Frau Aventiure in Wolframs Parzival: Unterschied zwischen den Versionen

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Hier wird der Erzähler quasi indirekt zum Schweigen verpflichtet, indem Frau Aventiure Kyôt an des Erzählers Stelle die Sprache verbietet. Dieses Verbot gilt jedoch nur, bis die Aventiure selbst es aufhebt, nämlich dann, wenn es der weiteren Geschichte zugute kommt. Dies schürt einerseits die Neugierde des Publikums und soll andererseits das Geheimnisvolle und Magische des Grals hervorheben, von dem im Folgenden dann berichtet wird.
Hier wird der Erzähler quasi indirekt zum Schweigen verpflichtet, indem Frau Aventiure Kyôt an des Erzählers Stelle die Sprache verbietet. Dieses Verbot gilt jedoch nur, bis die Aventiure selbst es aufhebt, nämlich dann, wenn es der weiteren Geschichte zugute kommt. Dies schürt einerseits die Neugierde des Publikums und soll andererseits das Geheimnisvolle und Magische des Grals hervorheben, von dem im Folgenden dann berichtet wird.[Vgl. Singer 1916: 25]
 
 
 
<HarvardReferences />
 
[*Vgl. Singer 1916] Singer, Samuel: Wolframs Stil und der Stoff des Parzival. Wien 1916.


= Literaturverzeichnis =  
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Version vom 27. Mai 2015, 12:27 Uhr

Hinweis: Dieser Artikel entsteht derzeit im Rahmen des Haupt- und Oberseminars zu Wolframs Parzival (Sommersemester 2015) und bedarf der Überarbeitung.

Der Erzähler des Parzival beruft sich immer wieder auf Frau Aventiure als Quelle seines Wissens und als Garant für die Richtigkeit dessen, was er berichtet. An manchen Stellen, wendet er sich sogar in wörtlicher Rede an sie. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Szenen und Stellen, in denen Frau Aventiure erwähnt oder angesprochen wird und beschreibt wie und zu welchem Zweck dies geschieht.


1. Buch

hie mugt ir grôz wunder losen, __________ Es ist ein großes Wunder, was ihr da hören könnt,
daz im der kocke widerfuor, __________ ich mein: daß ihm die Kogge einfach so begegnete.
als mir diu âventiure swuor. __________ Die Aventiure hat mir aber hoch und heilig versichert, daß es so war. __________ (58,14-16)[1]


2. Buch

dô hiez ouch er bereiten sich __________ Da befahl auch unser Held -
(sus wert diu âventiure mich) __________ die Aventiure war so freundlich, mir das mitzuteilen -
mit speren wol gemâlen... __________ zu rüsten: schön angemalte Speere... __________ (59,3-6)


5. Buch

Swer ruochet hoeren war nu kumt __________ Wer Lust hat zu hören, wohin nun der kommt,
den âventiur hât ûz gefrumt, __________ den die Aventiure hinausgeschickt hat,
der mac grôzui wunder __________ der hat Gelegenheit, lauter große und wunderbare Dinge
merken al besunder. __________ zu bemerken. __________ (224,1-4)


Die Aventiure wird hier einleitend erwähnt, um den Hörer auf die nun folgende Erzählung aufmerksam und neugierig zu machen. Zudem ist die Aventiure der Motor für die folgende Handlung, da sie den Helden in die folgenden Wagnisse und Erlebnisse sendet.


uns tuot die âventiure bekant __________ Die Aventiure hat uns mitgeteilt,
daz er bî dem tage reit, __________ daß er an diesem Tag so weit ritt,
ein vogel hetes arbeit __________ daß ein Vogel Mühe hätte,
solt erz allez hân erflogen. __________ wenn er die ganze Strecke erfliegen sollte.
mich enhab diu âventiure betrogen, __________ Wenn mich die Aventiure nicht belogen hat,
sîn reise unnâch was sô grôz __________ so ist die Reise, die er machte
des tages do er Ithêren schôz, __________ an dem Tag, als er den Ithêr totschoß
unt sît dô er von Grâharz __________ und als er nachher von Grâharz
kom in daz lant ze Brôbarz. __________ bis in das Land Brôbarz kam, lange nicht so weit gewesen. __________ (224,22-30)


Der Erzähler beruft sich hier auf die Aventiure als Quelle seines Wissens, um damit zu unterstreichen, wie unfassbar weit die Distanz ist, die Parzival hier in nur einem Tag zurücklegt. Es ist typisch, dass der Erzähler dies tut, um Dimensionen von beschriebenen Gegenständen, Personenmerkmalen oder eben Distanzen zu maximieren und gleichzeitig seiner Erzählung Glaubwürdigkeit zu verschaffen. Indem er nämlich eine andere Quelle als sich selbst ins Spiel bringt, kann er jegliche Übertreibung seinerseits von sich weisen. Er selbst wird dadurch nur zum Übermittler der Geschichte und ist für deren Inhalt und Richtigkeit insofern nicht verantwortlich. Wer ihm nicht glaubt, oder die Richtigkeit seiner Angaben in Frage stellt, wird auf die Frau Aventiure weiter verwiesen, die ja widerum nicht direkt zur Nachfrage herangezogen werden kann. Somit muss der Rezipient der Erzählung es wohl oder übel dabei belassen, dem Erzähler zu glauben.

9. Buch

433,1 ff.


mich batez helen Kyôt, __________ Kyôt hat mich gebeten, es zu verschweigen.
wand im diu âventiure gebôt __________ Dem wiederum hat die Aventiure eingeschärft,
daz es immer man gedæhte, __________ es dürfe nichts davon auch nur angedeutet werden,
ê ez d'âventiure bræhte __________ bis sie, die Aventiure selber, es zur Sprache gebracht hätte,
mit worten an der mære gruoz, __________ dort nämlich, wo es der Geschichte willkommen wäre;
daz man dervon doch sprechen muoz. __________ Dann aber müsse man sogar davon reden . __________ (453,5-10)

Hier wird der Erzähler quasi indirekt zum Schweigen verpflichtet, indem Frau Aventiure Kyôt an des Erzählers Stelle die Sprache verbietet. Dieses Verbot gilt jedoch nur, bis die Aventiure selbst es aufhebt, nämlich dann, wenn es der weiteren Geschichte zugute kommt. Dies schürt einerseits die Neugierde des Publikums und soll andererseits das Geheimnisvolle und Magische des Grals hervorheben, von dem im Folgenden dann berichtet wird.[Vgl. Singer 1916: 25]


<HarvardReferences />

[*Vgl. Singer 1916] Singer, Samuel: Wolframs Stil und der Stoff des Parzival. Wien 1916.

Literaturverzeichnis

Textausgabe

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.

Sekundärliteratur

Dallapiazza, Michael: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Berlin 2009. Hirschberg, Dagmar: Untersuchungen zur Erzählstruktur von Wolframs "Parzival". Die Funktion von erzählter Szene und Station für den doppelten Kursus. Göppingen 1976. Nellmann, Eberhard: Wolframs Erzähltechnik. Untersuchungen zur Funktion des Erzählers. Wiesbaden 1973. Singer, Samuel: Wolframs Stil und der Stoff des Parzival. Wien 1916.

  1. Alle folgenden Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Text und Übersetzung. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.