Diskussion:Natureingang und Symbolik in den Liedern Neidharts
Kommentar:
Liebe Natalie,
ich bin im Forschungstext „Neidhart als Spötter – Spott bei Neidhart“ (Forschung, Woche 6) auf einen interessanten Verweis gestoßen, in welchem Plotke auf Walthers Lindenlied referiert, welches die Linde „als Baum der sexuellen Vereinigung“ symbolisiert (S. 29). Diese Erotisierung der Natursymbole wird bei Neidhart ebenfalls fortgeführt. Während meiner Artikelrecherche sind mir ein Kapitel aus Schweikles „Neidhart“ auf ILIAS (Information, Woche 3) und eine Typusbeschreibung von Ruh im Reader (Forschung, Woche 4) im Gedächtnis geblieben, welche für deinen Artikel von Nutzen sein könnten. Vielleicht sind dir die folgenden Texte schon bekannt, dennoch finde ich sie sehr spannend in Hinblick auf die Erotisierung der Naturmotivik. Kurt Ruh stellt in „Neidharts Lieder. Eine Beschreibung des Typus“ die These auf, dass insbesondere bei Äußerungen weiblicher Sprecherinnen die Beschreibung der Natur mit der Darstellung des Sexuellen verknüpft wird (S. 111). Ein Beispiel hierfür liefern die Mutter-Tochter-Dialoge, in welchen die Tochter bzw. die Mutter von der Liebschaft mit dem Sänger-Ich von Reuental berichtet und dabei stets einen Bezug zur blühenden Sommerumgebung herstellt oder auf eine Pastourellensituation verweist. Weiterhin nennt Schweikle in Kapitel 5 „Motivik und Stil“ (S. 105-117) explizite Beispiele mit Textbelegen, wie die doppelsinnigen Wendungen bluomen brechen (SL 4, IV), rôsenkrenzel gebrechen (SL 17, I) oder kranz lesen (SL 21, II). Die Natursymbolik ist ebenfalls aus der früheren Minnelyrik bekannt, doch scheint Neidhart diese expliziter zu erotisieren und somit, neidharttypisch, mit den traditionellen Konventionen zu brechen. Die Frühlingszeichen weisen vielmehr eine sexuelle Doppeldeutigkeit auf, als Minne und Romantik zu symbolisieren. Zudem bezieht sich Schweikle im Unterkapitel „Natur“ (S. 115) auf den Natureingang, welcher den Stimmungshintergrund der Lieder darstellt - so etwa ein Aufruf zur Freude oder eine Klage über das Winterleid - und vielleicht für deine ersten beiden Punkte interessant sein könnte, in welchen du die Gefühle der Figuren in der sommerlichen und winterlichen Umgebung bestimmst (vgl. Sommerfreude ≙ Liebesfreude; Winterleid ≙ Liebesleid). Ich hoffe, dass meine Ideen zu deinem Artikel hilfreich sind, auch wenn du dir sicherlich schon eigene Gedanken dazu gemacht hast. Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Fertigstellung!
Liebe Grüße Maria _____________________________________________________________________________
Liebe Natalie,
Ich bin bei meiner eigenen Recherche auf Günther Schweikles Ausführungen zur Natur in Neidharts Liedern gestoßen (S. 115-116). Dieser bezeichnet den Natureingang, als Markenzeichen der Lieder Neidharts, der den Stimmungshintergrund "für die jeweilige Liedaussage" bildet. Auch macht er formale und inhaltliche Unterschiede des Natureingangs von Sommer- bzw. Winterliedern fest.
Auch könnte dir womöglich das Werk "Der Natureingang im Minnesang: Studien zur Register- und Kulturpoetik der höfischen Liebeskanzone" von Daniel Eder weiterhelfen. Hier besonders das Kapitel "Der Natureingang in der deutschen Minnesangtradition bis einschließlich Neidhart S. 407-414.
Liebe Grüße Lotta
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Liebe Natalie,
Im Zuge meiner eigenen Recherche bin ich ebenfalls auf einen sehr spannenden Forschungstext gestoßen, der sehr gut zu seinem Artikel passen würde. Der Forschungstext behandelt die Rolle der Natur und deren "Erzeugnisse" mit deren Wirkung auf die Figuren in den Liedern Neidharts. Dabei werden beispielsweise die vermeintlich magischen Kräfte der Wurzeln in Bezug auf die Minne thematisiert. Die Rolle der Natur wird gleichermaßen ins Verhältnis mit anderen mittelalterlichen Werken, wie dem Buch der Natur von Konrad von Megenberg, gesetzt. Im Fokus der Betrachtungen steht das Sommerlied 15.
Hofmeister, Wernfried: Omnia vincit radix. Minne und Drogen in Neidharts Sommerlied 15, in: Der achthubdertjährige Pelzrock. Walther von der Vogelweide - Wofger von Erla - Zeiselmauer; Vorträge gehalten am Walther-Symposion der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vom 24. bis 27. September 2003 in Zeiselmauer (Niederösterreich), hg. von Helmut Birkhan, Wien 2005 (Sitzungsberichte 721), S. 161-176.
Viel Erfolg noch bei deiner Artikelarbeit!
Liebe Grüße,
Viktoria
Lindenmotiv
Hi Natalie,
ich habe deinem Artikel zum Lindenmotiv einen kleinen Abschnitt mit ein paar Textbeispielen aus Walther von der Vogelweides under der linden und aus dem Sommerlied 18 hinzugefügt. Vielleicht findest du ja noch ein wenig mehr zum Motiv der Linde an sich. Sonst sind sicherlich auch eigene Interpretationsansätze oder Ausführung zu meinem Text hilfreich, um das Motiv noch ein wenig detaillierter zu beschreiben.
Gruß Kai