Motive und Themen im Winterlied 24 (Neidhart): Unterschied zwischen den Versionen
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=== Die Darstellung der ''dörper'' === | === Die Darstellung der ''dörper'' === | ||
Die Gruppe der ''doerper'' tritt meist in den Winterliedern Neidharts auf: "Figuren, die Neidhart ''dörper'' genannt hat, gelten als ein Markenzeichen seiner Winterlieder. [...] ''dörper'' sind fiktive Figuren, die zur höfischen Welt und ihrer Ordnung im Kontrast stehen. Sie tragen zwar Zeichen der bäuerlichen Welt, sind aber keine Vertreter einer realen gesellschaftlichen Gruppe"[Schulze 2018: 96]. Zwar sind die ''dörper'' bei Neidhart ursprünglich nicht belegt, jedoch bei Walther von der Vogelweide, Heinrich von Veldeke und Gottfried von Straßburg: Hier ist von der ''doerperheit'' die Rede, was eine Abweichung vom höfischen Verhalten beschreibt. Um das Publikum zu unterhalten, geht Neidhart sowohl auf ihr Verhalten, als auch auf ihr Erscheinungsbild ein. Die ''dörper'', die bei Neidhart auch unter den Begriffen ''getelinc'', ''gouch'', ''sprenzelaere'', ''gebire'' oder ''dorfman'' auftauchen, treten prunkvoll auf, haben aber keine Manieren, sie stechen oft aus den Menschenmassen heraus und tragen auffällige Farben und Stickereien, um sich mit der höfischen Welt gleichzustellen bzw. sich dieser anzunähern. Sie tragen außerdem fast immer Waffen oder Schwerter bei sich, deren Beschreibung oft ganze Strophen gewidmet sind. Sie sind aggressiv, streiten oft, wobei Neidhart meistens involviert ist. Gründe hierfür sind zumeist das konkurrierende Werben um eine Frau, oder die Beeinträchtigung Neidharts beim Singen. Nicht genau bekannt ist, ob die Bauern tatsächlich in den ehemaligen Dörfern existiert haben. Neidhart schreibt aber über sie, weil er womöglich Kritik am Verfall des höfischen Lebensstils übt. | Die Gruppe der ''doerper'' tritt meist in den Winterliedern Neidharts auf: "Figuren, die Neidhart ''dörper'' genannt hat, gelten als ein Markenzeichen seiner Winterlieder. [...] ''dörper'' sind fiktive Figuren, die zur höfischen Welt und ihrer Ordnung im Kontrast stehen. Sie tragen zwar Zeichen der bäuerlichen Welt, sind aber keine Vertreter einer realen gesellschaftlichen Gruppe" [Schulze 2018: 96]. Zwar sind die ''dörper'' bei Neidhart ursprünglich nicht belegt, jedoch bei Walther von der Vogelweide, Heinrich von Veldeke und Gottfried von Straßburg: Hier ist von der ''doerperheit'' die Rede, was eine Abweichung vom höfischen Verhalten beschreibt. Um das Publikum zu unterhalten, geht Neidhart sowohl auf ihr Verhalten, als auch auf ihr Erscheinungsbild ein. Die ''dörper'', die bei Neidhart auch unter den Begriffen ''getelinc'', ''gouch'', ''sprenzelaere'', ''gebire'' oder ''dorfman'' auftauchen, treten prunkvoll auf, haben aber keine Manieren, sie stechen oft aus den Menschenmassen heraus und tragen auffällige Farben und Stickereien, um sich mit der höfischen Welt gleichzustellen bzw. sich dieser anzunähern. Sie tragen außerdem fast immer Waffen oder Schwerter bei sich, deren Beschreibung oft ganze Strophen gewidmet sind. Sie sind aggressiv, streiten oft, wobei Neidhart meistens involviert ist. Gründe hierfür sind zumeist das konkurrierende Werben um eine Frau, oder die Beeinträchtigung Neidharts beim Singen. Nicht genau bekannt ist, ob die Bauern tatsächlich in den ehemaligen Dörfern existiert haben. Neidhart schreibt aber über sie, weil er womöglich Kritik am Verfall des höfischen Lebensstils übt. | ||
=== Der Sänger === | === Der Sänger === |
Version vom 15. Februar 2021, 14:16 Uhr
Der Artikel behandelt Neidharts Winterlied 24 bezüglich seiner Themen und Motive. Dazu gehört besonders die Darstellung der dörper, ihre Kleidung, ihr Auftreten, sowie deren Charaktereigenschaften, als auch das Sänger-Ich selbst, die Gestaltung des Natureingangs, die Bedeutung der genannten Ortschaften, die Namen der dörper, als auch die Einordnung des Winterliedes in den selbigen Typus werden untersucht. Des Weiteren wird auch auf die formalen und stilistischen Aspekte des Winterliedes 24 eingegangen.
Inhalt
In dem Winterlied geht es um das Sänger-Ich, wie es um ein Mädchen wirbt, ihm vorsingt und sich um sie bemüht, das ihn aber nicht erhört bzw. ihm von den doerpern „weggenommen“ wird. Dabei ärgert er sich so über die zuvor genannten und ihre Gewalttaten, dass er zunächst ihre übertriebene Kleidung beschreibt, die ganz den höfischen Gewohnheiten gleicht, jedoch nicht zu ihrem Verhalten passt. Außerdem schildert er einen Streit um eine Ingwerwurzel, die einem der Mädchen entrissen wurde, wodurch die Gewalt der doerper nach außen tritt. Unschuldig verlässt er das Land Richtung Österreich, wo er freundlich empfangen wurde. Schließlich erzählt er, wie ein doerper vom Tanz mit einem schönen Mädchen floh.
Übersetzung
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Sumer, dîner süezen weter müezen wir uns ânen; | Sommer, auf dein schönes Wetter müssen wir nun verzichten; |
dirre kalte winder trûren unde senen gît. | Dieser kalte Winter weckt die Trauer und die Sehnsucht nach dir. |
ich bin ungetroestet von der lieben wolgetânen. | Von der lieben Schönen erfahre ich keinen Trost. |
wie sol ich vertrîben dise lange swaere zît, | Wie soll ich ich diese lange und schwere Zeit verbringen, |
diu die heide velwet unde mange bluomen wolgetân? | in der die Wiesen und viele schöne Blumen verblassen? |
dâ von sint die vogele in dem walde des betwungen, daz si ir singen müezen lân. | Die Vögel im Wald quält es, dass sie auf ihr Singen verzichten müssen. |
Alsô hât diu vrouwe mîn daz herze mir betwungen, | So hat meine Dame mir das Herz gebrochen, |
daz ich âne vröude muoz verswenden mîne tage. | sodass ich die Tage ohne Freude hinter mich bringen muss. |
ez vervaehet niht, swaz ich ir lange hân gesungen; | Was auch immer ich ihr lange vorgesungen habe war erfolglos; |
mir ist alsô maere, daz ich mêre stille dage. | Mir ist das egal, deshalb schweige ich besser für längere Zeit. |
Ich geloube niht, das sî den mannen immer werde holt: | Ich glaube nicht, dass sie den Männern in Zukunft zugeneigt sein wird: |
wir verliesen, swaz wir dar gesingen unde gerûnen, ich und jener Hildebolt. | Es ist umsonst, was auch immer wir singen und raunen, ich und jener Hildebolt. |
Der ist nû der tumbist under geilen getelingen, | Er ist nun der Dümmste unter den fröhlichen Gesellen, |
er und einer, nennet man den jungen Willegêr: | er und einer, den man den jungen Willegêr nennt: |
den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, | Den konnte ich diesen Sommer nie von ihr wegdrängen, |
sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. | So tanzten sie gegen Abend kreuz und quer. |
mangen twerhen blic den wurfel sî mich mit den ougen an, | Manchen schiefen Blick warfen sie mir mit den Augen zu, |
daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. | dass ich entgegen meinem Vorhaben das Weite suchen musste. |
Wê, daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen | Wehe, dass mich so mancher von dem schönen Ort vertrieben hat |
beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! | sowohl von der Guten und auch anderswo! |
oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. | Widerwärtig sprangen sie beim Tanz, was mich verärgert hat. |
ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ. | Von ihren Gewalttaten werden meine Haare schon ganz grau. |
doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. | Doch so verneigte sich die Schöne ein wenig hinter ihrem Schild vor mir. |
gerne mugt ir hoeren, wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. | Ihr wollt bestimmt gerne hören, wie sich die Bauern kleiden: Übertrieben ist ihr Gewand. |
Enge röcke tragent sî und smale schaperûne, | Sie tragen enge Westen und kurze Mäntel, |
rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. | rote Helme, Schnallenschuhe und schwarze Hosen. |
Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne, | Engelmar hat Friderun nie so Schlimmes angetan, |
sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, | wie diese zwei es tun. Ich hasse ihre seidenen Güteltaschen, |
die si tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingewer. | die sie tragen: Mit einer Wurzel darin, die Ingwer genannt wird. |
der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willegêr. | Davon gab Hildebolt der Schönen eine beim Tanze; doch Williger nahm sie ihr weg. |
Gern west ich, wie es die torpper vnter einander trachten. | Ich wüsste zu gerne, wie sich die Bauern kleiden, wenn sie unter sich sind. |
sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert. | Sie trugen Eisenhauben und lange Schwerter dazu. |
ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: | Ihr Spotten, ihre Beleidigungen brachten sie nur zu weiteren Vergehen: |
des wurdens durch die goller mer denn halb gewert. | Sie wurden durch das Treiben ihrer Späße noch mehr verdorben. |
sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. | Sie stritten miteinander einen ganzen Sommertag lang. |
das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. | Herr Neidhart sah, wie sie sich verhielten, als er bei dem Fass Wein stand. |
Sagte ich nû diu maere, wie siz mit ein ander schuofen, | Wenn ich euch erzählen soll, was sie miteinander taten, |
des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. | so muss ich sagen, dass ich es nicht weiß: Denn ich eilte sofort davon. |
manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; | Jeder fing an, laut nach seinen Freunden zu rufen; |
einer der schrê lûte: „hilf, gevater Weregant!“ | Einer schrie laut: "Hilf, Gevatter Weregant!" |
er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. | Er war womöglich in großen Nöten, weshalb er so um Hilfe schrie. |
Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: „wê mir mînes bruoder, wê!“ | Hildebolds Schwester hörte ich laut schreien: "Oh weh mir mein Bruder, oh weh!" |
Dô kam schiere ein geteline geloufen von dem strîte: | Da kam bald ein Geselle vom Kampf zurück: |
den frâgt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. | Ich fragte ihn nach der Begebenheit. "Willeher verteidigt sich mit den Ellenbogen. |
Hildeboltes schapperûn der ist zerzerret wîte | Hildebolts Kapuzenmantel ist überall zerrissen |
und dar zuo sîn enger roc wol drîer spannen breit." | und nebenbei sein Obergewand gut drei Spannen groß. |
daz geschach umb eine wurzen, die man ûz der hende ir brach. | All das geschah wegen einer Wurzel, die man der Schönen weggenommen hatte. |
des engalt vil mangiu spaehiu hûbe, die man bî dem tanze zerzerret ligen sach. | Daher geht es um viele schöne Hauben, die man bei dem Tanz <dort> zerrissen liegen sah. |
Wâ bî sol man mîn geplätze hinne vür erkennen? | Wodurch soll man mein Geschwätz künftig erkennen? |
hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. | Früher erkannte man es wohl unter dem Namen Reuental. |
dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen: | So sollte man mich noch zu Recht nennen: |
nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. | Nur habe ich nicht viel an Eigentum und Lehen. |
kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! | Kinder, lasst den singen, der am stärksten ist! |
ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nu lâzet mich des namen vrî! | Ich wurde unschuldig von dort verstoßen: Meine Freunde, hört auf mich so zu nennen! |
Ich hân mînes herren hulde vloren âne schulde: | Ich habe die Gunst meines Herrn unschuldig verloren: |
dâ von so ist mîn herze jâmers unde trûrens vol. | Mein Herz ist darum voll Kummer und Leid. |
rîcher got, nu rihte mirz sô gar nâch dîner hulde, | Gott, bestrafe mich ganz nach deinen Wünschen, |
manges werden friundes daz ich mich des ânen sol! | und wenn ich auf so manchen Freund verzichten soll! |
des hân ich ze Beiern lâzen allez, daz ich ie gewan, | Alles was ich je errungen habe, habe ich in Bayern gelassen, |
unde var dâ hin gein Ôsterrîche und wil mich dingen an den werden Ôsterman. | und fahre nach Österreich, wo ich ein neuer Mann werden will. |
Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: | Die Absicht meiner Feinde bedeutete für mich nichts gutes: |
wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. | Wollte es Gott, so werden seine Mächte vielleicht noch einen Ausweg aufzeigen. |
in dem lande ze OEsterrîche wart ich wol enphangen | In Österreich wurde ich freundlich |
von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. | von dem edlen Fürsten empfangen, der mich in den Hof aufgenommen hat. |
hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. | Hier in Melk bin ich dank ihnen allen. |
mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. | Ich habe es satt, dass ich von Eppen und Gumpen je in Reuental so viel gesungen habe. |
Her Nîthart hât uns hie verlâzen als diu krâ den stecken, | Herr Neidhart hat uns hier verlassen, wie die Krähe den Ast, |
diu dâ hinne fliuget unde sitzet ûf ein sât. | die da hin fliegt und sich auf ein Saatfeld sitzt. |
ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, | Ein Mann soll mit fremden Edelfrauen nicht zu viel herumnecken, |
der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. | wenn er keine Schuld an sich gefunden hat. |
er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), | Er genießt seine tägliche Speise (davon hat er Zuhause genug), |
lâz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bî im in dem biutel truoc. | Lass Hildebolt mitmachen! Es war eine Eichel, die er im Beutel trug. |
Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, | Mir zum Ärger trägt Frideprecht runde Sporen |
niuwen vezzel hât er baz dan zweier hende breit. | und einen neuen Schwertgurt, mehr als zwei Hände breit. |
rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, | Wenn er den Schwertring wieder auf die Scheide zieht, |
wizzet, mîne vriunde, daz is mir ein herzenleit! | wisst, meine Freunde, dass mir das im Herzen weh tut! |
zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. | Er zog uns zwei neue Handschuhe bis zum Ellenbogen hinauf. |
mugt ir hoeren, wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze vlôch? | Wollt ihr hören, wie derselbe Gemsbock vor dem Tanz mit der Schönen floh? |
Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden | Er gab wohl Fersengeld, gerade so, als ob er gefesselt worden wäre. |
ein swînes blâse, alsô man den wilden hunden tuot. | Eine Schweinsblase, wie man sie den wilden Hunden gibt. |
ofte brach er sînen zelt, als sî doch wol befunden, | Oft unterbrach er seinen Schritt, als sie ihn bemerkten, |
Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. | Hatze und Pletze und jene ihrer Gespielinnen, Hademout. |
frâget Engeltrûten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! | Engeltrut fragte, wie es um ihren Bruder Friedebrecht stand! |
"ach ach, er hât verrenket sich vor vorhte", alsô hât si mir geseit, "der toersche kneht." | "Ach, er hat sich vor Furcht verrenkt, der törichte Knecht", hat sie mir erzählt. |
Sach ab ieman jenen mit der gickelvêhen täcken? | Sah jemand denjenigen mit der bunten Decke? |
die treget er ûf der hende und klopfet ûf sîn niuwez swert: | Die trägt er in den Händen und klopft auf sein neues Schwert: |
dâ mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. | Damit er uns bei Nacht auf der Straße erschrecken kann. |
der selbe dünket sich noch mêr dan drîer bônen wert, | Derselbe meint, we sei mehr als drei Bohnen wert, |
als er danne gerûzet unde gedraeset, der vil übele man, | als er dann ein Geräusch macht und schnaubt, der böse Mann, |
und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. | und ihm seine Decke erklingt , als ob er einen Halsschutz trüge. |
Form und Analyse
Das Winterlied 24 besteht aus 15 Strophen à sechs Versen. Die ersten vier Strophen bilden einen Kreuzreim, die fünfte und sechste Strophe einen Paarreim.
Figuren im Winterlied 24
Die Darstellung der dörper
Die Gruppe der doerper tritt meist in den Winterliedern Neidharts auf: "Figuren, die Neidhart dörper genannt hat, gelten als ein Markenzeichen seiner Winterlieder. [...] dörper sind fiktive Figuren, die zur höfischen Welt und ihrer Ordnung im Kontrast stehen. Sie tragen zwar Zeichen der bäuerlichen Welt, sind aber keine Vertreter einer realen gesellschaftlichen Gruppe" [Schulze 2018: 96]. Zwar sind die dörper bei Neidhart ursprünglich nicht belegt, jedoch bei Walther von der Vogelweide, Heinrich von Veldeke und Gottfried von Straßburg: Hier ist von der doerperheit die Rede, was eine Abweichung vom höfischen Verhalten beschreibt. Um das Publikum zu unterhalten, geht Neidhart sowohl auf ihr Verhalten, als auch auf ihr Erscheinungsbild ein. Die dörper, die bei Neidhart auch unter den Begriffen getelinc, gouch, sprenzelaere, gebire oder dorfman auftauchen, treten prunkvoll auf, haben aber keine Manieren, sie stechen oft aus den Menschenmassen heraus und tragen auffällige Farben und Stickereien, um sich mit der höfischen Welt gleichzustellen bzw. sich dieser anzunähern. Sie tragen außerdem fast immer Waffen oder Schwerter bei sich, deren Beschreibung oft ganze Strophen gewidmet sind. Sie sind aggressiv, streiten oft, wobei Neidhart meistens involviert ist. Gründe hierfür sind zumeist das konkurrierende Werben um eine Frau, oder die Beeinträchtigung Neidharts beim Singen. Nicht genau bekannt ist, ob die Bauern tatsächlich in den ehemaligen Dörfern existiert haben. Neidhart schreibt aber über sie, weil er womöglich Kritik am Verfall des höfischen Lebensstils übt.
Der Sänger
Die Rolle des Sänger-Ichs beläuft sich darauf, dass dieser zwar mit Gesang um seine Dame wirbt, allerdings keinen Erfolg bei ihr hat, wie die zweite Strophe des Liedes zeigt: "ez vervaehet niht, swaz ich ir lange hân gesungen" (II, 3). Der Misserfolgt des Sängers ist in diesem Lied auf "[den] Widerstand und [die] Gleichgültigkeit" der Dame zurückzuführen [Ruh 1984: 119]. Außerdem steht er in Konkurrenz zu den doerpern, gegen die er sich nicht behaupten kann. Obwohl Ruh in seinem Aufsatz nichts dergleichen erwähnt [Ruh 1984: 119], könnte man sagen, dass der Sänger seinen Gesang aufgrund seines Misserfolgs bei seiner Auserwählten aufgibt. Trotzdem hat der Sänger eine bedeutende Rolle: Die Position des Sänger-Ichs scheint insofern privilegiert, als dass es zugleich klagen, in der dörper-Welt kommunizieren und handeln sowie berichten kann und sich somit von dieser konkreten Figurenwelt distanziert" [Haufe 2003: 107].
Die Rolle der vrouwe
Der Natureingang
Der Wintereingang hält eine Strophe lang an. Darin beklagt der Sänger den zu Ende gegangenen Sommer und damit die Tänze und die Geselligkeit. Durch den Wegfall der beiden zuletzt genannten Aktivitäten fällt ein Schleier der Trauer und Sehnsucht auf die Menschen, die Hoffnungsvoll das Ende des Winters herbeisehnen. In Vers drei erfährt der Leser außerdem, dass das Sänger-Ich von seiner Angebeteten ebenfalls keinen Trost erfahren wird, da er bei dieser keinen Erfolg hat. Er fragt sich nun, wie er all das meistern und bis zum nächsten Sommer durchhalten soll. Selbst die Vögel leiden unter diesem Winter.
Der Natureingang im Winterlied 24 wird vom Sänger vorgetragen. Es beginnt eine Klage, in der die Zeichen des Sommers negiert werden [Ruh 1984: 117]: "Sommer, auf dein schönes Wetter müssen wir nun verzichten" (I,1).
Bedeutung der Orte
Fazit: WL 24 als typisches Winterlied?
Literatur
<HarvardReferences />
- [*Haufe 2003] Haufe, Hendrikje: Minne, Lärm und Gewalt. Zur Konstitution von Männlichkeit in den Winterliedern Neidharts, in: Agenturen des Geschlechts. Modelle von Männlichkeit in der Literatur des 13. Jahrhunderts, hg. von Martin Bausch et al., Göttingen 2003 (Agenturen 1), S. 101–122.
- [*Ruh 1984] Ruh, Kurt: Neidharts Lieder. Eine Beschreibung des Typus, in: Kleine Schriften. 1. Dichtung des Hoch- und Spätmittelalters, S. 107–128.
- [*Schulze 2018] Schulze, Ursula: Grundthemen der Lieder Neidharts, in: Neidhart und die Neidhart-Lieder. Ein Handbuch, hg. von Margarete Springeth und Franz Viktor Spechtler, Berlin/Boston 2018, S. 95–116).