Träume und ihre Bedeutungen im Parzival (Wolfram von Eschenbach, Parzival)

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dieser Artikel beschäftigt sich mit Träumen in Wolfram von Eschenbachs Parzival. Ein Einblick in die Visions- und Traumtheorie des Mittelalters [Bumke 2001: Vgl. S. 50 - 54] soll die Basis bilden, auf der die Betrachtung verschiedener exemplarischer Traumszenen, wie beispielsweise Herzeloydes Traum (103, 25 - 104, 30) oder Parzivals Traum auf der Gralsburg ( ), aufbaut. Kontrastierend sollen hierbei die Unterschiede zwischen der literarischen Beschreibung von Träumen im Mittelalter und dem heutigen Schreiben über Träume aufgezeigt werden.


Herzeloydes prophetischer Traum vor Parzivals Geburt

(siehe auch: Herzeloydes Traum und Leid ) Im II. Buch des Romans träumt die schwangere Herzeloyde, seit Monaten sehnsuchtsvoll auf ihren Ehemann Gahmuret wartend, einen prophetischen Traum, in dem feurige Donnerstrahlen auf sie niederfahren, bevor sie einen Drachen stillt, der ihr schließlich das Herz aus der Brust reißt und davonfliegt. Nach dem Erwachen wird Herzeloyde die Nachricht vom Tod ihres Mannes überbracht, woraufhin sie in Ohnmacht fällt und vor Trauer beinahe stirbt.


Parzivals Alpträume auf der Gralsburg

Parzivâl niht eine lac: Parzivâl lag nicht alleine; mit ihm in
geselleclîche unz an den tac seinem Bett war bis zum Morgen die böse
was bî im strengiu arbeit. Qual. Sie schickte ihre Leute zu ihm in
ir bote künftigiu leit den Schlaf und ließ ihm künftige Leiden
sanden im in slâfe dar, bringen. So wurde an dem jungen Schö-
sô daz der junge wol gevar nen der Traum in seiner ganzen Schwere
sîner muoter troum gar widerwac, aufgewogen, den seine Mutter nach
des si nâch Gahmurete pflac. Gahmuret träumte.

(245, 1 - 8)

[1]

Interessant ist bei dieser Beschreibung, dass Alpträume als eine beinahe greifbare Qual dargestellt werden, die anwesend und materialisiert den Träumenden beeinflusst. Die Qual des Alptraums wird hierbei personifiziert und ist eine aktive Kraft.

Literaturnachweise

<HarvardReferences />

[*Bumke 2001] Bumke, Joachim: Die Blutstropfen im Schnee. Über Wahrnehmung und Erkenntnis im Parzival Wolframs von Eschenbach. Tübingen 2001.


Anmerkungen

  1. Alle folgenden Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Text und Übersetzung. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.