Tristan-Rezeption

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Der Tristan-Stoff behandelt im Kern den "Zusammenstoß zwischen existenzieller Liebesbeziehung und feudalgesellschaftlich institutionalisierter Ehebindung"[Buschinger 1988: 39], sowie zahlreiche literarische Motive wie beispielweise das der heimlichen Liebesbeziehung und des Ehebruchs, des heimgeholten Fernidols (Brautfahrt),des Gottesurteils oder der Blutrache, und erfreut sich in Literatur und Forschung bis in die heutige Zeit hinein großer Beliebtheit.

Der Tristan-Stoff in der Literatur des Mittelalters

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Eine Übersicht der Tristan-Versionen zwischen 1150 und 1553

Stoffgeschichtlichen 'Vorgänger' des "Tristan" Gottfrieds von Straßburg sind zum Beispiel jene Fassungen Eilharts von Oberg(um 1170), Thomas (um 1170) oder Berouls (zw. 1170 u. 1191). Als Urfassung des Stoffes ist die sogenannte Estoire anzusehen, auf welche sich die drei genannten Autoren beziehen. Diese ist in drei Teile gegliedert: die Morholt-aventiure, die Ehebruchsgeschichte und die Isolde Weißhand-Geschichte. Während das Morholt-Abenteuer mit der heilkundigen Isolde als einzige Rettung Tristans das Ehebruchszenario der zweiten Geschichte bereits einleitet, liegt das Hauptaugenmerk der Isolde Weißhand-Geschichte auf der Gegenüberstellung ehelicher und außerehelicher Liebe. Gottfrieds Tristan-Fragment bricht bei der Schilderung des inneren Gefühlskonflikts Tristans ab, der zwischen den beiden Isolde-Figuren hin- und hergerissen ist. In der Estoire heiratet Tristan nach seiner Verbannung Isolde Weißhand, hört jedoch nie auf die andere Isolde zu lieben und kehrt verkleidet zu ihr zurück.[Frenzel 1981: 755]

Auch über die Fassung Gottfrieds von Straßburg hinaus taucht der Tristan-Stoff in der Literatur des Mittelalters auf. So sind beispielsweise die Fortsetzungen des Ulrich von Türheim (um 1240) oder Heinrichs von Freiberg (um 1290) zu nennen, sowie die norwegische Tristramsaga (1226)- eine vollständige Übersetzung der Thomas-Version -, das englische Gedicht Sir Tristrem (um 1300) und das isländische Tristanlied (14./15. Jh.). Während Ulrich von Türheim in seiner Interpretation des Stoffes "die körperliche Vereinigung außerhalb der ehelichen Bindung [verurteilt und] die Tristan-und-Isolde-Liebe als eine Sünde [betrachtet], die ins Verderben führt",[Buschinger 1988: 40] verknüpft Heinrich von Freiberg in seiner Fortsetzung den Tristan-Stoff eng mit dem Artusroman. Ebenfalls mit dem Artus-Stoff verbunden taucht Tristan beispielsweise auch in der italienischen Tavola ritonda (1391) oder in Morte d'Arthur (1470) von Sir Thomas Malory auf, in denen Tristan als einer der Ritter der Tafelrunde auftritt, von Marke getötet und später durch Sir Lancelot gerächt wird.[Frenzel 1981: 757]

Das episodenhafte Gedicht Tristan als Mönch, welches zwischen 1210 und 1260 entstand, erzählt, ähnlich wie in der Estoire, wie Tristan nach der Heirat mit Isolde Weißhand heimlich und als Mönch verkleidet nach Cornwall zu seiner geliebten Isolde zurückkehrt. Der Dichter befreit hier "die Tristan-und-Isolde-Liebe von der Mechanik des Tranks, von dem nie die Rede ist: Es ist klar, daß sie einander seit jeher lieben".[Buschinger 1988: 45] In einem 1881 entdeckten, in mittelniederdeutschem Dialekt niedergeschriebenen Fragment, bittet ein Zwerg namens Tristan einen Ritter um Hilfe, seine entführte Geliebte zu retten und erkennt nicht, dass es sich bei dem Ritter um Tristan handelt. Dieser vertröstet ihn auf den nächsten Tag, woraufhin Tristan der Zwerg den Tod Tristans betrauert, welcher ihm sicher sofort geholfen hätte.[Buschinger 1988: 46] Der Prosaroman Tristrant und Isalde (1484) will dem "Geschmack und dem literarisch-ästhetischen Bildungsniveau seiner Leserschaft Rechnung tragen",[Buschinger 1988: 47] weshalb beispielsweise in Tristans Erziehung das Bücherstudium und das Erlernen der Schrift einen wesentlich höheren Stellenwert einnehmen, als ritterliche Tugenden, Ruhm und Ansehen (Vgl.[Buschinger 1988: 47]).


Rezeption des Tristan-Stoffes in der neuzeitlichen Literatur

Zentrale Motive des Tristan und ihr Auftreten in der Weltliteratur

Die heimliche Liebesbeziehung

Ehebruch

Das heimgeholte Fernidol

Gottesurteil

Blutrache

Literatur

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  • [*Buschinger 1988] Buschinger, Danielle: Zur Rezeption des Tristan-Stoffes in der deutschen Literatur des Mittelalters nach 1250. In: Sammlung - Deutung - Wertung. Ergebnisse, Probleme, Tendenzen und Perspektiven philologischer Arbeit. Hg. von Danielle Buschinger. Amiens 1988. S. 39-50.
  • [*Frenzel 1981] Frenzel, Elisabeth: Tristan und Isolde. In: Stoffe der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte. 5., überarbeitete und erweiterte Auflage. Hg. von Elisabeth Frenzel. Stuttgart 1981. S. 754-760.
  • Mertens, Volker: Der Tristanstoff in der europäischen Literatur. In: Wagnerspectrum 1/2005. Schwerpunkt Tristan und Isolde. Hg. von Udo Bermbach u. a. Würzburg 2005. S. 11-42.