Frau Aventiure in Wolframs Parzival

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Hinweis: Dieser Artikel entsteht derzeit im Rahmen des Haupt- und Oberseminars zu Wolframs Parzival (Sommersemester 2015) und bedarf der Überarbeitung.

Der Erzähler des Parzival beruft sich immer wieder auf Frau Aventiure als Quelle seines Wissens und als Garant für die Richtigkeit dessen, was er berichtet. An manchen Stellen, wendet er sich sogar in wörtlicher Rede an sie. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Szenen und Stellen, in denen Frau Aventiure erwähnt oder angesprochen wird und beschreibt wie und zu welchem Zweck dies geschieht.


1. Buch

hie mugt ir grôz wunder losen, Es ist ein großes Wunder, was ihr da hören könnt,
daz im der kocke widerfuor, ich mein: daß ihm die Kogge einfach so begegnete.
als mir diu âventiure swuor. Die Aventiure hat mir aber hoch und heilig versichert, daß es so war.

(58,14-16)[1]

2. Buch

dô hiez ouch er bereiten sich Da befahl auch unser Held -
(sus wert diu âventiure mich) die Aventiure war so freundlich, mir das mitzuteilen -
mit speren wol gemâlen... zu rüsten: schön angemalte Speere...

(59,3-6)

5. Buch

Swer ruochet hoeren war nu kumt Wer Lust hat zu hören, wohin nun der kommt,
den âventiur hât ûz gefrumt, den die Aventiure hinausgeschickt hat,
der mac grôzui wunder der hat Gelegenheit, lauter große und wunderbare Dinge
merken al besunder. zu bemerken.

(224,1-4)

uns tuot die âventiure bekant Die Aventiure hat uns mitgeteilt,
daz er bî dem tage reit, daß er an diesem Tag so weit ritt,
ein vogel hetes arbeit daß ein Vogel Mühe hätte,
solt erz allez hân erflogen. wenn er die ganze Strecke erfliegen sollte.
mich enhab diu âventiure betrogen, Wenn mich die Aventiure nicht belogen hat,
sîn reise unnâch was sô grôz so ist die Reise, die er machte
des tages do er Ithêren schôz, an dem Tag, als er den Ithêr totschoß
unt sît dô er von Grâharz und als er nachher von Grâharz
kom in daz lant ze Brôbarz. bis in das Land Brôbarz kam, lange nicht so weit gewesen.

(224,22-30)

Der Erzähler beruft sich hier auf die Aventiure als Quelle seines Wissens, um damit zu unterstreichen, wie unfassbar weit die Distanz ist, die Parzival hier in nur einem Tag zurücklegt. Es ist typisch, dass der Erzähler dies tut, um Dimensionen von beschriebenen Gegenständen, Personenmerkmalen oder eben Distanzen zu maximieren und gleichzeitig seiner Erzählung Glaubwürdigkeit zu verschaffen. Indem er nämlich eine andere Quelle als sich selbst ins Spiel bringt, kann er jegliche Übertreibung seinerseits von sich weisen. Er selbst wird dadurch nur zum Übermittler der Geschichte und ist für deren Inhalt und Richtigkeit insofern nicht verantwortlich. Wer ihm nicht glaubt, oder die Richtigkeit seiner Angaben in Frage stellt, wird auf die Frau Aventiure weiter verwiesen, die ja widerum nicht direkt zur Nachfrage herangezogen werden kann. Somit muss der Rezipient der Erzählung es wohl oder übel dabei belassen, dem Erzähler zu glauben.

9. Buch

433,1 ff.

Literaturverzeichnis

Textausgabe

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.

Sekundärliteratur

  1. Alle folgenden Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Text und Übersetzung. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.