Parzivals Schwerter
In Wolframs Parzival besitzt der Held zwei Schwerter, zum einen das Ither-Schwert und zum anderen das Gral-Schwert, was für einen Ritter sehr verwunderlich ist. Parzival hat beide Schwerter auf sehr ungewöhnliche Weise erlangt: Das Ither-Schwert hat er dessen früheren Besitzer nach einem unrühmlichen Kampf abgenommen, wohingegen er das Gral-Schwert bei seinem ersten Besuch auf der Gralsburg erhalten hat. Dieser Artikel soll sich mit der Funktion der beiden Schwertern beschäftigen, ihrer Herkunftsgeschichte und auch mit ihrer narrativen Funktion.
Ither-Schwert
Bei der ersten Begegnung zwischen Parzival und Ither am Arthushof wird eine Beschreibung das Ither-Schwerts gegeben (145,26): al rôt nâch des heldes ger / was im sîn swert gerœtet, / nâch der scherpfe jedoch gelœtet. Es ist so rot wie auch der Rest von Ithers Rüstung und wird mit seiner Härte als gute Waffe beschrieben.
Nachdem Parzival Ither bei ihrer zweiten Begegnung erschlägt, versucht der Held der Erzählung zunächst, erfolglos, die Rüstung des toten Ritters anzulegen. Daher wird er von Iwânet unterstützt, der ihm beim Anlegen der Rüstung hilft und ihm auch das Ither-Schwert umgegürtet (157,22): der gurte im umbe ein scharpfez swert: / daz lêrt ern ûz ziehen/ und widerriet im fliehen. Zudem erklärt Iwânet Parzival die Regeln des ritterlichen Kampfes. Mit dem Anlegen der Rüstung und des Schwerts wird Parzival – zumindest äußerlich – zum Ritter[1] Schröder ist der Meinung, dass es sich hier um eine "merkwürdige schwertleite" [Schröder 1971: 114] handle.
Parzival bereut sein Verhalten erst nicht, da er später durch Trevrizent erfährt, dass mit Ither einen Verwandten getötet hat (499,13-16). Auch wenn es nicht explizit im Text steht, außer beim Kampf mit Feirefiz, ist anzunehmen, dass Parzival seine Kämpfe mit dem Ither-Schwert ausficht, da das Gralsschwert eher ungeeignet zum Kämpfen ist, da es nach dem ersten Schlag zerbricht, doch dazu im nächsten Punkt mehr. Parzival siegt fast immer und benutzt das Ither-Schwert daher erfolgreich.
Im Kampf mit Feirefiz zerbricht das Ither-Schwert jedoch (744,10-18):
von Gaheviez daz starke swert | Das starke Schwert von Gaheviez |
mit slage ûfs heidens helme brast | traf mit einem gewaltigen Hieb den Helm des Heiden und zersprang: |
sô daz der küene rîche gast | der mächtige, kühne Herr aus dem Orient |
mit strûche venje suochte. | ging in die Knie. |
got des niht langer ruochte, | Gott wollte es nicht länger dulden, |
daz Parzivâl daz rê nemen | daß Parzivâls Hand |
in sîner hende solde zemen: | mit Leichenraub umging. |
daz swert er Ithêre nam, | Er hatte ja einst dieses Schwert, |
als sîner tumpheit dô wol zam. | mit dem Recht kindlicher Dummheit, Ithêr abgenommen. |
Mit dem Zerbrechen des Schwertes wird verhindert, dass Parzival seinen eigenen Bruder tötet oder von diesem getötet wird. Denn als das Ither-Schwert zerbricht, reagiert Feirefiz indem er eigenes Schwert wegwirft. (747,15f.) Nur so bekommen die Brüder die Gelegenheit einander wiederzuerkennen und den Kampft daher nicht fortzusetzen.
Im Kampf mit Feirefiz zeigt sich eine grausame Dopplung zum Kampf mit Ither, da Parzival abermals mit einem Verwandten kämpft. Das Ither-Schwert zerbricht jedoch und bewahrt Parzival davor seinen nächsten Verwandten zu töten. Das Ergebnnis dieses Kampfes ist jedoch nicht Parzivals, sondern Gottes Verdienst, da got des niht langer ruochte.
Gral-Schwert
Beschreibung
239,19-23
ein knappe, der truog ein swert: | als ein Knabe zu ihm tritt, der trug ein Schwert: |
des palc was tûsent marke wert, | Die Scheide allein war tausend Stangen Silber wert, |
sin gehilze was ein rubîn | sein Heft war ein Rubin, |
ouch möhte wol diu klinge sîn | und auch die Klinge |
grôzer wunder urhap. | konnte großes Staunen schaffen. |
Herkunft
Funktion
Einsatz der Schwerter
688,22 -688,26
'unsælec unde unwert | 'Verflucht bin ich und ohne Adel', |
bin ich,' sprach der weinde gast. | sprach weinend der Fremde. |
'aller sælden mir gebrast, | 'Kein Segen war an mir, |
daz mîner gunêrten hant | daß meine Hand |
dirre strît ie wart bekant. | die Schande dieses Kampfes erfahren mußte. |
Er ergibt sich als als schuldig und sagt von seinen Waffen: Sus sint diu alten wâpen mîn / ê dicke und aber worden schîn (689,1-2).
Fazit
Literaturverzeichnis
Textausgabe
Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der ‚Parzival’-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.
Sekundärliteratur
<HarvardReferences /> [*Schröder 1971]: Schröder, Werner: Parzivals Schwerter. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Bd. 100 / 1971, Heft 1/2, S.111-132.
Tax, Petrus W.: Nochmals zu Parzivals zwei Schwertern. Ein nachdenklicher und narrativ-kombinatorischer Versuch über Schwerter und Kampfstrategien, Segen und Impotenzen in Wolframs 'Parzival'. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Bd. 135/ 2006, Heft 3, S. 275-308.
Anmerkungen
- ↑ Parzivals "Obsession" für Ithers Rüstung ergibt sich aus seiner ersten Begegnung mit Rittern, bei der deren Ausrüstung im Fokus steht.(212, 13 - 123, 11) Deshalb ich es folgerichtig, dass er Ithers Ausrüstung fordert, um seine eigene ritterliche Identität zu bilden. Damit bringt Parzival zwar seine kriegerische Erfüllung voran, nicht aber seine eigentliche Identitätsausbildung, denn die ist, wie die Rüstung, nur geliehen. Diese Problematik wird noch einmal verdeutlich, indem es dem Helden nicht möglich ist, den Harnisch von Ither zu lösen und sich selbst zu rüsten.(155, 19-156, 24.) Die problamtische Übernahme der Kampfesausstattung beweist einerseits den illegitimen Vorgang, der Parzival die Rüstung einbrachte, und er fundiert den Aspekt, der widerrechtlichen Identitätsübernahme. Genauer dazu im Artikel Kämpfe mit Verwandten im Parzival - Zerstörung dynastischer Identität ?