827: Das Chronicon Salernitanum über die Eroberung Siziliens durch die Muslime: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Kapitel_LAT-DE_TAB-4|Theresa Jäckh|''Chronicon Salernitanum''. A Critical Edition with Studies on Literary and Historical Sources and on Language, ed. Ulla Westerbergh (Acta Universitatis Stockholmiensis. Studia latina Stockholmiensia 3), Stockholm: Almqvist & Wiksell International, 1956, cap.&nbsp;60, S.&nbsp;59, übers. Theresa Jäckh.</div>||Zu jener Zeit fiel das Volk der Hagarenen in Sizilien ein. Wie sie denn aber jenes Land aufrieben, dazu liefern wir nun den Bericht: Am äußeren Rand Siziliens gab es einen sehr reichen Mann mit dem Namen Euphemios. Er verlobte sich mit einem Mädchen, das den Namen Homoniza trug und von außerordentlicher Schönheit war. In dieser Zeit stand Sizilien irgendein Griechlein vor. Nachdem er Geld von einem anderen Mann empfangen hatte, raubte er die Verlobte des Euphemios und übergab sie dann dem anderen Mann.
{{Kapitel_LAT-DE_TAB-4|Theresa Jäckh|''Chronicon Salernitanum. A Critical Edition with Studies on Literary and Historical Sources and on Language'', ed. Ulla Westerbergh (Acta Universitatis Stockholmiensis. Studia latina Stockholmiensia 3), Stockholm: Almqvist & Wiksell International, 1956, cap. 60, S. 59, übers. Theresa Jäckh.|5=== Autor/in & Werk  ==
Als dies schließlich unter der Allgemeinheit bekannt und dem Euphemios mitgeteilt wurde, stieß er freilich mit folgenden Worten hervor: „Meine Frau habt ihr wahrlich geschändet. Dieses Jahr soll zugrunde gehen, wenn ich nicht die Frauen vieler schänden lasse.“ Deshalb bestieg er mit seinen Sklaven ein Schiff, eilte nach Afrika und unterbreitete dem König jenes Landes derartige Worte: „Sende mit mir zahlreiche Schiffe, so werde ich ein großes, weites Land unter eure Macht stellen“. Und als der Barbarenkönig solches hörte, freute er sich gewaltig und befahl, dass sich ohne Verzug die ganze Flotte zusammenziehen solle.
Als sie freilich zusammen versammelt waren, begann jener Barbarenkönig mit derartigem Worten: „Nehmt jede Anweisung von diesem meinen Mann und Freund und fürchtet seine Befehle, als wenn es meine wären.“ Und wie er dieses sagte, überließ er ihnen natürlich keine geringfügigen Gaben, sondern viel prächtigere als alles, was Euphemios gegeben hatte. Als sie aber nach Sizilien eilten, überfielen sie es offenbar sogleich und trafen, wie es scheint, auf starken Widerstand. Sie drangen vor, machten zahlreiche Völker untertan, mit Mühe konnten wenige fliehen, die unlängst in die zahlreichen Kastelle und Joche der Berge entflohen sind.
Aber sie verleugneten [töteten] daselbst auch das Griechlein und seine übrigen Begleiter, und von dieser Zeit an begannen sie, über Sizilien zu herrschen. Nachdem er das gehört hatte, war Fürst Sico schließlich sehr traurig, und er trug kaum mehr die Krone auf seinem Haupt, nachdem er vorausgesagt hatte, dass zukünftig das Schwert zwischen den Scharen der Langobarden sein würde. Schließlich sind wegen eines Mädchens andere und bald viele Witwen geworden. Und jene, die früher alle gemeinsam gespeist und gejauchzt haben, vergossen später zahlreiche Tränen wegen eines Griechleins.|5=== Autor/in & Werk  ==


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Das ''Chronicon Salernitanum'' behandelt die Geschichte der Langobarden vom späteren 6.&nbsp; bis ins spätere 10.&nbsp;Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung des Dukats von Benevent und des Fürstentums von Salerno. Der anonyme Verfasser stellt seinem Werk drei Herrscherlisten voraus, die es politisch und chronologisch einordnen: Erstens werden die langobardischen Könige von Albuin (regn. 560/568-72/3) bis Desiderius (regn. 757-74) genannt; zweitens die fränkischen Könige beginnend mit entweder Pippin dem Älteren oder Mittleren (regn. 615/625-640 / 697-715) über Karl den Großen (regn. 768-814) und ihm folgend die fränkisch-sächsischen Herrscher bis zu Otto&nbsp;III. (regn. 983-1002) sowie drittens die langobardischen Herrscher Benevents von Zotto (regn. 571-591) bis zu Radelchis&nbsp;II. (regn. 881-900). Die eigentliche Erzählung setzt mit dem Pontifikat Papst Zaccharias (sed. 741-752) ein. Für die frühe Berichterstattung zur fränkisch-karolingischen Politik stützt sich der Autor stark auf den ''Liber Pontificalis''. Sein vorwiegendes Interesse gilt bald aber den internen Konflikten der Langobarden und der Abspaltung der Fürstentümer, zumal Salernos (851), und deren weitere Entwicklungen im Mächtegeflecht der süditalienischen Halbinsel. Für mehrere Teile verwendet der Verfasser ausgiebig Passagen aus der ''Origo Gentis Langobardorum'', der ''Historia Langobardorum'' und der ''Chronica Sancti Benedicti Casinensis''. Der Quellenwert des ''Chronicon Salernitanum'' wurde nach seiner Erstedition daher zunächst geringgeschätzt. Mittlerweile herrscht jedoch Einigkeit darüber, dass die – wenn auch in Teilen kompilative – Chronik von größter Bedeutung für die Geschichtsforschung zu Süditalien ist.<ref name="ftn1">Delogu, ''Mito'', S. 237-277; Pohl, ''Werkstätte'', S. 55-67, weist zurecht darauf hin, dass das ''Chronicon Salernitanum'' „mehr Aufmerksamkeit“ verdienen würde.</ref> Gerade für die Zeit ab etwa der Mitte des 9.&nbsp;Jahrhunderts erhält die Komposition des Anonymus selbstständigeren Charakter, und er berichtet in eigentümlicher Breite und Anschaulichkeit. Wurde dieser Stil bisweilen in den Bereich der „Volksmärchen“<ref name="ftn2">Manitius, ''Geschichte'', S. 199.</ref> verwiesen, zeigt die genaue Analyse aber eine argumentative Logik der Erzählweise. Die Quelle ist vor allem deswegen wertvoll, weil sie eine lateinische Perspektive auf die Aktivitäten der Muslime in Süditalien und deren kurzzeitige Herrschaftsetablierung in den Emiraten von Bari und Tarent bietet. Weiter gewährt das ''Chronicon Salernitanum'' besondere Einblicke in die Beziehungen der konkurrierenden Städte Salerno, Neapel und Amalfi. In diesem Kontext schließlich bricht die Chronik unvermittelt in derjenigen Phase ab, in der die Salernitaner Prinzenbrüder Gisulf&nbsp;I. (regn. 978-981) und Pandulf (regn. 981) mit den Amalfitanern ringen, die sich schließlich unter Manso (regn. 966-1004 als Herzog von Amalfi, regn. 966-983 als Prinz von Salerno) für einige Zeit Salernos bemächtigen sollten. </div>
Das ''Chronicon Salernitanum'' behandelt die Geschichte der Langobarden vom späteren 6.&nbsp; bis ins spätere 10.&nbsp;Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung des Dukats von Benevent und des Fürstentums von Salerno. Der anonyme Verfasser stellt seinem Werk drei Herrscherlisten voraus, die es politisch und chronologisch einordnen: Erstens werden die langobardischen Könige von Albuin (regn. 560/568-72/3) bis Desiderius (regn. 757-74) genannt; zweitens die fränkischen Könige beginnend mit entweder Pippin dem Älteren oder Mittleren (regn. 615/625-640 / 697-715) über Karl den Großen (regn. 768-814) und ihm folgend die fränkisch-sächsischen Herrscher bis zu Otto&nbsp;III. (regn. 983-1002) sowie drittens die langobardischen Herrscher Benevents von Zotto (regn. 571-591) bis zu Radelchis&nbsp;II. (regn. 881-900). Die eigentliche Erzählung setzt mit dem Pontifikat Papst Zaccharias (sed. 741-752) ein. Für die frühe Berichterstattung zur fränkisch-karolingischen Politik stützt sich der Autor stark auf den ''Liber Pontificalis''. Sein vorwiegendes Interesse gilt bald aber den internen Konflikten der Langobarden und der Abspaltung der Fürstentümer, zumal Salernos (851), und deren weitere Entwicklungen im Mächtegeflecht der süditalienischen Halbinsel. Für mehrere Teile verwendet der Verfasser ausgiebig Passagen aus der ''Origo Gentis Langobardorum'', der ''Historia Langobardorum'' und der ''Chronica Sancti Benedicti Casinensis''. Der Quellenwert des ''Chronicon Salernitanum'' wurde nach seiner Erstedition daher zunächst geringgeschätzt. Mittlerweile herrscht jedoch Einigkeit darüber, dass die – wenn auch in Teilen kompilative – Chronik von größter Bedeutung für die Geschichtsforschung zu Süditalien ist.<ref name="ftn1">Delogu, ''Mito'', S. 237-277; Pohl, ''Werkstätte'', S. 55-67, weist zurecht darauf hin, dass das ''Chronicon Salernitanum'' „mehr Aufmerksamkeit“ verdienen würde.</ref> Gerade für die Zeit ab etwa der Mitte des 9.&nbsp;Jahrhunderts erhält die Komposition des Anonymus selbstständigeren Charakter, und er berichtet in eigentümlicher Breite und Anschaulichkeit. Wurde dieser Stil bisweilen in den Bereich der „Volksmärchen“<ref name="ftn2">Manitius, ''Geschichte'', S. 199.</ref> verwiesen, zeigt die genaue Analyse aber eine argumentative Logik der Erzählweise. Die Quelle ist vor allem deswegen wertvoll, weil sie eine lateinische Perspektive auf die Aktivitäten der Muslime in Süditalien und deren kurzzeitige Herrschaftsetablierung in den Emiraten von Bari und Tarent bietet. Weiter gewährt das ''Chronicon Salernitanum'' besondere Einblicke in die Beziehungen der konkurrierenden Städte Salerno, Neapel und Amalfi. In diesem Kontext schließlich bricht die Chronik unvermittelt in derjenigen Phase ab, in der die Salernitaner Prinzenbrüder Gisulf&nbsp;I. (regn. 978-981) und Pandulf (regn. 981) mit den Amalfitanern ringen, die sich schließlich unter Manso (regn. 966-1004 als Herzog von Amalfi, regn. 966-983 als Prinz von Salerno) für einige Zeit Salernos bemächtigen sollten. </div>


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Über den Autor selbst erfahren wir wenig. Als Ort seines Schreibens kann auf Grund mehrerer Indizien die Stadt Salerno ausgemacht werden, deren Archive er für sein Werk nutzte und deren Inschriften er kannte.<ref name="ftn3">''Chronicon Salernitanum'', ed. Westerbergh, S. 202f. und S. 219f.</ref> Er war offenbar Geistlicher und, da er mehrfach die Abtei von Montecassino lobend erwähnt, folgerte man, dass er selbst Benediktiner war. Die Abtei San Benedetto in Salerno wurde folglich als Lebensmittelpunkt des Verfassers plausibel gemacht.<sup> </sup><ref name="ftn4">''Chronicon Salernitanum'', ed. Westerbergh, S. XIII.</ref>Spekuliert wurde weiter, ob und welche Beziehungen er zum langobardischen Hof von Salerno gehabt haben könnte.<ref name="ftn5">Kreutz, ''Normans'', S. 95.</ref> In diesem Kontext erwähnenswert ist, dass die einzige autobiographische Notiz in der Chronik daran erinnert, dass der Vorfahr des Verfassers, ein gewisser Radoald, wegen Spannungen mit Rofried, einem Getreuen des Herzogs Sicard von Benevent (regn. 832-839), von Benevent nach Neapel fliehen musste.<ref name="ftn6">''Chronicon Salernitanum'', ed. Westerbergh, cap. 68, S. 65f.</ref> Während daraus geschlossen wurde, dass der Autor adliger Abstammung war,<ref name="ftn7">Manitius, ''Geschichte'', S. 198; ''Chronicon Salernitanum'', ed. Westerbergh, S. XIII. </ref> ließe sich weiter vermuten, dass daraus auch eine gewisse Distanz gegenüber der beneventanischen Linie langobardischer Herrscher resultieren könnte. Taviani-Carozzi argumentierte für die Identifikation des unbekannten Autors mit dem Abt von San Benedetto in Salerno, der zwischen 986 und 990 nachweisbar ist und den gleichen Namen wie der genannte Vorfahr Radoald trug. Obwohl diese Deutung auch mit dem Verfassungszeitraum des ''Chronicon'' zwischen 973 (letztes erwähntes Ereignis) und 996 (Otto&nbsp;III. wird bereits als Kaiser bezeichnet) korrelieren würde, ist dieser Vorschlag in der italienischen (Lokal-)Forschung heftig zurückgewiesen worden.<ref name="ftn8">Taviani-Carozzi, ''Principauté'', S. 85-91; dagegen Palmieri, Identità, S. 225, S. 232; Delogu, Conquista, S. 213f.</ref> </div>
<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Über den Autor selbst erfahren wir wenig. Als Ort seines Schreibens kann auf Grund mehrerer Indizien die Stadt Salerno ausgemacht werden, deren Archive er für sein Werk nutzte und deren Inschriften er kannte.<ref name="ftn3">''Chronicon Salernitanum'', ed. Westerbergh, S. 202f. und S. 219f.</ref> Er war offenbar Geistlicher und, da er mehrfach die Abtei von Montecassino lobend erwähnt, folgerte man, dass er selbst Benediktiner war. Die Abtei San Benedetto in Salerno wurde folglich als Lebensmittelpunkt des Verfassers plausibel gemacht.<sup> </sup><ref name="ftn4">''Chronicon Salernitanum'', ed. Westerbergh, S. XIII.</ref>Spekuliert wurde weiter, ob und welche Beziehungen er zum langobardischen Hof von Salerno gehabt haben könnte.<ref name="ftn5">Kreutz, ''Normans'', S. 95.</ref> In diesem Kontext erwähnenswert ist, dass die einzige autobiographische Notiz in der Chronik daran erinnert, dass der Vorfahr des Verfassers, ein gewisser Radoald, wegen Spannungen mit Rofried, einem Getreuen des Herzogs Sicard von Benevent (regn. 832-839), von Benevent nach Neapel fliehen musste.<ref name="ftn6">''Chronicon Salernitanum'', ed. Westerbergh, cap. 68, S. 65f.</ref> Während daraus geschlossen wurde, dass der Autor adliger Abstammung war,<ref name="ftn7">Manitius, ''Geschichte'', S. 198; ''Chronicon Salernitanum'', ed. Westerbergh, S. XIII. </ref> ließe sich weiter vermuten, dass daraus auch eine gewisse Distanz gegenüber der beneventanischen Linie langobardischer Herrscher resultieren könnte. Taviani-Carozzi argumentierte für die Identifikation des unbekannten Autors mit dem Abt von San Benedetto in Salerno, der zwischen 986 und 990 nachweisbar ist und den gleichen Namen wie der genannte Vorfahr Radoald trug. Obwohl diese Deutung auch mit dem Verfassungszeitraum des ''Chronicon'' zwischen 973 (letztes erwähntes Ereignis) und 996 (Otto&nbsp;III. wird bereits als Kaiser bezeichnet) korrelieren würde, ist dieser Vorschlag in der italienischen (Lokal-)Forschung heftig zurückgewiesen worden.<ref name="ftn8">Taviani-Carozzi, ''Principauté'', S. 85-91; dagegen Palmieri, Identità, S. 225, S. 232; Delogu, Conquista, S. 213f.</ref> </div>
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<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Dass Euphemios von dem anonymen Autor zunächst als Beschädigter erscheint, der erst nach erfahrenem Unrecht auf Rache sinnt und daher mit dem König in ''Africa ''paktiert, unterscheidet sich von den byzantinischen und arabisch-islamischen Darstellungen, in denen er als Krimineller und Verräter bzw. als Überläufer charakterisiert wird. Im ''Chronicon Salernitanum'' werden „der andere Mann“ und zumal das „Griechlein“ als Übeltäter bewertet, die mit ihrer Gier – nach einer Frau einerseits und nach Geld andererseits – Krieg ausgelöst und so der Bevölkerung Leid zugefügt haben. Die abfällige Verwendung des Diminutiv ''Greaculus'' für den Repräsentanten der Byzantiner unterstreicht die negative Wahrnehmung, ja Verachtung ihrer politischen Führung seitens des Salernitaner Autors. Der „Barbarenkönig“ erscheint als außenstehende dritte Partei, die von den inner-sizilischen Konflikten profitierte und das Bündnis mit Euphemios als willkommene Möglichkeit ansah sein Territorium zu vergrößern. Dabei betont der Anonymus vermerkt, die Bevölkerung Siziliens habe mit Widerstand auf die Eroberer reagiert. Der Hinweis darauf, sie hätten sich überdies neuerdings in Burgen und Festungen zurückgezogen, kann archäologisch nachgewiesen werden und wird in der Sizilienforschung unter dem Begriff des ''incastellamento'' gefasst.<ref name="ftn19">Maurici, ''Castelli''.</ref> Vor allem im Osten der Insel blieb das griechische Christentum in diesen Befestigungen bis über die islamische Herrschaft hinweg bestehen.</div>
<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Dass Euphemios von dem anonymen Autor zunächst als Beschädigter erscheint, der erst nach erfahrenem Unrecht auf Rache sinnt und daher mit dem König in ''Africa ''paktiert, unterscheidet sich von den byzantinischen und arabisch-islamischen Darstellungen, in denen er als Krimineller und Verräter bzw. als Überläufer charakterisiert wird. Im ''Chronicon Salernitanum'' werden „der andere Mann“ und zumal das „Griechlein“ als Übeltäter bewertet, die mit ihrer Gier – nach einer Frau einerseits und nach Geld andererseits – Krieg ausgelöst und so der Bevölkerung Leid zugefügt haben. Die abfällige Verwendung des Diminutiv ''Greaculus'' für den Repräsentanten der Byzantiner unterstreicht die negative Wahrnehmung, ja Verachtung ihrer politischen Führung seitens des Salernitaner Autors. Der „Barbarenkönig“ erscheint als außenstehende dritte Partei, die von den inner-sizilischen Konflikten profitierte und das Bündnis mit Euphemios als willkommene Möglichkeit ansah sein Territorium zu vergrößern. Dabei betont der Anonymus vermerkt, die Bevölkerung Siziliens habe mit Widerstand auf die Eroberer reagiert. Der Hinweis darauf, sie hätten sich überdies neuerdings in Burgen und Festungen zurückgezogen, kann archäologisch nachgewiesen werden und wird in der Sizilienforschung unter dem Begriff des ''incastellamento'' gefasst.<ref name="ftn19">Maurici, ''Castelli''.</ref> Vor allem im Osten der Insel blieb das griechische Christentum in diesen Befestigungen bis über die islamische Herrschaft hinweg bestehen.</div>


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Die Eroberung Siziliens im ''Chronicon Salernitanum'' endet mit einer Schuldzuweisung: Ein einziger Bösewicht, das „Griechlein“, habe zahlreiche Tränen verursacht und zu Spaltung geführt, wo vormalig Einheit geherrscht habe. Diese zusammenfassende Bewertung der Ereignisse legt der Verfasser dem Herzog Sico von Benevent (regn. 817-832) in den Mund, der unmittelbar daran anschließend vorausgesagt habe, dass bald auch die Langobarden durch das Schwert getrennt würden. Der Anonymus scheint mit dieser Vorausdeutung nicht etwa auf das Erstarken der Muslime und die daraus resultierenden militärischen Konfrontationen anzuspielen. Viel mehr zielt er auf die bevorstehenden Revolten unter Sico’s Sohn Siculf, die in den folgenden Kapiteln ausführlich geschildert werden und in der Abspaltung des Fürstentums Salerno mündeten. So leitet der Autor aus der islamischen Eroberung Siziliens eine moralische Lehre ab und projiziert diese auf die politischen Entwicklungen seiner Heimat. Dass zu Beginn der Geschichte der Kampf um eine Frau als Kriegsbegründung angeführt wird, ist dabei ein Motiv, dass sich auch in anderen Eroberungserzählungen finden lässt.<ref name="ftn20">711: Ibn ʿAbd al-Ḥakam zur Kollaboration Julians bei der muslimischen Invasion der Iberischen Halbinsel; 711-745: Ibn al-Qūṭiyya zur Kooperation seiner westgotischen Vorfahren mit den muslimischen Eroberern.</ref> </div>|6=''Chronicon Salernitanum''. A Critical Edition with Studies on Literary and Historical Sources and on Language, ed. Ulla Westerbergh (Acta Universitatis Stockholmiensis. Studia latina Stockholmiensia 3), Stockholm: Almqvist & Wiksell International, 1956.</div>
<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Die Eroberung Siziliens im ''Chronicon Salernitanum'' endet mit einer Schuldzuweisung: Ein einziger Bösewicht, das „Griechlein“, habe zahlreiche Tränen verursacht und zu Spaltung geführt, wo vormalig Einheit geherrscht habe. Diese zusammenfassende Bewertung der Ereignisse legt der Verfasser dem Herzog Sico von Benevent (regn. 817-832) in den Mund, der unmittelbar daran anschließend vorausgesagt habe, dass bald auch die Langobarden durch das Schwert getrennt würden. Der Anonymus scheint mit dieser Vorausdeutung nicht etwa auf das Erstarken der Muslime und die daraus resultierenden militärischen Konfrontationen anzuspielen. Viel mehr zielt er auf die bevorstehenden Revolten unter Sico’s Sohn Siculf, die in den folgenden Kapiteln ausführlich geschildert werden und in der Abspaltung des Fürstentums Salerno mündeten. So leitet der Autor aus der islamischen Eroberung Siziliens eine moralische Lehre ab und projiziert diese auf die politischen Entwicklungen seiner Heimat. Dass zu Beginn der Geschichte der Kampf um eine Frau als Kriegsbegründung angeführt wird, ist dabei ein Motiv, dass sich auch in anderen Eroberungserzählungen finden lässt.<ref name="ftn20">711: Ibn ʿAbd al-Ḥakam zur Kollaboration Julians bei der muslimischen Invasion der Iberischen Halbinsel; 711-745: Ibn al-Qūṭiyya zur Kooperation seiner westgotischen Vorfahren mit den muslimischen Eroberern.</ref> </div>|6=''Chronicon Salernitanum. A Critical Edition with Studies on Literary and Historical Sources and on Language'', ed. Ulla Westerbergh (Acta Universitatis Stockholmiensis. Studia latina Stockholmiensia 3), Stockholm: Almqvist & Wiksell International, 1956.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">''Chronicon Salernitanum ''(sec. X), ed. Arturo Carucci, Salerno: Edizioni Salernum, 1988.</div>
''Chronicon Salernitanum ''(sec. X), ed. Arturo Carucci, Salerno: Edizioni Salernum, 1988.


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Chronicon Salernitanum, ed. Georg Heinrich Pertz, in: ''MGH SS 3'', Hannover: Hahn’sche Buchhandlung, 1839, S. 467-561.</div>|7=<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Cicco, Giuseppe Gianluca: La Langobardi meridionale e le relazioni commerciali nell’area mediterranea: il caso di Salerno, in: ''Reti Medievali Rivista 10'' (2009), S. 59-87.</div>
''Chronicon Salernitanum'', ed. Georg Heinrich Pertz (MGH SS 3), Hannover: Hahn’sche Buchhandlung, 1839, S. 467-561.|7=<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Cicco, Giuseppe Gianluca: La Langobardi meridionale e le relazioni commerciali nell’area mediterranea: il caso di Salerno, in: ''Reti Medievali Rivista 10'' (2009), S. 59-87.</div>


<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Delogu, Paulo: ''Mito di una città meridionale (Salerno, secoli VIII-XI)'', Neapel: Liguori, 1977.</div>
<div style="margin-left:0cm;margin-right:0cm;">Delogu, Paulo: ''Mito di una città meridionale (Salerno, secoli VIII-XI)'', Neapel: Liguori, 1977.</div>
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