule, narration of events in the passage that precedes the poem, the 'ragione', with thematic and structural analysis of the poem in the passage that follows it, the 'divisione'“.[Moleta 2003: 106]

'ragione'

Die 'ragione' (ital. „Ursache“, „Grundlage“) gibt den Kontext bzw. die Motivation für das jeweilige Gedicht an. Dies lässt sich z. B. am 'ragione' des Sonetts in VN III feststellen[3]:

Italienisch Deutsche Übersetzung
[...] e con ciò fosse cosa che io avesse già veduto per me medesimo l'arte del dire parole per rima, propuosi di fare uno sonetto, ne lo quale io salutasse tutti li fedeli d'Amore; e pregandoli che giudicassero la mia visione, scrissi a loro ciò che io avea nel mio sonno veduto. E cominciai allora questo sonetto, lo quale comincia: A ciascun'alma presa.[VN: 3] Und weil ich mir damals schon von selbst Einsicht in die Kunst, in Reimen zu sprechen, verschafft hatte, nahm ich mir vor, ein Sonett zu machen, in welchem ich alle Getreuen Armors grüßte; und indem ich sie bat, mein Traumgesicht zu beurteilen, schrieb ich ihnen das, was ich in meinem Schlafe gesehen. Und ich begann also dieses Sonett, das anfängt: A ciascun' alma presa.

In diesem Ausschnitt informiert das Ich den Rezipienten sowohl darüber, dass es in der Lage ist, zu dichten, als auch über die Motivation (schreiben, „was ich in meinem Schlafe gesehen“ habe), die dem Gedicht zugrunde liegt. Das Gedicht bzw. dessen Inhalt wurzelt gewissermaßen im 'ragione'. Hierdurch werden - worauf auch Moleta hinweist - epische Prosa und metrische Lyrik miteinander verbunden. Diese Verknüpfung muss, als Funktion des Kommentars bzw. Rahmens, noch genauer untersucht werden.

'divisione'

In der Vita Nova folgt das 'divisione' auf ein Gedicht und strukturiert dieses. Dies kann wiederum anhand des dritten Kapitels veranschaulicht werden:

Italienisch Deutsche Übersetzung
Questo sonetto si divide in due parti; che ne la prima parte saluto e domando risponsione, ne la seconda significo a che si dee rispondere. La seconda parte comincia quivi: Già eran.
A questo sonetto fue risposto da molti e di diverse sentenzie; tra li quali fue risponditore quelli cui io chiamo primo de li miei amici, e disse allora uno sonetto, lo quale comincia: Vedeste, al mio parere, onne valore.[VN: 3]
Dieses Sonett teilt sich in zwei Teile; denn im ersten Teil grüße ich und bitte um Antwort, im zweiten bezeichne ich das, worauf geantwortet werden soll. Der zweite Teil beginnt bei: Già eran.
Auf dieses Sonett wurde von vielen, und mit unterschiedlichen Meinungen geantwortet; unter den Antwortenden war auch der, den ich den ersten meiner Freunde nenne, und er dichtete damals ein Sonett, das anfängt: Vedeste, al mio parere, onne valore.

Über diese Strukturierung hinaus thematisiert das Ich der Vita Nova in der 'divisione' in einigen Fällen die Rezeption des Gedichts und erwähnt so z. B. das Antwortsonett eines Freundes[VN:3], tritt als Advocatus Diaboli auf, um mögliche Kritik am Gedicht vorwegzunehmen[VN:12] oder verhandelt dessen Verständlichkeit[VN:19].

Erinnerung, Imagination und Poesie

In der Forschung wird der Kombination von Prosa und Lyrik in der Vita Nova, über eine einfache Zusammensetzung von vidas, razos und Gedichten hinaus, nachgegangen. Man geht davon aus, dass der Vita Nova verschiedene Sinnstrukturen unterliegen, die es zu entdecken gilt. Es handelt sich bei den meisten Modellen, so zum Beispiel bei Klemp oder Wehle, um ein Entwicklungsmodell, das in der Vita Nova anzutreffen ist. Klemp hat dabei die Entwicklung der Liebe betrachtet.[Klemp 1984] Wehle widmete sich ebenfalls dieser Betrachtung, aber zugleich auch der Entwicklung der Minnepoetik an sich, die mit der Entwicklung der Liebe verbunden ist und sich mit ihr verändert.[Wehle 1986] Mazzotta geht in seinem Aufsatz „The language of poetry in the Vita Nuova“ auch einem, sich entwickelnden, Modell nach. Er stellt sich die Frage, ob die Vita Nova eine Art Parabel der poetischen Ausbildung ist und sich das Verständnis der Poesie im Laufe der Vita Nova verändert.[Mazzotta 2002: 93] Besonders wichtig sind ihm vor allem die Betrachtung des Anfangs- sowie des Endstückes der Vita Nova. Sie sind für das Verständnis des Textes essentiell. Ihm zu Folge gibt uns nämlich das Ende der Vita Nova Aufschluss über das eigentliche Ziel des Werkes: das Bestreben, eine visionäre Dichtung zu finden, die der Zukunft angehöre.[Mazzotta 2002:94] Mazzotta führt anhand des Anfangs- und Endstückes zwei Kategorien an, die für die Poesie wichtig sind. Auf der einen Seite steht die Erinnerung und auf der anderen Seite die Imagination. Die Bedeutsamkeit der Erinnerung erschließt er aus dem Anfang der Vita Nova, die Signifikanz der Imagination aus dem Ende:

Italienisch Deutsche Übersetzung
In quella parte del libro de la mia memoria dinanzi a la quale poco si potrebbe leggere, si trova una rubrica la quale dice: Incipit vita nova"". Sotto la quale rubrica lo trovo scritte le parole le quali e mio intendimento d'assemplare in questo libello; e se non tutte, almento la loro sentenzia.[VN:1] In jenem Teil des Buches meiner Erinnerung, vor welchem man nur wenig würde lesen können, findet sich eine Überschrift, die besagt: Incipit vita nova [Hier beginnt das neue Leben]. Unter dieser Überschrift finde ich diejenigen Worte geschrieben, welche ich in diesem Büchlein nachzuzeichnen gedenke; und wenn auch nicht alle, so zumindest ihren Sinngehalt.

Die Vita Nova steht am Anfang ganz unter der Herrschaft der Erinnerung.[Mazzotta 2002: 94] Wörter wie "memoria" oder "assemplare" belegen dies. Jedoch entwickelt sie sich zu einer neuen Poesie, die nicht mehr nur die Vergangenheit wiederholt: „[...] Dante’s project is no longer a retrieval of the past, but a visionary poetry which belongs to the future.“[Mazzotta 2002: 94] Mit dieser neuen Poesie ist die Imagination verbunden. Es geht nicht mehr nur um das einfache Erinnern an die Vergangenheit, sondern vor allem um die Interpretation dieser.[Mazzotta 2002: 95] Mazzotta beschreibt das Finden einer neuen Poesie als eine Art „Wegsuche“. Nach dem Beatrice „Dante“ den Gruß verweigert, steht er in einem Gedankenkonflikt. „[…] Dante is caught in a battle of thoughts: he literally does not know which way to take.“ Die Grußverweigerung führt zur Suche einer neuen Poesiesprache. Der Weg zu einer solchen neuen Poesie entwickelt sich stufenweise, immer im Zusammenhang mit den direkten Erlebnissen, die „Dante“ mit Beatrice macht. So erfährt sie einen radikalen Umbruch durch den Tod der Geliebten. Nach Mazzotta verursacht der Tod ein „semiotic delirium“, indem sich die Bilder von ihrem Referent, ihrem Bezugsobjekt, abspalten.[Mazzotta 2002: 98] Die Poesie wird dadurch viel vager, sie versucht sich nicht mehr auf konkrete Referenten/Bezugsobjekte zu beziehen.[Mazzotta 2002: 101] Dennoch gelingt es "Dante" nicht, die Imagination zu verstehen. Es lassen sich immer wieder Ansätze erkennen, die auf eine Entwicklung "Dantes" deuten, dennoch benötigt er weiterhin individuell greifbare Elemente, wie zum Beispiel den Namen, um das Sinnlich-Anagogische verstehen zu können. Dieser Konflikt geht am markantesten aus dem letzten Sonett im 41. Kapitel hervor:

Vers Italienisch Deutsche Übersetzung
Oltre la sprea che píù larga gira Bis jenseits der Sphäre, die zuäußerst kreist,
passa 'l sospiro ch'esce del mio core: dringt der Seufzer, der aus meinem Herzen kommt:
intelligenza nova, che l'Amore Unerhörte Erkenntniskraft, welche die Liebe
piangendo mette in lui, pur su lo tira. ihm weinend eingibt, trägt weiter ihn nach oben fort.
5 Quand'elli è giunto là dove disira, Wenn er dort angelangt ist, wo er möchte,
vede una donna che riceve onore, sieht er eine Frau, die Ehrerbietung empfängt
e luce sì, che per lo suo splendore und solches Licht, daß durch ihr Leuchten
lo peregrino spirito la mira. der pilgernde Geist sie schaut.
Vedela tal, che quando 'l mi ridice, Er sieht sie sogeartet, daß ich, wenn er es mir berichtet,
10 io no lo intendo, si parla sottile es nicht verstehe, so rätselhaft spricht er
al cor dolente, che lo fa parlare. zum wehen Herzen, welches ihn zum Reden bringt.
So io che parla di quella gentile, Ich weiß jedoch, er spricht von jener Edlen,
però che spesso ricorda Beatrice, denn häufig nennt er Beatrice,
si ch'io lo 'ntendo ben, donne mie care.[VN: 41] so daß ich ihn wohl verstehe, meine lieben Frauen.

In diesem letzten Sonett fungiert ein Seufzer als Bote, dem alleine es möglich ist, zwischen der realen Erde, auf der sich "Dante" befindet, und einer anderen Sphäre zu wechseln. Der personifizierte Seufzer schafft es sowohl die vergöttlichte Beatrice ("donna", "luce", "onore", "Beatrice") zu sehen, als später auch "Dante" dieses mitzuteilen. Dabei wird schnell "Dantes" Unfähigkeit deutlich, gerade die anagogische Ebene der Liebe nicht verstehen zu können. Es bedarf ihm erst den Namen seiner Herrin, damit die Inhalte des vom Seufzer gesagten für "Dante" greifbar werden.
Es ist überhaupt erstaunlich, dass der Name Beatrices fällt. Vor ihrem Tod fällt in der Poesie nämlich nie ihr Name, mit dem Tod jedoch wird sie das erste mal tatsächlich benannt. So zum Beispiel in der Kanzone des 31. Kapitels[4], sowie, wie gerade erwähnt, im letzten Sonett.
Eine klare, lineare Entwicklung vom Konkreten der „memory“ zum Unkonkreten der „imagination“ ist daher nicht hundertprozentig auffindbar. Zudem birgt das letzte Kapitel der Vita Nova ein Problem: "Dante" möchte aufhören über Beatrice zu schreiben, bis er dessen würdiger wäre. Bis dahin "[...] io studio quanto posso, si com 'ella sae veracemente."[VN: 42][5]. Doch worin genau diese Bemühungen bestehen, führt "Dante" nicht weiter aus. Das Ende der Vita Nova hat eine komplett andere Ausdrucksform als der Anfang: Die deskriptiven Formen (vgl. v. a. die erste Vision[VN: 3]) verschwinden und werden durch allgemeine, nicht genauer definierte Ausdrücke ersetzt. So kündigt "Dante" im letzten Kapitel eine erneute Vision der göttlichen Beatrice an, ist aber nicht in der Lage dies in Worte zu fassen. Des Weiteren erwähnt er nicht, was er tun möchte, um des Schreibens würdiger zu werden. Mazzottas These, dass sich die Poesie dahingehend verändere, dass sie ihre konkreten Bezüge verliere, muss daher zweigeteilt betrachtet werden. Auf der einen Seite konnte sie aufgrund der Wesenshaftigkeit seiner Träume und Visionen nicht bestätigt werden. Auf der anderen Seite jedoch ist es schwierig zu beurteilen, ob sie bestätigt werden, da essentielle Einzelheiten und Informationen nicht mehr von "Dante" ausgedrückt werden können. Der Seufzer wird zum Ausdruck an sich, zum Unsagbaren. Dennoch kann auch etwas Unsagbares essentielle und konkrete Information enthalten - diese können jedoch nur subjektiv interpretiert werden.

Fazit

Wie festgehalten, erklären und strukturieren vidas und razos, ragione und divisione die Gedichte. Sie legen die Motivation und die Ursache des Schreibens dar und sind dem Leser eine Art Verständnishilfe. Folgt man der Ansicht Mazzottas und sieht in der Mischform nicht nur ein sich gegenseitig ergänzendes und erklärendes Modell à la vidas und razos, eröffnet sich ein neuer Verständnis- und Interpretationsraum, der auf die Entwicklung einer neuen Poesie abzielt. Mazzotta hat versucht dies an einer Entwicklung der Poesie festzumachen, die sich von einer rein erinnernden poetischen Produktion zu einer imaginativen, neuen Produktion entwickelt. Jedoch lässt sich dieses Modell nicht ganz ohne Probleme verfolgen und es bleibt fragwürdig, ob das Prosimetrum tatsächlich eine Entwicklung der Poesie darstellt.

Anmerkungen

  1. „Dante“ in Anführungszeichen steht hier für die Figur im Roman und nicht für den Autor Dante Alighieri.
  2. Friedrich bezeichnet hier den Zeitraum um 1285 als "Wendung zum dolce stil novo", der hauptsächlich durch die dichterischen Elemente der Vita Nova Dantes zustande gekommen sei.
  3. Anm.: Dieses Beispiel wurde von Moleta übernommen.
  4. In der vierten Strophe heißt es: "[...] rufe ich Beatrice und sage: [...]"[VN: 31].
  5. "[...] mühe ich mich, so sehr ich kann, wie sie wahrhaftig weiß."

Literaturangaben

Primärliteratur

Zitierte Literatur:

  • [*VN] Alighieri, Dante: Vita Nova - Das Neue Leben. Übersetzt und kommentiert von Anna Coseriu und Ulrike Kunkel, München: dtv 1988.

Forschungsliteratur

  • [*Frenz 2009] Frenz, Dietmar: Dante: Vita Nova. In: Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon. Stuttgart: Metzler 2009. Zitiert nach: Kindlers Literatur Lexikon Online - Aktualisierungsdatenbank: www.kll-online.de (20.05.2013)
  • [*Friedrich 1964] Friedrich, Hugo : Epochen der italienischen Lyrik. Frankfurt a.M.: Victorio Klostermann 1964.
  • [*Kasten 1988] Kasten, Ingrid: Minnesang. In: Liebertz-Grün, Ursula (Hrsg.):Aus der Mündlichkeit in die Schriftlichkeit: Höfische und andere Literatur. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt 1988, S. 164-184.
  • [*Klemp 1984] Klemp, Paul J.: The women in the middle: Layers of love in Dante’s Vita Nuova. In: Italica 61 (1984)O.A., S. 185-194.
  • [*Mazzotta 2002] Mazzotta, Giuseppe: The Language of Poetry in Vita Nuova. In: Lansing, Richard (Hrsg.): Dante. The Critical Complex. New York / London: Routledge 2003, S. 93-104.
  • [*Moleta 2003] Moleta, Vincent: "The Vita Nuova as a Lyrik Narrative". In: Richard Lansing (Hrsg.): Dante. The Critical Complex. New York / London: Routledge, 2003, S. 105-126.
  • [*Prill 1999] Prill, Ulrich: Dante. Stuttgart / Weimar: Metzler, 1999 (Sammlung Metzler Bd. 318).
  • [*Wehle 1986] Wehle, Winfried: Dichtung über Dichtung. Dantes ‘Vita Nuova’: die Aufhebung des Minnesangs im Epos. München: Fink 1986.