Joflanze (Wolfram von Eschenbach, Parzival)

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Der folgende Artikel befasst sich mit der Stadt Joflanze, der gegen Ende des Parzival-Romans, sehr wichtig wird. In der Nähe von Joflanze werden einige Kämpfe gefochten. Wichtiger hingegen ist das große Fest, bei dem die Familie von König Artus zusammenfindet, Frieden besiegelt wird und einige Hochzeiten stattfinden. Im Artikel wird Joflanze zuerst allgemein untersucht. Anschließend werden die großen Kämpfe kurz dargestellt und am Schluss noch kurz das freudige Fest dargestellt, dass Artus ausrichten lässt. Kurze Zeit nach dem Fest, lässt Artus aber zu Ehren von Feirefiz ein weiteres Fest ausrichten.

Über Joflanze

Wolfram von Eschenbach gibt keine genaue Angabe im Roman, wo sich Joflanze befindet. Anhand von Wolframs Beschreibungen lässt sich vermuten, dass sich die Stadt in der Nähe eines Hafen befindet[Schmitz 2012: S. 172-173]. Man erfährt, dass es sich in Gramoflanz' Herrschaftbereich befindet und König Artus dort im Verlauf der Zwischenfälle in der Nähe Lager bezieht.

Die Kämpfe

Gawan und Gramoflanz legen die Umgebung von Joflanze als Schauplatz für ihren Zweikampf fest, da sich Gramoflanz wegen des gestohlenen Kranzes rächen will. Dieser geplante Kampf wird allerdings durch zwei unerwartete Kämpfe zweimal verschoben.

Der erste Kampf: Gawan gegen Parzival

In der Nähe des ersten Schauplatzes tritt Gawan auf einen ihm zuerst unbekannten Ritter. Er erkennt die rote Rüstung seines Cousins Parzival nicht und kämpft, im Glauben gegen Gramoflanz zu kämpfen, mit ihm. Parzival fordert Gawan alles ab und scheint zu gewinnen. Der Kampf wird allerdings jäh unterbrochen als Artus Boten Gawan beim Namen rufen und Parzival sich schockiert zu erkennen gibt. Gawan und Parzival bereuen ihren Bruderkampf. Gramoflanz erscheint und meint, dass er erst morgen gegen Gawan antreten will um seine Ehre nicht an einen geschwächten Gegner zu verlieren. Parzival will den Kampf für Gawan streiten, dieser lehnt die gut gemeinte Hilfe seines Cousins aber aus Ehrgründen ab:

iwer keinem ich gestaten wil Keinem von euch allen will ich es erlauben,
daz er für mich vehte. an meiner Stelle zu kämpfen.
(...) (...)
got lôn dir daz du biutes strît: Gott vergelt's dir, daß du dich für mich schagen willst,
es ist ab für mich noh niht zît doch ist das vorerst noch nicht nötig.

(Parzival, 701,24-25; 701,29-30)[1]

Der zweite Kampf: Parzival gegen Gramoflanz

Am frühen Morgen des nächsten Tages stiehlt sich Parzival früh aus dem Lager und besucht den Kampfplatz erneut auf. Dort trifft er auf Gramoflanz, den er sofort herausfordert. Obwohl der König am Vortag Parzival in dessen roten Rüstung gesehen hat, ist er im Glauben gegen Parzival zu kämpfen. Gramoflanz unterliegt dem starken roten Ritter und Gramoflanz' Überheblichkeit erleidet eine kräftigen Dämpfer[Bumke 2004: S. 113]: "er het in underwîset" (Der [Parzival] hat ihm [Gramoflanz] eine Lektion erteilt)(Parzival, 705,25). Gawan und Artus erreichen kurz darauf den Schauplatz. Artus rügt Parzival für seinen Vertrauensbruch, während Gawan seinen Kampf erneut verschiebt um auch den besiegten Gramoflanz eine Pause zu gönnen:

hêr künec, ich wil iu hiute tuon Herr König, ich wil heute an Euch tun,
als ir mir gestern tâtet, wie Ihr gestern an mir getan habt mit der Bitte,
dô ir mich ruowen bâtet. ich möge mich ausruhen:
nu ruowet hînt: ir wirt iu nôt Ruht Euch aus heute nacht, Ihr erdet es morgen nötig haben.

(Parzival, 707,16-19)

Der dritte Kampf: Gawan gegen Gramoflanz

Der eigentlich geplante Kampf findet letztendlich nicht mehr statt. Auf Bitten von seiner Nichte Itonje vermittelt Artus zwischen Gawan und Gramoflanz. Der Kampf würde großen Schaden anrichten, da Gawans Schwester Itonje und Gramoflanz ineinander verliebt sind. Obwohl sich die Liebenden noch nie von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden[2], bekennt Gramoflanz sich zu Itonje und beide Kämpfer verzichten auf die Kämpfe um Itonje nicht zu verletzen. Auch Orgeluse wird von Gawan gebeten sich mit Gramoflanz auszusöhnen. Bei der Vermittlung zwischen Gramoflanz und Orgeluse erhält Artus Unterstützung von König Brandelidelin.

Das erste Fest

Wolfram beschreibt das Fest von Joflanze als den Höhepunkt der Gawan-Handlung. Er beschreibt ausführlich wie das Fest gestaltet wird, wie prächtig die Zelte sind und wer alles von Rang und Namen aus Artus' Heer, den befreiten Rittern und Damen aus Schastel marveile und dem Orgluses Gefolge anwesend sind[Bumke 2004: S. 110]. Auslöser des Festes war die lang herbeigesehnte Familienzusammenführung von Artus' Familie. Des weiteren kommt er zu einer Versöhnung zwischen Gramoflanz und Orgeluse. Abgerundet werden die Feierlichkeiten mit einigen Hochzeiten. Das Fest von Joflanze wird als freudiges Erlebnis dargestellt. Allerdings bricht Wolfram diese Freude ständig, in dem er auch Szenes des Leides einbaut. Obwohl Parzival wieder an der Tafelrunde aufgenommen wird, kann er sich kaum am Fest erfreuden, da ihn seine Sehnsucht nach seiner Frau Condwiramurs und dem Gral quält [Pratelidis 1994: S. 191].

Die Familienzusammenführung

Als Gawan Boten losschickt um Artus herbeizurufen, hat er bereits seine Verwandten aus Schastel Marveile befreit. Als Artus eintrifft, erfährt er nach einiger Zeit, dass es sich bei anwesenden Menschen seine lange verschollenen Verwandten handelt. Er ist so erfreut über das Treffen mit seinen langen gesuchten Verwandten, dass er das große Fest im Lager vor Joflanze ausrufen lässt.

Die Versöhnung

Im Laufe der Kampfzeit erfährt Artus, dass Gramoflanz, der Gegner Gawans, auch um die Hand seiner Nichte Itonje anhalten möchte, da sie beide ineinander verliebt sind. Arnive und Itonje bitten Artus um Intervention, da Itonje weder ihren Bruder noch ihren Liebsten verlieren möchte. Artus stellt eine Bedingung. Wenn Gramoflanz sie erkennt, dann verhindert er den Kampf. Gramoflanz erkennt und küsst Itonje. Somit steht einer Befriedung mit Gawan nichts im Wege. Orgeluse, die Gawan darum gebeten hat, den Kranz zu stehlen, weil sie sich in einer Fehde mit Gramoflanz befand, muss einlenken, ihren Stolz ablegen und ihrem langjährigen Feind den Versöhnungskuss geben: "ir süezer Mund rôt gevar, den künec durch suone kuste" (Parzival, 729,18-19)

Hochzeiten

Im Laufe des ersten Festes werden drei Hochzeiten zur Versöhnung besiegelt [Pratelidis 1994: S. 190]. Vermählt wird Gramoflanz mit Itonje[3], Lischoys mit Gawans Schwester Kundrie[4] und Turkoyte Flôrand mit Gawans Mutter Sangive[5][Bumke 2004: S. 112]. Im Laufe des Festes verteilt Artus weitere Frauen an verschiedene Ritter. Wolfram stellt diese Szene etwas übertrieben dar: "Artûs was fouwen milte: solher gâbe in niht bevilte" (Parzival 730,11-12)[Bumke 2004: S. 114-115].

Das zweite Fest

Nachdem Parzival Joflanze zum ersten Mal verlassen hat und kurze Zeit später zurückkehrt, richtet Artus ein zweites Fest aus um Feirefiz in die Gesellschaft zu integrieren.

Feirefiz' Aufnahme an der Tafelrunde

Nach dem Kampf zwischen Parzival und seinem Halbbruder Feirefiz kehren beide nach Joflanze zurück und treffen auf Artus und die Ritter der Tafelrunde. Feirefiz wird freudig von Artus und Gawan begrüßt. Artus organisiert am nächsten Tag ein neues Fest um den Neuankömmling zu ehren und im Laufe der Feier zum Mitglied der Tafelrunde zu ernennen. Diesmal hat auch Parzival Freude am Fest, da Kundrie erscheint und ihm die Berufung zum Gralskönig mitteilt. Erfreut endlich sein Ziel erreicht zu haben reist er mit seinem Bruder und der Gralsbotin nach. Munsalvaesche[Bumke 2004: S. 115].


Fußnoten

  1. Alle Versangaben beziehen sich auf die Ausgabe: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.
  2. Itonje zu Artus über Gramoflanz: "wir minn ein ander âne sehn." (Parzival, 712,22)
  3. "Artûs gab Itonjê Gramoflanz ze rehter ê."(Parzival 729,27-28)
  4. "Lischoiys wart Cundriê gegeben: âne freude stuont sîn lebn, unz er ir werden minne enpfant."(Parzival, 730,3-5)
  5. "dem turkoiten Flôrand Sangîven Artûs ze wibe bôt: die her dâ vor der künec Lôt. der fürste ouch sie vil gerne nam: diu gâbe minne wol gezam."(Parzival 730,6-10)


Literaturverzeichnis <HarvardReferences/>
[*Bumke 2004] Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, 8. Aufl., Stuttgart/Weimar 2004 (Sammlung Metzler 36).
[*Pratelidis 1994] Pratelidis, Konstantin: Tafelrunde und Gral, Die Artuswelt und ihr Verhältnis zur Gralswelt im "Parzival" Wolframs von Eschenbach, Würzburg 1994 (Würzburger Beiträge zur deutschen Philologie 12).
[*Schmitz 2012] Schmitz, Michaela: Der Schluss des Parzival Wolframs von Eschenbach, Kommentar zum 16. Buch, Berlin 2012.