Race Konzepte im Parzival

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Hinweis: Dieser Artikel entsteht im Rahmen des Hauptseminars Parzival an der Universität Konstanz und befindet sich noch in Bearbeitung.

Diese Seite untersucht die Konzepte von race, die im Parzival[1] dargestellt werden. Hierbei wird insbesondere auf die Konnotationen in den Beschreibungen der jeweiligen Hautfarben eingegangen und wie die Differenzen durch Erzähler und erzählende Figuren klassifiziert werden. Außerdem wird sich dieser Artikel damit auseinandersetzen, inwiefern Religiösität und Hautfarbe zueinander verhalten. In mittelhochdeutscher Literatur findet man häufig eine gegenseitige Bedingbarkeit von Hautfarbe und Religion. Schwarze Menschen sind häufig heidnisch und ändern bisweilen auch ihre Hautfarbe, nachdem sie getauft wurden. Diese wechselseitige Bedingung schlägt sich auch im Parzival nieder, allerdings findet man hier auch weiße Heiden, was die verschiedenen race Konzeptionen besonders interessant macht.

race im Mittelalter

Die Schönheitsideale des höfischen Romans verlangen weiße Haut. Die Begründung für die schwarze Hautfarbe einer Figur liegt laut Oster entweder in der "Herkunft aus einem exotischen Land, [...] [der] Sündhaftigkeit oder Schuld der Figur [...] oder [...] einer körperlichen oder psychischen Krankheit" [Oster 2014: 134] begründet.

Hautfarbe im Parzival

Im Parzival werden nur zwei Hautfarben unterschieden: schwarz und weiß. Feirefiz stellt hierbei eine Mischung beider Farben dar, weshalb er auch als Elster bezeichnet wird. Die Definition eines Schwarzen liefert Hiutegêr, der in Zazamanca Gahmuret sieht und frägt:

mittelhochdeutsch Übersetzung
'wenne oder wie 'Wann oder wie
kom dirre Franzois in diz lant? kam der Franzose in dieses Land?
wer hât den stolzen her gesant? Wer hat den Stolzen hergesandt?
het ich den für einen Môr, Würde ich den für einen Mohren halten,
so waer mîn bester sin ein tôr.' so wäre mein bester Sinn ein Narr.

(37, 16 ff.)

Hier lassen sich wichtige Elemente für das Verständnis von race feststellen: race wird über die lokale Herkunft definiert und wird über die Augen wahrgenommen.

An einigen Stellen kommentiert Wolfram von Eschenbach die Erzählung mit allgemeinen Aussagen, die etwas über Normen und Konventionen der erzählten Welt offenbaren. Diese Aussagen haben eine besondere Gewichtung, da der Erzähler sie selbst ausspricht und nicht über eine Figur vermittelt. Somit fälllt die vermittelnde Funktionen der Aussagen der Figuren weg und der Erzähler trifft selbst eine Aussage. Bereits im ersten Buch stellt er eine Verbindung zwischen Dunkelheit bzw. Schwärze und Bösem her:

mittelhochdeutsch Übersetzung
der unstaete geselle Der untreue Geselle
hât die swarzen varwe gar, enthält die ganze schwarze Farbe
und wirt och nâch der vinster var: und wird auch nach der Finsternis geraten:
sô habet sich an die blanken An die Weißen hält sich
der mit staeten gedanken der mit festen Gedanken.

Hier wird nicht nur eine Verknüpfung des „unstaete[n] geselle[n]“ (1,10) und Schwärze gebildet, sondern auch ein Zusammenhang von Helligkeit und „staeten gedanken“ (1, 14) etabliert. Diese Farbkonnotation setzt sich fort, indem Gott als „helle[r] wirt“ (119, 25) und der Teufel als „swarz“ (119, 26) dargestellt wird. Zwar durchbricht Wolfram von Eschenbach seine Dichotomie, indem er die "agelstern varwe" einführt, doch trotzdem wird diese Zuordnung im Text bisweilen bestätigt.


Bereits vor Parzivals Geburt werden erste race Konzepte eingeführt, wenn Gahmurets Erzählung einsetzt. Gahmuret gelangt nach Zazamanc, wo er die schwarze Königin Belacâne trifft und zur Frau nimmt, und schließlich verlässt, weil seine Rastlosigkeit überhand gewinnt. Während seiner Flucht trifft er auf einen Kapitän, der darauf besteht, dass sie leise sind, damit sicher sind, "vor den die tragent daz swarze vel" (55, 5). Die Tatsache, dass zuvor erwähnt wird, dass der Kapitän "niht [was] als ein Môr gevar" (55,2) macht deutlich, dass hier eine starke Diskrepanz zwischen Schwarzen und Weißen besteht. Zwischen Gahmuret und dem namelosen Kapitän bildet sich eine Verbindung über ihre gemeinsame Hautfarbe und den gemeinsamen Gegner, vor dem sie fliehen wollen.


Innerhalb der erzählten Welt des Parzival ist die Hautfarbe eine Möglichkeit der geografischen Zuordnung, wie durch Hiutegêr (vgl. 37, 16 ff.) offensichtlich wird. Seine Aussage ist jedoch nicht wertfrei; zwar werden die Schwarzen nicht abgewertet, jedoch

Darstellung einzelner Figuren

Religion und Hautfarbe

In der mittelhochdeutschen Literatur sind häufig schwarze Menschen heidnischer Herkunft. wie… in ihrer Studie gezeigt hat, ändern sogar konvertierte schwarze Heiden der französischen Literatur ihre Hautfarbe nach der Taufe. Doch auch in der Heldenepik Kudrun wird ein schwarzer Fürst nach seiner Taufe mit gelbem Haar und weißer Haut beschrieben (Verweis). Diese Beispiele zeigen, dass in der mittelalterlichen Literatur eine Korrelation von Religion und Hautfarbe besteht. Im Parzival werden jedoch von Belacâne auch weiße Heiden erwähnt und der schwarzweiß gefleckte Feirefîz kann sich taufen lassen. Dies deutet darauf, dass hier ein etwas anderes Verhältnis von Religion und Hautfarbe besteht.

Fazit

Schwarze Hautfarbe wird als fremdartig klassifiziert, diese Fremdartigkeit hat eine exotische Anziehungskraft auf die weißen Mitglieder der höfischen Welt. Feirefîz wird von den höfischen Damen sogar fetischisiert. Diese Fremdartigkeit wird allerdings durch die schwarzen Figuren selbst nicht negativ betrachtet. Es ist durchaus Verständnis für die Angst vor dem Fremden da.


<HarvardReferences />

[*Oster 2014] Oster, Carolin: Die Farben höfischer Körper. Farbattribuierung und höfische Identität in mittelhochdeutschen Artus- und Tristanromanen. Berlin: De Gruyter 2014.

  1. Es wird unter Angabe von Strophen und Verszahl zitiert nach: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.