Nahrung und deren soziale Bedeutung im Parzival: Unterschied zwischen den Versionen

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''Das gemeinsame Mahl und die gemeinsame Aufnahme von Nahrung war ein wichtiger Bestandteil im Mittelalter und repräsentiert somit eine funktionierende Gemeinschaft mit ihren Macht- und Herrschaftsverhältnissen. Umso schlimmer sind deswegen Störungen in den Bereichen der Nahrungsaufnahme und des gemeinsamen Mahls, sowie der Ausschluss von diesem Ritual beziehungsweise der Tischgemeinschaft. Der letztere Fall wird im Parzival in der Bestrafung des Urjan behandelt. Urjan vergreift sich an einer Botin, die wie er selbst auch dem Gastrecht von Artûs untersteht.''  -->
''Das gemeinsame Mahl und die gemeinsame Aufnahme von Nahrung war ein wichtiger Bestandteil im Mittelalter und repräsentiert somit eine funktionierende Gemeinschaft mit ihren Macht- und Herrschaftsverhältnissen. Umso schlimmer sind deswegen Störungen in den Bereichen der Nahrungsaufnahme und des gemeinsamen Mahls, sowie der Ausschluss von diesem Ritual beziehungsweise der Tischgemeinschaft. Der letztere Fall wird im Parzival in der Bestrafung des Urjan behandelt. Urjan vergreift sich an einer Botin, die wie er selbst auch dem Gastrecht von Artûs untersteht.''  -->



Version vom 26. Mai 2015, 15:32 Uhr

In Wolframs von Eschenbach Parzival wird die Nahrung sowie das Zusammenkommen zu einem Mahl mit verschiedenen sozialen Aspekten und Bedeutungen verknüpft und dabei sehr wirksam dargestellt. Dieser Artikel widmet sich diesen Darstellungen und zeigt die verschiedenen sozialen Aspekte auf, die im Parzival mit dem Thema Nahrung und gemeinsamer Nahrungsaufnahme verbunden sind.

Nahrung und deren soziale Bedeutung

Nahrung und deren, vor allem in Gesellschaften gemeinsame Aufnahme, haben gerade im Mittelalter wichtige Funktionen erfüllt und dienten nicht nur der Stillung des Hungers.[Ehlert 2000: 24] So haben gemeinsame Mahlzeiten einen "friedensstiftenden [...] Rechtsakt" und repräsentieren funktionierende "Macht- und Herrschaftsstrukturen".[Nitsche 2000: 247] Gerade in der höfischen Literatur werden bei Mahlzeitdarstellungen meist das höfische Zeremoniell oder die Reglementierungen der höfischen Körper an der Tafel dargestellt.[Nitsche 2000: 249] Wolfram von Eschenbach weicht davon in seinem Werk Parzival ab, indem er die Darstellungen von Mahl und Nahrung mit anderen Motiven verknüpft.

Nahrung und deren soziale Bedeutung im Parzival

Sexualität(130,3-135,25)

Ein Motiv, welches mit der Nahrungsaufnahme verknüpft ist, ist das der Sexualität. Als Parzival nach der Abreise von seiner Mutter mit ihren Ratschlägen im Hinterkopf auf Jeschute trifft, ist dies der Anfang einer seltsamen Dynamik aus sexueller Gewalt und Nahrungsaufnahme. Parzival ringt mit Jeschute und nimmt dabei keinerlei Rücksicht auf ihren Willen:

Vers mhd. nhd.
131,11 diu frouwe lûte klagte: die Dame klagte laut
131,26 ern ruochte waz si sagte er kümmerte sich nicht um das, was sie sagte
131,13 ir munt er an den sînen twanc ihren Mund er an den seinen zwang
131,21 doch wart dâ ringens vil getân da wurde viel gerungen

Parival bedrängt Jeschute in dieser Szene und wendet zugleich eine sexuell motivierte Gewalt an. Doch mitten in der Rangelei bekundet Parzival seinen Hunger:

Vers mhd. nhd.
131,23 der knappe klagete'n hunger sân der Jüngling klagte nun, dass er hungrig sei
131,25 waer ir ze frumen wîse Wärt ihr klug
131,26 ir naemt iu ander speise würdet ihr die andere Speise nehmen

"Indem Jeschute auf die andere Speise verweist, bezeichnet sie sich als sexuelle Speise." [Nitsche 2000: 256] Parzival entgeht dieses Verständnis einer sexuellen Bedeutungsebene und konzentriert sich dann ganz auf das richtige Essen, welches er in unhöfischer Weise zu sich nimmt.[Nitsche 2000: 256] Er aß soviel, bis er den Kropf voll hatte("einen guoten kropf er az, 132,2) und trank dannach noch schwere Trünke("swaere trünke tranc",132,3). Das unhöfische Verhalten beim Essen spiegelt dabei jenes unhöfische Verhalten wider, welches Parzival schon bei der Rangelei mit Jeschute um ihren Ring beweist. Parzival wirkt durch seine gewaltätige Art zu Essen wie ein "kulinarischer Vergewaltiger".[Nitsche 2000: 256] Die Doppeldeutigkeit ist, außer für Parzival selbst, klar ersichtlich. Jeschutes Mann Orilus greift bei seiner Rückkehr in das Zelt die sexuelle Bedeutungseben auf und bestraft Jeschute zu unrecht. Doch Jeschute ist nicht die einzige Frau, bei der Nahrung und sexuelle Komponente zusammenfällt. Gerade die Frauenfiguren werden an verschiedenen Stellen im Text als Speise dargestellt wird.[Nitsche 2000: 262] So wird Orgeluse als "verlockende Speise der Liebe"("reizel minnen gir",508,28) vorgestellt. Antikonies Körperformen werden vom Erzähler sogar noch eindeutiger mit der Beschreibung von Nahrung dargestellt:

Vers mhd. nhd.
409,26 baz geschict an de spizze hasen Kein hase an seinem Bratenspieß
409,27 ich waene den gesâht ir nie vermute ich habt ihr gesehen
409,28 dan si was dort unde hie denn sie war dort besser gebaut
409,29 zwischen der hüffe unde ir brust. zwischen der Hüfte und ihrer Brust
409,30 minne gerende gelust Die Lust nach Liebe
410,1 kunde ir lîp vil wol gereizen konnte ihr Körper sehr wohl reizen

Mit dem Vergleich einer Speise wird die erotische Anziehungskraft der Damen besonders hervorgehoben.[Nitsche 2000: 262] Die Nahrungsaufnahme wird mit der Sexualität als Motiv verknüpft, weil die Aufnahme von Nahrung wie die Sexualität ein Bedürfnis ist, welches gestillt werden will. So kann es sittlich oder, wie im Falle Parzivals bei Jeschute, auch mit Gewalt gestillt werden.

Religion

Strafe

Dieser Teil steht noch unter Bearbeitung und hat unter anderem noch keine vollständigen Quellenangaben. .

Das gemeinsame Mahl und die gemeinsame Aufnahme von Nahrung war ein wichtiger Bestandteil im Mittelalter und repräsentiert somit eine funktionierende Gemeinschaft mit ihren Macht- und Herrschaftsverhältnissen. Umso schlimmer sind deswegen Störungen in den Bereichen der Nahrungsaufnahme und des gemeinsamen Mahls, sowie der Ausschluss von diesem Ritual beziehungsweise der Tischgemeinschaft. Der letztere Fall wird im Parzival in der Bestrafung des Urjan behandelt. Urjan vergreift sich an einer Botin, die wie er selbst auch dem Gastrecht von Artûs untersteht. -->

soziale Entwicklung

Fazit

Literaturverzeichnis

<HarvardReferences /> [*Nitsche 2000] Barbara Nitsche: "Die literarische Signifikanz des Essens und Trinkens im Parzival Wolframs von Eschenbach", in: Euphorion 2000(=Band 94), hg. von Wolfgang Adam, Heidelberg 2000, S. 256-270

[*Ehlert 2000] Trude Ehlert: "Das Rohe und das Gebackene. Zur sozialisierenden Funktion des Teilens von Nahrung im Yvain und Chrestiens de Troyes, im Iwein Hartmanns von Aue und im Parzival Wolframs von Eschenbach", in: Mahl und Repräsentation. Der Kult ums Essen, hg. Lothar Kolmer, Christian Rohr, München 2000, S. 23-41.