Der Rote Ritter

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dieser Artikel befasst sich mit der Rolle und Konzeption des Roten Ritters in Wolfram von Eschenbachs Parzival. Der Rote Ritter ist eine wiederkehrende Figur, vielmehr eine Sagengestalt in der mittelalterlichen Literatur. Im Parzival lernen wir den Roten Ritter als Ithêr von Gaheviez oder Kukûmerlant kennen. Im Laufe der Geschichte wird die Rolle des Roten Ritters jedoch von Parzival selbst übernommen, nachdem Ithêr zu Tode gekommen ist.

Der Rote Ritter Ithêr von Gaheviez

Ithêr ist der erste Rote Ritter den wir im Verlauf der Parzival Erzählung von Wolfram von Eschenbach kennen lernen. Auch in Chrétien de Troyes Werk gibt es einen vergleichbaren Roten Ritter. [Rosskopf 1972: 156] Ithêr war Mitglied der Tafelrunde (Vgl. 203, 28-204, 4) und ist ein Verwandter Parzivals. Parzival und Ithêr treffen zwei mal aufeinander, beim zweiten Aufeinandertreffen wird Ithêr tödlich von Parzival verwundet (vgl. 156, 10). Zu diesem Zeitpunkt weiß Parzival jedoch nichts von dem bestehenden Verwandtschaftsgrad zwischen Ithêr und ihm. Darüber aufgeklärt wird er erst von Trevrizent, der ihm seine Sünden erklärt.[1] Ithêr wird aufgrund der Farbe seiner Rüstung Roter Ritter genannt. Wolfram beschreibt das Aussehen des Roten Ritters und seines Pferdes sehr genau:

Original 145, 15-28 Übersetzung
ez was Ithêr von Gaheviez:

den rôten rîter man in hiez.

Sîn harnasch was gar sô rôt

daz ez den ougen rœte bôt:

sîn ors was rôt unde snel,

al rôt was sîn gügerel,

rôt samît was sîn covertiur,

sîn schilt noch rœter danne ein fiur,

al rôt was sîn kursît

und wol an in gesniten wît,

rôt was sîn schaft, rôt was sîn sper,

al rôt nâch des heldes ger,

was im sîn swert gerœtet,

nâch der scherpfe iedoch gelœtet.


Es war Ithêr von Gaheviez,

den nannte man den Roten Ritter.

Seine Rüstung war so ganz und gar rot,

dass einem rot vor Augen wurde.

Sein Roß war rot und kühn,

und lauter rot war dessen

Kopfputz. Die Couvertüre war ein roter

Samt, sein Schild noch röter als Feuer.

Ganz rot war der Streitrock, den er trug,

schön weit geschnitten, rot war sein

Speerschaft, rot das Eisen daran, ganz rot

hatte sich der Held sein Schwert ge-

wünscht, und also hatte man es ihm in Gold

gerötet und seine Schärfe hart gemacht.


Der Rote Ritter Parzival

Parzival tötet Ithêr durch einen Speerwurf. Zuvor fordert er von Artus, ihm die Rüstung Ithêrs hu überlassen. Er ist bereit zu kämpfen und "eine Mißbilligung durch Artus hätte ihn davon ebensowenig abhalten können, wie die Bitten der Mutter deinen Auszug aus Soltane verhindern konnten."[Rosskopf 1972:161] Nach Ithêrs Tod übernimmt Parzival die Rolle des Roten Ritters. Parzival ist wie berauscht von der Rüstung Ithers. Er will sie nun in seinen Besitz bringen weil der Besitz ihn in seinen Augen zu einem vollwertigen Ritter machen würde. Er versucht sich eine neue, ritterlîche Identität anzueignen. Dieser Versuch misslingt jedoch, weil das reine Überziehen einer neuen Identität in Form einer rüstung noch keine neue Identität schafft. Sie ist lediglich geliehen. 170, 3-6 *Parzival wird zum ersten mal als Roter Ritter wahrgenommen, ihm wurde also eine neue Identität zugesprochen und übertragen.

Literaturnachweise

<HarvardReferences/> [*Rosskopf 1972] Rosskopf, Rudolf. Der Traum Herzeloydes Und Der Rote Ritter; Erwägungen Über Die Bedeutung Des Staufisch-welfischen Thronstreites Für Wolframs Parzival. Göppingen: Kümmerle, 1972. S. 156-217.
[*Carnevale 2005] Carnevale, Carla. Gesellenstück Und Meisterwerk: Adolf Muschgs Roman Der Rote Ritter Zwischen Auserzählung Und Neuschöpfung Des Parzival. Frankfurt Am Main: P. Lang, 2005. Print.
[*Bumke 2004] Bumke, Joachim. Wolfram Von Eschenbach. 8., Völlig Neu Bearb. Aufl. ed. Stuttgart: Metzler, 2004.

Textausgabe

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.

  1. Zu diesem Thema existiert ein weiterer Artikel: Parzivals Schuld (Wolfram von Eschenbach, Parzival)