Providenz und Kontingenz im Parzival: Unterschied zwischen den Versionen
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Gawan hat besondere Bindung zu Gralspferd. Verliert sie -> sieht sich von Gott und Glück verlassen. Gweinnt ausgerechnet dieses Pfert im Kampf gegen Lischoys Gwelljus zurück. Göttlicher Eingriff -> fühlt Glück und Schutz zurückgekehrt. [Lewis 1974: 120 ff.] | Gawan hat besondere Bindung zu Gralspferd. Verliert sie -> sieht sich von Gott und Glück verlassen. Gweinnt ausgerechnet dieses Pfert im Kampf gegen Lischoys Gwelljus zurück. Göttlicher Eingriff -> fühlt Glück und Schutz zurückgekehrt. [Lewis 1974: 120 ff.] | ||
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Version vom 16. Juli 2015, 12:10 Uhr
Das Weltbild der mittelalterlichen Literatur basiert auf der Annahme, dass der Held, trotz allerlei Widrigkeiten und Aufgaben, die es zu bewältigen gilt, unmöglich scheitern kann. Der positive Ausgang der Geschichte scheint in der Artusdichtung also bereits festzustehen. Hinter allem steht nach dieser Auffassung die lenkende Kraft Gottes und dessen Vorsehung (Providenz). Ihr untergeordnet muss auch der Zufall (Kontingenz), der in immer neuen Wendungen auftritt und den Helden mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, letztendlich auf das von Gott geplante Ziel hinführen. Schulz weist darauf hin, dass "auch das arbiträr-sinnlose Walten der Fortuna (der Personifikation der Kontingenz) einer höheren Ordnung unterworfen" ist, insofern zwischen Providenz und Kontingenz eine Hierarchie besteht. [*Schulz 2012: 298]
Dieser Artikel wird sich zunächst mit den Begriffen von Providenz und Kontingenz in der mittelalterlichen Literatur und dem zugrunde liegenden Weltbild befassen. Im Anschluss daran sollen ausgewählte Szenen im Parzival analysiert und interpretiert werden.
Providenz
Kontingenz
Ausgewählte Stellen im Parzival
Gahmuret auf hoher See
Gahmuret trifft mitten auf dem Meer auf Schiff. Schiff ist auf dem Weg zu Belacane. Er erhält Isenharts Rüstung. Erst ziellos, dann Treffen, dann nach Spanien. Zufall/Fortuna/Kontingenz? -> Providenz Frau Aventiure in Wolframs Parzival Buch 1: Gahmurets Seefahrt (57,29 - 58,26) Erzähler verteidigt Glaubwürdigkeit / Szene wirkt extrem unglaubhaft mit Rückgriff auf Frau Aventiure als Quelle ( Frau Aventiure
Gawan und Gringoljete
Gawan hat besondere Bindung zu Gralspferd. Verliert sie -> sieht sich von Gott und Glück verlassen. Gweinnt ausgerechnet dieses Pfert im Kampf gegen Lischoys Gwelljus zurück. Göttlicher Eingriff -> fühlt Glück und Schutz zurückgekehrt. [Lewis 1974: 120 ff.] Tiere und ihr Bedeutung (Wolfram von Eschenbach, Parzival) (Gralspferde)
Parzival und die verlorenen Spuren
Parzival folgt nach dem Faux Pas auf Munsalvaesche Spuren, die er im Hof der Burg entdeckt hat. Diese werden zunächst schwächer, verteilen sich in verschiedene Richtungen und verschwinden am Ende vollends. Dann folgt er der akustischen Spur (Sigunes Wehklagen) zu Sigune. Diese klärt ihn über die Gralsburg auf, führt ihn dann aber wieder auf den falschen Weg, um ihn vor Unheil zu schützen ([[Das Motiv des Niemandslands Das Motiv des Niemandslands im Parzival # Der Weg fort von Munsalvaesche und Das Motiv des Niemandslands im Parzival # Sigune auf der Linde. Trotzdem findet er erneut Spuren, denen er folgt und die ihn zum Lager von Jeschute und Orilus (und danach zum Artuslager) leiten. -> Providenz: der Held findet den Weg / wird von Gott zum Ziel geleitet
Anfortas' Erlösung
Fazit
Kontingenz kommt vor (Zufälle), übergeordnet ist aber Gottes Führung und Vorsehung (Providenz) Das liegt an: Erzählerwartung und Glauben des mittelalterlichen Publikums -> Held kommt immer ans Ziel, Gott lenkt das Leben der Menschen
Literaturverzeichnis
Textausgabe
Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.
Sekundärliteratur
<HarvardReferences/>
[*Cormeau 1995] Cormeau, Christoph: Fortuna und andere Mächte im Artusroman. In: Haug, Walter/ Wachinger, Burghart (Hrsg.): Fortuna. Tübingen, 1995. S. 23-33.
[*Lewis 1974] Lewis, Gertrud Jaron: J.: Das Tier und seine dichterische Funktion in Erec, Iwein, Parzival und Tristan. Bern und Frankfurt/M., 1974.
[*Sanders] Sanders, Willy: Glück. Zur Herkunft und Bedeutung eines mittlelalterlichen Schicksalsbegriffs. Köln/Graz, 1965.
[*Schulz 2012] Schulz, Armin: Räume und Zeiten. In: Braun, Manuel/ Dunkel, Alexandra/ Müller Jan-Dirk: Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive. Berlin/Boston, 2012. S. 292-316.
[*Störmer-Caysa 2007] Störmer-Cayse, Uta: Grunstrukturen mittelalterlicher Erzählungen. Raum und Zeit im höfischen Roman. Berlin/New York, 2007. S. 148-183.
[*Worstbrock 1995] Worstbrock, Franz Josef: Der Zufall und das Ziel. Über die Handlungsstruktur in Gottfrieds 'Tristan'. In: Haug, Walter/ Wachinger, Burghart (Hrsg.): Fortuna. Tübingen, 1995. S. 34-51.