Cundrîe und Belacâne - scheinbar fremde Figuration im "Parzival"
Hier soll ein Artikel entstehen, der sich mit Cundrîe und Belacâne als "fremde" Figuren beschäftigt. Wie werden sie dargestellt? Ähnlich oder verschieden? Und welche Rolle spielt die kulturell-religiöse Zugehörigkeit und der möglich Übertritt in die christliche Welt?
Analyse
Belacâne
Wolfram beschreibt Gahmurets Anladen im Königreich von Belacâne. Die Beschreibung der Heidin ist schon anfangs von christlichen Attributen geprägt. So trauert sie um ihren toten Geliebten Isenhart und führt seinetwegen eine Racheschlacht. Gahmuret kommt ihr zu Hilfe, sie verliebt sich in ihn und verschreibt sich und ihr Reich dem christlichen Ritter. Belacâne wird weiter als sehr schön beschrieben und auch als sehr gebildet, denn sie kann den auf französisch geschriebenen Abschiedsbrief Gahmurets ohne Probleme lesen. Sie scheint also schon Kontakt mit der französischen Gesellschaft vorweisen zu können. In dem Kontext dieser Szenen ist auffällig, dass vorrangig Gahmuret als Fremder in der heidnischen Kultur beschrieben wird und nicht die dunkelhäutige Gesellschaft als fremd abgewertet wird. Durch diesen Perspektivumschwung - also nicht mehr die Konzentration auf Gahmuret, sondern die Kontextisierung mit dem Hof von Zazarmac - wird ermöglicht Gahmurets heimlichen Abschied nicht zu verurteilen: Denn es ist leicht nachzuvollziehen, dass er sich entscheidet fortzugehen, wenn er sich fremd fühlt. Das Fremde ist hier also nicht wie vermutet die fremde Kultur, also Belacâne, sondern Gahmuret.
Cundrîe
Cundrîe wird als sehr ungewöhnliche, dunkle und hässliche Heidi beschrieben. Sie verflucht Parzival, nachdem er auf der Gralsburg die Frage nach Antfortas' Wohlergehen nicht gestellt hat. Dabei ist sie nach Sigune die zweite Frau, die ihm seinen Fehltritt vorwirft, der für Parzival erst durch Trevrizent ersichtlich wird. Cundrîe wird zwar bei ihrem ersten Auftreten ausführlich beschrieben, allerdings geht Wolfram erst beim Auftritt ihres Bruders Malcrêatiure als Gâwâns Knappe auf die Herkunft der Geschwister ein. Auch Cundrîe ist nun keine alleinstehende Figur mehr, denn mit Malcrêatiure hat Wolfram sie zwar nicht in die Genalogie der beiden großen Familien aufgenommen, beschreibt aber eine komplexe Herkunftsgeschichte (Vgl. 517, 14 - 519, 1)
Fazit
Literaturverzeichnis
Textausgabe
[*Parzival]Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.