1245: Matthaeus Parisiensis zur Verteidigung Friedrichs II. auf dem Konzil von Lyon

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Verfasser/in: Niklas Hann von Weyhern, unter Mitarbeit von Daniel G. König

Quelle

Matthaeus Parisiensis, Chronica majora, ed. Henry Richards Luards (Rolls Series), London: Longman, 1877, Bd. 4, a. 1245, S. 436, übers. Daniel G. König.
Ad hoc autem, quod objectum fuerat, quod imperator specialem habet familiaritatem et suspectam nimis eum Soldano Babiloniae et quibusdam aliis Sarracenis, quos terra suam permittit inhabitare, respondit Thadeus, „Hoc ultro factum et prudenter esse ad rebellionem scilicet quorundam et insolentiam reprimendam sibi jure subditorum et seditionem expurgandam. Utitur enim ipsis in expeditionibus, quorum non aestimat casum alicui Christiani deplorandum; et sic parcit Christiano sanguini, ne frustra effundatur. Muliercularum itaque Sarracenarum non utitur concubitu, et quis hoc posset probare? sed joculatione et quibusdam artificiis muliebribus, quas jam, quia suspectas, amovit irredituras.“ In Reaktion auf den Vorwurf, der Kaiser pflege eine besondere und Misstrauen erregende Familiarität mit dem Sultan von Babylon und einigen anderen Sarazenen, denen er erlaube, in seinen Landen zu residieren, antwortete Thaddaeus: „Dies ist absichtlich und aus Vorsicht getan worden, um Kontrolle über das rebellische Vorgehen und die Unverschämtheit bestimmter ihm rechtlich zugeordneter Untertanen zu wahren, außerdem um Aufstände zu unterdrücken. In seinen Kampagnen setzt er sie außerdem ein, weil er nicht glaubt, dass Christen das einer solchen Person erfahrene Missgeschick beweinen würden. So vermeidet er, Blut von Christen nutzlos zu vergießen. Er pflegt auch kein Konkubinat mit sarazenischen Frauen – wer könnte dies beweisen? Aber er vergnügt sich im Rahmen der Scherze und Künste mancher Frauen, derer er sich aber, weil sie unter Verdacht gerieten, nun entledigt hat.“

Autor/in & Werk

[§1] Bei Matthaeus Parisiensis (gest. 1259) handelt es sich um einen der bedeutendsten lateinisch-christlichen Historiographen des späteren Hochmittelalters. Über ihn selbst ist wenig bekannt. Trotz des Beinamens Parisiensis schließt die Forschung eine französische Herkunft des Historiographen aus. Sprache, Einstellung und Lebensweg des Historiographen deuten eher darauf hin, dass er sich hauptsächlich England zugehörig fühlte, dessen anglonormannische Elite allerdings sprachlich, kulturell und politisch enge Beziehungen zum frankophonen Teil des Kontinents pflegte.[1]

[§2] Informationen zu Matthaeus’ Leben und Wirken lassen sich in erster Linie aus seinen Schriften erschließen. Wohl um 1200 geboren, wurde er nach eigenen Angaben 1217 in der bedeutenden Benediktinerabtei von St. Albans nahe London aufgenommen. Für die Jahre von 1217 bis 1247 gibt es nur sehr spärliche Informationen zu seinem Wirken. Richard Vaughan vermutet, dass Matthaeus’ detaillierte Beschreibung verschiedener Ereignisse in England auf Augenzeugenschaft beruhen könnte. Hierzu zählen z. B. die Translation der Gebeine des Erzbischofs von Canterbury, Thomas Becket (sed. 1162-1170), im Jahre 1220, der Besuch eines armenischen Bischofs in St. Albans 1228 und die 1236 stattgefundene Hochzeit Heinrichs III. (regn. 1216/1234-1272) mit Eleonore von der Provence (gest. 1291).[2] Insgesamt scheint Matthaeus Parisiensis sehr gute Beziehungen zum königlichen Hof der Plantagenêts gehabt zu haben. So berichtet er zum Beispiel, dass Heinrich III. ihn bei einem Festmahl anlässlich der Überführung von Heiligblutreliquien nach Westminster 1247 vor versammeltem Hof angewiesen habe, dieses Ereignis für die Nachwelt zu dokumentieren.[3] Bei einem weiteren Zusammentreffen anlässlich eines Besuchs des Königs in St. Albans im Jahr 1257 half Letzterer dem Historiographen bei der Recherche für sein Werk, indem er seine heilig gesprochenen Vorgänger auf dem Königsthron und die wahlberechtigten deutschen Fürsten aufzählte.[4] Auch zu Hochadligen und Klerikern, die auf diplomatischen Missionen in verschiedenen Teilen Europas gewesen waren, scheint Matthaeus Parisiensis ausgezeichnete Beziehungen gepflegt zu haben.[5] Er selbst hat, soweit heute bekannt, England nur einmal verlassen. 1248 wurde er vom Papst beauftragt, das Kloster Nidarholm bei Trondheim in Norwegen zu reformieren. In diesem Zusammenhang überbrachte er dem norwegischen König Håkon IV. (regn. 1217-1263) einen Brief Ludwigs IX. (regn. 1226-1270) mit der Aufforderung, Letzteren auf seinen Kreuzzug nach Ägypten (1248-1254) zu begleiten. Ob der französische König Matthaeus Parisiensis persönlich kannte und ihn daher zum Überbringer seiner Kreuzzugsaufforderung nach Norwegen wählte oder ob der Mönch aus St. Albans ihm nur anempfohlen wurde, muss offenbleiben.[6] Nach seiner Rückkehr aus Norwegen setzte Matthaeus Parisiensis sein historiographisches Werk fort, bis er 1259 starb.

[§3] Zu seinen bedeutendsten historiographischen Werken zählen die Chronica majora, die Historia Anglorum und die Abbrevatio Chronicorum Angliae. Neben Chroniken schrieb Matthaeus Parisiensis Lebensbeschreibungen englischer Heiliger sowie der Äbte seines Klosters.[7] Bei seinem Hauptwerk, der mehrbändigen Chronica majora, handelt es sich um eine Fortsetzung der Flores Historiarum seines Vorgängers Roger von Wendover (gest. 1236). Roger von Wendover hatte in seiner Chronik Berichte anderer Historiographen zu Ereignissen von der Schöpfung der Welt bis zu seiner eigenen Zeit zusammengetragen und ab 1212 weitgehend selbstständig geschrieben.[8] Matthaeus Parisiensis setzte dieses Werk ab 1217 als Chronica majora fort. Teilweise besser informiert als sein Vorgänger, ergänzte und korrigierte er dessen Vorlage. Dabei berief er sich darauf, bestimmte Informationen exklusiv von ihm bekannten, aber leider nicht näher identifizierten Persönlichkeiten erhalten zu haben. Auch hatte er Zugang zu einer heute nicht mehr erhaltenen Fülle von Dokumenten und Briefen, die er in seinem Geschichtswerk ausführlich zitierte und am Ende seiner Chronik im sogenannten Liber Additamentorum zusammenstellte.[9] Zudem illustrierte er seine Chronik mit zahlreichen Bildern und symbolischen Darstellungen. Zu den berühmtesten Bildern zählt etwa seine Darstellung eines Elefanten, den Ludwig IX. im Jahr 1254 aus dem Heiligen Land mitgebracht und Heinrich III. zum Geschenk gemacht hatte.[10] Wiederkehrende Ereignisse wurden graphisch markiert, so zum Beispiel der Tod eines Herrschers durch ein auf dem Kopf stehendes Wappenschild, die Stiftung von Frieden und Eintracht durch zwei sich umarmende Personen.[11] Inhaltlich sticht das Werk durch seine breite euromediterrane Perspektive hervor, die Ereignisse von England bis hin in den Nahen Osten ausführlich dokumentiert, moralisierend kommentiert und sich dabei sowohl kritisch zum Papsttum als auch zu einzelnen Herrschern äußert.[12] Matthaeus Parisiensis schrieb „in der Rolle eines unabhängigen Zuschauers, der keine zentrale Autorität wirklich anerkennt und sich abgesehen von Abtei und Orden, mit keiner Größe identifiziert.“[13]

[§4] In diesem Kontext interessiert besonders die Darstellung Friedrichs II. (regn. 1198-1250 als König von Sizilien, ab 1212 als römisch-deutscher König, ab 1220 als römisch-deutscher Kaiser). Die Chronica majora enthält eine Reihe von Anekdoten über den Herrscher, die häufig eher die vielen kursierenden Gerüchte zu dessen Person als Tatsachen widerspiegeln. Beispielsweise lassen sich Berichte über einen Giftanschlag von Friedrichs Sohn Heinrich (gest. 1242) auf seinen Vater oder Erzählungen über einen Hinterhalt der Templer im Heiligen Land anderswo nicht belegen.[14] Das Bild des Herrschers ist allerdings überwiegend positiv geprägt. Friedrich wird als ein Mann dargestellt, der zwischen Hochmut (superbia) und Demut (humilitas) schwankte, der jähzornig sein konnte, aber auch Buße tat[15] Matthaeus’ abschließende Charakterisierung Friedrichs II. als „Staunen der Welt und ihr wunderbarer Verwandler“ (stupor mundi quoque immutator mirabilis) hat wesentlich zur Begründung des Mythos um diesen Staufer beigetragen.[16] Obwohl dieser Mythos letztlich bis heute gepflegt wird, hat sich die historische Forschung bemüht, diese Charakterisierung Friedrichs II. innerhalb der Chronica majora zu kontextualisieren, und hat sie dabei mit Bewertungen anderer Persönlichkeiten wie Papst Innozenz III. (sed. 1198-1216) und Richard Löwenherz (regn. 1189-1199) verglichen.[17]

Inhalt & Quellenkontext

[§5] Die hier zitierte Quellenstelle vermittelt einen Eindruck davon, wie Matthaeus Parisiensis Friedrich II. und dessen Verhältnis zum Papsttum, hier insbesondere zu Papst Innozenz IV. (sed. 1243-1254) darstellte. Sie zitiert einen Teil der Antworten, mit denen Thaddaeus von Suessa (gest. 1248), ein Vertrauter des Kaisers, Letzteren gegen päpstliche Vorwürfe verteidigte, die auf dem ersten Konzil von Lyon 1245 gegen den Kaiser erhoben wurden und schlussendlich zur Absetzung des Kaisers durch den Papst führten. Im Zentrum steht hier v. a. die päpstliche Kritik, der Kaiser pflege eine zu große Nähe zu Muslimen. Um zu verstehen, wie es zu dieser Eskalation des Konfliktes zwischen Kaiser und Papst kommen konnte, soll zunächst Friedrichs Verhältnis zum Papsttum beleuchtet werden, das letztlich sein gesamtes Leben beherrschte.

[§6] Nachdem Friedrichs normannische Mutter Konstanze 1198 gestorben war, hatte Papst Innozenz III. (sed. 1198-1216) die Vormundschaft für den damals vierjährigen Jungen übernommen, der die Herrschaft über das normannisch-staufische Königreich Sizilien antreten sollte. Auch formal unterstand der Thronanwärter dem Papst, hatte doch sein normannischer Vorfahre Roger I. auf der Synode von Melfi (1059) Sizilien als Lehen von Papst Nikolaus II. (sed. 1058-1061) in Empfang genommen.[18]

[§7] Innozenz III. bemühte sich zunächst darum, den Herrschaftsanspruch Friedrichs II. über Sizilien vor den Übergriffen Markwards von Anweiler (gest. 1202) zu sichern.[19] Ab 1210 unterstützte er auch die kaiserlichen Ambitionen des puer Apuliae, da er den Versuch des welfischen Kaisers Otto IV. (regn. 1198-1218), sich des Königreichs von Sizilien zu bemächtigen, als Gefahr für das Patrimonium Petri betrachtete.[20] Nach einem abenteuerlichen Zug über die Alpen gelang es Friedrich, sich 1212 in Mainz sowie 1215 nochmals in Aachen zum deutschen König krönen zu lassen. Dort gelobte er auch einen Kreuzzug, dessen Aufschiebung ihn schließlich in Konflikt mit dem Papsttum brachte.

[§8] Honorius III. (sed. 1216-1227) krönte Friedrich II. 1220 zum römisch-deutschen Kaiser, wohl auch in der Hoffnung, diesen dadurch zur Einhaltung seines Kreuzzugsgelübdes zu bewegen. Die Einkreisung des Patrimonium Petri nahm er unter der Bedingung in Kauf, dass nur Friedrich – nicht aber seine Söhne – gleichzeitig Könige von Sizilien und Herrscher des römisch-deutschen Reiches sein dürften.[21]

[§9] Honorius’ Nachfolger Gregor IX. (sed. 1145-1241) dagegen forderte von Friedrich II. eine Unterwerfung unter die päpstliche Autorität. Der Konflikt eskalierte, als sich der Staufer weigerte, auf ein königliches Eingreifen in die Angelegenheiten der Kirche Siziliens zu verzichten, ferner versuchte, die lombardischen Städte Norditaliens unter seine Kontrolle zu bringen, und außerdem den gelobten Kreuzzug mehrfach verschob. Letzteres nahm Gregor IX. zum Anlass, um 1227 den Bann über den Kaiser auszusprechen. Dieser erfüllte daraufhin 1228-1229 sein Kreuzzugsversprechen in einer mehr von Verhandlungen als von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägten Kampagne[22] und bemühte sich daraufhin verstärkt darum, seine kaiserliche Macht in Norditalien durchzusetzen.[23] Gregor IX. ging im Gegenzug eine Allianz mit den lombardischen Städten – allen voran Mailand – ein. Friedrich II. konnte allerdings einige militärische Siege über die lombardischen Städte in der Schlacht von Cortenueva (1237) und der Seeschlacht von Montecristo (1241) verbuchen.[24] Zwischen dem Papst und dem Kaiser entbrannte auch publizistisch ein regelrechter Propagandakrieg.[25] In einem Rundschreiben Ascendit de mari bestia (1239) bezeichnete Gregor IX. Friedrich II. als Bestie (bestia) und Ankündiger des Antichristen (prenuntius Antichristi) und beschrieb ihn als apokalyptischen Drachen, der mit muslimischen Herrschern Frieden geschlossen habe, im Krieg mit dem Papst liege, dabei sein eigenes Königreich Sizilien verheere sowie die Kirche vernichten wolle.[26] Friedrich wiederum ließ von Gelehrten seiner Kanzlei das Rundschreiben Collegerunt pontifices et pharisei (1240) verfassen, in dem zur Diskreditierung des Papstes ebenso auf biblische Bilder zurückgegriffen wurde.[27]

[§10] Nach dem Tod Gregors IX. (gest. 1241) konnte man zunächst auf eine Verbesserung des Verhältnisses zwischen Kaiser und Papst hoffen. Innozenz IV. (sed. 1243-1254) nahm zunächst einige der Schmähungen seines Vorgängers zurück[28] und begann 1243 Friedensverhandlungen, die auch den Austausch von Gefangenen beinhalteten. Obwohl es zum Friedensschluss kam, wurde das Verhältnis zwischen Papst und Kaiser allerdings durch einen päpstlich gestützten Aufstand gegen den staufischen Grafen von Viterbo stark belastet.[29] Daraufhin berief Innozenz IV. im Jahr 1245 das Konzil in Lyon ein, an dem insgesamt 150 Bischöfe aus den christlichen Reichen der Iberischen Halbinsel, Frankreichs und Englands, aber nur wenige Bischöfe aus dem römisch-deutschen Reich teilnahmen. Auf dem Konzil klagte der Papst Friedrich II. an, setzte ihn in einer bulla depositionis formell ab und entband dabei dessen Untertanen von ihrem Treueid gegenüber dem Kaiser.[30]

[§11] In seiner Chronica majora zeichnet Matthaeus Parisiensis den Verlauf des Konzils von Lyon in großer Detailfülle nach. Unklar ist, woher er seine detaillierten Informationen erhielt. Möglich erscheint, dass er sie auf seiner Reise nach Norwegen mit einem möglichen Zwischenhalt in Frankreich am Hofe Ludwigs IX. erhalten hatte. Weiler und Vaughan zufolge sind seine Informationsquellen aber wohl eher im Umfeld des englischen Hofes zu suchen.[31] Anklage und Verteidigung Friedrichs II. fanden am dritten Tag des Konzils statt. Der Chronist beschreibt zunächst den feierlichen Einzug der Kardinäle und des Papstes in die Kathedrale von Lyon und gibt daraufhin die wesentlichen Inhalte der päpstlichen Predigt wieder. Themen waren die fünf dringlichsten Probleme der Christenheit sowie die Anklage gegen Friedrich II.: „Schaut doch und sehet, ob irgendein Schmerz sei wie mein Schmerz, der mich getroffen hat“[32] – mit diesem biblischen Zitat aus den Klageliedern Jeremias begann der Papst, die Lage der Christenheit zu beschreiben. Rhetorisch geschickt setzte Innozenz IV. – vor seiner Papstwahl Jurist an der renommierten Universität von Bologna[33] – die fünf Wunden Christi mit den Problemen der Christenheit gleich. Zu diesen zählten seiner Ansicht nach:

  1. die Mongoleneinfälle, die seit der Schlacht von Liegnitz (1241) die gesamte Christenheit bedrohten;
  2. das Schisma mit der griechischen Kirche, das sich seit dem Fall Konstantinopels (1204) verstärkt habe;
  3. die Häresien der Katharer (Patarener), Bogomilen, Jovianer und anderer Sekten, die die Einheit der Kirche bedrohten;
  4. die Verwüstung Jerusalems 1244 durch die Ḫwārizmiyya – von den Mongolen nach Westen getriebene bewaffnete Gruppen, die nach Verlust ihres Anführers Ǧalāl al-Dīn als Söldner in die Streitigkeiten zwischen Mitgliedern der Ayyubidendynastie eingegriffen hatten;[34]
  5. schließlich Friedrich II., der – obwohl der mächtigste weltliche Herrscher der Christenheit – vom Beschützer der Kirche zu ihrem ärgsten Feind geworden sei.

[§12] Konkret warf der Papst dem Kaiser Häresie, Eidbruch und die Einrichtung der muslimischen Enklave von Lucera im christlichen Apulien vor. Auch die Freundschaft zum Sultan von Babylon – gemeint war der Ayyubidensultan von Ägypten, al-Malik al-Ṣāliḥ Naǧm al-Dīn Ayyūb (regn. 637-647/1240-1249) – machte der Papst dem Kaiser zum Vorwurf. Weiterhin beschuldigte er Friedrich II., einen Harem nach Art muslimischer Herrscher zu besitzen. Thaddaeus von Suessa (gest. 1248), ein enger Vertrauter und Jurist, hatte den Kaiser bereits gegenüber den italienischen Städten vertreten und war daher mit der Verteidigung des Kaisers auf dem Konzil beauftragt.[35] Er versuchte, die Anklagen des Papstes durch die Vorlage von päpstlichen Bullen zu Gunsten des Kaisers zu widerlegen. Eine genaue Einsicht in die Urkunden zeigte allerdings, dass die päpstlichen Zugeständnisse immer an Bedingungen geknüpft gewesen waren. Friedrich, so der daraus abgeleitete Vorwurf, habe der Kirche immer wieder Versprechungen gemacht, diese aber nie eingehalten. Zur Verteidigung des Kaisers legte Thaddaeus weitere Dokumente vor. Er verlangte, dass sich der Kaiser persönlich vor dem Konzil rechtfertigen können solle und bemühte sich daraufhin, die Vorwürfe zu entkräften, die Friedrichs Verhältnis zu Muslimen kritisierten. In seiner Verteidigung argumentierte Thaddaeus von Suessa folgendermaßen:

  1. Friedrichs Freundschaft zu muslimischen Herrschern wie dem Sultan von Babylon (Soldano Babiloniae) und die muslimische Enklave von Lucera dienten allein der Kontrolle der Muslime in Friedrichs Königreich.[36]
  2. Sein Einsatz muslimischer Kämpfer solle verhindern, dass christliches Blut vergossen werde.[37]
  3. Friedrich besitze keinen Harem, sondern umgebe sich lediglich zur Unterhaltung seines Hofes mit muslimischen Frauen, habe sich dieser aber schon entledigt.[38]

[§13] Als Gegenleistung für die Absolution bot Thaddaeus von Suessa dem Papst die Rückgabe konfiszierten Kirchenlandes an. Der Staufer sei bereit, so Thaddaeus, Schadensersatz für alles begangene Unrecht zu leisten, sich für die Rückkehr des griechischen Kaiserreiches in die römische Kirche sowie für die Bekämpfung der Mongolen und der Feinde der Kirche einzusetzen. Der englische und der französische König sollten dabei als Bürgen auftreten. Der Papst hielt dieses Angebot allerdings für ein leeres Versprechen.[39] Er argumentierte, dass Friedrich II. gegen die gesamte Kirche als Institution kämpfe und ließ zum Beweis eine Reihe von Urkunden verlesen. Diese sollten zum einen belegen, dass das Königreich Sizilien ein päpstliches Lehen und Friedrich damit ein Lehensmann des Papstes sei. Zum anderen wurden Schenkungs- und Garantieurkunden des Herrschers als Beweise für dessen wiederholten Eidbruch vorgelegt.[40]

[§14] Ziel des Konzils war es wohl ursprünglich gewesen, eine Einigung zwischen Papst und Kaiser zu erzielen, um so den Kreuzzug Ludwigs IX. zu unterstützen, der sowohl des päpstlichen Segens als auch der ideellen, logistischen, materiellen und militärischen Unterstützung des Kaisers bedurfte.[41] Obwohl Thaddaeus seinen kaiserlichen Herren mit allen Kräften verteidigte, scheint das päpstliche Urteil über Letzteren aber schon festgestanden zu haben: In einer Art Schauprozess trat Innozenz IV. auf dem Konzil als Ankläger und Richter auf, erklärte den Staufer zum Antichristen und setzte ihn schließlich ab. Dies sollte wohl auch gegenüber anderen Herrschern in Europa ein Zeichen setzen, einen Konflikt mit dem Papsttum zu vermeiden.[42] Matthaeus Parisiensis zufolge soll Thaddaeus von Suessa mit den Worten dies irae, dies illa („Tag des Zornes, jener Tag“) das Konzil verlassen haben. Der „Tag des Zornes“ von Lyon hatte sich jedoch mit deutlichen Vorzeichen angekündigt. Die Bannung des Kaisers und seine formale Absetzung waren der dramatische Höhepunkt eines langjährigen Konfliktes zwischen Friedrich II. und dem Papsttum. Hier prallten Vertreter zweier Institutionen aufeinander, die beide einen Anspruch auf universelle Herrschaft und auf Führung der lateinischen Christenheit beanspruchten, sich in ihren jeweiligen Einflusssphären wechselseitig bedrohten und ideologisch einen jeweils anderen Umgang mit der islamischen Welt befürworteten.

[§15] Im römisch-deutschen Reich wurde Friedrich II. nach dem Konzil gleich mit zwei Gegenkönigen, nämlich Heinrich Raspe (regn. 1246-1247) und Wilhelm von Holland (regn. 1247-1256), konfrontiert. Noch viel gefährlicher war der mit Unterstützung der lombardischen Städte vom Papst gegen Friedrich II. ausgerufene Kreuzzug. Der Staufer erlitt eine empfindliche Niederlage in der Schlacht von Parma (1248), konnte allerdings kurz vor seinem Tod (1250) das Blatt noch einmal wenden. Aber auch nach dem Tod Friedrichs II. wurde der Kreuzzug gegen seine staufischen Nachfahren fortgesetzt. Im Jahr 1266 besiegelten die Schlacht von Benevent und der Tod Manfreds, Friedrichs Sohn und König von Sizilien (regn. 1258-1266), das Ende der staufischen Herrschaft in Süditalien.[43] Auch der Versuch von Friedrichs Enkel Konradin, die Herrschaft erneut zu übernehmen, scheiterte 1268 mit seiner Niederlage in der Schlacht von Tagliacozzo und seiner Hinrichtung in Neapel.[44]

Kontextualisierung, Analyse & Interpretation

[§16] Im Folgenden sollen die von Thaddaeus von Suessa in seiner Verteidigung Friedrichs II. angesprochenen Punkte in einen weiteren historischen Kontext gestellt werden. Dabei geht es zunächst um die Freundschaft Friedrichs II. mit muslimischen Herrschern, dann den Einsatz muslimischer Söldner in seinen Kampagnen, schließlich die Anwesenheit muslimischer Frauen an seinem Hof. Abschließend wird erörtert, wie sich die Beziehungen, die sowohl Friedrich II. als auch Innozenz IV. zu Muslimen pflegten, voneinander unterschieden.

[§17] Die Freundschaft Friedrichs zum sogenannten Sultan von Babylon ist in den weiteren Kontext des Kreuzzuges von 1228-1229 zu stellen. Wie oben schon dargelegt wurde, stand Friedrich II. aufgrund seines Kreuzzugsgelübdes von 1215 zunehmend unter Druck und wurde aufgrund seiner mehrfachen Verschiebung des Kreuzzugs schließlich von Gregor IX. im Jahr 1227 exkommuniziert. Als Friedrich II. 1228 schließlich zu seinem Kreuzzug aufbrach, erreichte er seine Ziele vornehmlich über Verhandlungen mit dem von Ägypten aus herrschenden Ayyubidensultan al-Malik al-Kāmil (regn. 604-635/1207-1238).[45] Die Gesandten Thomas von Acerra (gest. 1251) und der Emir Faḫr al-Dīn (gest. 647/1250) reisten viel zwischen den Lagern Friedrichs II. und al-Malik al-Kāmils hin und her.[46] Beim Austausch von Geschenken erhielt Friedrich wahrscheinlich einen Elefanten übereignet, mit dem er nach der Schlacht von Cortenueva (1237) in Mailand seine Macht demonstrierte.[47] Da sich die Verhandlungen hinzogen, rückte Friedrich II. von der zum Königreich Jerusalem gehörenden Stadt Akkon auf Jaffa vor und übte damit Druck auf den bei Gaza stehenden al-Malik al-Kāmil aus. Der Sultan und sein Bruder al-Ašraf (gest. 635/1237) befanden sich zu dieser Zeit in einer Auseinandersetzung mit ihrem Neffen al-Nāsir (gest. 659/1261) in Syrien.[48] Ein weiterer Konflikt mit Friedrich II. kam ihnen deshalb ungelegen. Aber auch Friedrich war mit Aufständen in der Lombardei konfrontiert.[49] Beide Seiten konnten daher nicht auf ihren Maximalforderungen bestehen und brauchten einen schnellen Frieden. Dem nur in sekundären Quellen erhaltenen Vertrag zufolge erhielt Friedrich Nazareth und Bethlehem kampflos und bekam zudem die Kontrolle über die Wege zu den heiligen Stätten übertragen. Städte wie Sidon, Caesarea maritima und Montfort, die nominal bereits unter christlicher Herrschaft standen, fielen auch vertraglich an die Christen. Weiterhin wurde eine zehnjährige Waffenruhe vereinbart.[50] In Jerusalem krönte sich Friedrich II. schließlich selbst zum König von Jerusalem und inszenierte sich als erfolgreichen Akteur, der für die Rückeroberung Jerusalems verantwortlich zeichnete.[51] Auch nach seinem Kreuzzug bewahrte sich Friedrich II. gute Beziehungen zu den Ayyubiden von Ägypten.[52] Sowohl al-Kāmils Sohn al-ʿĀdil (regn. 635-637/1238-1240) als auch dessen Nachfolger al-Ṣāliḥ Naǧm al-Dīn Ayyūb (regn. 637- 647/1240-1249) tauschten mit dem Kaiser Briefe und Gesandte aus, darunter Gelehrte, die mit ihm über Logik und Wissenschaft diskutierten.[53] Der Chronist der Ayyubidendynastie Ibn Wāṣil (gest. 697/1298) berichtet sogar, Friedrich habe al-Ṣāliḥ Naǧm al-Dīn Ayyūb vor dem Kreuzzug Ludwigs IX. nach Damiette (1249) gewarnt.[54] Die durch Verhandlungen erreichte temporäre Rückgewinnung Jerusalems wurde von papstfreundlichen Chronisten und den Chronisten Outremers nur mit Vorbehalten akzeptiert. Einzig Roger von Wendover würdigte den Vertrag mit al-Malik al-Kāmil.[55]

[§18] Gegenüber den Muslimen in seinem süditalienischen Königreich agierte Friedrich seinem dortigen Herrschaftsverständnis entsprechend. Anders als in deutschen Landen konnte er sich im Königreich Sizilien auf einen stark ausgeprägten Beamtenapparat stützen, der es ihm ermöglichte, aus eigener Machtvollkommenheit Recht zu setzen und zu regieren.[56] Das zwischen 1234 und 1239 errichtete Tor von Capua, der ersten großen Stadt im Königreich, wenn man von Norden kam, fasste in seinem Bildprogramm das für Süditalien geltende Herrschaftsverständnis Friedrichs zusammen.[57] Der Kaiser war hier neben der allegorischen Figur der Iustitia dargestellt, der die folgende Worte in den Mund gelegt werden:

„Auf des Kaisers Geheiß werde ich zur Wächterin (custodia) dieses Königreichs./ Stürzen werde ich in Schmach, die ich wankelmütig weiß./ Sicher schreite hindurch wer ohne Fehler zu leben gewillt ist./ Aber der Untreue fürchte Bann und im Kerker den Tod.“[58]

[§19] Für jeden, der in das Königreich Sizilien kam, musste also klar sein, dass dort allein kaiserliches Recht galt. Ein weiterer Ausdruck der kaiserlichen Herrschaft waren die Konstitutionen von Melfi (1231). Gemeinsam mit den führenden Juristen seines Reiches sammelte und kodifizierte der Herrscher ein einheitliches Recht für sein Reich und trat somit in der Tradition spätantiker römischer Kaiser, aber auch seines Großvaters Friedrich I. (regn. 1155-1190) auf. Die Gerichtsgewalt war nach Auffassung Friedrichs II. Teil seines Amtes: Der Herrscher ließ sich als „lebendiges Gesetz“ (lex animata) feiern und war gleichzeitig „von den Gesetzen entbunden“ (legibus solutus).[59] Dabei leitete Friedrich II. seinen Herrschaftsanspruch nicht mehr nur von Gott ab, sondern von einer Naturnotwendigkeit (rerum necessitas), die den Kaiser zum Vollstrecker des göttlichen Willens machte.[60] Dieses in der Inschrift von Capua und der Konstitution von Melfi ausgedrückte kaiserliche Selbstverständnis schloss das Papsttum aus und provozierte die Kritik Gregors IX.[61]

[§20] Sein Rechts- und Herrschaftsverständnis und ein starker Beamtenapparat bildeten den Hintergrund, vor dem Friedrich II. eigenmächtig und ohne Rücksicht auf das Papsttum mit seinen muslimischen Untertanen umging. In den frühen 1220ern hatte Friedrich im Bergland Siziliens mit aller Härte muslimische Aufstände niedergeschlagen und die verbliebene Bevölkerung zwischen den 1220ern und den 1240ern in das nordapulische Lucera deportiert.[62] Die muslimische Enklave, die unter dem persönlichen Schutz des Kaisers stand und damit auch von ihm abhängig war, zeigte Friedrich II. gegenüber eine starke Loyalität, welcher er sich bei seinen christlichen Untertanen und Fürsten nicht immer sicher sein konnte. Friedrich II. verlangte von seinen muslimischen Untertanen eine Kopfsteuer, wie sie – unter dem Begriff ǧizya – auch für Christen unter muslimischer Herrschaft üblich war. Er erlaubte ihnen die Ausübung ihrer Religion mitsamt der Implementierung des islamischen Rechts. Außerdem umgab er sich, wie schon seine normannischen Vorgänger, mit einer muslimischen Leibgarde.[63] Die Erklärung Thaddaeus von Suessas, nach welcher der Staufer muslimische Söldner nur deswegen beschäftige, um kein christliches Blut zu vergießen, überzeugt damit nicht. Da diese Friedrich II. besonders ergeben waren, konnte er sie u. a. in seinen Konflikten mit dem Papsttum einsetzen. Eberhard Horst sieht in Friedrichs Verhalten gegenüber seinen muslimischen Untertanen „einen Widerspruch zwischen Toleranz und Intoleranz.“[64] Stürner hingegen erklärt Friedrich II. zum Pragmatiker: Als Herrscher über das Königreich Sizilien habe er dem Grundsatz angehangen, dass Gewaltausübung allein durch ihn Legitimation erhalte.[65]

[§21] Der Vorwurf, einen Harem nach dem Vorbild muslimischer Herrscher zu haben, wurde Friedrich II. nicht nur auf dem Konzil gemacht. Matthaeus Parisiensis berichtet in seiner Chronik zum Jahr 1238 von entsprechenden Vorwürfen auch in der Bevölkerung (murmur in populum).[66] Auch der Florentiner Chronist Ricordano Malispini (fl. 1282) hat das Bild eines wollüstigen, von sarazenischen Konkubinen umgebenen Kaisers in sein Werk aufgenommen.[67] In einem Brief aus dem Jahre 1240 erwähnt Friedrich tatsächlich Dienerinnen (ancillae) in seiner Residenz in Messina, die mit irgendwelchen Arbeiten beschäftig werden sollten. Weiterhin ordnete er auch die Übersendung eines aus Aquitanien stammenden sarazenischen Tänzers an, der auf verschiedene Arten zu springen wisse.[68] Ausgrabungen in Friedrichs Palast in Lucera belegen, dass er dort ein angenehmes Leben führen konnte.[69] Nach Stefan Leder nutzte der Kaiser die muslimische Umgebung bewusst zur Selbstinszenierung. Im Konflikt mit dem Papsttum habe er seine guten Beziehungen in die muslimische Welt hervorgehoben, um seine Unabhängigkeit als Herrscher stärker zu betonen. Diese Facette seines Verhältnisses zur islamischen Sphäre trete in der Rezeption Friedrichs II. in der arabisch-islamischen Geschichtsschreibung in den Hintergrund. Autoren wie z. B. Ibn Wāṣil betonten schließlich vor allem, dass Friedrich II., anders als viele seiner christlichen Zeitgenossen, ein den Muslimen zugewandter Herrscher sei.[70]

[§22] Nach Abhandlung der verschiedenen Facetten von Friedrichs Beziehungen zu Muslimen, mit denen sich das Konzil von Lyon befasste, sollen nun im Vergleich die Beziehungen des anklagenden Papstes Innozenz IV. zur islamischen Welt beleuchtet werden. Dabei wird die Frage gestellt, inwiefern sich die Beziehungen des Papstes zur islamischen Welt von denen des Kaisers unterschieden. Als Oberhaupt der lateinischen Christenheit befand sich nämlich auch Innozenz IV. im direkten Austausch mit muslimischen Eliten und Herrschern. Schon Innozenz III. hatte sich 1199 und 1206 an führende Muslime Siziliens gewandt, um ihre Unterstützung für den noch minderjährigen Friedrich II. zu gewinnen. Karl-Ernst Lupprian hat in seiner Studie und Edition der päpstlichen Korrespondenz mit muslimischen und mongolischen Herrschern Briefe von Innozenz III., Honorius III., Gregor IX. und Innozenz IV. – also aller zu Lebzeiten Friedrichs II. amtierenden Päpste – an muslimische Herrscher im Mittelmeerraum versammelt. Davon gingen fünf an den jeweils herrschenden Almohadenkalifen, einer an die almohadischen Gouverneure von Ceuta und Bejaia, drei an die Hafsiden von Tunis, vier an die Ayyubiden in Kairo, jeweils zwei an die Ayyubiden von Damaskus und Aleppo, sogar einer an den Kalifen in Bagdad. Ferner sind Briefe des Sultans von Konya sowie der ayyubidischen Herrscher und Gouverneure von Damaskus, Ḥimṣ, Karak und Kairo in ihrer lateinischen Fassung erhalten. Aus diesem Zeitraum existiert auch ein einziger arabischer Originalbrief eines Almohadenkalifen an Innozenz IV.[71]

[§23] Eine Analyse dieser Briefe macht deutlich, dass die genannten Päpste gegenüber den jeweiligen muslimischen Herrschern spezifische Ziele verfolgten und dabei – anders oder zumindest stärker als Friedrich II. – immer wieder mit Kommunikationsschwierigkeiten konfrontiert waren. Gegenüber den muslimischen Herrschern des Maghreb ging es v. a. darum, Schutzgarantieren für christliche Gemeinden unter almohadischer und hafsidischer Herrschaft zu erwirken. Im Jahre 1246 korrespondierte Innozenz IV. mit dem hafsidischen Herrscher Abū Zakariyāʾ Yaḥyā (regn. 627-647/1229-1249), dem er einen Bischof für die unter dessen Herrschaft lebenden Christen schickte.[72] Den Almohadenkalifen al-Saʿīd (regn. 640-646/1242-1248) bat er im gleichen Jahr, den Christen seines Reiches befestigte Plätze zu ihrem Schutz zur Verfügung zu stellen.[73] Die Korrespondenz mit den Ayyubiden stand dagegen im Zeichen der Kreuzzüge und lässt den Versuch erkennen, zugunsten der fränkischen Herrschaften im Nahen Osten in innerayyubidische Konflikte einzugreifen. So wandte sich Innozenz IV. 1245 an den ägyptischen Ayyubidensultan al-Malik al-Ṣāliḥ Naǧm al-Dīn Ayyūb, der kurz zuvor in der Schlacht von Gaza eine christlich-muslimische Koalition der fränkischen Herrschaften mit den Ayyubiden aus Damaskus besiegt hatte.[74] Im selben Jahr noch schrieb Innozenz IV. an al-Malik al-Ṣāliḥ ʿImād al-Dīn Ismāʿīl von Damaskus (regn. 635-648/1237-1250), den ayyubidischen Gegenspieler des ägyptischen Siegers von Gaza. Über den Inhalt dieser Korrespondenz wissen wir nur wenig: Im November 1245 teilte der Damaszener Sultan dem Papst mit, er werde die Mitteilungen der Gesandten im tiefsten Winkel seines Herzens verborgen halten, seine Gesandten dem Papst wiederum mündlich Bericht erstatten.[75] Versuchte Innozenz IV. den Damaszener Sultan möglicherweise zu einem Bündnis gegen seinen ägyptischen Rivalen zu bewegen, um so den sich anbahnenden Kreuzzug Ludwigs IX. gegen Damiette zu unterstützen, der auf dem Konzil von Lyon 1245 besprochen worden war?

[§24] Aus dieser Korrespondenz geht in jedem Falle hervor, dass das Papsttum durchaus bereit war, direkt mit muslimischen Eliten in Kontakt zu treten, wenn dies der Förderung seiner Interessen diente. Dies gilt gerade für Innozenz IV., dem Papst also, der auf dem Konzil von Lyon dem Kaiser eine zu große Familiarität mit eben denjenigen muslimischen Herrschern vorwarf, mit denen er selbst brieflich in Kontakt stand. Anders als für Friedrich II. scheint es für den Papst allerdings sehr viel schwieriger gewesen zu sein, mit seinen muslimischen Partnern zu kommunizieren und in einen für beide Seiten gewinnbringenden Austausch zu treten.[76] Dies hängt nicht nur damit zusammen, dass allen muslimischen Herrschern des Mittelmeerraums wohl bekannt war, dass das Papsttum wiederholt Aggressionen gegen die islamische Welt hervorgerufen, unterstützt und auch koordiniert hatte.[77] Auch sprachliche Barrieren, die etwa in einem Brief des Ayyubidensultans al-Manṣūr von Ḥimṣ aus dem Jahr 1246 Niederschlag fanden, stellten nur einen Teil des Problems: In diesem Falle waren dominikanische Gesandte des Papstes nicht fähig gewesen, auf Arabisch mit muslimischen Gelehrten über Glaubensfragen zu diskutieren.[78] Ein Antwortschreiben des ägyptischen Sultans al-Malik al-Ṣāliḥ Naǧm al-Dīn Ayyūb suggeriert, dass päpstliche Kommunikationsversuche mit der islamischen Welt letztlich im Schatten des einflussreicheren Kommunikationspartners, nämlich Friedrichs II., standen. In diesem Brief teilte al-Malik al-Ṣāliḥ dem Papst nämlich mit, dass er die im Anschluss an die Schlacht von Gaza gemachten Vorschläge des Papstes respektiere und denselben Wunsch nach Frieden hege. Dennoch müsse Innozenz IV. verstehen, dass der Sultan keine Abmachung ohne Zustimmung Friedrichs II. treffen werde. Schließlich sei dieser sein Freund und auch schon ein Freund seines Vaters und Großvaters gewesen. Darum habe er seine Antwort an den Papst auch seinem Gesandten am Hofe des Kaisers mitgeteilt.[79] Dem Papst wurde auf diese Weise die begrenzte Reichweite seiner außenpolitischen Avancen klar vor Augen geführt. Begrenzt wurde sie von Friedrichs Netzwerken, der ja nicht nur diplomatische Beziehungen pflegte, sondern auch mit muslimischen Gelehrten in Ost und West in Kontakt stand.[80] So nimmt es kaum Wunder, dass Innozenz IV. auf dem Konzil von Lyon Friedrich II. vorwarf, die Gesandten eben dieses „Sultans von Babylon“ allzu freundlich empfangen zu haben, obwohl dieser den christlichen Einwohnern des Heiligen Landes so großen Schaden zugefügt habe. Seine eigene Korrespondenz mit diesem und anderen muslimischen Herrschern erwähnte Innozenz IV. auf dem Konzil von Lyon dagegen mit keinem Wort.[81]

[§25] Zusammenfassend lässt sich Folgendes festhalten: In der Darstellung der Auseinandersetzungen auf dem ersten Konzil von Lyon durch Matthaeus Parisiensis erkannte Friedrich die Autorität des Papstes durchaus an: Sein Vertreter Thaddaeus von Suessa rechtfertigte des Kaisers pragmatische Toleranz gegenüber Muslimen, seine guten Beziehungen zu muslimischen Herrschern und seine Nutzung muslimischer Söldner und gab an, der Kaiser habe sich der skandalumwitterten muslimischen Konkubinen schon entledigt. Gleichzeitig ließ Friedrich II. seine Auffassung von Herrschaft durch Thaddaeus von Suessa auch entschieden verteidigen. Seine Art des Umgangs mit Muslimen begründete der Kaiser mit dem Hinweis darauf, der Christenheit auf diese Weise kalkulierte Vorteile zu bringen. Seine Beziehungen zu muslimischen Herrschern, Gelehrten und den ihm untergebenen Muslimen zeigen dabei, dass er sich durchaus für verschiedene Facetten islamisch geprägter Kultur interessierte und begeisterte, dabei aber immer bereit war, seinen Herrschaftsanspruch durchzusetzen, wie u. a. seine Deportation der Muslime von Sizilien zeigt. Im Hinblick auf seinen Machtanspruch unterschied sich der Kaiser nur wenig von seinem Kontrahenten, Innozenz IV. Auch dieser stand zur Förderung seiner eigenen Interessen im Austausch mit muslimischen Herrschern und war auch bereit, mit diesen zweckgerichtete Bündnisse einzugehen. Allerdings verfolgten Kaiser und Papst unterschiedliche Ziele: Friedrich nutzte seine Beziehungen zu muslimischen Herrschern, um ein Kreuzzugsgelübde zu erfüllen, das ihn politisch unter Druck setzte, sowie um kultivierte Beziehungen mit den nichtchristlichen Größen seiner Zeit zu pflegen. Diese Beziehungen, die er als Herrscher an einer transmediterranen Schnittstelle zwischen lateinisch-christlich und arabisch-islamisch geprägter Sphäre ungehemmter pflegte als andere zeitgenössische Herrscher der lateinischen Christenheit, brachten ihm ein gewisses Prestige und eine gewisse Unabhängigkeit, die sich u. a. darin äußerte, dass er die politischen Leitlinien des Papsttums zum Umgang mit der islamischen Welt eigentlich nur dann berücksichtigte, wenn dies für sein politisches Überleben unabdingbar war. Innozenz IV. wiederum nutzte seine Beziehungen zu Hafsiden, Almohaden und Ayyubiden v. a. dazu, um die ideologisch fundierten Interessen des universalen Papsttums zu vertreten, das er als die legitime Vertretung der lateinischen Christenheit verstand. Vor diesem Hintergrund bemühte er sich darum, christliche Minderheiten unter muslimischer Herrschaft zu protegieren und Kreuzzugspläne zu fördern. Gerade die Kreuzzugsvorhaben wurden allerdings nicht zuletzt durch die besseren Beziehungen Friedrichs II. behindert. Da Innozenz IV. selbst Beziehungen zu Muslimen pflegte, konnte er Friedrich kaum vorwerfen, ebensolche zu pflegen. Dass er dies dennoch tat, gründete nicht nur im Machtkampf zwischen Kaiser- und Papsttum und der empfundenen Bedrohung des Letzteren durch den Ersteren, sondern auch in zwei verschiedenen ideologischen Haltungen zur islamischen Welt.

Editionen & Übersetzungen

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Matthaeus Parisiensis, Grande chronique de Matthieu Parisiensis, ed. Alphonse Huillard-Bréholles, Paris: Paulin Paris, 1840, Bd. 6, a. 1245, S. 72-73; URL: https://archive.org/details/grandechronique02parigoog/page/n84/mode/2up [Französische Übersetzung].

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Zitierte & weiterführende Literatur

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Zitierempfehlung

Niklas Hann von Weyhern, unter Mitarbeit von Daniel G. König, "1245: Matthaeus Parisiensis zur Verteidigung Friedrichs II. auf dem Konzil von Lyon", in: Transmediterrane Geschichte. Kommentierte Quellenanthologie, ed. Daniel G. König, Theresa Jäckh, Eric Böhme, URL: https://wiki.uni-konstanz.de/transmed-de/index.php/1245:_Matthaeus_Parisiensis_zur_Verteidigung_Friedrichs_II._auf_dem_Konzil_von_Lyon. Letzte Änderung: 23.08.2021. Zugriff: 22.11.2024.

Schlagworte

Absetzung, Ayyubiden, Bann, Frauen, Friedrich II., ǧizya, Gregor IX. Innozenz IV., jizya, Konstitution von Melfi, Konzil von Lyon, Kopftsteuer, Kreuzzug, Lucera, Muslime unter christlicher Herrschaft, Sizilien, Staufer, Sultan von Babylon, Thaddaeus von Suessa, transmediterrane Diplomatie, Papsttum, römisch-deutscher König und Kaiser


  1. Vaughan, Matthew, S. 1, führt als Beispiel an, dass Matthaeus Parisiensis bei seiner Beschreibung der Belagerung von Poitou von nostri anglici spricht.
  2. Vaughan, Matthew, S. 2-3.
  3. Matthaeus Parisiensis, Chronica majora, ed. Henry Richards Luards (Rolls Series), London: Longman 1877, Bd. 4, a. 1247, S. 644-645; Weiler, Stupor, S. 89.
  4. Matthaeus Parisiensis, Chronica majora, ed. Henry Richards Luards (Rolls Series), London: Longman 1872, Bd. 5, a. 1257, S. 617; Weiler, Stupor, S. 89.
  5. Schnith, Matthaeus Paris, Sp. 399-400.
  6. Vaughan, Matthew, S. 6-7.
  7. Schnith, Matthaeus Paris, Sp. 399-400.
  8. Rader, Friedrich II., S. 25.
  9. Matthaeus Parisiensis, Chronica majora, ed. Henry Richards Luards (Rolls Series), Bd. 6, London: Longman 1882; Weiler, Stupor, S. 63-64.
  10. Lewis, The Art of Matthew Paris, S. 213-214.
  11. Rader, Friedrich II., S. 26.
  12. Rader, Friedrich II., S. 26.
  13. Sommerlechner, Stupor Mundi, S. 27.
  14. Rader, Friedrich II., S. 26.
  15. Sommerlechner, Stupor Mundi, S. 27.
  16. Hierzu Houben, Kaiser Friedrich II., S. 175-228.
  17. Weiler, Stupor, S. 79-83.
  18. Siehe hierzu: 1071-1072: Wilhelm von Apulien über die normannische Eroberung Palermos.
  19. Zielinski, Markward von Annweiler, S. 225-226. In dieser Sache schrieb Innozenz III. 1199 und 1206 auch an die Muslime Siziliens, die er um Unterstützung Friedrichs bat, vgl. König, Arabic-Islamic Views, S. 244.
  20. Stürner, Kaiser, S. 31-32.
  21. Powell, Honorius III, S. 521-536; Smith, Honorius III, S. 99-109.
  22. Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 429-462; Mayer, Kreuzzüge, S. 268-279.
  23. Stürner, Kaiser, S. 31-32.
  24. Stürner, Kaiser, S. 34.
  25. Ficzel, Papst als Antichrist, S. 137–158
  26. Siehe hierzu Ascendit de mari bestia blasphemie, ed. Josef Riedmann, in: Die Innsbrucker Briefsammlung. Eine Quelle zur Geschichte Kaiser Friedrichs II. und König Konrad IV. (MGH Epp. saec. XIII 3), Wiesbaden: Harrasowitz Verlag, 2017, Nr. 5, S. 71-81; Ascendit de mari bestia blasphemie, ed. Karl Rodenberg, (MGH Epp. saec. XIII 1), Berlin: Weidmann, 1883, Nr. 750, S. 646-654: „Ascendit de mari bestia blasphemie plena nominibus, que pedibus ursei et leonis (…)“; weiterhin Schaller, Stauferzeit, S. 369-385, Houben, Kaiser Friedrich II., S. 80-81, Rader, Friedrich II., S. 454.
  27. Querimonia Frederici imperatoris super depositione sua contra papam et dominos cardinales, ed. Alphonse Huillard-Bréholles, Historia diplomatica Friderici Secundi, Paris: Henri Plon, 1857, Bd. 5,1, S. 308-312: „Collegerunt pontifices et pharisei consilium in unum et adversus principem et Romanorum imperatorem convenerunt (…).“
  28. Rader, Friedrich II., S. 473.
  29. Vgl. Abulafia, Herrscher, S. 323-324.
  30. Das Erste Konzil von Lyon 1245, ed./übers. Wohlmuth, Dekrete.der ökumenischen Konzilien, S. 283.
  31. Weiler, Stupor, S. 63-64, 89; Vaughan, Matthew, S. 2-4.
  32. Klagelieder 1,12.
  33. Roberg, Innozenz IV., Sp. 437-438.
  34. Richards, al-Malik al-Ṣāliḥ, S. 988-989.
  35. Schaller, Thaddaeus v. Suessa, Sp. 608-609.
  36. Matthaeus Parisiensis, Chronica majora, S. 436: „ad rebellionem scilicet quorundam et insolentiam reprimendam sibi jure subditorum et seditionem expurgandam.“
  37. Matthaeus Parisiensis, Chronica majora, S. 436: „Utitur enim ipsis in expeditionibus, quorum non aestimat casum alicui Christiani deplorandum; et sic parcit Christiano sanguini, ne frustra effundatur.“
  38. Matthaeus Parisiensis, Chronica majora, S. 436: „Muliercularum itaque Sarracenarum non utitur concubitu (…) sed joculatione et quibusdam artificiis muliebribus, quas jam, quia suspectas, amovit irredituras.“
  39. Abulafia, Herrscher, S. 332-333.
  40. Rader, Friedrich II., S. 475.
  41. Baaken, Verhandlungen, S. 553.
  42. Rader, Friedrich II., S. 476-477.
  43. Seibert, Staufer, S. 90-94; Zielinski, Manfred, S. 24-26.
  44. Schaller, Konradin, S. 557-559; Görich, Die Staufer, S. 115-121.
  45. Gottschalk, al-Kāmil, S. 520-521.
  46. Zu Faḫr al-Dīn vgl. Gottschalk, Awlād al-Shaykh, S. 765-766.
  47. Stürner, Friedrich, S. 152-153.
  48. Cahen, Ayyūbids, S. 796-807.
  49. Stürner, Friedrich, S. 153.
  50. Rader, Friedrich II., S. 385-390; Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 429-462; Mayer, Kreuzzüge, S. 268-279.
  51. Houben, Kaiser Friedrich II., S. 52.
  52. Cahen, Ayyūbids, S. 796-807.
  53. Zu beiden Herrschern, siehe Gibb, al-ʿĀdil, S. 197-198; Richards, al-Malik al-Ṣāliḥ, S. 988-989.
  54. Gabrieli, Kreuzzüge, S. 335-336.
  55. Sommerlechner, Stupor Mundi, S. 252.
  56. Stürner, Deutschland, S. 157.
  57. Das Tor wurde im 16. Jahrhundert zerstört und ist heute nur durch Zeichnungen aus der Renaissance überliefert, vgl. Rader, Friedrich II., S. 219; Michalsky, De ponte Capuano, 137-151.
  58. Vgl. Andreas Ungarus, Descriptio victoriae a Karolo provinciae comite reportatae (MGH Scriptores 26), Hannover: Hahn 1882, S. 559-580, hier S. 571: „Cesaris imperio regni concordia [andere Überlieferungen: custodia] fio, / Quam miseros facio quos variare scio; / Intrent securi qui querunt vivere puri, / Infidus excludi timeat vel carcere trudi.“ Übersetzung nach Rader, Friedrich II., S. 218.
  59. Rader, Friedrich II., S. 153.
  60. Constitutiones et acta publica imperatorem et regum, ed Wolfgang Stürner (MGH Const. 2 Suppl.), Hannover: Hahn, 1996, S. 147: „Sicque ipsarum rerum necessitate cogente minus divine provisionis instincta principes gentium sunt creati, per quos posset licentia scelerum coherceri (…)“
  61. Horst, Sultan, S. 129-130.
  62. Abulafia, Herrscher, S. 151-156, Stürner, Friedrich, S. 72-73; Taylor, Muslims.
  63. Abulafia, Herrscher, S. 154.
  64. Horst, Sultan, S. 38-49.
  65. Stürner, Wesen, S. 139.
  66. Matthaeus Parisiensis, Chronica majora, ed. Henry Richards Luards (Rolls Series), London: Longman 1876, Bd. 3, a. 1238, S. 520-521, bzw. Matthaeus Parisiensis, Ex Cronicis Maioribus, ed. Felix Liebermann, Reinhold Pauli (MGH SS 28), Hannover: Hahn, 1888, S. 147: „Dictum etiam fuit emulis suis, ipsum Frethericum imperatorem plus consensisse in legem Machometi quam Iesu Christi et quasdam meretriculas Sarracenas sibi fuisse concubinas. Surrepsitque murmur in populum – quod avertat Dominus a tanto principe ! – Sarracenis a multo tempore ipsum fuisse confederatum et amicum fuisse plus quam christianorum; et id indiciis multis probare conabantur ipsius emuli, qui famam suam conabantur obfuscare.“ Vgl. hierzu Grévin, Rhétorique du pouvoir médiéval, S. 477-482.
  67. Ricordano Malispini, Istoria Fiorentina di Ricordano Malespini gentiluomo fiorentino, ed. Ludovico Antonio Muratori (Scriptores rerum Italicarum), Mailand: Societas Palatinae, 1728, Bd. 8, cap. 112, S. 954: „fu uomo ardito e franco e di grande valore, e di scienza e di senno naturale: fue savissimo e seppe lingua latina e il nostro parlare el Tedesco, Franzese e Greco, Saracinesco, e fu di tutte virtù te e fu copioso, largo e cortese; ma fue dissoluto in lusburia, e tenne molte concubine e malmoluchi a guisa di Saracini, e in tutti diletti corporali si diede, e tenne quasi vita epicurìa, non facendo che mai fosse altra vita.“ Übersetzung bei Klaus Heinisch (Hrsg.): Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten seiner Zeit, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1968, S. 328-329
  68. Brief vom 05. Februar 1240 an den dortigen Finanzverwalter (ad secretum Messanae) in Litterae responsales ad secretum Messanae, ed. Alphonse Huillard-Bréholles, Historia diplomatica Friderici Secundi, Paris: Henri Plon, 1857, Bd. 5,2, S. 722-723: „De ancillis curie nostre que sunt in palatio nostro Messane et, cum nullum servitium faciant, victum a curia nostra recipiunt, mandamus ut statuas eas ad aliqua servitia facienda sive ad filandum sive ad alia quecumque opera ut panem non comedant otiosum. (…) De Saraceno quem invenisti de partibus Aquitanie saltatore, qui cum sicut scripsisti diversimodo saltare sciat, ipsum pro curia nostra retinere curasti, volumus ut et eum ad curiam nostram mictas (…).“ Übersetzung bei Heinisch (Hrsg.), Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten, S. 332-333.
  69. Abulafia, Herrscher, S. 156.
  70. Leder, Kaiser als Freund der Muslime, S. 85, S. 90; vgl. Francesco, Kreuzzüge, S. 337; König, Arabic-Islamic Views, S. 250-252. Zu Ibn Wāṣil siehe Shayyal, Ibn Wāṣil, S. 967.
  71. Lupprian, Beziehungen<nowiki>; König, Phase, S. 16.
  72. Lupprian, Beziehungen, S. 174.
  73. Lupprian, Beziehungen, S. 179-181.
  74. Lupprian, Beziehungen, S. 41, 150-154.
  75. Lupprian, Beziehungen, S. 155.
  76. König, Phase, S. 30-31.
  77. König, Ausstrahlung des Papsttums, S. 15-27, König, Arabic-Islamic Views, S. 246-264.
  78. König, Phase, S. 36.
  79. Lupprian, Beziehungen, S. 41, 150-154.
  80. Siehe dazu Hasse, Mosul and Frederick II., S. 145-154; Amari, Questions philosophiques, S. 240-274; Akasoy, Ibn Sab‘īn’s Sicilian Questions, S. 115-146; Mandalà, Il Prologo, S. 25-94; Mandalà, Sicilian Questions, S. 3-31.
  81. Das Erste Konzil von Lyon 1245, ed./übers. Wohlmuth, Dekrete.der ökumenischen Konzilien, S. 282: „Praeterea coniunctus amicitia detestabili Sarracenis, nuntios et munera pluries destinavit eisdem et ab eis vicissim cum honorificentia et ilaritate recepit ipsorum que ritus amplectitur, illos in cotidianis eius obsequiis notabiliter se cum tenens, eorumdem etiam more uxoribus quas habuit de stirpe regia descendentibus, eunuchos, praecipue quos, ut dicitur serio, castrari fecerat, non erubuit deputare custodes. Et quod execrabilius est, olim exsistens in partibus transmarinis, facta compositione quadam, immo collusione verius cum soldano, Machometi nomen in templo Domini diebus et noctibus publice proclamari permisit. Et nuper nuntios soldani Babiloniae, postquam idem soldanus Terrae sanctae ac christianis habitatoribus eius per se ac suos damna gravissima et inaestimabiles iniurias irrogarat, fecit per regnum Siciliae cum laudibus ad eiusdem soldani extollentiam, sicut fertur, honorifice suscipi et magnifice procurari.“ Englische Übersetzung: Decrees of the Ecumenical Councils, ed. Norman P. Tanner, Bd. 1, Washington D.C.: Georgetown University Press, 1990, S. 273-302, URL: https://www.papalencyclicals.net/councils/ecum13.htm.