711: Ibn ʿAbd al-Ḥakam zur Kollaboration Julians bei der muslimischen Invasion der Iberischen Halbinsel: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Kapitel AR-DE|Daniel G. König|Ibn ʿAbd al-Ḥakam, ''Futūḥ Miṣr wa-aḫbāruhā'', ed. Charles Torrey, Kairo: Madbūlī, 1999, p. 205-206, übers. Daniel G. König, Mohamed Qassiti.|وكان المجاز الذي بينه وبين أهل الأندلُس عليه رجل من العجم يقال له يُليانُ صاحب سَبتة وكان على مدينة على المجاز الى الاندلس يقال له الخَضراءُ والخَضراء ممّا يلى طَنجة وكان يُليان يؤَدّي الطاعة الى لُذريق صاحب الاندلس وكان لذريق يسكن طُلَيطُلة فراسل طارق يُليانَ ولاطفه حتى تَهادَيا وكان يليان قد بعث بابنة له الى لُذريق صاحب الاندلس ليؤَدّبها ويعلّمها فأحبلها فبلغ ذلك يليان فقال لا أرى له عُقبة ولا ممكافأة إلّا أن أُدخِل عليه العرب فبعث الى طارق إني مُدخلك الاندلس وطارق يومئذ بتِلِمسين وموسى بن نصير بالقيروان فقال طارق فإني لا أطمأنّ اليك حتى تبعث الىّ برَهينة فبعث اليه بابنتيه ولم يكن له ولد غيرهما فاقرّهما طارق بتلمسين واستوثق منهما ثم خرج طارق الى يليان وهو بسبتة على المجاز ففرح به حين قدم عليه وقال له أنا مُدخلك الاندلس وكان فيما بين المجازين جبل يقال له اليوم جبل طارق فيما بين سبتة والاندلس فلما أمسى جاءَه يليان بالمراكب فحمله فيها الى ذلك المجاز فأكمن فيه نهاره فلما أمسى ردّ المراكب الى من بقي من اصحابه فحُملوا اليه حتى لم يبق منهم احد ولا يشعر بهم اهل اندلس ولا يظنّون إلّا أن المراكب تختلف بمثل ما كانت تختلف به من منافعهم وكان طارق في آخر فوج ركب فجاز الى اصحابه وتخلّف يليان ومن معه من التُجّار بالخضراء ليكن اطيبَ لأنفس اصحابه واهل بلده.|Die Passage, die zwischen ihm [dem Eroberer Ṭāriq b. Ziyād] und der Bevölkerung von al-Andalus lag, beherrschte ein Nichtaraber (''raǧul min al-ʿaǧam'') namens Julian (''Yulyān''). Er war Herr von Ceuta und Herrscher über eine Stadt an der Meerenge zu al-Andalus, die Algeciras ([''al-ǧazīra'']'' l-ḫaḍrāʾ'') heißt. Algeciras folgt direkt auf Tanger. Julian schuldete nun Roderich (''Luḏrīq''), dem Herrn von al-Andalus, Gehorsam. Roderich residierte in Toledo. Ṭāriq schickte nun eine Botschaft an Julian und zeigte sich besonders freundlich, bis sie Geschenke austauschten. Julian hatte seine Tochter zu Roderich, dem Herrn von al-Andalus, geschickt, um sie erziehen und bilden zu lassen. Dieser schwängerte sie, und diese Nachricht erreichte Julian. Dieser sagte: Ich sehe keine andere Strafe und keine Wiedergutmachung, als dass ich die Araber gegen ihn hereinlasse. Also ließ er Ṭāriq ausrichten: Ich bin Dein Eintritt nach al-Andalus. Ṭāriq war zu dieser Zeit in Tlemcen, während Mūsā b. Nuṣayr in al-Qayrawān war. Ṭāriq sagte: Ich schenke Dir kein Vertrauen, bis Du mir eine Geisel schickst. Also schickte er ihm seine zwei Töchter, denn er hatte außer diesen zwei keinen Nachwuchs. Ṭāriq gab ihnen nun eine Residenz in Tlemcen und gewann durch sie Vertrauen. Dann machte sich Ṭāriq zu Julian, der gerade in Ceuta an der Meerenge war. Er freute sich, als er ihn erreichte, und er ihm sagte: Ich bin Dein Eintritt nach al-Andalus. Zwischen den beiden Passagen [gemeint sind die zwei Meeresrouten, die die nordafrikanische mit der iberischen Küste verbanden], also zwischen Ceuta und al-Andalus, lag ein Berg, der heute „Berg des Ṭāriq“ (''ǧabal Ṭāriq'', d.h. Gibraltar) heißt. Als es Abend wurde, kam Julian mit Booten zu ihm und transportierte ihn darin zu jener Passage, wo er sich am Tag versteckte. Als es dann [wieder] Abend wurde, kehrten die Boote zu denjenigen zurück, die zurückgeblieben waren, und auch sie wurden hinüber transportiert, ohne dass auch nur einer übrig blieb. Die Bevölkerung von al-Andalus bemerkten sie nicht und dachten sich nichts anderes dabei, als dass die Schiffe hin und her fuhren, wie sie es immer, mit ihren Handelsgütern an Bord, zu tun pflegten. Ṭāriq war nun in der letzten Gruppe, die hinüberfuhr. Er stieß zu seinen Gefährten. Hinterher kamen dann Julian und die Händler, die ihn begleiteten, nach Algeciras, damit er die Gemüter seiner Gefährten und die Bevölkerung seiner Stadt beruhigen könne.|5===Autor/in & Werk==
{{Kapitel AR-DE|Daniel G. König|Ibn ʿAbd al-Ḥakam, ''Futūḥ Miṣr wa-aḫbāruhā'', ed. Charles Torrey, Kairo: Madbūlī, 1999, p. 205-206, übers. Daniel G. König, Mohamed Qassiti.|وكان المجاز الذي بينه وبين أهل الأندلُس عليه رجل من العجم يقال له يُليانُ صاحب سَبتة وكان على مدينة على المجاز الى الاندلس يقال له الخَضراءُ والخَضراء ممّا يلى طَنجة وكان يُليان يؤَدّي الطاعة الى لُذريق صاحب الاندلس وكان لذريق يسكن طُلَيطُلة فراسل طارق يُليانَ ولاطفه حتى تَهادَيا وكان يليان قد بعث بابنة له الى لُذريق صاحب الاندلس ليؤَدّبها ويعلّمها فأحبلها فبلغ ذلك يليان فقال لا أرى له عُقبة ولا ممكافأة إلّا أن أُدخِل عليه العرب فبعث الى طارق إني مُدخلك الاندلس وطارق يومئذ بتِلِمسين وموسى بن نصير بالقيروان فقال طارق فإني لا أطمأنّ اليك حتى تبعث الىّ برَهينة فبعث اليه بابنتيه ولم يكن له ولد غيرهما فاقرّهما طارق بتلمسين واستوثق منهما ثم خرج طارق الى يليان وهو بسبتة على المجاز ففرح به حين قدم عليه وقال له أنا مُدخلك الاندلس وكان فيما بين المجازين جبل يقال له اليوم جبل طارق فيما بين سبتة والاندلس فلما أمسى جاءَه يليان بالمراكب فحمله فيها الى ذلك المجاز فأكمن فيه نهاره فلما أمسى ردّ المراكب الى من بقي من اصحابه فحُملوا اليه حتى لم يبق منهم احد ولا يشعر بهم اهل اندلس ولا يظنّون إلّا أن المراكب تختلف بمثل ما كانت تختلف به من منافعهم وكان طارق في آخر فوج ركب فجاز الى اصحابه وتخلّف يليان ومن معه من التُجّار بالخضراء ليكن اطيبَ لأنفس اصحابه واهل بلده.|Die Passage, die zwischen ihm [dem Eroberer Ṭāriq b. Ziyād] und der Bevölkerung von al-Andalus lag, beherrschte ein Nichtaraber (''raǧul min al-ʿaǧam'') namens Julian (''Yulyān''). Er war Herr von Ceuta und Herrscher über eine Stadt an der Meerenge zu al-Andalus, die Algeciras ([''al-ǧazīra'']'' l-ḫaḍrāʾ'') heißt. Algeciras folgt direkt auf Tanger. Julian schuldete nun Roderich (''Luḏrīq''), dem Herrn von al-Andalus, Gehorsam. Roderich residierte in Toledo. Ṭāriq schickte nun eine Botschaft an Julian und zeigte sich besonders freundlich, bis sie Geschenke austauschten. Julian hatte seine Tochter zu Roderich, dem Herrn von al-Andalus, geschickt, um sie erziehen und bilden zu lassen. Dieser schwängerte sie, und diese Nachricht erreichte Julian. Dieser sagte: Ich sehe keine andere Strafe und keine Wiedergutmachung, als dass ich die Araber gegen ihn hereinlasse. Also ließ er Ṭāriq ausrichten: Ich bin Dein Eintritt nach al-Andalus. Ṭāriq war zu dieser Zeit in Tlemcen, während Mūsā b. Nuṣayr in al-Qayrawān war. Ṭāriq sagte: Ich schenke Dir kein Vertrauen, bis Du mir eine Geisel schickst. Also schickte er ihm seine zwei Töchter, denn er hatte außer diesen zwei keinen Nachwuchs. Ṭāriq gab ihnen nun eine Residenz in Tlemcen und gewann durch sie Vertrauen. Dann machte sich Ṭāriq zu Julian, der gerade in Ceuta an der Meerenge war. Er freute sich, als er ihn erreichte, und er ihm sagte: Ich bin Dein Eintritt nach al-Andalus. Zwischen den beiden Passagen [gemeint sind die zwei Meeresrouten, die die nordafrikanische mit der iberischen Küste verbanden], also zwischen Ceuta und al-Andalus, lag ein Berg, der heute „Berg des Ṭāriq“ (''ǧabal Ṭāriq'', d.h. Gibraltar) heißt. Als es Abend wurde, kam Julian mit Booten zu ihm und transportierte ihn darin zu jener Passage, wo er sich am Tag versteckte. Als es dann [wieder] Abend wurde, kehrten die Boote zu denjenigen zurück, die zurückgeblieben waren, und auch sie wurden hinüber transportiert, ohne dass auch nur einer übrig blieb. Die Bevölkerung von al-Andalus bemerkte sie nicht und dachte sich nichts anderes dabei, als dass die Schiffe hin- und herfuhren, wie sie es immer, mit ihren Handelsgütern an Bord, zu tun pflegten. Ṭāriq war nun in der letzten Gruppe, die hinüberfuhr. Er stieß zu seinen Gefährten. Hinterher kamen dann Julian und die Händler, die ihn begleiteten, nach Algeciras, damit er die Gemüter seiner Gefährten und die Bevölkerung seiner Stadt beruhigen könne.|5===Autor/in & Werk==
Der 182/798-99 oder 187/802-803 geborene und 257/871 gestorbene Abū l-Qāsim ʿAbdal''-''Raḥmān b. ʿAbd Allāh b. ʿAbd al-Ḥakam stammte aus einer bekannten Familie, die in und jenseits Ägyptens für ihre intellektuellen Leistungen im Bereich des islamischen Rechts (''fiqh'') der prophetischen Traditionsüberlieferung (''ḥadīṯ'') bekannt war. Der Familie wird neben anderen u. a. die Einführung mālikitischen Rechts in Ägypten sowie die Finanzierung des ersten Aufenthaltes des Rechtsgelehrten al-Šāfiʿī in Ägypten zugeschrieben, der angeblich in ihrem Haus gestorben sein soll. Namensgeber der Familie ist der Großvater des hier besprochenen Autors, der um 171/787-88 verstorbene ʿAbd al-Ḥakam. Sein Sohn ʿAbd Allāh b. ʿAbd al-Ḥakam war Führer der mālikitischen Rechtsschule in Ägypten und Autor mehrerer Werke zum islamischen Recht und der Prophetentradition. In dieselben Fußstapfen traten seine vier Söhne. Ab den 840ern durchlief die Familie mehrere Schwierigkeiten: Zunächst geriet der älteste Sohn Muḥammad, auch ein bekannter Gelehrter, in Konflikt mit den von den Abbasidenkalifen geförderten theologischen Leitlinien der so genannten Muʿtazila, indem er sich gegen die Doktrin eines erschaffenen Koran stellt. Um 237/851-852 wurde der Familie von Seiten des Abbasidenkalifats unterstellt, die Reichtümer des ägyptischen Gouverneurs al-Ǧarawī unrechtmäßig in Besitz genommen zu haben. Trotz baldiger Entlastung der Familie scheint sie durch diesen Skandal ihren früheren Einfluss in Ägypten verloren zu haben.
Der 182/798-99 oder 187/802-803 geborene und 257/871 gestorbene Abū l-Qāsim ʿAbdal''-''Raḥmān b. ʿAbd Allāh b. ʿAbd al-Ḥakam stammte aus einer bekannten Familie, die in und jenseits Ägyptens für ihre intellektuellen Leistungen im Bereich des islamischen Rechts (''fiqh'') der prophetischen Traditionsüberlieferung (''ḥadīṯ'') bekannt war. Der Familie wird neben anderen u. a. die Einführung mālikitischen Rechts in Ägypten sowie die Finanzierung des ersten Aufenthaltes des Rechtsgelehrten al-Šāfiʿī in Ägypten zugeschrieben, der angeblich in ihrem Haus gestorben sein soll. Namensgeber der Familie ist der Großvater des hier besprochenen Autors, der um 171/787-88 verstorbene ʿAbd al-Ḥakam. Sein Sohn ʿAbd Allāh b. ʿAbd al-Ḥakam war Führer der mālikitischen Rechtsschule in Ägypten und Autor mehrerer Werke zum islamischen Recht und der Prophetentradition. In dieselben Fußstapfen traten seine vier Söhne. Ab den 840ern durchlief die Familie mehrere Schwierigkeiten: Zunächst geriet der älteste Sohn Muḥammad, auch ein bekannter Gelehrter, in Konflikt mit den von den Abbasidenkalifen geförderten theologischen Leitlinien der so genannten Muʿtazila, indem er sich gegen die Doktrin eines erschaffenen Koran stellt. Um 237/851-852 wurde der Familie von Seiten des Abbasidenkalifats unterstellt, die Reichtümer des ägyptischen Gouverneurs al-Ǧarawī unrechtmäßig in Besitz genommen zu haben. Trotz baldiger Entlastung der Familie scheint sie durch diesen Skandal ihren früheren Einfluss in Ägypten verloren zu haben.


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