Die Blutstropfenszene (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen

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==Ablauf der Szene==
==Ablauf der Szene==
Zu Beginn des Szene fällt, trotz der sommerlichen Jahreszeit, Schnee, ein Vorgang der später durch den Einsiedler [[Trevrizent (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Trevrizent]] erklärt wird. Dieser meint, dass der "sumerlîchen snê" (sommerliche Schnee)<ref> Parzival. 489,27. </ref> das Resultat einer Planetenkonstellation sei, vornehmlich der Planet Saturn wieder in sein Haus eingekehrt sei, was eine Kälte verursacht haben soll. Unter dieser hätte auch der Gralkönig [[Anfortas (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Anfortas]] aufgrund seiner Verletzung besonders stark zu leiden gehabt.
Ein Falke, der vom nicht weit entfernten Artushof entflohen ist und die Nacht zusammen mit Parzival verbracht hat, versucht am Morgen eine Wildgans zu schlagen, die daraufhin drei Blutstropfen auf den frisch gefallenen Schnee fallen lässt. Der Anblich der drei Blutstropfen lassen Parzival an seine Frau [[Condwiramurs (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Condwiramurs) denken und er verfällt in eine Art Trance-Zustand:
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| sus begunder sich verdenken, || Er verlor sich in Gedanken,
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| unz daz er unversunnen hielt; || bis er reglos war, in Trance.
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| diu starke minne sîn dâ wielt, || Er war im Bann der Herrin Liebe -
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| sÖlhe nôt fuogt im sîn wîp. || schuld daran war seine Frau!
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| dirre varwe truoc gelîchen lîp || Die Farben glichen ganz genau
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| von Pelrapeir diu künegin: || Der Königin von Beaurepaire:
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| diu zuct im wizzenlîchen sin. || sie hat ihm den Verstand geraubt...
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| sus hielt er als er sliefe. || Er saß zu Pferd, als schlafe er.
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<ref> Parzival. 243,16-23. </ref>


==Interpretationsansätze==
==Interpretationsansätze==

Version vom 4. Juni 2012, 23:55 Uhr

Die Blutstropfenszene ist eine vielseitig intepretierbare Textstelle in Wolfram von Eschenbachs Parzival. Sie befinden sich im Werk zu Beginn des VI. Buches. Eine wichtige Rolle spielt in dieser Episode das erste symbolische Auftauchen des "Doppelziel[s] seines Lebens", nämlich Gralsuche und Minne, welche das Leben des Parzival fortan bestimmen werden.[Bumke 2004: S. 74] Diesbezüglich findet sich innerhalb des Szene auch der erste sogenannte Minne-Exkurs, in welchem der Erzähler über das Wesen der Minne reflektiert und Frau Minne auch personifiziert auftreten lässt.

Inhaltlicher Kontext

Die Szene befindet sich inhaltlich nach dem ersten Besuch Parzivals auf der Gralsburg Munsalvaesche. Der Protagonist hat dem leidenden Gralkönig Anfortas nicht die erlösende Frage gestellt und wurde daraufhin von seiner Cousine Sigune heftig verurteilt. Nach einem erneuten Treffen mit Jeschute und Orilus und der der Rehabilitierung der Jeschute, übernachtet Parzival in einem Wald während es anfängt zu schneien. Der nächste Morgen bringt die darzustellende Blutstropfenszene mit sich, welche damit endet, dass Parzival von Gawan aus seiner Trance gerissen und vor König Artus gebracht wird.

Ablauf der Szene

Zu Beginn des Szene fällt, trotz der sommerlichen Jahreszeit, Schnee, ein Vorgang der später durch den Einsiedler Trevrizent erklärt wird. Dieser meint, dass der "sumerlîchen snê" (sommerliche Schnee)[1] das Resultat einer Planetenkonstellation sei, vornehmlich der Planet Saturn wieder in sein Haus eingekehrt sei, was eine Kälte verursacht haben soll. Unter dieser hätte auch der Gralkönig Anfortas aufgrund seiner Verletzung besonders stark zu leiden gehabt. Ein Falke, der vom nicht weit entfernten Artushof entflohen ist und die Nacht zusammen mit Parzival verbracht hat, versucht am Morgen eine Wildgans zu schlagen, die daraufhin drei Blutstropfen auf den frisch gefallenen Schnee fallen lässt. Der Anblich der drei Blutstropfen lassen Parzival an seine Frau [[Condwiramurs (Wolfram von Eschenbach, Parzival)|Condwiramurs) denken und er verfällt in eine Art Trance-Zustand:

sus begunder sich verdenken, Er verlor sich in Gedanken,
unz daz er unversunnen hielt; bis er reglos war, in Trance.
diu starke minne sîn dâ wielt, Er war im Bann der Herrin Liebe -
sÖlhe nôt fuogt im sîn wîp. schuld daran war seine Frau!
dirre varwe truoc gelîchen lîp Die Farben glichen ganz genau
von Pelrapeir diu künegin: Der Königin von Beaurepaire:
diu zuct im wizzenlîchen sin. sie hat ihm den Verstand geraubt...
sus hielt er als er sliefe. Er saß zu Pferd, als schlafe er.

[2]


Interpretationsansätze

Quellennachweise

  1. Parzival. 489,27.
  2. Parzival. 243,16-23.

Alle Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Dieter Kühn. Kommentiert von Eberhard Nellmann, Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main, 2006.

<HarvardReferences />

[*Bumke 2004] Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, 8. Aufl., Stuttgart/Weimar 2004 (Sammlung Metzler 36).