Diskussion:Organisation von Kommunikation durch Boten (Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst)

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Rückfrage (Lisa-Katharina)

Frage

Hey Nico,

ist nicht ihre Zuverlässigkeit und Loyalität der Empfängerin gegenüber schon allein durch ihre Verwandschaft mir Ulrich eingeschränkt (emotionale Verpflichtung gegenüber diesem stärker aufgrund der Familienbeziehung)? Wird dieser Umstand in der Forschungsliteratur diskutiert oder spielt er keine Rolle? Dass sie sich als Botin zurückzieht müsste ja als ihr Rückzug aus dieser Affäre interpretiert werden, oder?

VG, Lisa-Katherina

Antwort

Hallo Lisa-Katharina,
den Gendanken habe ich in der Sek.Lit. nicht angetroffen. Ich persönlich würde nicht sagen, dass familiäre - diese muss ja nicht emotional sein, sondern kann auch pragmatisch (Wahrung der Familienehre z.B.) sein - Verpflichtung die beiden anderen Qualitäten beschränkt. Sie verstärkt sie meiner Meinung nach vielmehr, da die Beziehung hier nicht lediglich auf einem (Sender-Boten)-Verhältnis, sondern eben auch auf einer anerkannten sozialen Beziehung beruht, die konventionell beidseitige Zuverlässigkeit und Loyalität verlangt. --Nico Kunkel 11:00, 13. Jun. 2013 (CEST)

Frage

Hey Nico,

ich habe eben einen interessanten Artikel von Hans-Werner Goetz (2009) "Verwandschaft im frühen Mittelalter" entdeckt - im Fazit schreibt er: "Die Autoren des frühern MA schrieben der Verwandschaft im gesamten Zeitraum wichtige Funktionen zu: Verwandte [...] sollten einander beistehen und fördern, kontrollierten das Verhalten der eigenen Familienmitglieder und sühnten Übergriffe von außen (einschließlich des Königs)." Natürlich verlangen beide Seiten Zuverlässigkeit und Loyalität - ich glaube jedoch das der Band zwischen niftel und Ulrich stärker ist, als der zwischen niftel und Herrin - zumindest nach der Definition Goetzes, oder? Demnach müsste die Loyalität gegenüber der herrin eingeschränkter sein und kann dazu führen Informationen zu übermitteln, die sie als "neutraler" Bote nicht preisgeben würde. --Lisa-Katherina 18:24, 13. Jun. 2013 (CEST)

Antwort

Hallo Lisa-Katharina,

jetzt ist mir der Punkt klar - die Uneinigkeit ist auf eine doppeldeutige Formulierung zurückzuführen: Loyalität und Zuverlässigkeit erweist der Bote insb. ggüber dem Sender, er muss jedoch mit Sender und Empfänger vertraut sein, um den Kontakt sicherstellen zu können (phatische Funktion). Davon unabhängig hält sich die niftel jedoch - meines Wissens nach - an den BotenauftrG und vermittelt genau die in sie eingeschriebene Nachricht, ohne selbst sprechend präsent zu werden. Diese Präsenz erlangt sie erst als kommunikatives Subjekt wieder.

Ich werde die entsprechende Passage aber später noch einmal überarbeiten und möchte dir für den Hinweis danken! :)

Beste Grüße --Nico Kunkel 18:47, 13. Jun. 2013 (CEST)

Definition des Boten

Weshalb erfüllt das Büchlein nicht die Minimaldefinition des Boten als Nachrichtenübermittler? Richtig ist, dass das Büchlein nicht kommunizieren kann (Mitteilungen ausführen, antworten, Lieder vortragen etc.), aber eine Nachricht speichern kann es. Wäre dann die Definition nicht zu präzisieren? Viele Grüße --BG 00:26, 18. Jun. 2013 (CEST)

Antwort

Lieber Herr Gebert,

das Büchlein erfüllt die Definition, so wie sie im Artikel aufgestellt wird, nur teilweise, da das Büchlein keine literarische Figur ist. Ich denke, dass ich hier nicht die Definition, sondern die Feststellung - "Das [...] 1. Büchlein erfüllt diese Voraussetzungen beispielsweise nicht" - insofern korrigieren muss, als das Büchlein eine der beiden Voraussetzungen erfüllt.

Kreativität des Boten - Kontrollverluste der Nachricht?

Krämer verweist auf die Spielräume von Boten zwischen kreativer Ausgestaltung und kontrollierter Authentizität der Botschaft; Karina Kellermann hat speziell am FD beleuchtet, wie ein Bote geradezu die Macht der Kommunikation ergreift. Sind dies Sonder- oder Grenzfälle jenseits der Definition des Boten als kontrollierter Nachrichtenübermittlung? Oder kennzeichnet diese Spannung den Boten in mündlich geprägten Kommunikationszusammenhängen konstitutiv? Das Spektrum von Boten - vom 'Briefträger' bis zur eigenmächtigen Kommunikationsfigur - ließe sich für den Artikel noch erweitern und eingehender diskutieren. --BG 00:39, 18. Jun. 2013 (CEST)

Antwort

Lieber Herr Gebert, auch hier würde ich sagen, dass die zu Beginn des Artikels aufgestellte Definition diese Fälle fassen kann. Ich stimme Ihnen jedoch insofern zu, als ich glaube, dass eine getrennte Untersuchung - die Funktion einer Figur in einem ersten Schritt sowie, darauf aufbauend, der von ihr aufgespannte Kommunikationsrahmen - sinnvoll ist. Ich glaube jedoch, dass eine Untersuchung aller Botenfiguren/-typen in diesem Artikel (auch hinsichtlich der ungefähren Vorgabe von 1500 Wörtern/Artikel) zu ausufernd werden würde. Haben Sie womöglich einen Vorschläg, wie man hier eine weitere Untergliederung vornehmen könnte? Möglicherweise eine Unterscheidung zwischen 'selbstständigen' und 'unselbstständigen' Boten?

Beste Grüße--Nico Kunkel 10:17, 18. Jun. 2013 (CEST)