Diskussion:Spiegelmotivik im Sommerlied 22 (Neidhart): Unterschied zwischen den Versionen
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Im Forschungstext referiert Lienert auf eine Vielzahl von weiteren Liedern, welche sich auf das Ereignis beziehen (vgl. S. 5), aber auch auf die Stilisierung des Spiegelraubs als Ursache für die Freudlosigkeit des Sänger-Ichs sowie als Symbol für die gescheiterte Minnepraxis und den Verfall höfischer Werte (vgl. S. 5f.; 11). Weiterhin finden sich Überlegungen zu der chronologischen Anordnung Neidharts Lieder anhand von wiederkehrenden Figuren, Topoi und Motiven. Vielleicht ist Lienerts Artikel von Nutzen, um auf thematisch tangierende Lieder und Motive zu verweisen und auf die Problematik, eine chronologisch logische Geschichte des Spiegelraub-Ereignisses zu konstruieren (vgl. S. 8; 12), trotz der suggerierten „Authentizität der Fiktion“ (S. 12), welche stellenweise den Eindruck einer kontinuierlichen Erzählung vermittelt. Zudem wird die Funktion der Verweise, der Erinnerungsfragmente des Sänger-Ichs, näher bestimmt, beispielsweise um die Gewalttaten anderer Dörper in Relation zu setzen (im Sinne von „Dieser neue Dörper X und sein Verhalten sind genauso schlimm wie bzw. noch schlimmer als jener bekannte Dörper Y“) oder andere Ereignisse mit dem Spiegelraub zu vergleichen (vgl. S. 13; beispielsweise der Raub eines anderen „Liebespfandes“), wobei die Gewalttat par excellence wiederum banalisiert wird, da sich neue Vorfälle als noch dramatischer erweisen. Der Spiegelraub dient aber auch als Anknüpfungspunkt für weitere Motive (vgl. S. 13). | Im Forschungstext referiert Lienert auf eine Vielzahl von weiteren Liedern, welche sich auf das Ereignis beziehen (vgl. S. 5), aber auch auf die Stilisierung des Spiegelraubs als Ursache für die Freudlosigkeit des Sänger-Ichs sowie als Symbol für die gescheiterte Minnepraxis und den Verfall höfischer Werte (vgl. S. 5f.; 11). Weiterhin finden sich Überlegungen zu der chronologischen Anordnung Neidharts Lieder anhand von wiederkehrenden Figuren, Topoi und Motiven. Vielleicht ist Lienerts Artikel von Nutzen, um auf thematisch tangierende Lieder und Motive zu verweisen und auf die Problematik, eine chronologisch logische Geschichte des Spiegelraub-Ereignisses zu konstruieren (vgl. S. 8; 12), trotz der suggerierten „Authentizität der Fiktion“ (S. 12), welche stellenweise den Eindruck einer kontinuierlichen Erzählung vermittelt. Zudem wird die Funktion der Verweise, der Erinnerungsfragmente des Sänger-Ichs, näher bestimmt, beispielsweise um die Gewalttaten anderer Dörper in Relation zu setzen (im Sinne von „Dieser neue Dörper X und sein Verhalten sind genauso schlimm wie bzw. noch schlimmer als jener bekannte Dörper Y“) oder andere Ereignisse mit dem Spiegelraub zu vergleichen (vgl. S. 13; beispielsweise der Raub eines anderen „Liebespfandes“), wobei die Gewalttat par excellence wiederum banalisiert wird, da sich neue Vorfälle als noch dramatischer erweisen. Der Spiegelraub dient aber auch als Anknüpfungspunkt für weitere Motive (vgl. S. 13). | ||
Ich hoffe, der Forschungstext ist nützlich für deine weitere Artikelarbeit (speziell als Verweis auf weitere Lieder und Motive), auch wenn er thematisch vom bisherigen Inhalt etwas abweicht. Die untersuchten Aspekte deines Artikels sind sehr interessant und besonders die Interpretationsansätze in Bezug auf die weibliche Attribuierung und die Puppenmetaphorik sowie die Modifikation des Eros-Thanatos-Motivs (wobei die Pervertierung bekannter Muster ebenfalls auf eine gescheiterte Minnepraxis und den Werteverlust hindeutet) eröffnen eine neue Betrachtungsweise, die ich bisher noch nicht wahrgenommen habe und von daher sehr spannend finde. - Liebe Grüße Maria) | Ich hoffe, der Forschungstext ist nützlich für deine weitere Artikelarbeit (speziell als Verweis auf weitere Lieder und Motive), auch wenn er thematisch vom bisherigen Inhalt etwas abweicht. Die untersuchten Aspekte deines Artikels sind sehr interessant und besonders die Interpretationsansätze in Bezug auf die weibliche Attribuierung und die Puppenmetaphorik sowie die Modifikation des Eros-Thanatos-Motivs (wobei die Pervertierung bekannter Muster ebenfalls auf eine gescheiterte Minnepraxis und den Werteverlust hindeutet) eröffnen eine neue Betrachtungsweise, die ich bisher noch nicht wahrgenommen habe und von daher sehr spannend finde. - Liebe Grüße Maria) | ||
Liebe Elisa, | |||
Ich finde deinen Artikel sehr spannend, es werden sehr viele interessante und wichtige Aspekte der Spiegelmotivik beleuchtet. Der Artikel ist durch sein Facettenreichtum sehr aufschlussreich und stellt Bezüge zu anderen Texten und Autoren her, v.a. die Bezüge zu Ovid und die daraus gezogenen Parallelen zum Sänger in Bezug auf Narzissmus finde ich besonders interessant. Hier könnte evtl. noch folgender Aspekt dazu passen, auf den ich im Rahmen meines Artikels im Text von Schulze gestoßen bin: Der Sänger nimmt den Spiegelraub als Beleidigung wahr und ist verletzt. Das finde ich in der Hinsicht spannend, da deine Erläuterungen und Parallelen zum Narzisstentum eine gute Begründung für dieses Empfinden des Sängers liefern würden. Denn wenn der Sänger einen gewissen Narzissmus in sich trägt, wäre es naheliegend, dass er dann aufgrund des Spiegelraubs persönlich beleidigt und verletzt ist, obwohl es eigentlich gar nicht sein Spiegel war, sondern Frideruns Spiegel. |
Version vom 10. März 2021, 22:50 Uhr
Liebe Elisa,
Im Zuge meiner eigenen Recherche bin ich auf einen Forschungstext gestoßen, der hinsichtlich deines Themas interresant sein könnte:
Mück, Hans-Dieter: Ein 'Politisches Eroticon'. Zur Funktion des 'Spiegelraubs' in Neidharts Liedern der Handschrift c (mgf 779), in: Minne ist ein swaerez spil. Neue Untersuchungen zum Minnesang und zur Geschichte der Liebe im Mittelalter, hg. von Ullrich Müller und Peter Dinzelbacher, Göppingen 1986 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 440), S. 169-208.
Der Forschungstext untersucht den Spiegelraub in der Handschrift c und hat meines Erachtens interessante Ansätze. Ich finde deinen Artikel wirklich gelungen und wünsche dir noch viel Erfolg!
Liebe Grüße,
Viktoria
(Kommentar vom 26. Feb. zu thematisch tangierenden Liedern, Motiven und Artikeln:
Liebe Elisa,
ich bin während meiner Artikelrecherche auf einen Forschungstext von Elisabeth Lienert gestoßen, welcher auf das Leitmotiv des Spiegelraubs verweist: Lienert, Elisabeth: Spiegelraub und rote Stiefel. Selbstzitate in Neidharts Liedern, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 118 (1989), S. 1-16.
Im Forschungstext referiert Lienert auf eine Vielzahl von weiteren Liedern, welche sich auf das Ereignis beziehen (vgl. S. 5), aber auch auf die Stilisierung des Spiegelraubs als Ursache für die Freudlosigkeit des Sänger-Ichs sowie als Symbol für die gescheiterte Minnepraxis und den Verfall höfischer Werte (vgl. S. 5f.; 11). Weiterhin finden sich Überlegungen zu der chronologischen Anordnung Neidharts Lieder anhand von wiederkehrenden Figuren, Topoi und Motiven. Vielleicht ist Lienerts Artikel von Nutzen, um auf thematisch tangierende Lieder und Motive zu verweisen und auf die Problematik, eine chronologisch logische Geschichte des Spiegelraub-Ereignisses zu konstruieren (vgl. S. 8; 12), trotz der suggerierten „Authentizität der Fiktion“ (S. 12), welche stellenweise den Eindruck einer kontinuierlichen Erzählung vermittelt. Zudem wird die Funktion der Verweise, der Erinnerungsfragmente des Sänger-Ichs, näher bestimmt, beispielsweise um die Gewalttaten anderer Dörper in Relation zu setzen (im Sinne von „Dieser neue Dörper X und sein Verhalten sind genauso schlimm wie bzw. noch schlimmer als jener bekannte Dörper Y“) oder andere Ereignisse mit dem Spiegelraub zu vergleichen (vgl. S. 13; beispielsweise der Raub eines anderen „Liebespfandes“), wobei die Gewalttat par excellence wiederum banalisiert wird, da sich neue Vorfälle als noch dramatischer erweisen. Der Spiegelraub dient aber auch als Anknüpfungspunkt für weitere Motive (vgl. S. 13). Ich hoffe, der Forschungstext ist nützlich für deine weitere Artikelarbeit (speziell als Verweis auf weitere Lieder und Motive), auch wenn er thematisch vom bisherigen Inhalt etwas abweicht. Die untersuchten Aspekte deines Artikels sind sehr interessant und besonders die Interpretationsansätze in Bezug auf die weibliche Attribuierung und die Puppenmetaphorik sowie die Modifikation des Eros-Thanatos-Motivs (wobei die Pervertierung bekannter Muster ebenfalls auf eine gescheiterte Minnepraxis und den Werteverlust hindeutet) eröffnen eine neue Betrachtungsweise, die ich bisher noch nicht wahrgenommen habe und von daher sehr spannend finde. - Liebe Grüße Maria)
Liebe Elisa,
Ich finde deinen Artikel sehr spannend, es werden sehr viele interessante und wichtige Aspekte der Spiegelmotivik beleuchtet. Der Artikel ist durch sein Facettenreichtum sehr aufschlussreich und stellt Bezüge zu anderen Texten und Autoren her, v.a. die Bezüge zu Ovid und die daraus gezogenen Parallelen zum Sänger in Bezug auf Narzissmus finde ich besonders interessant. Hier könnte evtl. noch folgender Aspekt dazu passen, auf den ich im Rahmen meines Artikels im Text von Schulze gestoßen bin: Der Sänger nimmt den Spiegelraub als Beleidigung wahr und ist verletzt. Das finde ich in der Hinsicht spannend, da deine Erläuterungen und Parallelen zum Narzisstentum eine gute Begründung für dieses Empfinden des Sängers liefern würden. Denn wenn der Sänger einen gewissen Narzissmus in sich trägt, wäre es naheliegend, dass er dann aufgrund des Spiegelraubs persönlich beleidigt und verletzt ist, obwohl es eigentlich gar nicht sein Spiegel war, sondern Frideruns Spiegel.