Parzival und Liturgie

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Ob und wie liturgische Texte Aufschluss über Wolframs 'Parzival' geben können ist das Thema dieses Artikels. Das soll anhand von Parzivals Schuld und der Bedeutung des Gralsnamen 'lapsit exillis' aufgezeigt werden.

Vor allem die Zeitstruktur des IX bis XVI Buch sind stark österlich geprägt. Wolfram imitiert den Werdegang Parzivals nach seiner Umkehr bei Trevrizent bis zur Gralsberufung mit der Heilsgeschichte Christi. Das Osterfest ist das höchste christliche Fest im Mittelalter. [Tax 1965: S.455] Es stellt sich also die Frage, ob ein österlicher Kern das Fundament des Parzivals von Wolfram ist?

Die Schuld Parzivals

Parzival lässt sich vier Schulden zur Last fallen. Erstens das Verlassen seiner Mutter, welches zu ihrem Tod führt. Zweitens den Verwandtenmord an Ither, der an den Bruder bei Kain und Abel anspielt. du treist zwuo grôze sünde: Ithêrn du hâst erslagen, du solt ouch dîne muoter klagen.(Vers. 499,20) Schlielßlich versäumt Parzival das stellen der Mitleidsfrage bei Anfortas und dann zweifelt Parzival noch an Gott. Wie passt das Bild ein Schuldigen in die christliche Liturgie?

Trevrizent ist für diese Theorie sehr wichtig, doch wie genau wird sich noch zeigen. Er ist es auch der tief von der Erbsünde überzeugt ist, genauso weiß er aus Erfahrung, wie die Schuld die Seele verdüstert. Doch kann bei Parzival nicht von einer bewussten Schuld gesprochen werden. Er macht sich wenn dann objektiv schuldig. Da er gegen das Gebot der Nächstenliebe verstößt.[Tax 1965: S.457/58] Zudem verstößt Parzival gegen das erste, vierte und fünfte Gebot der 'Zehn Gebote'. Erst im neunten Buch wird sich Parzival seiner Schuld bewusst, für die er büßen will. Nachdem Trevrizen Parzival den Fall des Menschengeschlechts durch Adam, von der Erlösertat Christ erzählt hat sagt er (466,11):

mhd deutsch
der schuldige âne riuwe fliuht die gotlichen triuwe swer ab wandelt sünden schulde, der dient nâch werder hulde Wer ohne Reue schuldig ist, der flieht seine Gottestreue - wer aber seine Sündenschuld büßt und bessert, dessen Demut wird einen edlen, gütigen Herren finden

Trevrizent ist also von der Buße überzeugt. Er selbst bußt bereits stellvertretend für Anfortas, ebenso wie er für Parzival die Schuld büßen. Parzival ist von da ab frei von Sünde. (502, 24-28)

mhd deutsch
Trevrizent sich des bewac, er sprach 'gip mir dîn sünde her: vor gote ich bin dîn wandels wer. und leist ich dir hân gesagt: belîp des willen unverzagt. Trevrizent bedachte es und sprach: >> Gib mir deine Sünde her; ich bin vor Gott der Bürge deiner Bekehrung. Du aber tu, was ich dir geraten habe; bleib fest in diesem Willen.<<

Auf seinem Weg widerfährt Parzival noch mehr Gnade, als Heilbringer von Anfortas und der Gralgemeinschaft, erhält er das ewige Leben.[Tax 1965: S.459]

Eine weitere Ähnlichkeit zur christlichen Liturgie ist gilt sowohl für Parzival als auch für Gahmuret. Für das Seelenheil Gahmurets bittet Parzival bei Trevrizent. (474, 30ff). Tax verweist auf Wapnewski, der das Verhalten von Parzival mit dem 1. Johannes-Brief (2, 15-17) vergleicht: 15) Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. 16) Denn alles, was in der Welt ist, des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. 17) Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit. Für Gahmuret soll luat Tax noch viel mehr: "6) Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen." (Rom. 6,23) zutreffen. [Tax 1965: S.460]

Nach Tax ist der Fall von Parzival Grundlage für seine Erhöhung, er bezieht das auf (Rom. 5,20) 'Das Gesetz aber ist dazwischen hineingekommen, damit die Sünde mächtiger würde. Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden'. Darum kann Parzival seine Aventüre bestehen, dem Tod entgehen und das ewig Leben erlangen.

Tax, vergleich die 'paradoxale Grundstruktur' mit der Idee der 'felix cupla', die ihre höchste Form in der Liturgie von Ostern hat. Deshalb verweist er auf das Weihlied 'Exsultet', der Text dazu:


Der 'lapsit exillis'