Tristan und Marke (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen

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[[Rual li Foitenant]], der sich seit der [[Die Entführung|Entführung]] auf der Suche nach Tristan befindet, erhält nach über drei Jahren aufopferungsvoller Reise den Hinweis, dass sich Tristan in Tintajel aufhält. Dort angekommen erkennt Tristan [[Rual li Foitenant|Rual]], seinen vermeintlichen Vater, sofort wieder und stellt ihn [[Marke]] auch als solchen vor. Nun kommt es zu dem Moment, in dem die wahre Herkunft Tristans offenbart wird. Für Tristan bedeuten Ruals Worte: ''nein hêrre, ern bestât mich niht, wan alse vil: ich bin sîn man'' (V. 4144-4145) und seine darauf folgende Erläuterungen wie er zu Tristans „Vater“ wurde einen großen Schock und eine schmerzhafte Erkenntnis, weil ''er an dem getriuwen man vater unde vaterwân alsô verlorn solte hân''(V. 4230-4233). Er wirft [[Rual li Foitenant|Rual]] vor, dass er durch ihn zwei Väter auf einmal verloren habe, seinen wirklichen Vater [[Riwalin]], von dessen Tod er erst jetzt erfähren habe, und [[Rual li Foitenant|Rual]], den er bis jetzt für seinen Vater gehalten habe. Gleichzeitig gewinnt Tristan mit Marke, der sein ''erbevater'' (V. 4301) wird, einen Vater hinzu. Der Moment der Erkenntnis seiner wahren Herkunft ist für Tristan demensprechend mit Freude und Leid verbunden, die in seinem Leben seine ständigen Begleiter darstellen.
[[Rual li Foitenant]], der sich seit der [[Die Entführung|Entführung]] auf der Suche nach Tristan befindet, erhält nach über drei Jahren aufopferungsvoller Reise den Hinweis, dass sich Tristan in Tintajel aufhält. Dort angekommen erkennt Tristan [[Rual li Foitenant|Rual]], seinen vermeintlichen Vater, sofort wieder und stellt ihn [[Marke]] auch als solchen vor. Nun kommt es zu dem Moment, in dem die wahre Herkunft Tristans offenbart wird. Für Tristan bedeuten Ruals Worte: ''nein hêrre, ern bestât mich niht, wan alse vil: ich bin sîn man'' (V. 4144-4145) und seine darauf folgende Erläuterungen wie er zu Tristans „Vater“ wurde einen großen Schock und eine schmerzhafte Erkenntnis, weil ''er an dem getriuwen man vater unde vaterwân alsô verlorn solte hân''(V. 4230-4233). Er wirft [[Rual li Foitenant|Rual]] vor, dass er durch ihn zwei Väter auf einmal verloren habe, seinen wirklichen Vater [[Riwalin]], von dessen Tod er erst jetzt erfähren habe, und [[Rual li Foitenant|Rual]], den er bis jetzt für seinen Vater gehalten habe. Gleichzeitig gewinnt Tristan mit Marke, der sein ''erbevater'' (V. 4301) wird, einen Vater hinzu. Der Moment der Erkenntnis seiner wahren Herkunft ist für Tristan demensprechend mit Freude und Leid verbunden, die in seinem Leben seine ständigen Begleiter darstellen.


Nachdem die Verwandtschaft zwischen Marke und Tristan geklärt wurde und Tristan schlussendlich der seinem Äußeren und seinen Fähigkeiten entsprechende Stand zukommt, nimmt Tristans zuvor schon begonnener Aufstieg an Markes Hof das höchstmögliche Ausmaß an. Zuerst wird Tristan von Marke zum Ritter geschlagen, wobei Marke zudem für die materielle Ausstattung aufkommt. Darüber hinaus überlässt Marke Tristan die volle Verfügungsgewalt über seinen Besitz. Später geht Marke noch einen Schritt weiter und gelobt, unverheiratet und damit kinderlos zu bleiben, um Tristan somit nach Markes Tod die Herrschaft über sein Reich zu garantieren. Tristan wird damit offiziell zum Thronfolger Markes. Dieses Versprechen, das Gottfried von Straßburg neu in die Stoffgeschichte einfließen lässt, kennzeichnet die Beziehung zwischen Tristan und Marke als die engst mögliche. Marke ist für Tristan wie ein Vater, er wird von Marke als Mitregent eingesetzt und soll nach Markes Tod den Thron übernehmen. Gottfried von Straßburg macht durch die Beschreibung des Verhältnisses zwischen Tristan und Marke als ein sehr enges und vertrautes den Bruch und den Konflikt, der durch die spätere Dreiecksbeziehung entsteht, umso deutlicher.[Hauenstein 2006:34-39]
Nachdem die Verwandtschaft zwischen Marke und Tristan geklärt wurde und Tristan schlussendlich der seinem Äußeren und seinen Fähigkeiten entsprechende Stand zukommt, nimmt Tristans zuvor schon begonnener Aufstieg an Markes Hof das höchstmögliche Ausmaß an. Zuerst wird Tristan von Marke zum Ritter geschlagen, wobei Marke zudem für die materielle Ausstattung aufkommt. Darüber hinaus überlässt Marke Tristan die volle Verfügungsgewalt über seinen Besitz. Später geht Marke noch einen Schritt weiter und gelobt, unverheiratet und damit kinderlos zu bleiben, um Tristan somit nach Markes Tod die Herrschaft über sein Reich zu garantieren. Tristan wird damit offiziell zum Thronfolger Markes. Dieses Versprechen, das [[Gottfried von Straßburg]] neu in die Stoffgeschichte einfließen lässt, kennzeichnet die Beziehung zwischen Tristan und Marke als die engst mögliche. Marke ist für Tristan wie ein [[Eltern|Vater]], er wird von Marke als Mitregent eingesetzt und soll nach Markes Tod den Thron übernehmen. Gottfried von Straßburg macht durch die Beschreibung des Verhältnisses zwischen Tristan und Marke als ein sehr enges und vertrautes den Bruch und den Konflikt, der durch die spätere [[Dreiecksbeziehungen|Dreiecksbeziehung]] entsteht, umso deutlicher.[Hauenstein 2006:34-39]


==Umkehrung der Machtverhältnisse==
==Umkehrung der Machtverhältnisse==

Version vom 23. Januar 2011, 20:46 Uhr

Die Beziehung zwischen Tristan und Marke, also zwischen Neffe und Onkel, verändert sich innerhalb der Erzählung vom Nichtwissen der Verwandtschaft über das Erkennen derselben und Förderung Tristans bis hin zur Rivalität um Isolde.

Erste Begegnung Tristans mit Marke

Marke weiß nichts von der Existenz seines Neffen, der erst nach dem Verschwinden seiner Schwester Blanscheflur geboren wurde. Ebenso wenig ahnt Tristan, der seine wahre Herkunft nicht kennt, etwas von seinem Onkel.

Die erste Begegnung der beiden findet erst statt, als Tristan 14 Jahre alt ist. Die Entführer Tristans setzen ihn zufälligerweise an der Küste Cornwalls aus. Dort begegnet Tristan, der vorgibt, ein Kaufmannssohn zu sein, der Jagdgesellschaft König Markes, deren Jägermeister gerade dabei ist, den gejagten Hirsch zu zerlegen. Als Tristan sich über diese Art, einen Hirsch zu zerlegen, wundert und ihnen die in seiner Heimat bekannten Art der Entbästung zeigt, sind alle von seinen Fertigkeiten und seinem vornehmen Verhalten beeindruckt. Sie nehmen ihn mit zu Markes Hof, wo er zum ersten Mal auf seinen Onkel trifft. Beide wissen nichts von ihrer Verwandtschaft, aber unbewusst scheinen sie etwas zu ahnen, wie an folgenden Textstellen erkennbar wird [Holland 1966:55]:

„nu Tristan den künic sehen began,
er begunde im wol gevallen
vor den andern allen.
sîn herze in sunder ûz erlas,
wan er von sînem bluote was.“
(3240-3244)
„der sach in gerne und was sîn vrô,
wan in truog ouch sîn herze dar
und nam sîn gerne und ofte war;“
(3396-3398)

Marke ist so angetan von Tristans Fähigkeiten, seinem Wissen und seiner vornehmen Art, dass er ihm, obwohl er seines Wissens nach nur ein Kaufmannssohn und dazu noch so jung ist, ein Hofamt zuweist. So wird Tristan als Jägermeister in Markes Gefolge aufgenommen.[Holland 1966:55]

Aufstieg Tristans an Markes Hof

Erkennen der Verwandtschaft und Förderung Tristans durch Marke

Rual li Foitenant, der sich seit der Entführung auf der Suche nach Tristan befindet, erhält nach über drei Jahren aufopferungsvoller Reise den Hinweis, dass sich Tristan in Tintajel aufhält. Dort angekommen erkennt Tristan Rual, seinen vermeintlichen Vater, sofort wieder und stellt ihn Marke auch als solchen vor. Nun kommt es zu dem Moment, in dem die wahre Herkunft Tristans offenbart wird. Für Tristan bedeuten Ruals Worte: nein hêrre, ern bestât mich niht, wan alse vil: ich bin sîn man (V. 4144-4145) und seine darauf folgende Erläuterungen wie er zu Tristans „Vater“ wurde einen großen Schock und eine schmerzhafte Erkenntnis, weil er an dem getriuwen man vater unde vaterwân alsô verlorn solte hân(V. 4230-4233). Er wirft Rual vor, dass er durch ihn zwei Väter auf einmal verloren habe, seinen wirklichen Vater Riwalin, von dessen Tod er erst jetzt erfähren habe, und Rual, den er bis jetzt für seinen Vater gehalten habe. Gleichzeitig gewinnt Tristan mit Marke, der sein erbevater (V. 4301) wird, einen Vater hinzu. Der Moment der Erkenntnis seiner wahren Herkunft ist für Tristan demensprechend mit Freude und Leid verbunden, die in seinem Leben seine ständigen Begleiter darstellen.

Nachdem die Verwandtschaft zwischen Marke und Tristan geklärt wurde und Tristan schlussendlich der seinem Äußeren und seinen Fähigkeiten entsprechende Stand zukommt, nimmt Tristans zuvor schon begonnener Aufstieg an Markes Hof das höchstmögliche Ausmaß an. Zuerst wird Tristan von Marke zum Ritter geschlagen, wobei Marke zudem für die materielle Ausstattung aufkommt. Darüber hinaus überlässt Marke Tristan die volle Verfügungsgewalt über seinen Besitz. Später geht Marke noch einen Schritt weiter und gelobt, unverheiratet und damit kinderlos zu bleiben, um Tristan somit nach Markes Tod die Herrschaft über sein Reich zu garantieren. Tristan wird damit offiziell zum Thronfolger Markes. Dieses Versprechen, das Gottfried von Straßburg neu in die Stoffgeschichte einfließen lässt, kennzeichnet die Beziehung zwischen Tristan und Marke als die engst mögliche. Marke ist für Tristan wie ein Vater, er wird von Marke als Mitregent eingesetzt und soll nach Markes Tod den Thron übernehmen. Gottfried von Straßburg macht durch die Beschreibung des Verhältnisses zwischen Tristan und Marke als ein sehr enges und vertrautes den Bruch und den Konflikt, der durch die spätere Dreiecksbeziehung entsteht, umso deutlicher.[Hauenstein 2006:34-39]

Umkehrung der Machtverhältnisse

Konkurrenten in der Liebe zu Isolde

Nachdem Tristan und Isolde auf der Überfahrt von Irland nach Cornwall aus Versehen zusammen den Minnetrank, der für Marke und Isolde vorgesehen war, trinken und in Liebe zueinander verfallen, stürzt dies Tristan zuerst in einen schweren Loyalitätskonflikt. Schnell wird jedoch klar, dass er aufgrund der Wirkung des Minnetranks ohne Isolde nicht leben und die Liebe zu ihr daher nicht unterdrücken kann. Von dem Zeitpunkt an sind Tristans Gedanken nicht länger auf die Treue und die Pflicht gegenüber seinem Onkel gerichtet, sondern allein auf die Beibehaltung seiner Liebesbeziehung zu Isolde trotz ihrer ehelichen Verbindung zu Marke. Marke und Tristan werden somit zu Konkurrenten.

Fazit

Literatur

<HarvardReferences />

  • Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980 (RUB 4471-3).
  • [*Holland 1966]Hollandt, Gisela: Die Hauptgestalten in Gottfrieds Tristan. Wesenzüge – Handlungsfunktion – Motiv der List. Berlin 1966 (Philologische Studien und Quellen 30).
  • [*Hauenstein 2006] Hauenstein, Hanne: Zu den Rollen der Marke-Figur in Gottfrieds ‚Tristan‘. Göppingen 2006 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 731).