Die Weibliche Rede bei Neidhart: Unterschied zwischen den Versionen

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Neidharts Lieder werden in Sommer und Winterlieder unterteilt, die jeweils mit einem Natureingang beginnen. Dieser Natureingang besteht bei den Sommerliedern aus fröhlichen Klängen über den Sommerbeginn und das Blühen der Natur.  
Neidharts Lieder werden in Sommer und Winterlieder unterteilt, die jeweils mit einem Natureingang beginnen. Dieser Natureingang besteht bei den Sommerliedern aus fröhlichen Klängen über den Sommerbeginn und das Blühen der Natur. ( Weiteres dazu :  [[Natureingang und Symbolik in den Liedern Neidharts]]  )
 
Beispiel Sommerlied 4 Stoffe I
Beispiel Sommerlied 4 Stoffe I
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Doch der Sänger will nicht aufgeben und malt sich eine Zukunft mit ihr aus. Der eigentliche Streitpunkt der beiden beginnt erst später, als dem Leser mitgeteilt wir, als ''„der  getrat ich leider alsô nâhen, daz ich ûz ir hende ein glesin grüffel nam“.'' (Vers 3,4/Str.2)
Doch der Sänger will nicht aufgeben und malt sich eine Zukunft mit ihr aus. Der eigentliche Streitpunkt der beiden beginnt erst später, als dem Leser mitgeteilt wir, als ''„der  getrat ich leider alsô nâhen, daz ich ûz ir hende ein glesin grüffel nam“.'' (Vers 3,4/Str.2)
Er hat ihr ihren Griffel gestohlen, was man wörtlich oder auch metaphorisch verstehen kann.Der Raub eines Gegenstandes oder eine Phallusmethaphorik.  
Er hat ihr ihren Griffel gestohlen, was man wörtlich oder auch metaphorisch verstehen kann.Der Raub eines Gegenstandes oder eine Phallusmethaphorik.( Vergleich [[Spiegelmotivik im Sommerlied 22 (Neidhart)]] Dies nimmt er als Pfand zu sich.
Ab Strophe 3, Vers 3, beginnt der eigentliche Dialog:  
Ab Strophe 3, Vers 3, beginnt der eigentliche Dialog:  
Strophe 3, Vers 3-7:
Strophe 3, Vers 3-7:
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Noch nâch iu den reien niht enspringen“''
Noch nâch iu den reien niht enspringen“''


Die Frau kommt zu Wort und spricht über den Griffel-Raub. Sie fühlt sich nicht wohl damit und bestraft ihn mit abwesender Aufmerksamkeit. Der Sänger möchte sie natürlich nicht verlieren und versucht sie zu beruhigen. Doch beide erwarten etwas anderes voneinander und der Streit geht weiter. Die Frau reagiert aber, wie wir es vom Minnesänger nicht gewöhnt sind, selbstbewusst und bestimmt.  
Die Frau kommt zu Wort und spricht über den Griffel-Raub. Sie fühlt sich nicht wohl damit und bestraft ihn mit abwesender Aufmerksamkeit. Der Sänger möchte sie natürlich nicht verlieren und versucht sie zu beruhigen. Doch beide erwarten etwas anderes voneinander und der Streit geht weiter. Die Frau reagiert aber, wie wir es vom Minnesänger nicht gewöhnt sind, selbstbewusst und bestimmt.Sie betont auch, dass er kein Recht auf den Pfand hätte, der er erwähnte.
''„Wâ gesâht ir ie wîp die man alsô gephenden? Jâ getrûwe ichz sust nâch mînem willen wol volenden.“/ nâch dem grüffelîne muose ich senden.“'' (Vers 5,6,7/ Str. IV)


''„Wâ gesâht ir ie wîp die man alsô gephenden? Jâ getrûwe ichz sust nâch mînem willen wol volenden.“/ nâch dem grüffelîne muose ich senden.“'' (Vers 5,6,7/ Str. IV)


Neidharts Frauenbild in diesem Winterlied ist sehr modern. Sie wirken selbstbestimmt, sagen was sie denken und wie sie sich fühlen. Wird eine Frau enttäuscht oder nicht so behandelt wie sie es gerne hätte, scheut sie sich nicht zu zeigen und zu sagen dass sie das nicht gut findet.


''„Wan daz guote liute mir gewâgen,/ jâ, waer ich gehoenet umbe ir rôtez glas.“'' (Vers 1,2/Str. III)
Neidharts Frauenbild in diesem Winterlied ist sehr modern. Sie wirken selbstbestimmt, sagen was sie denken und wie sie sich fühlen. Wird eine Frau enttäuscht oder nicht so behandelt wie sie es gerne hätte, scheut sie sich nicht zu zeigen und zu sagen dass sie das nicht gut findet, egal was die Gesellschaft sagt.






= Die Rolle der Frau in Neidharts Sommerliedern  =
= Die Rolle der Frau in Neidharts Sommerliedern  =
Neidharts Sommerlieder zeigen mehrere Arten von Frauengesprächen auf. Diese werden nun folgend einzeln besprochen


==Mutter-Tochter Gespräche==
Mutter-Tochter Dialoge sind, wie der Name schon sagt, Gespräche zwischen Mutter und Tochter. In diesen findet meist eine Auseinandersetzung der beiden Frauen statt, in der die fürsorgliche Mutter ihre Tochter vor den Männern warnt. Die Mutter ist der Meinung, ihre Tochter sollte sich für Männer, mit dem gleichen Stand interessieren und nicht für einen Ritter. Doch auf den Rat der Mutter hört die Tochter nicht. Meistens droht die Mutter mit Gewalt und ihrer Autorität, wenn die Tochter nicht auf sie hört. Dies ist z.B. in den Sommerliedern 16,19 und 23 auch der Fall.
(Für weitere Informationen :  [[Mutter-Tochter-Dialoge am Beispiel von Sommerlied 18 (Neidhart)]]


= Mutter-Tochter Gespräche =
Im Sommerlied 19 macht sich die Mutter nur Sorgen um ihre Tochter, während in anderen Lieder die Mutter sogar mit Gewalt droht und handgreiflich wird. Doch der Tochter ist jedes Mittel recht um am Ende nur zum Tanze zu kommen. Siegfried Beyschlag macht in seinen Handschriften "Die Lieder Neidharts"<ref>Beyschlag, Siegfried :Die Lieder Neidharts. Der Textbestand der Pergament-Handschriften und der Melodien. Hrsg. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1975, S. 560.</ref> klar, dass in den Sommerliedern Neidharts deutlich wird, dass die Rollenfunktionen so verkehrt wurden, sodass sie die Funktionen nicht mehr erfüllen können. Die Tochter darf nicht ohne Aufsicht zu einem Tanzabend, dass könnte ihr nämlich sogar die Jungfräulichkeit rauben, wenn sie nicht aufpasst.  
Mutter-Tochter Dialoge sind, wie der Name schon sagt, Gespräche zwischen Mutter und Tochter. In diesen findet meist eine Auseinandersetzung der beiden Frauen statt, in der die fürsorgliche Mutter ihre Tochter vor den Männern warnt. Die Mutter ist der Meinung, ihre Tochter sollte sich für Männer, mit dem gleichen Stand interessieren und nicht für einen Ritter. Doch auf den Rat der Mutter hört die Tochter nicht. Meistens droht die Mutter mit Gewalt und ihrer Autorität, wenn die Tochter nicht auf sie hört. Die Mutter ist nach Bennewitz eine " Tugendwächterin", die auf ihre Tochter acht geben muss, damit sie nicht in fremde Hände gerät.  
Die Druckmittel der Mutter sind meist nicht nachvollziehbare Argumente die sie mit jeglichen Druckmitteln , wie Gewalt oder Arbeit, noch einmal verstärkt.
Trotz allem ist die Tochter, in fast allen Lieder, der Mutter überlegen. Trotzdem vergessen beide eins, sie sind immer noch dem Vater unterlegen, der hier aber nie zu Wort kommt.<ref>Bennewitz, Ingrid: "Wie ihre Mütter?" Zur männlichen Inszenierung des weiblichen Streitgesprächs in  Neidharts Sommerliedern. Stuttgart : Heinz, 1994, S. 192ff.</ref>


Es gibt diese Mutter-Tochter Gespräche auch mit vertauschten Rollen. Hier spielt die Tochter die fürsorgliche Rolle, die sonst die Mutter übernimmt. Neidhart verwendet diesen Rollentausch in einigen Liedern wie z.B. im Sommerlied 1. Das Verhalten der Mutter entspricht hier einem liebeslustigen Mädchens die übermütig und naiv handelt.  
Es gibt diese Mutter-Tochter Gespräche auch mit vertauschten Rollen. Hier spielt die Tochter die fürsorgliche Rolle, die sonst die Mutter übernimmt. Neidhart verwendet diesen Rollentausch in einigen Liedern wie z.B. im Sommerlied 1. Das Verhalten der Mutter entspricht hier einem liebeslustigen Mädchens die übermütig und naiv handelt.  
Aber auf die Warnungen der Tochter hört die Mutter nicht. Sie rebelliert, wie es normalerweise ihre Tochter tun würde, und versucht durch Autorität zu überzeugen.
„tohter lâ mich âne nôt!“ (Vers 3/Str. II)


Hier sieht man, dass nicht nur die Mädchen bei einem Tanz einen Ritter überzeugen wollen, sondern auch deren Mütter.


= Die Mutter =
„wa umbe sollte ich hie bestân/ sît ich sô vil geverten hân?“ (Vers 4,5/ Str.III)
 
Ingrid Bennewitz versucht in ihrem Aufsatz , dieses Rollenverhalten mit Aussagen von Nancy Friday über die Strukturen von Mutter-Tochter zu vergleichen. Nach Nancy Friday waren viele neidisch auf ihre Freundinnen oder Töchter und darauf gab es zweierlei Verhaltensweisen. Entweder sie entzogen sich dem Wettbewerb, weil sie keine Chance sahen oder legten ein Konkurrenzverhalten auf.<ref>Bennewitz. S. 181</ref>
 
 
== Die Mutter==
Nicht nur die angebeteten Mädchen stehen im Zentrum Neidharts, sondern auch ihre Mütter. Diese übernehmen ebenso die sommerliche Freude und fühlen sich auf einmal wieder jung und wollen mit zum Tanz. Sandra Linden stellt in ihrem Text "Die Lebenslustige Alte" <ref>Linden,  Sandra:  Die  liebeslustige  Alte.  Ein  Topos  und  seine  Narrativierung  im  Minnesang. In: Elm/Fitzon/Liess/Linden 2009, S. 137–164.</ref>fest, dass die die Figur der Lebenslustigen Alten als Gegenfigur zur Tochter steht.  
Nicht nur die angebeteten Mädchen stehen im Zentrum Neidharts, sondern auch ihre Mütter. Diese übernehmen ebenso die sommerliche Freude und fühlen sich auf einmal wieder jung und wollen mit zum Tanz. Sandra Linden stellt in ihrem Text "Die Lebenslustige Alte" <ref>Linden,  Sandra:  Die  liebeslustige  Alte.  Ein  Topos  und  seine  Narrativierung  im  Minnesang. In: Elm/Fitzon/Liess/Linden 2009, S. 137–164.</ref>fest, dass die die Figur der Lebenslustigen Alten als Gegenfigur zur Tochter steht.  
Lieder die diese Situation darstellen sind das Sommerlied 1,9 und 17.  
Lieder die diese Situation darstellen sind das Sommerlied 1,9 und 17.  
Im Sommerlied 17 freut sich die Tochter auf einen bevorstehenden Tanz. Diese Freunde geht über auf die Mutter, die sich plötzlich wieder jung fühlt.
Im Sommerlied 17 freut sich die Tochter auf einen bevorstehenden Tanz. Diese Freunde geht über auf die Mutter, die sich plötzlich wieder jung fühlt.


„wan daz mînem hâre  
''wan daz mînem hâre  
die locke sint/ grîse:  
die locke sint grîse:  
die will ich bewinden  
die will ich bewinden mit sîden.  
mit sîden.  
tohter, wâ ist mîn rîse?'''
tohter, wâ ist mîn rîse?
(SL7 Stophe 6)


Sie will ihre Tochter zum Tanz begleiten, doch die Tochter übernimmt nun die fürsorgliche Rolle und will sie davon abhalten und rät ihr lieber zu Bett zu gehen.  
Sie will ihre Tochter zum Tanz begleiten, doch die Tochter übernimmt nun die fürsorgliche Rolle und will sie davon abhalten und rät ihr lieber zu Bett zu gehen.  
''wer hât iuch beroubet  
''wer hât iuch beroubet  
der sinne gar?  
der sinne gar?  
slâfe''t!
slâfe't!''
(SL 17 Strophe 6)


Doch die Mutter überredet sie schließlich und begleitet sie zu dem Tanz.  
Doch die Mutter überredet sie schließlich und begleitet sie zu dem Tanz.  


„Wie si den strît liezen, will ich iu bescheiden:  
''Wie si den strît liezen, will ich iu bescheiden:  
daz magedîn begunde sîner muoter leiden.
daz magedîn begunde sîner muoter leiden.''


In diesem Lied merkt man sofort, dass die Rollen vertauscht wurden. Die Mutter wirkt ungeduldig und will umbedingt zum Tanz und die Tochter spielt hier die Rolle der Beschützerin und rät ihr davon ab.  
In diesem Lied merkt man sofort, dass die Rollen vertauscht wurden. Die Mutter wirkt ungeduldig und will umbedingt zum Tanz und die Tochter spielt hier die Rolle der Beschützerin und rät ihr davon ab.  
Ebenso ist es in Sommerlied 9.
Ebenso ist es in Sommerlied 9.






= Gespielinnen Lieder =
== Gespielinnen Lieder ==


In diesen Dialogen unterhalten sich zwei Freundinnen miteinander und reden  meistens über gemeinsame Wünsche und Interessen, sowie ihr Vertrauen dem anderen gegenüber. Im Zentrum ihrer Gespräche steht natürlich ihre Werber. Ähnlich wie bei bei den Mutter- Tochter Gesprächen lassen sich die Frauen nicht auf einen Mann gleiches Standes ein, sondern auf einen Mann mit einem höheren Stand.   
In diesen Dialogen unterhalten sich zwei Freundinnen miteinander und reden  meistens über gemeinsame Wünsche und Interessen, sowie ihr Vertrauen dem anderen gegenüber. Im Zentrum ihrer Gespräche steht natürlich ihre Werber. Ähnlich wie bei bei den Mutter- Tochter Gesprächen lassen sich die Frauen nicht auf einen Mann gleiches Standes ein, sondern auf einen Mann mit einem höheren Stand.   
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Ein Beispiel für ein Gespräch unter Freundinnen finden wir im Sommerlied 14. Dieses beginnt mit einem sommerlichen Natureingang .
Ein Beispiel für ein Gespräch unter Freundinnen finden wir im Sommerlied 14. Dieses beginnt mit einem sommerlichen Natureingang .
''„Ine gesach die heide / nie baz gestalt, / in liehter ougenweide / den grüenen walt“''
 
''„Ine gesach die heide
nie baz gestalt,  
in liehter ougenweide  
den grüenen walt“''


Der Sänger fordert die Mädchen auf, sich einen Partner für den nächsten Tanz zu suchen um den Sommer zu empfangen.  
Der Sänger fordert die Mädchen auf, sich einen Partner für den nächsten Tanz zu suchen um den Sommer zu empfangen.  
''"ir mägde, ir sult iuch zweien,  
''ir mägde, ir sult iuch zweien,  
gein dirre liehten sumerzît in hôhem muote reien."''
gein dirre liehten sumerzît in hôhem muote reien.''
Ab Strophe 4 kommt das erste Mädchen zu Wort und klagt über die Männer. Sie will sich nicht hübsch machen, um dann nicht umworben zu werden. Doch ihre Freundin ermutigt sie und weiß  sicher, dass es jemanden gibt der sich für sie interessiert.  
Ab Strophe 4 kommt das erste Mädchen zu Wort und klagt über die Männer. Sie will sich nicht hübsch machen, um dann nicht umworben zu werden. Doch ihre Freundin ermutigt sie und weiß  sicher, dass es jemanden gibt der sich für sie interessiert.  
Hier unterstützen sich die Mädchen gegenseitig, so wie es in einer Freundschaft auch sein sollte.  
Hier unterstützen sich die Mädchen gegenseitig, so wie es in einer Freundschaft auch sein sollte.  
Anders verhalten sich die befreundete Mädchen in Sommerlied 20. In diesem Lied erzählt eine der anderen von ihrem Verehrer, doch will seinen Namen nicht nennen. Das macht die andere Freundin sauer und es kommt zu einem Streit mit derber Wortwahl. Hier wird, wie schön erwähnt, die höfische Sprache total vergessen und sie verfallen in einen derben Streit.
Anders verhalten sich die befreundete Mädchen in Sommerlied 20. In diesem Lied erzählt eine der anderen von ihrem Verehrer, doch will seinen Namen nicht nennen. Das macht die andere Freundin sauer und es kommt zu einem Streit mit derber Wortwahl. Hier wird, wie schön erwähnt, die höfische Sprache total vergessen und sie verfallen in einen derben Streit.


''„Ich mac wol dîn ungevüege schelden:  
''Ich mac wol dîn ungevüege schelden:  
dû muost immer wider mich sô gelfer worte enkelden.  
dû muost immer wider mich sô gelfer worte enkelden.  
wir hieten beide baz gedagt.  
wir hieten beide baz gedagt.  
hiute sî dir widersagt  
hiute sî dir widersagt  
dienest unde triuwe!  
dienest unde triuwe!  
dîn muot istiteniuwe.“'' ( Stophe 7)
dîn muot istiteniuwe.“' ( Stophe 7)


Nach diesem Streit entzweit die Freundschaft und die beiden sehen sich nie wieder. Man könnte sogar davon sprechen, dass ein Mann die Freundinnen entzweit.  
Nach diesem Streit entzweit die Freundschaft und die beiden sehen sich nie wieder. Man könnte sogar davon sprechen, dass ein Mann die Freundinnen entzweit. Es endet leider mit derben Beschimpfungen und dem Ende einer Freundschaft.
''„si wurden beide ein ander gram.“'' (Strophe 8)
''„si wurden beide ein ander gram.“'' (Strophe 8)


.........................








= Sänger - Mädchen Dialoge =  
== Sänger - Mädchen Dialoge ==


Aber nicht nur Frauen reden bei Neidhart miteinander, so wie es bisher aufgezeigt wurde. Unterhaltungen zwischen einem Mädchen und einem Ritter findet man z.B. in den Sommerliedern 13, 22 und 24. Meist beginnen diese mit einem Selbstgespräch des Mädchens ,wie im Sommerlied 13. Sie beklagt sich über die Gesellschaft aber freut sich auf den bevorstehenden Tanz mit ihrem  Angebeteten. ''“Worte des liebenden Mannes, Bekenntnis steter gegenseitiger Herzensverbundenheit, Leid des Getrenntseins und Beglückung im Wissen um vriunt und triuwe“'' zeichnet diese Gattung der Lieder Niedharts aus.<ref>Die Lieder Neidharts. Der Textbestand der Pergament-Handschriften und der Melodien. Hrsg. von Siegfried Beyschlag. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1975, S. 549.</ref>
Aber nicht nur Frauen reden bei Neidhart miteinander, so wie es bisher aufgezeigt wurde. Unterhaltungen zwischen einem Mädchen und einem Ritter findet man z.B. in den Sommerliedern 13, 22 und 24. Meist beginnen diese mit einem Selbstgespräch des Mädchens ,wie im Sommerlied 13. Sie beklagt sich über die Gesellschaft aber freut sich auf den bevorstehenden Tanz mit ihrem  Angebeteten. ''“Worte des liebenden Mannes, Bekenntnis steter gegenseitiger Herzensverbundenheit, Leid des Getrenntseins und Beglückung im Wissen um vriunt und triuwe“'' zeichnet diese Gattung der Lieder Niedharts aus.<ref>Die Lieder Neidharts. Der Textbestand der Pergament-Handschriften und der Melodien. Hrsg. von Siegfried Beyschlag. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1975, S. 549.</ref>
So sehnt sich im Sommerlied  13 der Mann nach dem Mädchen und in Sommerlied 24 das Mädchen nach dem auf sie wartenden Mann.  
So sehnt sich im Sommerlied  13 der Mann nach dem Mädchen und in Sommerlied 24 das Mädchen nach dem auf sie wartenden Mann.  
In diesen Liedern wird die Freunde über das Zusammensein und die Liebe nicht verschwiegen , sondern frei raus geäußert, trotz dass die Gesellschaft sie nicht zusammen sehen will.  
In diesen Liedern wird die Freunde über das Zusammensein und die Liebe nicht verschwiegen , sondern frei raus geäußert, trotz dass die Gesellschaft sie nicht zusammen sehen will.  


= Fazit =  
= Fazit =  
Bei Neidhart ändert sich aber das ganze und die Frau, die eigentlich begehrt wird, begehrt nun die Männer. ''„Sie erscheint in dieser Rolle nicht länger als passive Statue, sonder als aktive Handelnde, die von sexueller Lust getrieben zu sein scheint“''<ref>Manlîchiu wîp, wîplîch man Zur Konstruktion der Kategorien 'Körper' und 'Geschlecht' in der deutschen Literatur des Mittelalters. Hrsg. von Ingrid Bennewitz und Helmut Tervooren. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1999, S. 265.</ref>
Das typische Frauenbild des Mittelalters gilt hier nicht mehr. Bei Neidhart ändert sich aber das ganze und die Frau, die eigentlich begehrt wird, begehrt nun die Männer. ''„Sie erscheint in dieser Rolle nicht länger als passive Statue, sonder als aktive Handelnde, die von sexueller Lust getrieben zu sein scheint“''<ref>Manlîchiu wîp, wîplîch man Zur Konstruktion der Kategorien 'Körper' und 'Geschlecht' in der deutschen Literatur des Mittelalters. Hrsg. von Ingrid Bennewitz und Helmut Tervooren. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1999, S. 265.</ref>  
Doch scheint es als würde ihr Trieb die Frauen bestimmen. Oft, vor allem während eines Streites, wird unhöfliche Sprache verwendet, was auf einen niedrigeren Stand hinweist. Das ist ein weiterer Hinweis auf den Rollentausch Neidharts. In seinen Liedern ist der Ritter der mit dem höheren Stand und nicht wie sonst die Dame.


Insgesamt darf man auch behaupten ,dass Neidhart ein modernes Frauenbild aufzeigt. Seine Frauenrollen sind sehr verschieden, sodass man annehmen kann, er habe sich viel mit den verschiedenen Seiten der Frauen beschäftigt damit er sie vielseitig darstellen kann.  
Insgesamt darf man auch behaupten ,dass Neidhart ein modernes Frauenbild aufzeigt. Seine Frauenrollen sind sehr verschieden, sodass man annehmen kann, er habe sich viel mit den verschiedenen Seiten der Frauen beschäftigt damit er sie vielseitig darstellen kann.  
= Literaturverzeichnis =
= Literaturverzeichnis =
'''Primärliteratur'''
Die Lieder Neidharts. Hrsg. von Edmund Wießner, fortgeführt von Hanns Fischer. 5., verbesserte Auflage hrsg. von Paul Sappler. Mit einem Melodieanhang von Helmut Lommnitzer. Tübingen: Niemeyer 1999
'''Sekundärliteratur'''


BENNEWITZ, Ingrid: "Wie ihre Mütter"? : zur männlichen Inszenierung des weiblichen Streitgesprächs in Neidharts Sommerliedern. In: Sprachspiel und Lachkultur / hrsg. von Angela Bader 1994
BENNEWITZ, Ingrid: "Wie ihre Mütter"? : zur männlichen Inszenierung des weiblichen Streitgesprächs in Neidharts Sommerliedern. In: Sprachspiel und Lachkultur / hrsg. von Angela Bader 1994
BENNEWITZ, Ingrid : Manlîchiu wîp, wîplîch man Zur Konstruktion der Kategorien 'Körper' und 'Geschlecht' in der deutschen Literatur des Mittelalters. Hrsg. von Ingrid Bennewitz und Helmut Tervooren. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1999,
BEYSCHLAG, Siegfried. „Die Lieder Neidharts. Der Textbestand der Pergament- Handschriften und die Melodien.“ Darmstadt 1975
LINDEN, Sandra: Die liebeslustige Alte. Ein Topos und seine Narrativierung im Minnesang. In: Elm/Fitzon/Liess/Linden 2009,
LOLEIT, Simone : Zeit- und Alterstopik im MinnesangEine Untersuchung zu Liedern Walthers von der Vogelweide, Reinmars, Neidharts und Oswalds von Wolkenstein, 2018


SCHWEIKLE, Günther: Neidhart. Stuttgart 1990 (SM 253)
SCHWEIKLE, Günther: Neidhart. Stuttgart 1990 (SM 253)
= Kommentar =

Version vom 12. März 2021, 00:46 Uhr

„Die hohe Dame des Minnesangs - so lautet das gängige Handbuchwissen - zeichnet sich aus durch ihre Idealität und Unerreichbarkeit; sie gilt als der Inbegriff der Schönheit und Tugend, als erstrebenswertes Wunschobjekt des Sänger-Ichs in seiner Rolle als unermüdlich Werbender und im Glück seiner Werbung zugleich Leidender.“[1]


So beschreibt Edith Wenzel in ihrem Buch "Manlîchiu wîp, wîplîch man"das typische Frauenbild im Minnesang. Die Frau ist ein Wunschobjekt des Sängers, die sich meistens ohne zu Wort zu kommen, hingibt.Doch bei Neidhart ist das anders. Er lässt Frauen zu Wort kommen, Probleme austauschen und sogar miteinander streiten.

In diesem Artikel wird versucht auf die Frauenrollen in Neidharts Sommer und Winterliedern einzugehen und insbesondere zu untersuchen wann, wie und warum die Frauen hier zu Wort kommen.


Hinweis: Dieser Artikel ist noch nicht abgeschlossen und befindet sich aktuell in Bearbeitung!

Neidharts Lieder werden in Sommer und Winterlieder unterteilt, die jeweils mit einem Natureingang beginnen. Dieser Natureingang besteht bei den Sommerliedern aus fröhlichen Klängen über den Sommerbeginn und das Blühen der Natur. ( Weiteres dazu : Natureingang und Symbolik in den Liedern Neidharts )

Beispiel Sommerlied 4 Stoffe I

sî wir alle Wir sind froh
frô mit schalle! und jubeln!
sumer ist komen in diu lant. Sommer ist in das Land gekommen.

Der Wintereingang dagegen ist trist und beinhaltet Klagen über den vergangenen Sommer. Oft spricht der Sänger von der genommenen Freude bei Wintereinbruch. Beispiel Winterlied 24 :

Summer, dîner süezen weter Sommer, auf dein schönes Wetter
müezen wir uns ânen: müssen wir verzichten:
dirre kalte winder trûren unde senen gît. dieser kalte Winter erweckt Trauer und Sehnsuchtsschmerz.

Doch eins haben beide Lieder gemeinsam. Bei beiden steht der Tanz und Feierei im Mittelpunkt. Im Sommer unter schönen Linden, während im Winter in den Stuben getanzt wird. Und das ist auch der Ort des ganzen Geschehens. Die Tänze sind nicht zur Unterhaltung gedacht, sondern eher zur sexuellen Kontaktaufnahme mit dem anderen Geschlecht[2]


Die Rolle der Frau in Neidharts Winterliedern am Beispiel Winterlied 9

Winterlieder sind oft Monologlieder des Sänger- Ichs. Das Lied beginnt, wie gewohnt, mit einem klassischen winterlichen Natureingang . Hier werden die schweigenden Vögel und die schlafenden Blumen erwähnt, die Hinweise auf den vergangenen Sommer darstellen. Gleichzeitig spricht das Sänger-Ich von der unerwiderten Lieber seiner Angebeteten, was oft mit dem Ende des Sommers und des Winterbeginns verglichen wird. Doch der Sänger will nicht aufgeben und malt sich eine Zukunft mit ihr aus

„Nu ist der kleinen vogelîne singen und der liehten bluomen schîn vil hast zergân. wolde ein wîp mir liebez ende bringen, mir waer, als ichs immer bêde solde hân, diu mich ir genâden ie verzêch von kindes beine; doch bit ich die guoten, dazs ir triuwe an mir erscheine, mînes herzen küneginne ich meine.

Doch der Sänger will nicht aufgeben und malt sich eine Zukunft mit ihr aus. Der eigentliche Streitpunkt der beiden beginnt erst später, als dem Leser mitgeteilt wir, als „der getrat ich leider alsô nâhen, daz ich ûz ir hende ein glesin grüffel nam“. (Vers 3,4/Str.2) Er hat ihr ihren Griffel gestohlen, was man wörtlich oder auch metaphorisch verstehen kann.Der Raub eines Gegenstandes oder eine Phallusmethaphorik.( Vergleich Spiegelmotivik im Sommerlied 22 (Neidhart) Dies nimmt er als Pfand zu sich. Ab Strophe 3, Vers 3, beginnt der eigentliche Dialog: Strophe 3, Vers 3-7:

„sagt mir, liupper herre, dûhte ich iuch sô blas, daz ir mir mîn grüffel nâmet unverdienter dinge? Jâne will ich nimmer iuwern treieros gesingen Noch nâch iu den reien niht enspringen“

Die Frau kommt zu Wort und spricht über den Griffel-Raub. Sie fühlt sich nicht wohl damit und bestraft ihn mit abwesender Aufmerksamkeit. Der Sänger möchte sie natürlich nicht verlieren und versucht sie zu beruhigen. Doch beide erwarten etwas anderes voneinander und der Streit geht weiter. Die Frau reagiert aber, wie wir es vom Minnesänger nicht gewöhnt sind, selbstbewusst und bestimmt.Sie betont auch, dass er kein Recht auf den Pfand hätte, der er erwähnte. „Wâ gesâht ir ie wîp die man alsô gephenden? Jâ getrûwe ichz sust nâch mînem willen wol volenden.“/ nâch dem grüffelîne muose ich senden.“ (Vers 5,6,7/ Str. IV)


Neidharts Frauenbild in diesem Winterlied ist sehr modern. Sie wirken selbstbestimmt, sagen was sie denken und wie sie sich fühlen. Wird eine Frau enttäuscht oder nicht so behandelt wie sie es gerne hätte, scheut sie sich nicht zu zeigen und zu sagen dass sie das nicht gut findet, egal was die Gesellschaft sagt.


Die Rolle der Frau in Neidharts Sommerliedern

Neidharts Sommerlieder zeigen mehrere Arten von Frauengesprächen auf. Diese werden nun folgend einzeln besprochen

Mutter-Tochter Gespräche

Mutter-Tochter Dialoge sind, wie der Name schon sagt, Gespräche zwischen Mutter und Tochter. In diesen findet meist eine Auseinandersetzung der beiden Frauen statt, in der die fürsorgliche Mutter ihre Tochter vor den Männern warnt. Die Mutter ist der Meinung, ihre Tochter sollte sich für Männer, mit dem gleichen Stand interessieren und nicht für einen Ritter. Doch auf den Rat der Mutter hört die Tochter nicht. Meistens droht die Mutter mit Gewalt und ihrer Autorität, wenn die Tochter nicht auf sie hört. Dies ist z.B. in den Sommerliedern 16,19 und 23 auch der Fall. (Für weitere Informationen : Mutter-Tochter-Dialoge am Beispiel von Sommerlied 18 (Neidhart)

Im Sommerlied 19 macht sich die Mutter nur Sorgen um ihre Tochter, während in anderen Lieder die Mutter sogar mit Gewalt droht und handgreiflich wird. Doch der Tochter ist jedes Mittel recht um am Ende nur zum Tanze zu kommen. Siegfried Beyschlag macht in seinen Handschriften "Die Lieder Neidharts"[3] klar, dass in den Sommerliedern Neidharts deutlich wird, dass die Rollenfunktionen so verkehrt wurden, sodass sie die Funktionen nicht mehr erfüllen können. Die Tochter darf nicht ohne Aufsicht zu einem Tanzabend, dass könnte ihr nämlich sogar die Jungfräulichkeit rauben, wenn sie nicht aufpasst. Die Druckmittel der Mutter sind meist nicht nachvollziehbare Argumente die sie mit jeglichen Druckmitteln , wie Gewalt oder Arbeit, noch einmal verstärkt. Trotz allem ist die Tochter, in fast allen Lieder, der Mutter überlegen. Trotzdem vergessen beide eins, sie sind immer noch dem Vater unterlegen, der hier aber nie zu Wort kommt.[4]

Es gibt diese Mutter-Tochter Gespräche auch mit vertauschten Rollen. Hier spielt die Tochter die fürsorgliche Rolle, die sonst die Mutter übernimmt. Neidhart verwendet diesen Rollentausch in einigen Liedern wie z.B. im Sommerlied 1. Das Verhalten der Mutter entspricht hier einem liebeslustigen Mädchens die übermütig und naiv handelt. Aber auf die Warnungen der Tochter hört die Mutter nicht. Sie rebelliert, wie es normalerweise ihre Tochter tun würde, und versucht durch Autorität zu überzeugen.

„tohter lâ mich âne nôt!“ (Vers 3/Str. II)

Hier sieht man, dass nicht nur die Mädchen bei einem Tanz einen Ritter überzeugen wollen, sondern auch deren Mütter.

„wa umbe sollte ich hie bestân/ sît ich sô vil geverten hân?“ (Vers 4,5/ Str.III)

Ingrid Bennewitz versucht in ihrem Aufsatz , dieses Rollenverhalten mit Aussagen von Nancy Friday über die Strukturen von Mutter-Tochter zu vergleichen. Nach Nancy Friday waren viele neidisch auf ihre Freundinnen oder Töchter und darauf gab es zweierlei Verhaltensweisen. Entweder sie entzogen sich dem Wettbewerb, weil sie keine Chance sahen oder legten ein Konkurrenzverhalten auf.[5]


Die Mutter

Nicht nur die angebeteten Mädchen stehen im Zentrum Neidharts, sondern auch ihre Mütter. Diese übernehmen ebenso die sommerliche Freude und fühlen sich auf einmal wieder jung und wollen mit zum Tanz. Sandra Linden stellt in ihrem Text "Die Lebenslustige Alte" [6]fest, dass die die Figur der Lebenslustigen Alten als Gegenfigur zur Tochter steht. Lieder die diese Situation darstellen sind das Sommerlied 1,9 und 17. Im Sommerlied 17 freut sich die Tochter auf einen bevorstehenden Tanz. Diese Freunde geht über auf die Mutter, die sich plötzlich wieder jung fühlt.

wan daz mînem hâre die locke sint grîse: die will ich bewinden mit sîden. tohter, wâ ist mîn rîse? (SL7 Stophe 6)

Sie will ihre Tochter zum Tanz begleiten, doch die Tochter übernimmt nun die fürsorgliche Rolle und will sie davon abhalten und rät ihr lieber zu Bett zu gehen. wer hât iuch beroubet der sinne gar? slâfe't! (SL 17 Strophe 6)

Doch die Mutter überredet sie schließlich und begleitet sie zu dem Tanz.

Wie si den strît liezen, will ich iu bescheiden: daz magedîn begunde sîner muoter leiden.

In diesem Lied merkt man sofort, dass die Rollen vertauscht wurden. Die Mutter wirkt ungeduldig und will umbedingt zum Tanz und die Tochter spielt hier die Rolle der Beschützerin und rät ihr davon ab.

Ebenso ist es in Sommerlied 9.


Gespielinnen Lieder

In diesen Dialogen unterhalten sich zwei Freundinnen miteinander und reden meistens über gemeinsame Wünsche und Interessen, sowie ihr Vertrauen dem anderen gegenüber. Im Zentrum ihrer Gespräche steht natürlich ihre Werber. Ähnlich wie bei bei den Mutter- Tochter Gesprächen lassen sich die Frauen nicht auf einen Mann gleiches Standes ein, sondern auf einen Mann mit einem höheren Stand. Das höfische, was sie vorgeben zu sein, verfliegt sofort bei einem Streit um einen Mann. (siehe Beispiel unten Sommerlied 20)

Ein Beispiel für ein Gespräch unter Freundinnen finden wir im Sommerlied 14. Dieses beginnt mit einem sommerlichen Natureingang .

„Ine gesach die heide nie baz gestalt, in liehter ougenweide den grüenen walt“

Der Sänger fordert die Mädchen auf, sich einen Partner für den nächsten Tanz zu suchen um den Sommer zu empfangen. ir mägde, ir sult iuch zweien, gein dirre liehten sumerzît in hôhem muote reien. Ab Strophe 4 kommt das erste Mädchen zu Wort und klagt über die Männer. Sie will sich nicht hübsch machen, um dann nicht umworben zu werden. Doch ihre Freundin ermutigt sie und weiß sicher, dass es jemanden gibt der sich für sie interessiert. Hier unterstützen sich die Mädchen gegenseitig, so wie es in einer Freundschaft auch sein sollte. Anders verhalten sich die befreundete Mädchen in Sommerlied 20. In diesem Lied erzählt eine der anderen von ihrem Verehrer, doch will seinen Namen nicht nennen. Das macht die andere Freundin sauer und es kommt zu einem Streit mit derber Wortwahl. Hier wird, wie schön erwähnt, die höfische Sprache total vergessen und sie verfallen in einen derben Streit.

Ich mac wol dîn ungevüege schelden: dû muost immer wider mich sô gelfer worte enkelden. wir hieten beide baz gedagt. hiute sî dir widersagt dienest unde triuwe! dîn muot istiteniuwe.“' ( Stophe 7)

Nach diesem Streit entzweit die Freundschaft und die beiden sehen sich nie wieder. Man könnte sogar davon sprechen, dass ein Mann die Freundinnen entzweit. Es endet leider mit derben Beschimpfungen und dem Ende einer Freundschaft. „si wurden beide ein ander gram.“ (Strophe 8)



Sänger - Mädchen Dialoge

Aber nicht nur Frauen reden bei Neidhart miteinander, so wie es bisher aufgezeigt wurde. Unterhaltungen zwischen einem Mädchen und einem Ritter findet man z.B. in den Sommerliedern 13, 22 und 24. Meist beginnen diese mit einem Selbstgespräch des Mädchens ,wie im Sommerlied 13. Sie beklagt sich über die Gesellschaft aber freut sich auf den bevorstehenden Tanz mit ihrem Angebeteten. “Worte des liebenden Mannes, Bekenntnis steter gegenseitiger Herzensverbundenheit, Leid des Getrenntseins und Beglückung im Wissen um vriunt und triuwe“ zeichnet diese Gattung der Lieder Niedharts aus.[7] So sehnt sich im Sommerlied 13 der Mann nach dem Mädchen und in Sommerlied 24 das Mädchen nach dem auf sie wartenden Mann. In diesen Liedern wird die Freunde über das Zusammensein und die Liebe nicht verschwiegen , sondern frei raus geäußert, trotz dass die Gesellschaft sie nicht zusammen sehen will.


Fazit

Das typische Frauenbild des Mittelalters gilt hier nicht mehr. Bei Neidhart ändert sich aber das ganze und die Frau, die eigentlich begehrt wird, begehrt nun die Männer. „Sie erscheint in dieser Rolle nicht länger als passive Statue, sonder als aktive Handelnde, die von sexueller Lust getrieben zu sein scheint“[8] Doch scheint es als würde ihr Trieb die Frauen bestimmen. Oft, vor allem während eines Streites, wird unhöfliche Sprache verwendet, was auf einen niedrigeren Stand hinweist. Das ist ein weiterer Hinweis auf den Rollentausch Neidharts. In seinen Liedern ist der Ritter der mit dem höheren Stand und nicht wie sonst die Dame.

Insgesamt darf man auch behaupten ,dass Neidhart ein modernes Frauenbild aufzeigt. Seine Frauenrollen sind sehr verschieden, sodass man annehmen kann, er habe sich viel mit den verschiedenen Seiten der Frauen beschäftigt damit er sie vielseitig darstellen kann.


Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Die Lieder Neidharts. Hrsg. von Edmund Wießner, fortgeführt von Hanns Fischer. 5., verbesserte Auflage hrsg. von Paul Sappler. Mit einem Melodieanhang von Helmut Lommnitzer. Tübingen: Niemeyer 1999


Sekundärliteratur

BENNEWITZ, Ingrid: "Wie ihre Mütter"? : zur männlichen Inszenierung des weiblichen Streitgesprächs in Neidharts Sommerliedern. In: Sprachspiel und Lachkultur / hrsg. von Angela Bader 1994

BENNEWITZ, Ingrid : Manlîchiu wîp, wîplîch man Zur Konstruktion der Kategorien 'Körper' und 'Geschlecht' in der deutschen Literatur des Mittelalters. Hrsg. von Ingrid Bennewitz und Helmut Tervooren. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1999,

BEYSCHLAG, Siegfried. „Die Lieder Neidharts. Der Textbestand der Pergament- Handschriften und die Melodien.“ Darmstadt 1975

LINDEN, Sandra: Die liebeslustige Alte. Ein Topos und seine Narrativierung im Minnesang. In: Elm/Fitzon/Liess/Linden 2009,

LOLEIT, Simone : Zeit- und Alterstopik im MinnesangEine Untersuchung zu Liedern Walthers von der Vogelweide, Reinmars, Neidharts und Oswalds von Wolkenstein, 2018

SCHWEIKLE, Günther: Neidhart. Stuttgart 1990 (SM 253)

Kommentar

  1. Manlîchiu wîp, wîplîch man Zur Konstruktion der Kategorien 'Körper' und 'Geschlecht' in der deutschen Literatur des Mittelalters. Hrsg. von Ingrid Bennewitz und Helmut Tervooren. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1999, S. 264.
  2. Bennewitz, Ingrid: "Wie ihre Mütter?" Zur männlichen Inszenierung des weiblichen Streitgesprächs in Neidharts Sommerliedern. Stuttgart : Heinz, 1994, S. 181.
  3. Beyschlag, Siegfried :Die Lieder Neidharts. Der Textbestand der Pergament-Handschriften und der Melodien. Hrsg. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1975, S. 560.
  4. Bennewitz, Ingrid: "Wie ihre Mütter?" Zur männlichen Inszenierung des weiblichen Streitgesprächs in Neidharts Sommerliedern. Stuttgart : Heinz, 1994, S. 192ff.
  5. Bennewitz. S. 181
  6. Linden, Sandra: Die liebeslustige Alte. Ein Topos und seine Narrativierung im Minnesang. In: Elm/Fitzon/Liess/Linden 2009, S. 137–164.
  7. Die Lieder Neidharts. Der Textbestand der Pergament-Handschriften und der Melodien. Hrsg. von Siegfried Beyschlag. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1975, S. 549.
  8. Manlîchiu wîp, wîplîch man Zur Konstruktion der Kategorien 'Körper' und 'Geschlecht' in der deutschen Literatur des Mittelalters. Hrsg. von Ingrid Bennewitz und Helmut Tervooren. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1999, S. 265.