Träume und ihre Bedeutungen im Parzival (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen

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Kontrastierend sollen hierbei die Unterschiede zwischen der literarischen Beschreibung von Träumen im Mittelalter und dem heutigen Schreiben über Träume aufgezeigt werden.
Kontrastierend sollen hierbei die Unterschiede zwischen der literarischen Beschreibung von Träumen im Mittelalter und dem heutigen Schreiben über Träume aufgezeigt werden.


== Träume im Mittelalter==




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Interessant ist bei dieser Beschreibung, dass Alpträume als eine beinahe greifbare Qual dargestellt werden, die anwesend und materialisiert den Träumenden beeinflusst. Die Qual des Alptraums wird hierbei personifiziert und ist eine aktive Kraft.
Interessant ist bei dieser Beschreibung, dass Alpträume als eine beinahe greifbare Qual dargestellt werden, die anwesend und materialisiert den Träumenden beeinflusst. Die Qual des Alptraums wird hierbei personifiziert und ist eine aktive Kraft.
==Fazit==


==Literaturnachweise==
==Literaturnachweise==

Version vom 9. Juli 2015, 21:57 Uhr

Dieser Artikel beschäftigt sich mit Träumen in Wolfram von Eschenbachs Parzival. Ein Einblick in die Visions- und Traumtheorie des Mittelalters [Bumke 2001: Vgl. S. 50 - 54] soll die Basis bilden, auf der die Betrachtung verschiedener exemplarischer Traumszenen, wie beispielsweise Herzeloydes Traum (103, 25 - 104, 30) oder Parzivals Traum auf der Gralsburg ( ), aufbaut. Kontrastierend sollen hierbei die Unterschiede zwischen der literarischen Beschreibung von Träumen im Mittelalter und dem heutigen Schreiben über Träume aufgezeigt werden.

Träume im Mittelalter

Herzeloydes prophetischer Traum vor Parzivals Geburt

(siehe auch: Herzeloydes Traum und Leid)

Im II. Buch des Romans träumt die schwangere Herzeloyde, seit Monaten sehnsuchtsvoll auf ihren Ehemann Gahmuret wartend, einen prophetischen Traum, in dem feurige Donnerstrahlen auf sie niederfahren, bevor sie einen Drachen stillt, der ihr schließlich das Herz aus der Brust reißt und davonfliegt. Nach dem Erwachen wird Herzeloyde die Nachricht vom Tod ihres Mannes überbracht, woraufhin sie in Ohnmacht fällt und vor Trauer beinahe stirbt.


Diu frouwe umb einen mitten tac Eines Mittags schlief die Dame einen
eins angestlîchen slâfes pflac. Schlaf, der war voll Angst. Es kam ihr ein
ir kom ein forhtlîcher schric. Erschrecken, das sie zusammenzucken
ließ.

(103, 25 - 27)

Hier zeigen sich bereits Differenzen in der Darstellung und Bedeutung von Träumen im Mittelalter und der Darstellung und Bedeutung von Träumen heute. Während wir uns heute oftmals an der Freudschen Traumdeutung [1] orientieren, bei der durch codierte Träume Unterbewusstes verarbeitet wird. Basal gesprochen sind Träume damit eine Kommunikation mit sich selbst, die entschlüsselt werden muss. Herzeloydes Traum hingegen ist eher als eine Prophezeiung zu verstehen, die nicht aus ihr selbst kommt, sondern transzendent ist. Dafür spricht auch, dass sie zwar schläft, jedoch noch eher bewusst reagiert, sogar erschrickt und zusammenzuckt. Damit vollzieht sich eine Trennung zwischen ihrer Person und dem quälenden Traum.

Parzivals Alpträume auf der Gralsburg

Parzivâl niht eine lac: Parzivâl lag nicht alleine; mit ihm in
geselleclîche unz an den tac seinem Bett war bis zum Morgen die böse
was bî im strengiu arbeit. Qual. Sie schickte ihre Leute zu ihm in
ir bote künftigiu leit den Schlaf und ließ ihm künftige Leiden
sanden im in slâfe dar, bringen. So wurde an dem jungen Schö-
sô daz der junge wol gevar nen der Traum in seiner ganzen Schwere
sîner muoter troum gar widerwac, aufgewogen, den seine Mutter nach
des si nâch Gahmurete pflac. Gahmuret träumte.

(245, 1 - 8)[2]

Interessant ist bei dieser Beschreibung, dass Alpträume als eine beinahe greifbare Qual dargestellt werden, die anwesend und materialisiert den Träumenden beeinflusst. Die Qual des Alptraums wird hierbei personifiziert und ist eine aktive Kraft.

Fazit

Literaturnachweise

<HarvardReferences />

[*Bumke 2001] Bumke, Joachim: Die Blutstropfen im Schnee. Über Wahrnehmung und Erkenntnis im Parzival Wolframs von Eschenbach. Tübingen 2001.


Anmerkungen

  1. Freud, Sigmund: Über den Traum. Die Traumdeutung. Inauguriert 1899. Frankfurt am Main 1991.
  2. Alle folgenden Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Text und Übersetzung. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.