Trevrizent (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 30. Juni 2012, 19:15 Uhr

Trevrizent ist der Sohn des Frimutel und Enkel des Titurel, damit kommt er direkt aus der Linie der Gralskönige. Anders als sein älterer Bruder Anfortas hat er jedoch dem Rittertum abgeschworen und lebt seitdem als Einsiedler in den Wäldern von Terre Salvaesche. Im IX. Buch des Parzivalromans tifft Parzival auf Trevrizent. Bei den Gesprächen mit dem Einsiedler wird die ritterliche Erziehung Parzivals zum Abschluss gebracht und sein Gottesbild diskutiert.

Handlung

Am Karfreitag begegnet Parzival einem alten, grauhaarigen Ritter namens "Kahenis" mit seiner Frau, seinen zwei Kindern und Gefolge. Dieser tadelt ihn dafür, am Karfreitag eine Waffe zu tragen und rät ihm die Waffen abzulegen und barfuss zu gehen. Parzival rechtfertigt sich damit, dass er nicht wisse was für ein Tag heute sei mit den Worten "swie die tage sint genant, daz ist mir allez unbekant" (447, 23-24) und äußert, dass er nicht gottesfürchtig sei, da Gott ihm seine Hilfe also "sîn helfe" (447, 30) verwehren würde. Die Töchter von Kahenis wollen, dass Parzival mit ihnen isst. Dieser jedoch lehnt das Angebot ab, da sie Gott lieben und er ihn deswegen hassen würde. Daraufhin reitet Parzival davon, besinnt sich jedoch auf "waz ob got helfe phligt" (451, 13) und lässt sich von seinem Pferd zu Trevrizent bringen. Trevrizent hat zu Jugendzeiten im Minnedienst gekämpft, jedoch der Welt entsagt nachdem sein Bruder Anfortas gelähmt war, seit er sich eine vom Gral nicht gebilligte Geliebte erwählte. Trevrizent lebt in Askese und ernährt sich nur von Kräutern und Wurzeln. Parzival soll von ihm nun unter anderem das geheime Wissen um den Gral erfahren.


Erkenntnisse Parzivals

Parzival kommt zu Trevrizent (UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, Bd. 2, Bl. 335r.)

Trevrizent erklärt Parzival exemplarisch am Beispiel des Brudermordes von Kain und Abel die Sündhaftigkeit des Menschen oder "der menschen nît" (464,21) und die Abkehr von Gott. Ebenfalls klärt Trevrizent ihn über die Verwandtschaftsverhältnisse der Gralsfamilie auf. Daraus folgend erkennt Parzival die Schwere seiner begangenen Sünden. Beispielsweise muss Anfortas wegen Parzivals Versäumnis, bei seinem ersten Besuch auf der Gralsburg nach dem Befinden des Gralskönigs zu fragen, weiter leiden. Denn er fragte nicht: "hêrre, wie stet iwer nôt?" (484, 27). Herzeloyde ist in der Trauer über den Verlust von Parzival gestorben. Ebenfalls (und das ist nach Trevrizents Ansicht die größte von Parzivals Sünden) war Ither, den Parzival im Kampf tötete, an dem er Leichenraub beging und in dessen Rüstung Parzival immernoch steckt, der Cousin Parzivals und sein "eigen verch" (475, 21).
Trevrizent rät ihm dazu wieder gottesfürchtig zu leben, also in "Treue auf Gott zu vertrauen" (489, 16) und erklärt Parzival, dass er Gottes Güte und Hilfe nicht einfach einfordern könne, sondern derjenige sie erhält, der sich demütig gegenüber Gottes Willen zeigt. Ebenso erlangt Parzival Klarheit über seine Verwandtschaftsbeziehungen (z. B. zu Ither, den er im Kampf getötet hatte).
Im Gespräch mit Trevrizent erkennt Parzival, dass er führungslos und hilflos umhergeirrt ist. Daraufhin gesteht Parzival, dass es Gotteshass in sich trage und seitdem kein Gottesdiest mehr besucht hätte. Trevrizent predigt Parzival, dass Hass auf Gott sinnlos sei und er sich hüten solle "iuch gein im an wanke" (462,30), da dies Luzifer in die Hölle gebracht hätte. Darüber hinaus solle Parzival Buße für seine begangenen Sünden tun und darauf achten was er spricht, da derjenige sich selbst verurteilt, der unkiusche spricht. Dies rät ihm sein Onkel mit den Worten: "daz dir dîn arbeit hie erhol daz dort diu sêle ruowe dol" (499, 29-30). Resultierend aus diesen Erkenntnissen kommt Parzival zu einem viel tiefgründigerem Gottesbild und erlangt durch die Gespräche mit Trevrizent die Gabe der Selbstreflexion.
Weiterhin erklärt Trevrizent, dass man den Gral nicht finden kann wenn man danach sucht, da "den gral nieman bejagn"(468,12) kann.Der Gral beruft vielmehr denjenigen zu sich, von dem er gefunden werden will. Dies geschieht durch eine Inschrift, ein "epitafum" (470,24), die auf dem Gral erscheint. Ebenso können nur Berufene den Gral sehen. Des Weiteren müssen Ritter, die sich zum Gralsdienst entschließen, der Minne zu Frauen entsagen, da nur der Gralskönig eine "reine Fraue" heiraten darf.

Verwandtschaften